Europäische Urbanisierung (1000-2000). Dieter Schott. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Dieter Schott
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Документальная литература
Год издания: 0
isbn: 9783846340257
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Venedig eine hohe religiöse Attraktivität und eine große Zahl von Pilgern, die die Reliquien des Heiligen Markus verehren wollten. Wirtschaftlich etablierte sich Venedig schon von frühester Zeit an als Handelsstadt, denn angesichts der prekären Lage auf den Inseln, gab es keinerlei Land für den Anbau von Getreide und anderen Lebensmitteln in nächster Nähe. Anbieten konnte man Fische, die in der Lagune reichlich zu fangen waren, sowie Salz, das man in flachen Becken planmäßig aus dem Meerwasser gewann. Die Handelsinteressen Venedigs, die sich rasch bis in das östliche Mittelmeer ausdehnten, wurden durch eine schlagkräftige Kriegsflotte nachdrücklich unterstützt; Venedig, das formell unter der Hoheit von Byzanz stand, erhielt 1082 vom byzantinischen Kaiser Alexios I. Komnenos das Privileg, im ganzen Herrschaftsbereich Ostroms zollfrei Handel treiben zu dürfen. Damit wurde Venedig zur wichtigsten Drehscheibe zwischen Okzident und Orient; Haupthandelsgüter waren neben Fisch und Salz auch Getreide und Holz, Luxuswaren aus dem Orient und Sklaven. Seit dem 11. Jahrhundert baute Venedig ein meerbasiertes Empire von Stützpunkten und befestigten Häfen im östlichen Mittelmeer auf, das zur Absicherung der Handelsrouten diente, nicht – etwa im Unterschied zu den Bestrebungen zahlreicher norditalienischer Städte im Hinblick auf ihr Territorium, – zum Aufbau einer Festlandsmacht. Dieser vor allem maritim bestimmte Herrschaftsbereich wurde stato da mar genannt und in einer Zeremonie jährlich beschworen, in der sich der jeweilige Doge, der aus der Führungsgruppe der Stadt gewählte oberste Repräsentant Venedigs, symbolisch mit dem Meer vermählte.41 [<<62]

      1 Carlo M. Cipolla: Before the Industrial Revolution. European Society and Economy, 1000–1700, London 32005, S. 2–3.

      2 Vgl. Hans-Werner Goetz: Leben im Mittelalter: vom 7. bis zum 13. Jahrhundert, München 5. Auflage 1994, S. 20–21; Gerrit Deutschländer: Bevölkerungsentwicklung im Mittelalter, in: Matthias Meinhardt (Hrsg.): Mittelalter, München 2009, S. 17; Peter Clark: European Cities and Towns, 400–2000, Oxford 2009, S. 32; Michael North: Europa expandiert. 1200–1500, Stuttgart 2007, S. 18–22.

      3 Vgl. Ian C. Simmons: An Environmental History of Great Britain, Edinburgh 2001, S. 70; Rüdiger Glaser: Klimageschichte Mitteleuropas. 1200 Jahre Wetter, Klima, Katastrophen, Darmstadt 2. Erweiterte Auflage 2008, S. 59–60.

      4 Vgl. James, A. Galloway: Driven by Drink? Ale Consumption and the Agrarian Economy of the London Region, c. 1300–1400, in: Martha Carlin/Joel T. Rosenthal (Hrsg.): Food and Eating in Medieval Europe, Cambridge 1998, S. 88; Werner Rösener: Bauern im Mittelalter, München 4. Auflage 1991, S. 112.

      5 Vgl. Henning, Vorindustrielles Deutschland, S. 53–54.

      6 Vgl. Max Weber: Die Stadt. in: Archiv für Sozialwissenschaft und Sozialpolitik 47 (1921), S. 621–772. Aus der umfangreichen Sekundärliteratur dazu vgl. Hinnerk Bruhns/Wilfried Nippel (Hrsg.): Max Weber und die Stadt im Kulturvergleich, Göttingen 2000; Otto Gerhard Oexle: Max Weber und die okzidentale Stadt, in: Erich Schmidt (Hrsg.): Stadt – Gemeinde – Genossenschaft: Festschrift für Gerhard Dilcher zum 70. Geburtstag, Berlin 2003, S. 375–388; Christian Meier (Hrsg.): Die okzidentale Stadt nach Max Weber: zum Problem der Zugehörigkeit in Antike und Mittelalter, München 1994 [=Historische Zeitschrift, Beiheft 17].

      7 Vgl. Hans-Werner Goetz: Kirchenreform und Investiturstreit: 910–1122, Stuttgart (2. Aufl.) 2008, bes. S. 67–118.

      8 Vgl. Schmieder, Stadt, S. 57.

      9 Bernd Schneidmüller: Die Staufer und Italien – oder: drei europäische Innovationsregionen. Ein Schlusswort, in: Ders./Stefan Weinfurter/Alfried Wieczorek (Hrsg.): Verwandlungen des Stauferreichs. Drei Innovationsregionen im mittelalterlichen Europa, Darmstadt 2010, S. 478–486, hier S. 481; vgl. auch Schmieder, Stadt, S. 60.

      10 Vgl. Goetz, Kirchenreform, S. 119–184.

      11 Vgl. Schmieder, Stadt, S. 47 u. 75.

      12 Lamperti monachi Hersfeldensis Opera. Ed. Oswald Holder-Egger, Hannover 1894 (MGS Scriptores rerum Germanicarum in us. Schol. Editum. 38), S. 169, zit. nach Schmieder, Stadt, S. 69–70.

      13 Vgl. Schmieder, Stadt, S. 70–71.

      14 Schmieder, Stadt, 77 u. 78.