Die Krieger der Théluan. Hans P Vogt. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Hans P Vogt
Издательство: Автор
Серия:
Жанр произведения: Современная зарубежная литература
Год издания: 0
isbn: 9783942652469
Скачать книгу
zum Henker war er bloß?

      2.

      Sie waren auf die Jagd gegangen wie immer. Anfangs hatten sie gelacht und gescherzt. Dann wurden sie schweigsam, um die Beute nicht zu verjagen. Sie hatten mit ihren Pfeilen fünf rehähnliche Tiere erlegt die bei ihnen Mara Mara hießen, und sie hatten mit ihren langen und leicht gekrümmten Messern drei mittelgroße Würgeschlangen geköpft. Diese Schlangen galten bei ihnen als Delikatesse. Einige waren weit hinauf in die Bäume geklettert und hatten Früchte und Blätter gesammelt.

      Sie waren auf dem Heimweg in ihr Dorf, als sie diesen gewaltigen Lichtblitz vor sich sahen. Sie kannten Blitze. Das gab es hier im Regenwald oft. Dieser war anders. Sie kannten Donner, doch diesmal gab es keinen Laut.

      Dann hörten sie etwas durch die Bäume fallen, etwa so, wie wenn sie mit ihren Pfeilen einen Affen aus der Baumkrone schießen.

      Sie waren hingeeilt, wo der Affe liegen musste, aber sie waren abrupt stehen geblieben. Dort auf dem Boden lag ein seltsames Bündel. Um dieses Etwas bewegte sich ein gleißender Lichtstrom. Zuckend und blaugeädert. Dann ebbte der Schein ab, und sie sahen mehr. Es war kein Affe. Es hatte keine Tierhaut. Es hatte nichts, was sie an ein Tier oder gar an einen Menschen erinnerte. So etwas hatten sie noch nie gesehen.

      Sie hatten zunächst die Speere gehoben um zuzustoßen, so wie sie das immer machen. Dann hatten sie gesehen, dass dieses Bündel einen Kopf hatte. Es hatte weiße Haut und weiße Haare. Es hatte Hände, die ihren eigenen glichen, aber auch die waren weiß. Sie hatten noch nie in ihrem Leben zuvor einen Weißen gesehen. Aber sie wussten vom Hörensagen, dass es weiße Haut und weißes Haar gibt. Ihre eigene Königin war weiß, und sie war die einzige in ihrem Volk. Nur sie hatte dieses gewaltige Privileg. Und nun war dieses Bündel, dieses Fremde dort, auch weiß. Es musste von göttlicher Herkunft sein. Dann richtete sich dieses Etwas auf.

      Sie hatten zum Himmel hinaufgeschaut, und dann waren sie, einer nach dem anderen, vor diesem Etwas auf die Knie gefallen.

      Das hier musste ein Gott sein. Direkt aus der Sonne zu ihnen herabgestiegen. Es hatte eine Art Panzer an, wahrscheinlich um sich gegen die Hitze der Sonnenstrahlen oder gegen ihre Speere zu schützen. (Sie hatten nie zuvor Kleidung gesehen, wie Dennis sie trug und hielten das für ein Panzerkleid.)

      So verharrten sie in dieser ehrfürchtigen Starre, bis es dem „Sonnengott“ gefiel, sie anzusprechen.

      3.

      Als Dennis zu reden begann, wollten einige aufspringen und fliehen. Es waren seltsame Laute. Sie fürchteten sich. Sie hatten den Blitz gesehen und die Strahlen um diesen fremden Gott. Was war, wenn er ihnen einen Blitzstrahl nachschickte?

      Er musste sie ereilen. Eine Flucht war nicht möglich. Sie konnten nur hoffen, den fremden Gott gnädig zu stimmen.

      Also warteten sie ab.

      Sie blieben in ihrer demütigen Haltung, die auch bei ihren eigenen Hunden, bei Raubkatzen, bei Affen und auch bei vielen anderen Tieren der einzige Schutz war, um nicht die Ungnade des Stärkeren und den eigenen Tod zu provozieren.

      Nur der Anführer nahm ein Mara Mara, kroch auf den fremden Gott zu, legte es ihm als Opfergabe zu Füßen, und zog sich, den Kopf immer noch tief gebeugt, wieder zurück.

      Dennis sah die Gesten, und er verstand das Ritual annähernd. Aber er verstand nicht das Warum.

      Als erstes wollte er wissen, wo er hier gelandet war, und er fragte in deutsch: „Könnt ihr mir sagen, wo ich hier bin?“ Als es keine Reaktion gab, versuchte er es mit englisch, das er seit der fünften Klasse gelernt hatte: „Can you tell me, where we are?“ Es gab wieder keine Reaktion, so kramte Dennis alle Brocken französisch zusammen „Ici - nous sommes?“ Es war dieselbe Reaktion. Nichts.

      Sie verstanden ihn nicht. War das hier so abgeschnitten von jeder Zivilisation, dass die hier nur ihre eigene Sprache sprachen?

      Er atmete tief durch. Dann entsann er sich an seine Gespräche mit den Ratten. Damals hatte er durch Patricks Hilfe einen Weg gefunden. Er selbst sprach nie die Sprache der Ratten, aber er konnte sie verstehen, und es gab da dieses Kauderwelsch, so dass die Ratten auch ihn verstehen konnten. Konnte es sein, dass es eine Art Weltsprache gab, die von Tieren und Menschen gleichermaßen verstanden werden konnte? Zumindest in den groben Zusammenhängen?

      Er hatte eine Weile stumm dagestanden und überlegt. Die Fremden verharrten immer noch in ihrer Starre.

      Dann bat Dennis seinen Bruder Patrick um Hilfe. Er breitete die Arme aus, er konzentrierte sich, es begann um Dennis zu leuchten, und er begann seinen Singsang, der langsam in eine Art Wortsprache überging. Der Wortstrom floss aus ihm heraus wie ein Quell.

      Und jetzt bemerkte Dennis, dass die Fremden reagierten.

      Als erstes hob der Fremde den Kopf, den er für den Anführer hielt. Er blieb gebückt, aber er sah Dennis in die Augen, und er klebte förmlich an Dennis Lippen. Ehrfürchtig.

      Der Anführer konnte nicht alles verstehen, was Dennis sagte, aber er verstand, dass der Gott hierher zu ihnen gekommen war, weil er sich auf seinem Weg verirrt hatte. Er gebot seinen Stammesmitgliedern sich zu erheben. Sie standen um Dennis herum, sie sahen diesen Schein, und sie lauschten seinen Worten.

      Erst als Dennis geendet hatte, antwortete der Anführer in seiner eigenen Sprache.

      Sie gehörten zu dem „Volk der Peruan“, dass „am großen Fluss“ lebt, und das zur großen Völkerfamilie der Théluan gehört. Er sprach das Wort „Théluan“ geradezu andächtig aus. Die „große Stadt der Sonnenkönigin“ sei aber viele Tagesreisen entfernt. Als er den Namen der Sonnenkönigin „Quokalil“ aussprach, verneigten sich die Fremden voller Ehrfurcht.

      Dennis verstand den Namen nicht ganz, und er verstand auch nicht alles, was der Fremde ihm erzählte, aber er verstand, dass es eine mächtige Anführerin geben musste, die ein großes Volk regiert.

      Dennis verstand allerdings immer weniger, wo er eigentlich war. Eins war sicher, er war hier im Urwald gelandet. Es musste hier einen großen Fluss geben und eine große Stadt, mit einem ihm unbekannten Volk. Also war es das Beste, mit den Fremden freundlich zu sein, mit ihnen zu gehen, und sie zu bitten, ihn in die große Stadt zu bringen. Außerdem war es ziemlich heiß. Dennis hatte immer noch seine Wintersachen an, und er zog jetzt seine warme Jacke und sein Sweatshirt aus, um sich das um die Hüfte zu binden.

      Während der Anführer dem „fremden Gott“ noch erzählte, sahen die Peruan, wie der Fremde begann, sich seiner Rüstung zu entledigen. Sie erschreckten sich zuerst, doch dann dachten sie, es sei ein gutes Zeichen.

      Sie waren erfreut, dass der weiße Gott Menschengestalt hatte, so wie sie, und er war wirklich völlig weiß. Sie sahen seine nackten weißen Arme und Schultern, und sie sahen das kleine Zeichen der Sonne an seinem Oberarm. Sie wussten nicht, was ein Tattoo ist, aber auch die kleine Tätowierung an Dennis Oberarm war für sie der Beweis, dass der Fremde direkt von der Sonne zu ihnen herabgestiegen war.

      Der Anführer stockte in seiner Rede. Die ganze Gruppe stöhnte ein ehrfürchtiges Ahhh. Es gab kleine spitze Schreie der Verwunderung und der Hochachtung. Sie rückten dichter, um sich Dennis Tattoo aus der Nähe anzusehen. Sie zeigten auf das Tattoo, aber sie trauten sich nicht, Dennis anzufassen.

      Obwohl sich der Ring enger um Dennis schloss, spürte er keine Feindseligkeit. Also wartete er ab.

      Als er sah, dass die Fremden von seinem Tattoo so fasziniert waren, hob er die Hände, blickte hinauf zur Sonne und erklärte in seinem Kauderwelsch, ja, er sei von da oben von der Sonne herabgestiegen, und durch die Bäume herunter gefallen auf die Erde.

      Das war für die Peruan der letzte Beweis, dass Dennis ein Gott war. Es war eine Auszeichnung für sie. Ihr Stamm würde dadurch in der Gunst