Taiwanesische Kalligrafie
Republik der Philippinen
Berühmt, berüchtigt, beneidet für:
Man nennt sie die „Treppe zum Himmel“ – die Reisterrassen der Ifugao im Bergland der Hauptinsel Luzon. Vor 2000 Jahren angelegt, sind sie heute in Gefahr zu verwaisen und auszutrocknen.
Fläche: | 343.448 Quadratkilometer, ein wenig kleiner als Deutschland |
Einwohner: | 106.512.000, über 20 Millionen mehr als Deutschland |
Mordindustrie
Die Philippinen sind ein wunderbares Land mit wundervollen Menschen, die sich im Krieg befinden. Es wird nicht gegen ein anderes Land gekämpft, nein, seit dem Amtsantritt von Präsident Rodrigo Duterte 2016 befinden sich die Philippinen im Bürgerkrieg. Der Präsident nennt es Drogenkrieg – das Ergebnis ist jedoch das Gleiche: Je nach Quelle beläuft sich die Zahl der Toten zwischen 5000 und 25.000. Innerhalb von einem halben Jahr wollte Duterte „seinen“ Krieg gewinnen. Mittlerweile verlängerte er die Mobilmachung ohne Rücksicht auf Verluste auf seine sechsjährige Präsidentschaft. Gern prahlt Duterte damit, als Bürgermeister der Großstadt Davao selbst „etwa drei“ mutmaßliche Drogenkriminelle erschossen zu haben. In einem Amnesty-Bericht ist von einer regelrechten „Mordindustrie“ die Rede. Polizisten würden aus einer schwarzen Kasse für „Begegnungen“ bezahlt – ein Begriff zur Vertuschung von Tötungen ohne jede juristische Grundlage.
Treppe zum Himmel
International wird Duterte wegen dieses kompromisslosen Kurses kritisiert. Auf den Philippinen ist die Kritik noch verhalten. Lediglich die Mütter der Opfer, Menschenrechtsorganisationen und Kirchenvertreter wagen es, dem Präsidenten Paroli zu bieten. Eine breite Mehrheit steht nach wie vor hinter Duterte – obwohl sein Krieg weder Drogenhandel noch Drogenkonsum spürbar beikommen konnte.
Kathedrale von Präsidenten-Kritiker Bischof David
Bernardo Mondragon, Projektleiter und Gründer der philippinischen NGO Child Alert, weiß warum: Dutertes Politik behandle lediglich die Symptome: „Er verfolgt Kriminelle und macht dabei aber auch vor Kindern nicht halt“, sagte der Kinderschutzaktivist im „APA“-Interview: Dutertes Maßnahmen seien zwar schnell und beeindrucken viele, die Probleme werden aber nicht gelöst. Und diese seien Armut und soziale Verwahrlosung.
Schärfster Kritiker von Duterte auf den Philippinen ist Bischof Pablo Virgilio David. Zu seiner Diözese gehören die ärmsten Quartiere Manilas, wo man die meisten Erschießungen zählt. Drogenkonsum und -handel seien in erster Linie Symptome von Arbeitslosigkeit, Verzweiflung und Armut, wird der Bischof in der „Neue Zürcher Zeitung“ zitiert. Er setzt deshalb auf Rehabilitationsprogramme, die wiederum der Drogenkrieg torpediert: Wer sich als drogensüchtig outet, schwebt in Lebensgefahr.
Auch den Bischof nahm der Präsident bereits ins Visier, drohte ihm öffentlich, er werde ihm wegen Drogenhandels den Kopf abschneiden. Seither sind die Wachen vor der Kathedrale verschärft und der Bischof etwas vorsichtiger geworden. Auch Dutertes Aufruf, die nutzlosen katholischen Bischöfe umzubringen, nehme man in der Kirche durchaus ernst, sagt der Bischof und fügt hinzu: „Unser Land wird von einem sehr kranken Mann geführt.“ Der NZZ-Korrespondent hörte „fast Mitleid für Duterte“ aus diesen Worten. Angst könne man sich nicht leisten, lautet die Parole des Bischofs. Das sage er auch seinen Priesterseminaristen: „Wer Angst hat, ist am falschen Ort und sollte besser austreten.“ Und wer keine Angst hat? Der zieht in den Krieg.
Volksrepublik China
Berühmt, berüchtigt, beneidet für:
Die echte Pekingente, über Obstbaumholz bernsteinbraun gegrillt, gibt es laut Feinschmecker-Urteil nur in Chinas Hauptstadt. Das Rezept stammt aus der Ming-Dynastie. Die Enten werden speziell gemästet und an jeder Bewegung gehindert, damit ihr Fleisch zart und die Haut dünn wird.
Fläche: | 9.596.960 Quadratkilometer, dreimal so groß wie Indien |
Einwohner: | 1.395.380.000, 50 Millionen weniger als Indien |
Science Fiction
China ist ein wundervolles Land mit so vielen wundervollen Menschen wie kein anderes Land der Welt. Ein Land, das den Ende der 1950er-Jahre von Staatsgründer Mao Zedong verordneten und damals gescheiterten „Großen Sprung nach vorn“ mittlerweile institutionalisiert hat. Nicht politisch, aber sonst werden alle Bereiche der Gesellschaft kapitalisiert und das Wort „unmöglich“ aus dem chinesischen Sprachschatz gestrichen. So verpflanzten chinesische Forscher im April 2019 menschliche Gene in Affenhirne. Die Ergebnisse zeigten, dass mit menschlichen Genen versehene Affen „das Potenzial haben, wichtige – und womöglich einzigartige – Einblicke in Grundsatzfragen zur Einzigartigkeit des menschlichen Gehirns zu liefern“, schrieben die Studienautoren. Von elf Rhesusaffen überlebten fünf den Test. Die „Vermenschlichungs“-Versuche wurden weltweit kritisiert. Der Vorwurf lautet, die Studie wecke Erinnerungen an das Science-Fiction-Abenteuer „Planet der Affen“.
Rhesusaffen – noch ohne menschliche DNA
Das der innovativste Science-Fiction-Autor der Gegenwart ein Chinese ist, überrascht in diesem Zusammenhang nicht: Mit seiner „Trisolaris-Trilogie“ hat Cixin Liu einen Genre-Meilenstein gesetzt, jubelt die Kritik: Der Autor mische die Themen Physik, Sekten, virtuelle Realität und Politik gekonnt über mehrere Handlungsstränge mit den Schicksalen seiner Figuren. Ebenfalls das Science-Fiction-Genre nutzte die Schriftstellerin und Regisseurin Xiaolu Guo für ihren Roman „Ein Ufo, dachte sie“, in dem sie China auf Kollisionskurs beschreibt. In dieser Satire auf den Fortschrittsglauben in China prallt ein Ufo auf die Vorschriften der chinesischen Obrigkeit. „Mir ist wichtig, das Leben junger Menschen und die politische Situation im heutigen China aufzuzeigen“, sagt Guo. Ihre Position lautet: „Bewahre dir deine Besonnenheit und höre nicht auf Propaganda, weder die chinesische noch die westliche. Ich will für mich stehen, verdammt!“
Tenzin Tsundue
Unabhängigkeit fordert auch Tenzin Tsundue. Der Schriftsteller und Freiheitskämpfer