Prinzessin wider Willen. Rachel Hauck. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Rachel Hauck
Издательство: Автор
Серия:
Жанр произведения: Религия: прочее
Год издания: 0
isbn: 9783865068026
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17 warst und deine rebellische Phase hattest. Dein Vater wollte es dir damals erzählen, weil er meinte, du würdest dich dann besser, besonders fühlen, und das sollte dir dann helfen, mit dem ganzen Stress des Abschlussjahres fertig zu werden. Aber ich habe dafür plädiert zu warten, ehrlich, wir wussten doch nicht, ob da wirklich etwas Wahres dran war …«

      »Welche rebellische Phase?«, wollte Reggie wissen. »Ich bin ein paar Mal später als verabredet nach Hause gekommen und wollte die zweite Hälfte des Schuljahrs im Ausland verbringen.«

      »Wir«, Sadie wies auf Daddy, »fanden es besser zu warten.« Sie faltete ihre Hände vor der Taille. Ihr sonst so engelhaft-fülliges Gesicht schien ganz abgehärmt und nachdenklich.

      Sadie war eine von Mamas besten Freundinnen gewesen. Eine Karrierefrau, keine Ehefrau oder Mutter. Aber als Mama starb, war Sadie zur Stelle gewesen und hatte sich aufopfernd um Daddy und Reggie gekümmert. Ein Jahr nach Mamas Beerdigung hatte Daddy ihr einen Heiratsantrag gemacht.

      »Warten worauf?«, fragte Reggie.

      »Ich sollte wirklich was backen.« Sadie begann, Küchenschränke aufzumachen. »Mr. Burkhardt, mögen Sie Zuckerkekse?«

      Tanner stand auf, knöpfte seine Anzugjacke zu und zog sich hinter seine Fassade aus Anstand und Manieren zurück. »Ma’am, das ist doch nicht nötig …«

      »Oh doch, das ist nötig. Und ein einfaches ›Aber ja, ich mag Zuckerkekse‹ reicht völlig aus.« Sadie zog die Mehldose aus dem Schrank.

      Er warf einen fragenden Blick auf Reggie. »Sie haben sie gehört. Sagen Sie einfach Ja«, sagte sie.

      »Ja, Ma’am, ich mag Zuckerkekse.«

      »Prächtig.« Sadie fuhr mit der Inventur ihrer Schränke fort. »Oh, schaut mal, ich habe bunte Streusel gefunden, die vom Vierten Juli übriggeblieben sind.«

      Einen Moment lang war nur das Geklapper zu hören, das Sadie veranstaltete, während sie sich die Sachen fürs Keksebacken zurechtlegte. Dann griff Reggie nach dem Brief.

      »Also ist das alles wahr?« Sie las laut vor: »Prinz Franz beabsichtigte, dass zum Ablauf des hundertjährigen Abkommens sein Erbe oder seine Erbin, wer auch immer das sein möge, nach Hessenberg zurückkommen und die Monarchie wiederherstellen soll …«

      Sie las mit der Absicht, die Bedeutung jedes einzelnen Wortes aufzunehmen, aber dass sie die Erbin des Thrones des Hauses Augustin-Sachsen sein sollte, erschien ihr ebenso wenig möglich, wie einfach mal so auf den Mond zu fliegen.

      Uroma war eine Prinzessin? Alice von Hessenberg? Es fühlte sich mehr danach an, als sei sie Alice im Wunderland. Reggies Herz konnte nicht verstehen, was ihr Kopf schon kaum fassen konnte.

      »Ich habe alles hier, was ich brauche, um Zuckerkekse zu backen. Also doch keine Einkaufstour. Was sagst du dazu, Noble?«

      »Überrascht mich kein bisschen, Sadie-Schatz.« Daddys tiefe Stimme füllte die Küche. »Und, ja, Reg, ich glaube wohl, dass das wahr ist.«

      »Mr. Beswick«, fing Mr. Burkhardt an, »hat Ihnen Ihre Frau vielleicht einen Hinweis gegeben? Oder vielleicht hat Prinzessin Alice Ihnen die Geschichte Hessenbergs und des Abkommens über das Erblehen erzählt?«

      »Also, erst einmal hat mir Reggies Mama etwas zugeflüstert, kurz bevor sie gestorben ist, etwas über Uromas Geheimnis. Aber da war sie mal mehr, mal weniger anwesend. Als ich sie um eine Antwort bat, wusste sie offenbar nicht, wonach ich sie gefragt hatte. Ich dachte, sie könnte auch einfach daran gedacht haben, wie Uroma mit Reggie Prinzessin spielte, wissen Sie.« Er schüttelte den Kopf. »Ungefähr eine Stunde später starb sie, und, naja, dann hatte ich andere Sachen im Kopf als dieses Gemurmel über eine Prinzessin.«

      »Es tut mir natürlich alles sehr leid, Mr. Beswick.«

      »Ihnen braucht das nicht leidzutun. Sie waren nicht der Vollidiot, der über die rote Ampel und meiner Frau mit voller Wucht in die Seite raste.« In den 17 Jahren seit ihrem Tod hatte der allgegenwärtige Schmerz stets einen dunklen Schatten auf Daddy geworfen, wenn er über Mamas Unfall sprach. Und in diesen Momenten brach auch aus Reggies Herz immer eine neue Welle aus Trauer und Verlustgefühlen hervor.

      »Also, dann hast du Uroma gefragt?« Wie hätte er sonst auf die Idee kommen können, sie in ihrer »rebellischen Phase« einzuweihen?

      Reggie warf einen Blick auf Sadie, die geschäftig in der Küche herumwühlte. Rebellion … Worüber redete sie eigentlich? Reggie hatte ebenso häufig rebelliert wie Sadie Beswick eine weihnachtliche Backsaison verpasste. Nämlich nie.

      »Ich bin tatsächlich irgendwann einmal dazu gekommen, ja. Ein paar Monate später.« Daddys Stimme fesselte Reggies Aufmerksamkeit und packte ihr Herz. »Als ich eines Abends nach dem Essen noch an ihrem Bett saß und, also weißt du«, Daddy gluckste, als schien ihm das alles ein bisschen zu albern, »da sagte ich dann also: ›Uroma, bevor Bettin starb, sagte sie etwas darüber, dass sie eine Prinzessin sei.‹«

      »Was hat sie gesagt?« Reggie legte ihre Hand auf Daddys Arm.

      Der zuckte mit den Schultern. »Sie sagte, jetzt, wo Bettin gestorben ist, sei Regina die Prinzessin.« Daddy kratzte sich am Kopf und sah zu Mr. Burkhardt hinüber. »Uroma nannte Reggie stets bei ihrem vollen Namen. Egal, ich fragte sie jedenfalls, was sie meinte, und ihre Augen wurden irgendwie trübe. Dann murmelte sie etwas von wegen, Reg sei ›meine Prinzessin‹, und ich dachte, ›na, schönen Dank auch, jetzt ist sie wohl in ihrem Wolkenkuckucksheim angekommen und denkt daran, wie sie früher mit Reg Verkleiden gespielt hat. Genau wie Bettin.‹ Oder vielleicht wollte sie mir auch sagen, dass Reg meine Prinzessin sei.« Daddy klopfte sich auf die Brust. »Mein Mädchen, behandle sie wie eine Prinzessin.«

      »Ihr Wolkenkuckucksheim?« Mr. Burkhardt beugte sich zu Daddy.

      »Hier.« Daddy tippte sich gegen die Schläfe. »Diese Momente, wenn sie – wie wir glaubten – nicht mehr ganz bei sich war. Je älter sie wurde, desto mehr redete sie von ihrer Vergangenheit. Ihrer Kindheit in Hessenberg, von einem alten Stall und jemandem namens Reinhart.« Daddy fuhr sich mit der Hand übers Kinn. »Von ihrer Mama, ihrem Onkel. Ihrer Schwester Esmé. Von Leuten, die ich nie getroffen habe. Die waren alle schon von ihr gegangen, übern Jordan.

      Wir konnten uns keinen Reim darauf machen. Ich nehme an, wir hätten sie ernster nehmen sollen. Aber sie hatte so viel Kummer erlebt … eine Witwe, die erst ihre Tochter und dann ihre Enkeltochter verlor. Nachdem Bettin gestorben war, schien Uroma ziemlich viel Zeit im Wolkenkuckucksheim zu verbringen. Sadie und ich nahmen an, dass es ihr etwas Frieden brachte, sich in ihre Kindheit zu flüchten, dass es ihr beim Trauern half. Himmel, alle ihre Blutsverwandten waren tot, bis auf Reg. Wenn man hundert Jahre alt wird, überlebt man die meisten seiner Leute. Deshalb ließen wir Uroma einfach machen. Es hätte doch nichts genutzt, sie zu korrigieren.«

      »Wie wär’s, wenn ihr mir davon erzählt hättet?«, forderte Reggie. »Es hätte vielleicht etwas genutzt, mir davon zu erzählen.«

      »Um ehrlich zu sein, ergab das alles für mich einfach keinen Sinn. Eine Prinzessin? Echt jetzt? Als du 17 warst, habe ich darüber nachgedacht, dir davon zu erzählen, wie Sadie schon sagte. Aber wir sprachen dann darüber, und, nun ja, es klang einfach irgendwie albern. Vielleicht, weil wir keine Beweise hatten, weil wir es einfach nicht richtig wissen konnten.« Daddy schüttelte den Kopf, schob sich vom Tisch weg und ging ins Wohnzimmer, um ein paar Minzbonbons zu holen.

      Als er zurückkam, bot er Mr. Burkhardt eines davon an, der mit einem freundlichen »Nein, danke« ablehnte.

      »Sie hat dir an dem Tag damals noch etwas anderes gesagt, stimmt’s, Noble?« Sadie stand bei ihnen mit einer Schüssel im Arm, in der sie mit einem großen silbernen Löffel einen Teig rührte.

      »Was? Was hat sie gesagt?« Der Wunsch, es zu erfahren, es zu verstehen, ließ Reggie beinahe verrückt werden.

      »Mehr von der gleichen Sorte.« Daddy warf sich ein Bonbon in den Mund und griff nach einem weiteren. Er war schlank und drahtig, weil er sein Leben