Die Krieger der Théluan. Hans P Vogt. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Hans P Vogt
Издательство: Автор
Серия:
Жанр произведения: Современная зарубежная литература
Год издания: 0
isbn: 9783942652469
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wie rohe ungekochte Spaghetti vom Kopf zu stehen. Es knisterte im Haar. Die Priester waren bleich vor Angst.

      Dennis befahl den Théluan sich hinzusetzen und ihre Waffen nicht anzurühren. Dann zog er sich in die Gruppe der Freunde zurück, und setzte sich auch auf den Boden.

      Der Feuerschein um Dennis erlosch, und Dennis wandte sich an die Priester: „Mein Name ist Thénnis (er sprach das so aus, wie die Péruan ihn aussprachen). Ihr seid von weit hergekommen. Was wünscht ihr?“

      Es dauerte eine Weile, bis einer der Priester antwortete. Sie standen immer noch unter Schock.

      Es war eine eindrucksvolle Demonstration von Macht, die der Fremde ihnen da gezeigt hatte. Sie waren nun vollständig überzeugt, dass es sich hier um einen Gott handelte, vielleicht sogar um den großen mächtigen Sonnengott selbst. Der Name bewies das. Der Fremde sprach mit einem Akzent, der ihnen völlig unbekannt war. Er musste von weit her gekommen sein.

      Die Priester schwiegen lange.

      Dann begannen sie.

      Die Péruan hätten eine Nachricht geschickt. Die Sonnenkönigin Quokalil habe Anweisung erteilt, den Fremden zu ihr zu bringen. Aber nachdem sie nun selbst gesehen hätten, dass Dennis ein Gott sei, würden sie in bitten, mit ihnen in die heilige Stadt Quedsa zu reisen.

      Dennis fühlte Jubel in sich und zugleich Ungewissheit in die Zukunft, und Trauer. Nun musste er seine Freunde verlassen, und es waren wirklich gute Freunde geworden.

      Dennis nickte den Priestern zu. Ja. Sie könnten am nächsten Tag abreisen, wenn die Priester dazu bereit seien.

      Die Priester hörten das gern.

      Dann lud Dennis sie, im Namen der Dorfbewohner, zum Abendessen ein. Die Fremden waren nun freundlich, ja achtungsvoll. Sie ließen es sich nicht nehmen, ordentlich zuzulangen.

      Sie reisten erst am übernächsten Tag ab. Die Dorfbewohner bauten eine Art Sänfte, die für Dennis bestimmt war. Der Takilada bestand darauf, dass die Sänfte mit dem Pantherfell ausgekleidet wurde. Außerdem gab es Verhandlungen zwischen den Priestern und dem Takilada. Sie führten dazu, dass am übernächsten Tag drei Mädchen und fünf junge Männer die Reise mit ihm gemeinsam antraten. Unter den Begleitern waren auch Faroa und Polia. Sie trugen Beutel mit Trockenfleisch und Früchten für unterwegs.

      Dennis freute sich darüber, wusste er doch zu diesem Zeitpunkt den wahren Grund nicht, warum die acht Freunde mit ihm kommen mussten.

      2.

      Als sie am übernächsten Tag die Reise antraten, nahm Dennis in der Sänfte platz, die abwechselnd von jeweils vier der Krieger getragen wurde. Alle andern marschierten. Sie liefen erstaunlich schnell.

      Dennis hatte am Anfang den Gedanken, die Sänfte im Dorf zu lassen und ebenso zu laufen, aber er hatte überlegt, dass das bei den Priestern Zweifel auslösen könnte. Als Gott, als der er angesehen wurde, musste Dennis dieses Spiel mitmachen.

      Er sah schnell ein, dass er das mörderische Tempo keine zwei Stunden durchgehalten hätte, das die Théluan und die Péruan durch den feuchten und heißen Regenwald vorhielten.

      Nach einigen schmalen Pfaden war die Gruppe auf einem breiten Weg durch den Dschungel gekommen, der ganz offenbar, wie eine Strasse angelegt war, um größeren Gruppen eine schnelle Fortbewegung zu ermöglichen.

      Dennis Gruppe wurde sogar zweimal von Läufern überholt, die nur mit einem Lendenschurz bekleidet waren, aber einen ganz eigenartigen Haarschmuck trugen. Sie hatten Büschel von Kolibrifedern in den Pferdeschwanz gebunden, und trugen dort auch ein goldenes Emblem der Sonne.

      Später erfuhr Dennis, dass dies die Boten der Théluan sind, die Nachrichten von den verschiedenen Teilen des Reiches zur Hauptstadt bringen. Es waren eigens ausgebildete Läufer, die ohne eine jede Pause den ganzen Tag durchliefen, und auf diese Weise bis zu 150 Kilometer an einem Tag zurücklegten.

      Niemand sonst hatte ein so schnelles Informationssystem wie die Théluan. Das machte sie fast unangreifbar. Dennis sollte später erfahren, dass die Krieger der Thé (was übersetzt heißt, die Krieger der Sonne) im Kriegsfall auf dieselbe Weise vorwärts kommen und als ein Heer aus mehreren tausend Menschen immerhin bis zu 80 Kilometer am Tag zurücklegen konnten.

      Am Abend rasteten sie an einem Fluss. Hängematten wurden in die Bäume gehängt. Die Gruppe schlief nach einem kurzen Mahl aus getrocknetem Fleisch und Früchten schnell ein.

      Am nächsten Tag ging es im selben Tempo weiter. Da die Gruppe mit der Sänfte nicht so schnell vorwärts kam, schafften sie ungefähr 50 oder 60 Kilometer am Tag, aber selbst das war eine gewaltige Leistung.

      Am zweiten Abend kamen sie in ein Dorf, das dem der Péruan ähnelte. Alle schliefen in Hängematten, aber Dennis konnte in dieser Nacht nicht mit Polia zusammensein. Er sprach mit ihr.

      Sie versicherte ihm ihre Liebe. Aber sie sagte, sie könne nicht zu ihm kommen. Einen Grund gab sie nicht an.

      Am nächsten Tag wurden zwei von Dennis Freunden zurückgeschickt. Dafür stießen acht neue Leute aus dem Dorf zu ihrer Reisegruppe. Auch jetzt waren es drei Mädchen und fünf junge Männer.

      Sie kamen in ein weiteres Dorf. Dennis winkte Polia zu sich, aber Polia traute sich nicht. Das machte Dennis stutzig. Er ging zu ihr und sah, dass sie Striemen von Schlägen auf dem Rücken hatte. Das ging zu weit. Er winkte die Priester zu sich und stellte sie zur Rede.

      Dennis erfuhr, dass Polia seit der Abreise Eigentum der Sonnengöttin sei und dass es ihr nicht mehr gestattet war, mit Dennis zu sprechen. Sie hatte das Verbot missachtet und war deshalb gezüchtigt worden. Dennis wurde ernstlich böse.

      Polia - sagte Dennis - gehöre zu ihm. Er verlange, dass Polia anständig behandelt wird. Er verbrämte das mit einer unverhüllten Drohung. Dennis übertrieb maßlos. Was hätte er wirklich gegen diese Übermacht tun können? Aber er ahnte seine neue Position als Gott und er spielte diesen Trumpf geschickt aus, und wieder erhielt Dennis die Hilfe seines Bruders Patrick. Der Lichtschein, der sich um Dennis hüllte war diesmal anders. Als er die Priester berührte, stöhnten die heiligen Männer auf. Es war wie Stiche von tausend Nadeln. Überall. An den Händen, an den Beinen, unter der Kleidung, am Kopf, ja selbst an den Augäpfeln, was besonders schmerzhaft war. Sie fielen schließlich vor Dennis auf die Knie und baten um Gnade.

      In dieser Nacht durfte Polia in seiner Hängematte schlafen und sie erzählte ihm in leisen Worten, dass sie und die anderen Mädchen und jungen Männer, Teil der Tributzahlung waren, welche die Sonnengöttin von den Péruan verlangt hatte. Manche jungen Männer würden Diener oder Krieger werden, viele würden in die Minen geschickt. Die Mädchen würden den Kriegern als Belohnung zur Sklavin gegeben oder sie wurden für heilige Zeremonien aufbewahrt. Als Tochter des Häuptlings sei sie für die Teilnahme an Riten ausgesucht worden.

      Als Dennis nachfragte, schüttelte Polia den Kopf. So genau wusste sie nicht, was in der großen Stadt mit ihr passieren würde, aber sie fragte Dennis, ob er damals sehr überrascht war, als sie sich zu ihm legte. Als Dennis nickte, erzählte Polia, dass es ihr verboten war zu heiraten. Schon als kleines Mädchen sei sie ausgewählt worden für die heiligen Zeremonien. „Viele Mädchen in meinem Alter sind bereits verheiratet“. Sie durfte zwar mit Dennis zusammen sein, weil ihr Vater das erlaubt hatte, aber als Auserwählte hätte sie eigentlich Jungfrau bleiben müssen. Polias Vater hatte sich über dieses Gebot nur hinweggesetzt, weil Dennis etwas besonderes sei. Sie hoffte jetzt, dass der Vater, oder das Dorf, nicht dafür bestraft würden, wenn das herauskäme.

      Dennis war wieder geschockt. Hoffentlich hatte er da nicht etwas Unbedachtes getan. Er überlegte lange, dann erklärte er Polia, er würde versuchen, sie und ihr Dorf zu schützen.

      „Ich weiß noch nicht wie“ sagte Dennis offen, „ich kenne die Gebräche und Sitten der Théluan noch nicht. Aber ich werde einen Weg finden.“

      Polia