„Die Rohstoffindustrie ist Fluch und Segen zugleich“, analysiert Human Rights Watch die verfahrene Situation: „Die Minenprojekte haben gewalttätige Konflikte, Missbrauch und verheerende Umweltschäden entfacht. Die Staatseinkünfte verschwinden durch Korruption und Missmanagement und bringen den Bürgern keine Verbesserung.“ Die von Chinesen geführte Ramu-Nickel-Mine an der Ostküste zeigt, wie es nicht laufen soll. „Sie bringen Technologie der 1960er-Jahre, sie vergewaltigen unser Land, die Regierung profitiert, aber wir sehen nichts davon“, kritisiert ein Anrainer. Der Ärger speist sich aus der Angst vor Umweltschäden, der Sorge um das Überleben des Dorfes, Frust über die Regierung und Misstrauen gegen die wenig integrierfreudigen Chinesen. Die Regierung betreibe einen Ausverkauf des Landes, fülle sich die eigenen Taschen und die Bevölkerung bekomme nichts, schimpfen die Dorfbewohner: „Entwicklung hat gute und schlechte Seiten, aber wir sehen nur die schlechten.“
Papua-Neuguineas Natur ist von internationalen Minenprojekten bedroht.
Japan
Berühmt, berüchtigt, beneidet für:
Der rotwangige Schwarzbär Kumamon ist das populärste Maskottchen des Landes und durfte sogar vor dem Kaiserpaar tanzen. Der Rummel um die niedlichen yuru-kyara (entspannte Figuren) im Comic-Stil kennt kaum Grenzen. Firmen, Behörden und Regionen ringen mit den bunten Figuren um Aufmerksamkeit.
Fläche: | 377.930 Quadratkilometer, so groß wie Deutschland und Slowenien zusammen |
Einwohner: | 126.045.000, eineinhalb Mal soviel wie Deutschland |
Bei Oes
Japan ist ein wunderbares Land mit wundervollen Menschen. Zwei durfte ich kennen und schätzen lernen. Zum Abschied schenkte mir das Ehepaar Oe einen selbst gefalteten Papierkranich und ein T-Shirt mit der Aufschrift „Hiroshima loves peace“. Drei Tage lang war ich ihr Gast. Ich habe das moderne Tokio gesehen und das alte Kyoto, Hightech und Teezeremonie, Geishas und Karaoke … – interessant, fremd, schön. Vor allem in Erinnerung geblieben sind mir aber die Oes und ihr Hiroshima. In einen japanischen Privathaushalt eingeladen zu sein, habe ich als intimeres Miteinander erlebt als irgendwo anders. Alles war so ordentlich, so putzig, so lieb. Alles sollte perfekt sein und war es auch.
Kenzaburo Oe, der japanische Literatur-Nobelpreisträger, oft als Gewissen der Nation bezeichnet und (nur) Namensvetter meiner Gastgeber, hat diese japanische Eigenheit, alles so gut, so schön, so perfekt wie möglich zu machen, in Beziehung zu den Atombombenabwürfen auf Hiroshima und Nagasaki gestellt. In seinem Buch „Hiroshima notes“ schreibt er: Von der ersten Minute nach dem Atom-Blitz an haben die noch mit dem Leben davon Gekommenen daran gearbeitet „diese Hölle wieder so menschenfreundlich wie sie nur können zu machen“. Sie haben die Toten begraben, den Todkranken ein würdiges Sterben ermöglicht, die Verwundeten gepflegt, die Brände gelöscht, den Schutt weggeräumt … Oe sagt, das haben die Menschen von Hiroshima zuerst für sich selbst gemacht. Gleichzeitig haben sie „aber damit auch die Belastung für die Gewissen derer erleichtert, die die Atombombe geworfen haben“. Oe ist überzeugt: Die Menschen von Hiroshima haben in die Hölle eine Ausgangstür gebaut.
Ich durfte in Hiroshima eine Überlebende treffen. Als die Bombe detonierte, war sie 15 Jahre alt. Der Lichtstrahl sei im ersten Moment schön gewesen, sagte sie. Erst dann tat sich der Blick in die Hölle auf: Die Gesichter der Menschen sind geschwollen und es war nichts Menschliches mehr an ihnen zu erkennen. Ihre Mutter beugte sich schützend über sie. Als sie nach zwanzig Jahren Leiden an den Folgen dieses Tages starb, hörte die Tochter die Glasscherben, die ihre Mutter abgefangen hatte, in der Urne scheppern – und beschloss, als Überlebende vor Besuchern Zeugnis zu geben.
Origami Kranich
Dann stand ich mit „meinen“ Oes im Museum vor einem steinernen Hauseingang, auf dem noch der Schatten eines Menschen zu erkennen war. Der saß dort am Morgen des 6. August 1945, bis ihn die Bombe auslöschte. Dieser Schatten symbolisiert für mich die schiere Gewalt von Atombomben. Und deswegen habe ich es im ersten Moment hilflos, sinnlos, lächerlich empfunden, dass man in Hiroshima mit Origami-Papierkranichen, auch wenn es Zigtausende sind und es immer mehr werden, gegen eine derartige Macht anzukämpfen versucht. Mittlerweile denke ich anders. Das verdanke ich meinen Oes in Hiroshima, die mir drei Tage lang gezeigt haben, was der Dichter so beschreibt: „Weich ist stärker als hart. Wasser ist stärker als Fels. Liebe ist stärker als Gewalt.“
Friedenspark und Gedenkstätte in Hiroshima
Republik Palau
Berühmt, berüchtigt, beneidet für:
Die Chelbacheb-Inseln ragen wie grün bewachsene Pilzköpfe aus Kalkstein aus dem Wasser: Tunnel, Höhlen und Seen haben sich im porösen Stein mit Welterbe-Status gebildet. Gemeinsames Schwimmen mit Millionen Quallen ist dort eine Touristenattraktion.
Fläche: | 459 Quadratkilometer, so groß wie Andorra |
Einwohner: | 17.661, ein Viertel von Andorra |
We are family
Palau ist ein wunderbares Land mit wundervollen Menschen, für die Politik Familiensache ist. 2016 wurde Präsident Tommy Remengesau bei der Wahl von seinem Schwager Surangel Whipps herausgefordert. Whipps warb mit einem Neubeginn nach der zwölfjährigen Präsidentschaft seines Schwagers. Erst nach Auszählung der Briefwahlstimmen setzte sich Remengesau mit lediglich 264 Stimmen Vorsprung durch. Der Gewinner sprach von einem „bittersüßen Sieg“ und sagte gegenüber „Agence France-Presse“: „Verwandte sollten nicht gegeneinander antreten. Für mich war das die härteste und emotionalste Wahl. So etwas sollte niemand durchmachen müssen.“ Ob sich seine Hoffnung erfüllte, Schwester und Schwager den Sieg mit ihm feierten, wurde von den Korrespondenten nicht mehr berichtet.
Chelbacheb-Inseln
Am 15. Dezember 1994, einem Donnerstag, billigte die UN-Vollversammlung eine Empfehlung des Weltsicherheitsrats und Palau wurde zum 185. Mitgliedsstaat der Vereinten Nationen und zum unabhängigen Staat Republik Palau. Zuvor stand Palau 47 Jahre lang unter Verwaltung der USA. Von 1899 bis 1919 waren die 356 Inseln, von denen die meisten nicht größer als ein Dorfplatz sind, deutsches Schutzgebiet. Bauwerke aus dieser Ära gibt es keine mehr. Einziges koloniales Überbleibsel ist der „German Channel“, eine ins Riff gesprengte Fahrrinne, die den Wasserweg zwischen dem Umschlaghafen in Koror und der Insel Angaur verkürzte, wo man seinerzeit Phosphat abbaute. Heute wird der Kanal von Tauchern geschätzt. Die Chancen, dort bei Unterwasser-Ausflügen einem Mantarochen zu begegnen, sollen gut sein.
Sonnencreme-Verbot zum Schutz der Korallenriffe
Wieder am Strand, sollte man besser den Schatten suchen. Palau verbietet