Die Krieger der Théluan. Hans P Vogt. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Hans P Vogt
Издательство: Автор
Серия:
Жанр произведения: Современная зарубежная литература
Год издания: 0
isbn: 9783942652469
Скачать книгу
aufgespießt und über dem Feuer gebraten. Dazu gab es Früchte.

      Die Gruppe war fast vollzählig zusammen. Das gemeinsame Essen war offenbar ein Ritual, bei dem niemand fehlen durfte, außer den Wachen, die stets unsichtbar um das Dorf herum aufgestellt waren. Das Essen reichte für alle. Die Portionen waren nicht groß, aber die Péruan aßen viel weniger, als die Menschen in Berlin.

      Offenbar waren in der Sippe Männer und Frauen gleichberechtigt, wenn sie auch unterschiedliche Aufgaben hatten. Die Männer gingen jagen. Sie nahmen fast immer einige der Kinder mit. Die Frauen sorgten für den „Haushalt“, stellten Fallen auf, zerlegten Tiere, trockneten Blätter und Häute.

      Die Kinder wurden mit viel Liebe behandelt. Sie durften sich einige Freiheiten erlauben, wurden aber freundlich und meist lachend ermahnt, wenn sie zu übermütig wurden.

      Ohne dass Denis das wusste, hatte der Anführer, der „Takilada“ des Dorfes, bereits Boten zur großen Stadt geschickt, um von der „Ankunft des Gottes“ zu berichten.

      Als Dennis den Anführer auf die große Stadt ansprach, erklärte ihm der Takilada, dass die Péruan die große Stadt nicht betreten durften. Das sei das Privilig der Théluan. Weit vor der großen Stadt gäbe es aber Ansiedlungen. Dort durften die Péruan hin. Zwei seiner Leute seien bereits auf dem Weg dorthin, um zu berichten. Man würde sicher eine Abordnung schicken. Aber das würde eine Weile dauern. Der Weg sei weit.

      Als Dennis fragte, wann das sei, wollte sich der Anführer nicht festlegen. Der Weg sei weit.

      Den Rest des Tages verbrachte Dennis, um seine Sprachkenntnisse zu verbessern. Er lernte viele Worte, versuchte auch immer wieder die Worte zu wiederholen und sich einzuprägen. Er lernte, dass die Péruan ein fröhliches, ja ausgelassenes Volk waren. Es gab Nahrung, Früchte und Wasser für jeden. Mehr als genug. Der Dschungel bot alles, was die Menschen brauchten. Dennis erhielt auch seinen Lendenschurz. Er war aus Leder, extra für Dennis angefertigt.

      Eines der Mädchen war gekommen und hatte ihn kichernd angepasst.

      Zu Mittag gab es nichts. Als Dennis die Alte darauf ansprach, erfuhr er, dass er jederzeit Obst haben könne, und sie öffnete im hinteren Teil der Hütte eine Bodenplatte aus Moosen und Erde. Dort war ein Geviert ausgehoben. Darin lagen verschiedene Früchte, die von der Erde frisch gehalten wurden, wie in einem Kühlschrank. Sie hatten sehr feste Schalen, und die Alte und das Mädchen mussten Dennis zeigen, wie er die fremden Früchte öffnet und verzehrt.

      Dennis bat die Alte, ob er am nächsten Tag mit zum Fischen gehen dürfe. Sie nickte und schickte sofort ihre Enkelin los.

      Abends wurde wieder gemeinsam gegessen, dann gingen die Péruan zum Baden in den Fluss. Noch bevor es ganz dunkel wurde, gingen sie schlafen. Einige schliefen in den Hütten, andere benutzten die Matten, die zwischen die Bäume gehängt waren. Dennis sah, dass immer ein Speer in der Nähe lehnte und eines der langen Messer bereit lag. Die Péruan waren wachsam.

      Als Dennis sich zurückzog, wurde er von der Alten und dem Mädchen begleitet. Kkhiso und Polia bezogen ein Lager am Boden und bedeuteten Dennis, in der Hängematte zu schlafen. Das sei sicherer. Dennis wurde zwar als Gott angesehen, doch er war in Menschengestalt zu ihnen gekommen, also war der Thénnis verwundbar. Sie würden für seine Sicherheit sorgen, um sich nicht den Zorn der „Großen Sonne“ zuzuziehen.

      Bevor es ganz dunkel wurde, hörte Dennis, dass die Péruan vereinzelt aufstanden. Er hörte leise Unterhaltung. Manchmal wurde gekichert. Dennis hörte auch Geräusche der Liebe.

      Das wiederholte sich an den nächsten Abenden. Später erfuhr Dennis, dass es den jungen Mädchen vorbehalten war, sich einen Ehemann auszusuchen.

      Sie schliefen mit unterschiedlichen Partnern, bevor sich die jungen Mädchen endgültig für einen jungen Mann entschieden, mit dem sie dann für immer zusammen blieben. Manchmal entstanden aus diesen flüchtigen Bindungen Kinder, aber das galt als völlig normal.

      3.

      Am nächsten Morgen standen die Péruan mit der Sonne auf.

      Zunächst wurde im Fluss ein gemeinsames Bad genommen. Dennis lernte, dass die Péruan das immer so machen. Sie waren sehr reinlich. Morgens und abends wurde gemeinsam gebadet. Es war ein Ritus, der nur in Zeiten von Gefahr durchbrochen werden durfte.

      Dann brach die Jagdgruppe auf zum Fischen. Dennis begleitete sie. Sie gingen vielleicht eine halbe Stunde. Der Fluss war an dieser Stelle ziemlich reißend, aber es gab auch einige flache Stellen, wo die Männer stehen konnten.

      Dennis wurde bedeutet, mit den Kindern am Ufer zu bleiben.

      Einer der Erwachsenen blieb im flachen Uferbereich, bewaffnet mit einem Speer und er beobachtete das Wasser sehr aufmerksam.

      Die Männer stiegen ins Wasser. Von Zeit zu Zeit stießen ihre Speere blitzschnell zu, und sie zogen einen Fisch aus dem Wasser, der silbrig glänzte und wild zappelte. Die Männer warfen sie an Land. Die Kinder fingen die zappelnden Fische geschickt auf, sie schlugen mit Stöcken, an die ein Stein gebunden war, geschickt hinter den Kopf der Fische, dann wurden die Fische in mitgebrachten Säcken verstaut.

      Als die Männer genug hatten, verließen sie das Wasser und kehrten in ihr Dorf zurück.

      Dennis sollte lernen, dass das Frühstück der Péruan stets aus frisch gefangenem oder gebratenem Fisch und aus Obst bestand.

      Dennis fühlte sich nach ein paar Tagen gestärkt und voller Kraft. Das Eiweiß und das Fett der Fische waren proteinreich, das frische Obst tat ihm gut. Das war eindeutig besser als Burger oder Pommes, obwohl es salzlos war.

      Dennis lernte, Fische auszunehmen und zu jagen. Er war der einzige Mann in der Gruppe, der Fische ausnahm. Sonst machten das nur die Frauen. Aber Dennis galt ihnen als Gott. Er durfte sich über diese Regeln hinwegsetzen.

      Dennis lernte bald, dass die Männer mit den Speeren am Ufer eine wichtige Aufgabe hatten.

      Am nächsten Tag stieß einer der Männer einen Warnruf aus, dann sprang er ins Wasser und stach blitzschnell zu.

      Es war eine Schlange. Etwa zwei Meter lang. Der Kopf wurde diesmal nicht abgehackt, die Schlange wurde geschickt hinter dem Kopf festgehalten, ein Lederband wurde um den Kopf gewickelt, dann wurde die Schlange in einen Sack gesteckt.

      Die Gruppe brach sofort auf und ging zurück, obwohl die Jagd noch nicht beendet war. Im Dorf wurde der Sack den Frauen übergeben. Sie holten die Schlange heraus, packten sie hinter dem Kopf, das Band wurde vorsichtig gelöst, dann wurde der noch nicht toten Schlange eine rote Frucht hingehalten, in welche die Schlange mehrfach wütend hineinbiss. Die Frauen hielten den Kopf immer noch fest, und einer der Männer schlug den Kopf ab.

      Diese Schlange war etwas Besonderes. Sie verfügte über ein gefährliches Gift, das den Menschen innerhalb weniger Minuten lähmen und töten konnte. Das Gift konnte mit diesen roten Früchten aufgefangen werden, und es diente als Pfeilgift.

      Das Fruchtfleisch wurde aufgekocht und vorsichtig in Gefäße gefüllt. Die Jäger konnten sich die verschließbaren Gefäße mit Lederriemen umhängen und ihre Pfeilspitzen hineintauchen. Das war eine absolut tödliche Waffe. Ein kleiner Ritz in die Haut genügte, um jeden Gegner in wenigen Minuten außer Gefecht zu setzen.

      Dennis blieb jetzt bei den Frauen, um sich zu unterhalten und bei der Aufbereitung des Giftes zuzusehen. Die Männer und Kinder gingen wieder zum Jagen.

      4.

      Einige Tage später sollte Dennis erfahren, wie wichtig dieses Gift für die Indios war.

      Dennis war im Dorf geblieben. Die Frauen wollten heute weben. Dennis wollte ihnen zusehen.

      Die Frauen hatten lange Fäden gesammelt, die zu einer Schlingpflanze gehört, die weit oben in den Wipfeln der Bäume wächst. Sie hatten die Fäden getrocknet.