Abwrackpämie?
Weiter geht‘s zum Eli Creek. Diesen herrlich begrünten Fluss waten wir gegen die Strömung entlang. Mein Paar Turnschuhe hat auch was davon. So ist das, wenn man sie zu lässig auf den Rucksack bindet. Opfer Nummer 2 überlebt jedoch im Gegensatz zu Nummer 1, dem in Hong Kong verendeten Schirm, unbeschadet. Im Jeep heizen wir dann weiter den Strand hinunter.
Unser Hauptziel des Tages heißt Lake Wabby. Dorthin gelangt man vom Strand aus über einen wunderschönen, sandigen, begrünten, hügeligen und damit auch anstrengenden Weg. Die Hitze tut ihr Übriges. Nach rund 45 Minuten werden wir belohnt. Oben von der Düne kommend, bieten sich uns fabelhafte Panoramen. Schade, dass dieser wunderbare See – der mir noch besser gefällt als der Lake McKenzie, den wir gestern zum Überlaufen brachten – in absehbarer Zeit verschwunden sein wird. Er ist von drei Seiten von Eukalyptuswald eingeschlossen. Und an der vierten Seite gibt sich die riesige Düne alle Mühe, den See so schnell wie möglich aufzufressen. Wenn Sie ihn also noch sehen möchten, sollten Sie nicht unbedingt bis zum Renteneintritt warten – mitlesende Rentner natürlich ausgenommen.
Lake Wabby
Lunch am Strand
Wir kühlen auch hier unsere erhitzten Körper in den kühlen Fluten. Und nun stellt sich die Widerstandsfähigkeit meines Opfers Nummer 3 heraus. Erst nach mehreren Minuten fällt mir auf, dass ich vergessen habe, meine Armbanduhr abzulegen. Das hole ich eiligst nach. Doch dieses unfreiwillige Experiment beweist, dass sie wasserdicht ist. Zwei der bisher drei Opfer haben also überlebt. Ebenso der eine oder andere Wels, der eifrig um mich herumwuselt. Ich muss heute keine Fische fangen, denn für das Futter ist ja ein anderer zuständig.
Aufbruch ohne Kevin. Er hat sich mit seiner Kamera davongetrödelt, die Zeit und den Rückweg vergessen. Vergeblich suchen wir nach ihm und brechen auf mit der sicheren Gewissheit, dass ein so großer Junge auch alleine an den Strand zurückfindet. Dort wartet Joe schon mit dem Lunch auf uns. Repräsentativ hat er es auf der Kühlerhaube des Jeeps angerichtet. Am schönen Strand füllen wir – mittlerweile wieder vollzählig – unsere Mägen und bereiten uns mental auf
den Abschied vor. Wir rasen ein letztes Mal über den nicht enden wollenden Strand und rumpeln auf die Fähre. In einem Drei-Stunden-Ritt bringt Joe uns nach Brisbane zurück. Das waren zwei beeindruckende Tage, die ich so schnell nicht vergessen werde. Und mein erstes Känguru sehe ich nebenbei auch noch. In freier Wildbahn. Oder dachten Sie, ich hätte heute noch Zeit für einen Zoobesuch gefunden?
Bummeln, Strand und Internet
In Australien herrscht Linksverkehr. Da ist es nur konsequent, dass die komplette Bestecksammlung beim Frühstück auch auf der falschen Seite liegt. Solange man mich hier nicht links liegen lässt, soll mir das egal sein. Überhaupt ist hier alles verkehrt herum. Folgt man der Sonne, so gelangt man nach Norden. Je weiter südlich man reist, umso kühler wird es. Je kleiner die Geldmünzen, umso größer ihr Wert. Je begehrter der Laden, umso rigider die Öffnungszeiten. Ja, schon klar, Barbie und Bier warten. Für so was habe ich immer Verständnis.
Downtown Brisbane
À propos: Sie haben sicher auch Verständnis, dass ich es heute etwas gemächlicher angehe. Mir bleibt noch ein ganzer Tag für Brisbane, so dass ich gehörig trödeln kann. Nach Frühstück und Latte macchiato schlendere ich gegen 9 : 30 Uhr los. Ich lasse mich eine Weile durch die Fußgängerzone der Queen Street und ihrer angrenzenden Straßen treiben, bevor ich mich über die Victoria Bridge auf die Südseite der Stadt begebe. In der städtischen Bibliothek – hier gibt es freies WLAN und bequeme Sessel – gönne ich mir ein kurzes Abtauchen in die Tiefen des Webs: Berichte wollen ins Internet eingestellt, Kommentare und E-Mails gelesen und beantwortet werden.
Brisbane South Bank Parklands
Am Brisbane River entlang zieht es mich anschließend zu den South Bank Parklands, einem schön gestalteten Freizeit- und Naherholungspark, direkt am Flussufer gelegen. Mit Blick auf Fluss und Skyline der Stadt kann man sich hier unter anderem auf dem Rasen unter Schatten spendenden Bäumen genüsslich ausstrecken und in den zahlreichen Cafés und Restaurants den aufkeimenden Hunger bekämpfen. Der eigentliche Hit jedoch ist die großzügig angelegte Beachszenerie mit mehreren lagunenartigen Pools, Palmen, Strand und Liegeflächen. Wem die rund halbstündige Autofahrt zu den Stränden vor den Toren der Stadt zu aufwendig ist, der kann sein erhitztes Gemüt mal eben zwischendurch auch hier kühlen – mitten in der Stadt.
In South Bank nehme ich mein Mittagsmahl ein. Ein gieriger Ibis schleicht um mich herum und hofft auf Essensreste. Sorry, Kumpel, so etwas gibt es bei mir nicht. Ich esse immer brav auf. Auf dem Parkgelände steht in der Nähe meiner Futterquelle eine überdachte, aber zu den Seiten offene Halle mit Tribünen, die auch für Konzerte genutzt werden kann. Eine weitgehend talentfreie Heavy-Metal-Band gibt dort gerade ihr Bestes. Der Sänger faucht wie eine Wildkatze bei der Verteidigung ihres Nachwuchses. Es wird Zeit, den Rückzug anzutreten. Ich schlendere weiter am Flussufer lang und überquere über die Goodwill Bridge abermals den Fluss. Am Ende der Brücke lande ich direkt im Botanischen Garten. Dieser schmiegt sich idyllisch zwischen Brisbane River und Innenstadt und wird von zahlreichen Vögeln musikalisch angereichert. Ich durchquere ihn parallel zum Fluss und lande am Eagle Street Pier, wo die Fähren ablegen. Rasch rüber zu Starbucks, ein längeres Skype-Schwätzchen mit dem Schätzchen in Berlin, und ab zurück ins Hotel. Danke, Brisbane, für die sanfte Landung in Down Under. Morgen geht es wieder in den Flieger.
Sydney
Atemberaubender Blick auf die Skyline
Sydney
ESDS (Elke sucht die Superstadt) – Die Siegerin
Brisbane – Sydney. Bundesstaatenwechsel: raus aus Queensland, rein nach New South Wales. Am späten Vormittag soll es losgehen. Beim Check-In ist Do it yourself angesagt. Ich tippe an einem der Terminals ein, was einzutippen ist. Bei allen anderen kommt eine richtige Bordkarte heraus. Bei mir nicht. Das Gerät spuckt mir einen Zettel entgegen, auf dem steht: „Dies ist keine Bordkarte. Bitte gehen Sie zum Service-Schalter 9.“ Mit vollem Gepäck im Anschlag marschiere ich also an der aus normalen Bordkartenbesitzern bestehenden Warteschlange vorbei an besagten Schalter. Keiner vor mir. Es stellt sich heraus, dass ich für einen Platz am Notausgang auserwählt wurde. Doch dazu muss ich erst begutachtet und befragt werden. Deshalb die Sonderbehandlung. Keine körperlichen Einschränkungen/keine medizinischen Defizite? Ja. Ist mir klar, dass ich im Notfall helfen muss? Ja. Verfüge ich über genügend Englischkenntnisse? (Na)ja. Bestanden. Ich kriege gleich hier meine Bordkarte und kann auch mein Gepäck einchecken. Eine Menge Wartezeit gespart und wieder einen Platz mit Beinfreiheits-Overkill.
Sydney Harbour Bridge
Inlandsflüge sind unkompliziert. Ich darf meine gefüllte Wasserflasche mitnehmen. Keiner will meinen Pass sehen. Wobei Letzteres mich schon etwas verwundert. Da könnte ja jeder, der meinen Namen und meine Flugstrecke kennt, an den Terminals meine Bordkarte