Prinzessin wider Willen. Rachel Hauck. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Rachel Hauck
Издательство: Автор
Серия:
Жанр произведения: Религия: прочее
Год издания: 0
isbn: 9783865068026
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aus Sicherheitsgründen dort abgestellt.

       Mein Kunstunterricht wird nächsten Monat fortgesetzt. Mama hat die renommierte Künstlerin Rose Manyard Barton eingeladen, den gesamten Juli hier im Palast zu verbringen. Sie hat die Einladung angenommen und sehr großzügig angeboten, Esmé und mich zu unterrichten. Aber Esmé zieht es vor, Sport zu treiben anstatt zu malen. Daher werde ich diese talentierte Dame ganz für mich haben. Ich bin entzückt.

       Alice

      VIER

      Freitagabends hielt Reggie Hof. So jedenfalls betitelte Al das Ganze. Reggies Hof. Und die Gruppe aus Freunden und Familienmitgliedern, die sich an der Scheune versammelten, nannte er ihren Hofstaat. Aber Reggie war keine Königin. Sie war einfach eine ganz gewöhnliche junge Frau, die ihr Leben mit ihren Lieben teilte. Das wöchentliche »Hof halten« hatte ziemlich spontan an einem Freitag begonnen, nachdem Al und sie die Werkstatt eröffnet hatten. Ein paar von Reggies ehemaligen Kollegen bei Backlund & Backlund waren vorbeigekommen, um zu schauen, ob ihr blinder Sprung in die Autorestauration das Opfer ihrer Zukunft als gutbezahlte Wirtschaftsprüferin wert war.

      Sie hatten ihre Zweifel, aber Reggie hatte das Gefühl, dass die Restauration des Challengers sie überzeugen würde. Dann fingen ihre Freunde an, regelmäßig vorbeizukommen, um die Verwandlung des Autos im Auge zu behalten. Vielleicht wollten sie auch Reggie im Auge behalten. Würde sie es schaffen?

      Rafe installierte Lautsprecher unter dem Vordach der Scheune. Freitags gegen fünf drehte Reggie die Musik auf – eine Mischung aus Country und Soul – und bestellte ein Dutzend Pizzas.

      Ein halbes Jahr später war es nicht mehr nur ihre Audienz. Auch Als Freunde und Familie kamen vorbei. Wallys Enkelkinder. In letzter Zeit hatten sich auch andere Autoverrückte und Freunde von Freunden unter die Freitagabendmeute gemischt.

      Heute trat Reggie mit einer kalten Flasche Rootbeer aus der Scheune heraus. Sie hatte die Pizzas bestellt und freute sich auf einen Abend mit viel Musik und Gelächter.

      Und darauf, die Erfolgsgeschichte des Challengers zu erzählen, vielleicht gespickt mit dem einen oder anderen »Das habe ich dir doch gleich gesagt«. Vielleicht konnte sie Al dazu bringen, den Höflingen ein paar dezente Hinweise auf den Duesenberg zu geben.

      Reggie setzte sich auf die Kante des Picknicktischs und grinste Carrie an. Ihre Freundin »seit ewig« versuchte, Rafe einen Line Dance beizubringen. Er bewegte sich mit der Eleganz eines Holzfällers nach einem langen Arbeitstag. Wenn er nach rechts gehen sollte, ging er nach links. Er war ein Soldat, kein Tänzer.

      »Gib’s auf, Carrie!«, rief Reggie.

      »Niemals!«, erwiderte diese und führte Rafe energisch, indem sie ihn um die Taille fasste.

      Er lachte und sah zu der zierlichen, dunkelhaarigen Carrie hinunter. Aha, aha, schau an, schau an. Da entwickelte sich wohl etwas mehr als nur Freundschaft zwischen den beiden.

       Gut für dich, Carrie-Bärchen. Das ist gut. Rafe ist einer von den guten Jungs.

      Reggie sah zu Al hinüber, der mit einem Arm voll Klappstühle aus der Werkstatt kam. Wally folgte ihm mit einem Weidenkorb voller Chips und, hoffentlich, seinem berühmten Zwiebel-Meerrettich-Dip.

      »Ein toller Abend für eine Audienz, Reg«, sagte Al und lehnte die Stühle an einen Baum.

      »Fang nicht wieder mit dem Hof-Gerede an, Al.«

      »Warum nicht? Ich finde das sehr passend.«

      »Du bringst noch alle anderen dazu, auch so zu reden.«

      Aber es war wirklich ein toller Abend, um Hof zu halten. Wenn das einfach nur bedeutete, Zeit mit den Leuten zu verbringen, die sie liebte. Es war der erste Herbstabend, und die Tagundnachtgleiche hatte Florida eine frische Brise beschert.

      »Hey.« Mark setzte sich auf den Tisch neben ihr, dessen Bretter ächzten. Der Duft seines Aftershaves füllte die Luft zwischen ihnen.

      »Alle Mann an Deck! Morgen gehen wir segeln.«

      »Segeln? Mark, ich werde schon seekrank, wenn die Badewanne zu voll ist.« Reggie rückte von ihm weg. Weil er zu nah bei ihr saß. Weil sie nicht wollte, dass er zu vertraut tat. Sie hatte ihn letztens in die Schranken ihrer Freundschaft gewiesen, aber sein »Ich gehe auch nicht weg« hatte bei ihr alle Alarmglocken schrillen lassen.

      »Du hast es mit dem Segeln doch noch nie richtig versucht, Reg.«

      »Wie bitte? Ich bin zweimal Hochseeangeln gewesen.« Was hatte sie sich nur dabei gedacht, als sie das Desaster wiederholt hatte? Sie hatte schon beim ersten Mal die ganze Zeit über der Reling gehangen und sich übergeben. Sechs Stunden lang hatte sie versucht, den Geruch des Köders nicht einzuatmen – aufgeschnittener Tintenfisch. »Und die Weihnachtsfeier von Backlunds war dreimal auf einer Yacht. Jedes Mal habe ich den Abend damit verbracht, in inniger Umarmung mit der Toilette zu tanzen. Sag nicht, ich hätte es nicht versucht.«

      »Aber doch nicht so, mit dem Wind in den Segeln und …«

      »Mark, ich werde auf keinen Fall ein Wasserfahrzeug betreten, nur um den ganzen Tag die Fische zu füttern und ohne irgendwo ein Fitzelchen Land zu sehen.« Also ehrlich, kannte er sie gar nicht? Sah er sie denn nicht? »Morgen schlafe ich erst einmal schön aus, dann esse ich Pfannkuchen zum Frühstück«, das war eine spontane Idee, die ihr sehr gefiel, »und dann mache ich mich an die Bücher.«

      Als Buchhalterin und Wirtschaftsprüferin war es selbstverständlich, dass Reggie den Papierkram übernahm, als Al und sie ihre Firma eröffneten.

      »Nur Arbeit und kein Spiel wird irgendwann auch Reggie zu viel.« Seine Stimme hob und senkte sich in einem albernen Singsang. Er legte ihr den Arm um die Schultern. »Jetzt komm schon, lebe mal ein bisschen. Devin Swain und seine Freundin haben uns nach St. George eingeladen. Du erinnerst dich an die beiden, sie waren bei dem Fischessen. Kate mochte dich wirklich.«

      »Was genau hat ›ein bisschen leben‹ damit zu tun, sich krank und elend zu fühlen und den Tod herbeizusehnen?« Reggie schnippte neben seinem Ohr mit den Fingern, beugte sich ein bisschen vor und flüsterte: »Ich werde nicht segeln gehen.«

      »Auch gut. Psst, Reg.« Mark bewegte sich vom Tisch weg. »Dann lass uns doch sagen, ich bin zum Abendessen wieder zurück. Ich hole uns was vom Chinesen und komme um … acht Uhr? … bei dir vorbei.« Er fixierte sie mit hochgezogenen Augenbrauen.

      Aber was sie in seinem Ausdruck sah, war nicht der erfolgreiche, gepflegte Geschäftsmann, sondern ein schmächtiger kleiner Junge, der sich nach Aufmerksamkeit sehnte.

      »Mark, ich, äh …« Ihr Mitleid mit ihm war nichts Heiliges. Ihr falsches Mitgefühl trug nur dazu bei, romantische Hoffnungen zu nähren. Sie musste ihm klarmachen, dass sie nur Freunde waren, und die räumlichen Grenzen wahren, um ihn davon abzuhalten, ihr ihren ersten Kuss zu stehlen. Den Kuss, den sie sich für ihren ganz persönlichen Traumprinzen aufsparte.

      Mark brauchte echte, wahrhaftige Worte. Ein klares, ausdrückliches Bekenntnis aus der Tiefe ihres Herzens zu ihrer Freundschaft. Wenn sie versuchte, seine Gefühle zu schonen, würde sie ihn am Ende nur umso mehr verletzen.

      »Um acht also?« Er ging langsam rückwärts und zeigte auf sie. »Dahinten sehe ich Bob Boynton, und mit dem habe ich schon eine halbe Ewigkeit nicht mehr geredet.«

      »Um acht, ja.« Sie lächelte. Morgen würde sie ausschlafen, die Bücher durchgehen und dann beten. Sie würde Gott bitten, dass er ihr die richtigen Worte schenkte, die im Stande waren, Mark von der Wahrheit zu überzeugen.

      Rafe machte die Außenbeleuchtung an, und Reggie drehte ihre Runden zwischen den »Höflingen«. Sie hörte sich um, wie ihre Arbeitswoche gelaufen war, und erkundigte sich, ob jemand spannende Pläne für