Prinzessin wider Willen. Rachel Hauck. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Rachel Hauck
Издательство: Автор
Серия:
Жанр произведения: Религия: прочее
Год издания: 0
isbn: 9783865068026
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Menschenmenge sah, bahnte er sich einen Weg aus dem Gewühl und nahm Miss Beswicks Spur auf, die auf das offene Scheunentor zueilte, aus dem goldenes Licht fiel.

      Urban ging an ihrer einen Seite, Al an der anderen.

      Tanner hielt sich im Schatten eines großen Baumes und überlegte, wie er weiter vorgehen sollte. Gut beobachten zu können war eine seiner Qualitäten. Sie verschaffte ihm auf dem Rugbyfeld ebenso Vorteile wie im Gerichtsaal oder im Büro des Kulturministers.

      Urban und Al kamen einen Augenblick später wieder heraus und gingen zu einem Transporter. Andere sammelten sich in kleinen Grüppchen und machten sich kurz darauf auf den Weg zu ihren geparkten Autos.

      Tanner zwang sich, sich in Bewegung zu setzen. Jetzt oder nie, Kamerad.

      In der Scheune fand er Miss Beswick, die in einem langen, schmalen Raum, einer Art Behelfsbüro, an einem Computer arbeitete. Er klopfte leise gegen den Türrahmen, und sie wandte sich um.

      »Hallo«, sagte sie. »Kommen Sie rein.« Sie stand auf und reichte ihm die Hand. »Haben wir uns schon einmal getroffen? Ich habe Sie draußen bei der Corvette gesehen. Sind Sie ein Freund von Urban?«

      »Nein, bin ich nicht. Und wir sind uns auch noch nie begegnet. Ich bin …« Als er ihre Hand berührte, verlor er sein Gespür für sich selbst. Der Boden unter ihm schien sich auf einmal in Knetmasse zu verwandeln, auf der er unmöglich ruhig stehen bleiben konnte. »Tanner Burkhardt.« Er riss seine Hand weg und ging einen Schritt zurück, um wieder festen Boden unter die Füße zu bekommen.

      »Reggie Beswick«, sagte sie. »Höre ich da einen Akzent? Britisch?«

      »Hessenbergisch. Ich komme aus dem Großherzogtum Hessenberg.«

      »Wow, echt jetzt? Was kann ich für Sie tun? Setzen Sie sich.« Sie wies auf den Stuhl hinter Tanner und zog für sich selbst den Schreibtischstuhl mit dem Fuß heran.

      Tanner setzte sich und zwang seine Nerven, sich zu beruhigen. Was hatte diese Frau nur an sich, dass sie ihn so aus dem Gleichgewicht brachte? Es war ja nicht das erste Mal, dass er eine Adlige traf. Oder eine schöne Frau.

      »Meine Urgroßmutter wurde in Hessenberg geboren«, sagte sie.

      »Tatsächlich. Hat sie Ihnen viel darüber erzählt?« Tanner versuchte, sein übliches professionelles Auftreten an den Tag zu legen und sich zu sammeln, sich auf seine Mission zu konzentrieren, aber er hatte das untrügliche Gefühl, in ihrer Gegenwart unterzugehen. Jedes Mal, wenn sie lächelte, verlor er wieder etwas von seiner Standhaftigkeit.

      Mit einem Blick auf den Computer zuckte sie mit den Schultern, bewegte die Maus, tippte etwas. »Nur dass es dort sehr schön gewesen sein soll.«

      »Und das ist auch heute noch so.«

      Sie drehte sich zu ihm hin und lächelte, was in seiner Herzgegend ein Summen und Sirren auslöste. Tanner schluckte und griff nach seinem Diplomatenkoffer. Pass auf.

      »Das glaube ich. Uroma hat nicht viel darüber gesprochen, jedenfalls nicht, soweit ich mich erinnere. Ich war zwölf, als sie starb, und habe mich nie viel für unsere Familiengeschichte interessiert.«

      »Miss Beswick …«

      »Hey, Sie scheinen mir ein netter Kerl zu sein, aber bitte nennen Sie mich Reggie oder Reg. Dieses Miss-Beswick-Tamtam muss aufhören.«

      »Gut, also, Sie müssen verstehen …« Tanner holte den Brief des Königs und die sorgfältig konservierte Originalschrift des Abkommens hervor. »Ich bin aus dringenden, offiziellen Gründen hier. Ist Ihnen das Abkommen zwischen Brighton und Hessenberg aus dem Jahre 1914 ein Begriff?«

      »Ja, aus dem Geschichtsunterricht. Aber das ist schon eine ganze Weile her. Warum fragen Sie?« Sie rollte auf ihrem Stuhl rückwärts und griff in einen kleinen Kühlschrank. »Möchten Sie etwas zu trinken?«

      Er fühlte sich regelrecht ausgedörrt, aber zuerst wollte er das Geschäftliche erledigt wissen. »Nein, danke.«

      »Was denn für dringende, offizielle Gründe?« Sie holte eine Wasserflasche aus dem Kühlschrank und rollte zu ihm hinüber. Sie beugte sich nach vorne, um die Dokumente besser sehen zu können, und er nahm einen schwachen Lavendelduft war.

      »Sie erinnern sich sicher, dass Hessenberg 1914 ein Teil von Brighton wurde, als unser Großherzog Prinz Franz sein eigenes Land dem König von Brighton überschrieb – und das war nun einmal ganz Hessenberg.«

      »Okay.« Sie richtete sich auf und nahm einen Schluck Wasser. »Das Land des Herzogs war sein Eigentum, richtig? Der Herzog konnte also mit dem Herzogtum machen, was er wollte.«

      »Ja, genau. Brillant.« Sie erleichterte ihm seine Aufgabe etwas. »Prinz Franz fürchtete den aufziehenden Krieg und sah sich nicht imstande, eine Streitkraft aufzubauen, die der Rede wert gewesen wäre. Daher stellte er sich hinter König Nathaniel I. von Brighton.«

      »Wie war nochmal Ihr Name?« Regina wischte sich eine Hand an ihrer Jeans ab und griff nach den Papieren. »Darf ich?«

      Tanner zögerte, übergab ihr aber die Dokumente. »Tanner. Tanner Burkhardt.«

      »Also, Tanner Burkhardt, was hat all das nun mit mir zu tun?« Sie richtete den Blick auf den Brief des Königs und trank etwas mehr Wasser. »Warum ist der Brief an mich adressiert?« Sie schob sich noch näher heran und zeigte auf das Monogramm des Königs. »Vom König von Brighton?«

      »Weil er ihn an Sie geschrieben hat.«

      Sie lachte. »Der König von Brighton hat mir einen Brief geschrieben?«

      Auf diese Weise hatte Tanner ihr es eigentlich nicht erzählen wollen, aber es schien zu funktionieren. »Bitte. Lesen Sie ihn selbst.«

      Mit einem unsicheren Blick auf Tanner stellte sie ihre Wasserflasche ab und las dann den Brief.

      »Verehrte Miss Beswick, im Namen des Königreichs Brighton … empfangen Sie meinen Diener Mr. Tanner Burkhardt … als offiziellen Botschafter … um Sie darüber zu informieren …«

      Sie hörte auf, halblaut zu lesen, und das Leuchten Ihres Gesichts verblasste.

      »Was? Das ist verrückt. Nein, auf keinen Fall … niemals …« Sie gab Tanner den Brief mit steifem Arm zurück. »Ist das ein Witz? Ein Streich? Wer hat Sie beauftragt?«

      Als wäre das sein Stichwort gewesen, steckte ein dunkelhaariger junger Mann, einer der Anzugträger, der bei der Corvette gestanden hatte, seinen Kopf durch die Tür. »Reg, ein paar von uns wollten ins Kino …« Er zog sich zurück, als er Tanner sah.

      »Mark, warst du das? Hast du diesen Typen hier angestellt?« Miss Beswick schnappte sich den Brief aus Tanners Hand und wedelte damit. »Was soll das denn für ein Witz sein? Eine Prinzessin? Ich bitte dich. Es ist weder mein Geburtstag noch der erste April, was soll das also?« »Hallo.« Der junge Mann bot ihm die Hand an. »Mark Harper. Bitte entschuldigen Sie die Verrückte, die da vor Ihnen sitzt.«

      »Tanner Burkhardt.« Er schüttelte seine Hand. »Freut mich, Ihre Bekanntschaft zu machen, Mr. Harper.«

      »Mark. Bitte nennen Sie mich Mark. Mr. Harper ist mein alter Herr.«

      »Du warst das also nicht?«, fragte Miss Beswick und wedelte munter weiter.

      Mark klopfte Tanner auf die Schulter. »Haben Sie mich jemals im Leben vorher gesehen?«

      »Ja …«

      »Aha!« Sie hob mahnend den Zeigefinger.

      »… draußen bei der Corvette, vor ein paar Minuten.«

      »Selbst aha, Reg.« Nun stieß Mark seinerseits seinen Zeigefinger in ihre Richtung. »Zeig mir mal den Brief da.«

      »Nix da.« Miss Beswick sprang auf ihren Schreibtischstuhl, wo sie auf unsicheren Beinen balancierte. »Das klingt nämlich genau wie etwas, das du hättest schreiben können, Mark.« Sie sah böse