Tatort Gemeindebau. Manfred Rebhandl. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Manfred Rebhandl
Издательство: Автор
Серия:
Жанр произведения: Триллеры
Год издания: 0
isbn: 9783854395836
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zusammen. Das ärgert ihn dann immer maßlos, weil er ja erstens aus Istanbul ist und zweitens Hassan heißt. Aber ein bissi ein Häkel muss sein, sonst könnten wir ja gleich alle in die Grube fahren. Na, aber sonst ist der Hassan eine harbe Haut. Trinkt Alkohol, pfeift auf die Moschee und ist total fußballnarrisch. Gut, mit dem Schnitzel hat er’s nicht so, aber wenn er sagt, das hat bei ihm nix mit der Religion zu tun, es schmeckt ihm nur einfach nicht, bitte, dann glaub ich ihm das. Na und die Kinder, die sind total brav, bitte. Da könnten sich die österreichischen Fratzen ein Beispiel nehmen. Die Gschrappen von der Naderer zum Beispiel. Die glauben, sie können da im Hof mit ihrem gschissenen … pardon, mit ihrem Scheiß-Skateboard umadum tun. Aber ned mit mir! So schnell können die gar nicht schauen, was das konfisziert ist. Und wenn die Naderer dann ihr Pappn aufmacht, na mehr braucht die ned. Da sieht s’ einmal, was es heißt, Hausmeister zu sein. Aber immer noch, gell!

      Wer der Murli ist? Das war der Aschantine …, also der Afrikaner im dritten Stock. Angeblich ein Diplomat, aber ich glaub das nicht, weil simma uns ehrlich, ein Diplomat, der wohnt in einer Villa, auch wenn er schwarz wie die Nacht ist, und ned bei uns im Gemeindebau. Aber bitte, jedenfalls braucht der sie nicht zu interessieren, weil der ist ja …

      … ned sagen S’ jetzt, Sie sind doch wegen derer Gschicht da! Sagen S’ einmal, wollen S’ mi pflanzen? Ich hab Ihnen ganz am Anfang schon gsagt, dass von mir dazu nix hören werden. Also so was! Rollen mich da in einer Tour! Schleichen S’ Ihnen, aber gaach aa no! Wiederschaun! Pfff, Dokumentation! Ein ganz ein mieser Spechtler san Sie, ein Elendstourist! Das hat sich der arme Herr Nkonkwo ned verdient, dass Sie da aus seinem Tod Kapital schlagen, Sie Rohling, Sie!

      Was? Na sicher könnt ich Ihnen viel erzählen. Alles sogar! Weil einem Hausmeister, dem entgeht aus Prinzip nix, aber auch schon gar nix. Aber machen werd ich’s nicht. Weil Sie das nämlich einen Scheißdreck angeht. Und jetzt auße da, bevor ich rabiat werd. Na, sind S’ noch ned weg? Hörst, mach einen Abgang jetzt, oder ich renn dir einen Regenschirm in Oasch und spann … na endlich. Zeit is’s worden!

       II.

      Du, servus Antschi, ja, ich bin’s. Du wirst ned glauben, wer grad bei mir war! Nein! Sicher nimmer. Das brauch i auf meine alten Tag ned mehr! Na, ganz wer anderer! Wer vom Fernsehen, stell dir vor! Ja, wegen dem Nkonkwo natürlich. Die haben mich aushorchen wollen. Na, da waren s’ bei mir grad richtig. Außegschmissen hab ich s’, hochkant. Na so weit kommt’s noch! … Was heißt, wer ist der Nkonkwo? Bist hirngschlagelt oder was?! Seit drei Tag redet Wien von nix anderem, und ausgerechnet du, die größte Tratschen vom Bezirk, will von nix wissen? Geh, hör mir auf!

      Na sicher, der Neger, den was abkragelt haben die Tag. Ja sicher, der hat bei mir auf der Stiegn gwohnt. Na wenn ich dir’s sag! … Was? Weiß ich nimmer, so drei, vier Jahr wird’s gwesen sein. Is ja wurscht. Jedenfalls war der Murl eigentlich eh ganz in Ordnung. Ein bisserl komisch halt, wie alle Neger, ned. Immer so reserviert, so … so unheimlich … höflich. Weißt eh, das bist ja ned gwohnt als Wiener, da denkst dir gleich, da hat’s was, sonst tät dich der ned so schaßfreundlich grüßen. Und in die Kirchen is er auch grennt jeden Sonntag. Sag ich ja, unheimlich! Na ja, so gsehen war er vielleicht schon selber ein bissl schuld auch, dass eam die Schleifen geben haben. Weil wennst in Wien über die Runden kommen willst, gell, da musst dich halt anpassen. Da darfst ned umadumrennen wie der Kasperl und auf leiwand machen. Da machst dich nur verdächtig. Aber wem sag ich das, das weißt ja eh genauso gut wie ich.

      Ha? Na sicher weiß ich das! Na wer glaubst, hat ihn gfunden! Na sicher ich! Wer sonst! Die Stiegen hab ich grad aufgwaschen, und da ist mir aufgfallen, dem seine Tür ist nur anglehnt. Na ja, hab ich mir denkt, eh klar, daheim in seinem Kral und so, da kennt der natürlich keine Türen ned, gell, weil die haben da ja nur so Bastfadeln runterhängen, ned wahr. Aber dann hab ich mir denkt, der wohnt jetzt schon so lang bei uns, da wird er ja glernt haben, dass man eine Tür zumacht. Also sag ich mir, schaust einmal nach. Einfach nur zur Sicherheit, ned wahr.

      Ich also eine bei der Tür, ich sag noch, Herr Nkonkwo, hallo, ist Ihnen was? Ihr Tür, die steht offen wie ein Hosenstall! Nix! Alles still wie in der Gruft. Na, ich geh weiter. Durch die Küche durch ins Zimmer rüber. Na, und da ist er glegen. Mitten am Teppich. Aufgschlitzt! Von oben bis unten. Servas, das hat ausgschaut! Allein schon das Blut! Rotes Meer, sage man nur! Ich mein, mir war gleich klar: den Teppich, den kannst wegschmeißen!

      Zerst hab ich mir ja denkt, ich muss sofort die Rettung anrufen, aber wie ich dann genauer hingschaut hab, da is mir klar worden, der ist hin, da kannst eh nix mehr machen. Also hab ich mir gsagt, ich kann mir ruhig ein wenig mit dem Anruf Zeit lassen. Schaust dich lieber einmal ein bisserl um. Ich mein, wann hast schon Gelegenheit festzustellen, wie so ein Neger wohnt bei uns, ned wahr? Das ist ja, also quasi, so, wie heißt das, Ethnologie, ned? Und wer weiß, hab ich mir gsagt, vielleicht findst was, ein Souvenir oder so, ein Andenken halt an ihn. Weil er braucht’s ja nimmer, ned wahr?! Also hab ich mich ein bisserl umtan bei ihm. Aber noch bevor ich irgendwas gfunden hätt, was vielleicht interessant sein hätt können, ist mir ganz plötzlich eingschossen! Selbstmord war das keiner! Ja, ich weiß, das klingt jetzt ein wenig seltsam, aber an so was denkst ja normal ned, das … wird dir ja erst … mit der Zeit bewusst. Weißt eh, der Schock und so, der blockiert dich ja erst einmal. Jedenfalls wird mir klar, den hat wer gmacht. Und schon ertapp ich mich bei der Frage: Wer war des?

      Also eines ist für mich gleich festgstanden. Von unserer Stiege war das keiner! Für die leg ich alle die Hand ins Feier. Für den Hassan auch? Ja sicher für den Hassan auch! Wenn der Leut abkrageln wollt, dann wär er in Syrien und tät dort Allahu akbar schreien und mit dem Krummsäbel herumfuchteln anstatt dass er bei uns in Wien Kebab verdraht! Ich verbürg mich sogar für den Bösel, den Trottel. Der ist zwar aus Lieboch und hasst als eingfleischter Blauer alles, was Schwarz ist, aber soweit tät er nie gehen. Im Gegenteil, der hat ja sogar eine ganz besondere Vorliebe fürs Exotische, was ich weiß. Wie? Ah nix, das g’hört da jetzt eh ned her. Egal! Ich hab jedenfalls gleich gwusst, vom Bau kann das keiner gwesen sein. Wer also dann? Na, ich hab mir denkt, ich hab Zeit, also spiel ich einmal ein bisserl Detektiv, weil die Kieberer, die san eh mit allem überfordert, was übers Aufschreiben von Falschparkern hinausgeht.

      Ich schau mir die Leiche also genauer an. Ein klarer, sauberer Schnitt, seh ich. Ziemlich groß, geradlinig und dick. Also ein Messer, sag ich mir, war das nicht. Eher schon ein Säbel oder so etwas. Nur, wer hat schon einen Säbel, ned wahr? Also denk ich nach. Ich mein, als Hausmeister kommst ja früher oder später in jede Wohnung, auch auf den Nachbarstiegen. Und der Einzige, der mir eingfallen ist, der solche Dinger irgendwie sammelt, war der Feiler von der Neunerstiege. Aber ich hab mir noch denkt, was sollt denn der Feiler gegen den Nkonkwo haben, ned wahr? Außerdem ist der Feiler so ein klasser Bursch, gibt immer ordentlich Schmattes und regt sich nie über irgendwas auf. Also warum sollt der dann ausgerechnet bei unserem Nkonkwo den Gizi kriegt haben?

      Na, wie ich mir das so denk – na, wart einmal, lass mich doch erst einmal ausreden –, geh ich, ohne dass ich’s merk, wieder aus der Wohnung raus. Ja, ich weiß auch nicht, irgendwas muss mich aufgschreckt haben. Irgendwas hab ich g’hört. Und tatsächlich, da war ein Geräusch. Von unten ist’s kommen, so Richtung Waschküche. Ich hab mir noch denkt, das wird ja nicht schon wieder der Bösel sein, der wird doch ned schon in aller Früh die Svetlana pempern, weißt eh, die vom Stadtgartenamt, die da alle Ewigkeit einmal nach unseren Blumenbeeteln schaut. Aber nein, orgiastisch hat das ned geklungen, eher nach Weinen.

      Na, mir war schon ein wengerl anders, aber weißt eh, die Neugier, die ist ein Hund. Also bin ich runter. Ja, eh ganz vorsichtig, i bin ja ned blöd oder so. Na, und wie ich da so um die Ecken lins, seh ich den Buben vom Feiler im hintersten Winkel hocken und heulen wie den sprichwörtlichen Schlosshund. Na servas, hab ich mir denkt, und eh gleich alles gwusst.

      Na sicher war er’s! Na, wenn ich dir’s sag! Da hat’s ned einmal das Geständnis braucht, des hast dem angesehen, zehn Kilometer gegen den Wind. … Warum er den Neger …? Na, wegen die Drogen! Ahaha, sein Dealer? Na, aber überhaupt ned! Ganz anders war des! Der Feilerbua hat ja sofort, wie er mich gsehn hat, gsungen wie ein Lercherl. Ich glaub, der hat einfach wen zum Reden braucht, und da bin ich ihm grad recht kommen. Also hat er mir alles derzählt. Dass ihn der Nkonkwo derwischt hat beim