An der religiösen Front wird ebenfalls gegen das Kaninchen gerüstet. Anstatt eines Hasen soll der Kiwi das Symboltier des Osterfestes werden. Der Kiwi ist das uneleganteste Nationaltier der Welt: Statt durch die Lüfte zu segeln, stochert das bräunlich-strähnig gefiederte Tier mit langem Schnabel am Boden herum und schnüffelt nach Futter. Noch vor hundert Jahren gab es laut der Schutzorganisation „Kiwis for Kiwi“ Millionen Vögel. Mittlerweile ist die Population wegen vieler Fressfeinde auf 70.000 Exemplare gesunken. Eine nationale Katastrophe: „Die Menschen mögen den Kiwi. Wir werden Kiwis genannt, unsere Währung ist der Kiwi-Dollar, es gibt hier eine Identität, einen Kultstatus der Kiwis“, warnte ein Vertreter der Naturschutzbehörde. Jetzt soll Ostern zum Auferstehungsfest für den Kiwi uminterpretiert werden: In neuseeländischen Supermärkten werden die Schoko-Osterhasen aussortiert. Stattdessen gibt es Schoko-Osterkiwis für Kiwis.
Nationalvogel Kiwi
Republik Kiribati
Berühmt, berüchtigt, beneidet für:
Da durch Kiribati sowohl der Äquator als auch der 180. Längengrad verläuft, liegt der Staat als einziger sowohl in der nördlichen, südlichen, westlichen und östlichen Hemisphäre der Erde.
Fläche: | 811 Quadratkilometer, ein Drittel von Luxemburg |
Einwohner: | 110.136, ein Sechstel von Luxemburg |
Insel-Kreml
Kiribati ist ein wunderbares Land mit wundervollen Menschen. Das dachte sich auch der Milliardär Anton Bakow, Vorsitzender der russischen Monarchistenpartei, und bot an, drei unbewohnte Inseln zu kaufen und dort mehr als 350 Millionen US-Dollar in den Tourismus zu investieren, Häfen, Schulen, Krankenhäuser und eine „Universität des Russischen Reichs“ zu bauen. Als Gegenleistung sollten hundert Jahre nach der Oktoberrevolution die Romanows wieder eingesetzt werden. „Mein Ziel ist, den Status der Romanow-Dynastie wiederherzustellen, der 1917 verloren gegangen ist“, sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Zar auf Kiribati hätte der deutsche Adelige Prinz Karl Emich zu Leiningen, ein entfernter Verwandter des letzten Zaren, werden sollen. Doch die Prüfungskommission in Kiribati sagte ab.
Keine vierzig Jahre nach der Unabhängigkeit von Großbritannien wollte man sich nicht neuerlich in Abhängigkeit begeben. Dabei steht Freiheit nicht einmal im Wahlspruch Kiribatis. Der lautet: „Te Mauri, Te Raoi ao Te Tabomoa“ – „Gesundheit, Frieden und Wohlstand“ und ist leider mehr Wunsch als Realität. Kiribati ist eines der ärmsten Länder der Welt. Auch im Umweltbereich liegt vieles im Argen. Statt eines Roten Platzes gibt es einen Roten Strand. Der dient als Abfallhalde. Kiribati importiert den Wohlstandsmüll, hat aber kein System der Abfallbeseitigung. Den Müll auf Schiffen Tausende Kilometer nach Australien oder Neuseeland zu bringen, wäre viel zu teuer. Auch die Überbleibsel einer der blutigsten Pazifik-Schlachten des Zweiten Weltkriegs, Bunker, Geschütze, rostige Schwimmpanzer, Schiffe und Kampfflugzeuge beschädigen nach wie vor das Insel-Idyll.
Kiribati war einst schauriger Kriegsschauplatz im Pazifik.
Nein Danke, kein Zar für das Inselreich
Mit einer Ausdehnung von 5,2 Millionen Quadratkilometern, von der östlichsten bis zur westlichsten Insel sind es über 5000 Kilometer Luftlinie, gehört Kiribati zu den größten Staaten der Erde und wäre insofern eines (Pseudo-)Zaren durchaus würdig. Der Kiribati-Zar hätte auch jeden Jahreswechsel fast einen halben Tag früher als sein Moskauer Pendant feiern können. Bis Silvester 1994 lief die Datumsgrenze durch Kiribati. Seither liegt Kiribati nur noch in der westlichen Datumszone. Die Bewohner der östlichsten Insel, von James Cook am 24. Dezember 1777 entdeckt und deswegen Weihnachtsinsel/Kiritimati genannt, sind jetzt die ersten Menschen weltweit, die einen neuen Tag begrüßen. Kiritimati zieht viele von den anderen Inseln an, da es bessere Voraussetzungen bietet, den Folgen des Klimawandels zu widerstehen. Der Platz wird eng, die sozialen Probleme wachsen mit dem Meeresspiegel.
Doch Zar-Macher Bakow gibt nicht auf. Einen Tag nach der Absage Anfang 2017 stellte er einen neuen Kaufantrag. Er möchte Deiche bauen, sagte er in einem „Spiegel“-Telefoninterview aus Kiribati und: „Unser Zarenreich soll eine Oase für Millionäre und Milliardäre werden …“ Es bleibt also spannend, ob die Prüfungskommission ein zweites Mal dem russischen Sprichwort folgen und entscheiden wird, ein Zar in Kiribati wäre passend „wie ein Sattel auf der Kuh“.
Republik Marshallinseln
Berühmt, berüchtigt, beneidet für:
Fischern vor den Marshallinseln gehen regelmäßig Pakete mit Dutzenden Kilogramm Kokain im Wert von Millionen Euro ins Netz. Der Grund für den Drogenfang ist, dass die Marshallinseln auf der nördlichen Schmuggelroute über den Pazifik von Südamerika nach Asien liegen.
Fläche: | 181,42 Quadratkilometer, ein wenig größer als Liechtenstein |
Einwohner: | 53.127, 15.000 mehr als Liechtenstein |
Nobelpreis-Insulaner
Die Marshallinseln sind ein wunderbarer Inselstaat mit wundervollen Insulanern, die alle Nobelpreisträger sind. 2015 wurde dem Volk der Marshallinseln der Alternative Nobelpreis verliehen „in Anerkennung ihrer Vision und ihres Mutes, mit rechtlichen Mitteln gegen die Atommächte vorzugehen, weil diese ihren Abrüstungsverpflichtungen aus dem Atomwaffensperrvertrag nicht nachkommen“. In Vertretung der Insulaner nahm der Außenminister des Landes, Tony deBrum, die Auszeichnung der schwedischen Right-Livelihood-Stiftung entgegen. In seiner Dankesrede erinnerte er daran, dass sein Land durch das Verhalten von Großmächten mehrfach gelitten hat. Angefangen vom Pazifikkrieg 1941 bis 1945 zwischen Japan und den USA, danach den Atomwaffentests auf dem Bikini-Atoll, das zu den Marshallinseln gehört. Aktuell sind die Inseln mit radioaktivem Treibgut von der Atomkatastrophe in Fukushima und dem steigenden Meeresspiegel konfrontiert, der mehrere Inseln mit dem Untergang bedroht.
Bikinis Strände – Inspiration für den schönsten Zweiteiler der Welt
2014 hatte deBrum den noch nie da gewesenen Schritt unternommen, Klagen gegen die Atomwaffenstaaten einzureichen, da sie ihren Abrüstungspflichten im Rahmen des Atomwaffensperrvertrages nicht nachkommen. Bei der Anhörung vor dem Internationalen Gerichtshof (IGH) in Den Haag erinnerte er an die Explosion der US-Wasserstoffbombe „Castle Bravo“ 1954, die er als kleiner Bub aus 200 Kilometern Entfernung miterlebt hatte: „Der ganze Himmel färbte sich blutrot.“ Die Bombe hatte eine Sprengkraft von 15 Megatonnen – die tausendfache Wirkung des Atombombenabwurfs auf Hiroshima: „Viele starben, erlitten Missbildungen oder erkrankten an Krebs.“
Insgesamt 67 Atomwaffentests