OEMING, Manfred; SCHMID, Konrad (2001): Hiobs Weg. Stationen von Menschen im Leid, Neukirchen-Vluyn.
RIEDE, Peter (2002): Im Spiegel der Tiere. Studien zum Verhältnis von Mensch und Tier im Alten Israel, Fribourg/Göttingen.
RIEDE, Peter (2008): Vom Erbarmen zum Gericht. Die Visionen des Amosbuches und ihr literatur- und traditionsgeschichtlicher Zusammenhang, Neukirchen-Vluyn.
RIEDE, Peter (2009): Mensch und Welt in der Sicht des Alten Testaments. Am Beispiel von Psalm 104, in: ders.: Schöpfung und Lebenswelt. Studien zur Theologie und Anthropologie des Alten Testaments, Leipzig, 101–117.
RUPRECHT, Eberhard (1971): Das Nilpferd im Hiobbuch. Beobachtungen zu der sogenannten zweiten Gottesrede, in: Vetus Testamentum 17, 209–231.
STÖRCK, Lothar (1982): Nilpferd, in: Lexikon der Ägyptologie IV, 501–506.
UEHLINGER, Christoph (1991): Leviathan und die Schiffe in Psalm 104,25–26, in: Biblica 71, 499–526.
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Peter Riede
Behinderung → Blindheit
Bekehrung
Die deutschen Begriffe „Bekehrung“ und „Umkehr“ verweisen im Kontext alttestamentlicher Texte auf einen ethisch-theologischen Motivkomplex, in dessen Zentrum keine abstrakten Termini, sondern konkrete Bilder stehen. Das Wortfeld und die Bilder kreisen hauptsächlich um das hebräische Bewegungsverb šûḇ (swb) mit der Bedeutung „zurückkehren, sich wenden“. Mit šûḇ lässt sich die Zuwendung zu etwas oder jemandem, aber auch konträr das Sich-Abwenden von etwas oder jemandem ausdrücken. Auch die Rückkehr von oder zu einem bestimmten Weg kann im Blick sein. Texte, die das Umkehren als ethisch-theologische Kategorie aufgreifen, setzen in der Regel die Existenz eines normativen Bezugssystems voraus. Sie thematisieren somit die Frage nach legitimen und illegitimen Bezugsgrößen oder Praktiken, wobei primär die Zuwendung zu JHWH, dem Gott Israels, und ein gottgefälliger Lebenswandel – sei es im sozialen, politischen oder kultisch-religiösen Bereich – zum Maßgeblichen erhoben werden. Oft manifestieren sich verschränkt mit der Thematik der Bekehrung bzw. Umkehr Reflexionen über die (Un-)Fähigkeit oder (mangelnde) Bereitschaft eines Individuums oder Kollektivs, die als wesentlich erachteten Bezugsgrößen zu erkennen. Im Rahmen des personalen Diskurses zwischen JHWH und den Menschen als seinem Gegenüber markiert und problematisiert die metaphorische Rede von Um- oder Abkehr in biblischen Texten im weiteren Sinne Loyalitätsverhältnisse. Es geht um Treue bzw. Untreue. Sofern die Einsicht, sich verfehlt zu haben, an die Vorstellung von Umkehr gekoppelt wird, können zudem Fragen nach Schuldbewältigung und Bußpraktiken angesprochen sein. Im AT lassen sich in Zusammenhang mit den Stichworten Bekehrung/Umkehr drei Motivkomplexe unterscheiden: erstens die Umkehr von Menschen als Rückkehr bzw. ein Zurückfinden zum Maßgeblichen, also den als normativ anerkannten Bezugsgrößen, zweitens Gott, der sich Menschen zu- oder sich von ihnen abwendet und drittens die Zuwendung von Fremden zum Gott Israels.
1 Menschen
Von Menschen, die zu den Bezugsgrößen mit normativer Geltung zurückfinden bzw. zurückfinden sollen oder wollen, ist im AT in sehr unterschiedlicher Weise und in unterschiedlichen Textgattungen die Rede: in erzählenden Texten, prophetischen Reden, Gebeten bzw. Psalmen sowie in weisheitlichen Unterweisungen. Sowohl in der jüdischen als auch in der christlichen Auslegungstradition ist der Topos des Propheten prominent geworden, der zur Umkehr von bösen Wegen und zum Einhalten der Gebote JHWHs aufruft. Ein solches Bild zeichnen in der Tat bereits biblische Texte (vgl. 2 Kön 17,13; 2 Chr 24,19; Neh 9,26). Allerdings scheint sich ein solches Prophetenverständnis erst im Zusammenhang mit der Verarbeitung der Krise der Zerstörung des Jerusalemer Tempels um 587/586 v. Chr. (→ Tempel) und des babylonischen Exils (→ Exil) herausgebildet zu haben. Israel und Juda wurden vom Unglück getroffen, so die nachträgliche Deutung der Ereignisse, da der prophetische Umkehrruf ignoriert wurde (vgl. 2 Kön 17,14–23) und man gar Hand an die mahnenden Propheten anzulegen begann (vgl. 2 Chr 24,20–22; Neh 9,26–37). Die älteren, noch vorexilischen prophetischen Texte, bei denen die unbedingte Ansage von Unheil oder Heil im Vordergrund steht, greifen das Motiv der Umkehr selten im Rahmen eines direkten Umkehrrufs auf. Manche der einschlägigen Stellen werden als spätere Ergänzungen gedeutet. In Am 4,6–12 wird refrainartig der Vorwurf wiederholt, trotz göttlicher Warnzeichen nicht zu JHWH umgekehrt zu sein. Wie andernorts steht hier nicht explizit ein Aufruf zu einer Verhaltensänderung im Zentrum, vielmehr begründet der geäußerte Vorwurf die prophetische Unheilsansage (vgl. Jes 9,12; 30,15). Der Aufweis, dass eine Umkehr gefordert gewesen wäre, unterstreicht zugleich, dass es einen Punkt gibt, ab dem die Chancen zur Umkehr verspielt sind. Das Hoseabuch veranschaulicht, dass biblisch nicht nur die Umkehrverweigerung, sondern auch die Umkehrunfähigkeit Reflexionsthema sein kann (vgl. Hos 5,4; 11,7). Zugespitzt ist in Jes 6,10 gar von einem göttlichen Verstockungsauftrag die Rede (→ Verstockung). Passagen wie Jer 3,12–13 werfen die Frage auf, ob und unter welchen Bedingungen JHWH überhaupt eine Umkehr akzeptieren kann. Nach Jer 3 ist das Schuldeingeständnis wesentlich. Das Fehlverhalten wird je nach Kontext unterschiedlich bestimmt und unterschiedlich detailliert beschrieben. Missstände kultischer, sozialer oder politischer Art können angesprochen sein. Vor allem jüngere Texte wie 2 Chr 24,19–20 erheben sehr allgemein das Einhalten bzw. Missachten der Gebote JHWHs zum Kriterium für einen guten bzw. schlechten Lebenswandel. Dass von göttlicher Seite nicht nur eine halbherzige, sondern eine umfassende, den gesamten Lebenswandel prägende Zuwendung eingefordert wird (vgl. Ps 78,34–37), manifestiert sich unter anderem im prophetischen Aufruf, das Herz zu beschneiden (Jer 4,4; vgl. Dtn 10,16). Die Vorstellung, dass erst eine Wesensveränderung eine Richtungsänderung ermöglicht, relativiert dabei das Bild der Umkehr. An anderen Stellen ist davon die Rede, dass JHWH selbst das Herz der Menschen beschneidet, um eine Rückkehr „mit ganzem Herzen und mit ganzer Seele“, also auf einer neuen Vernunft und neuem Denken gründend (vgl. KRÜGER 2009, 117) zu ermöglichen (vgl. Dtn 30,6–10, aber auch Ez 11,19–20 und 36,26–28, wonach Gott sich vornimmt, das steinerne Herz der Menschen durch ein Herz aus Fleisch zu ersetzen). Solche Passagen rücken nochmals in anderer Form die Frage ins Zentrum, inwieweit Menschen auf Gottes Zuwendung („Barmherzigkeit“ → Gnade) angewiesen sind, um überhaupt als Zurückgekehrte vor ihm bestehen zu können. Hieran knüpfen später die christlichen Diskussionen um die Frage nach der Rechtfertigung vor und durch Gott an. Wie bereits erwähnt, ließ sich die Umkehrforderung im Kontext des Neuaufbaus Judäas in nachexilischer Zeit unter Verweis auf die Vorfahren, die auf bösen Wegen gingen und damit ein hartes Gericht heraufbeschworen, einsichtig machen (vgl. Sach 1,4). Dem Optimismus, wie er z.B. in Sach 1–8 begegnet – danach führt der kollektive Neuanfang zu einem idealen, prosperierenden Gemeinwesen, dem sich letztlich alle Völker anschließen werden (vgl. Sach 8,20–23) –, musste freilich früher oder später mit Modifikationen oder Neukonzeptionen begegnet werden, da er durch die Geschichte widerlegt wurde. Umkehr konnte vermehrt als individuelle Herausforderung in den Blick kommen (vgl. Jes 59,20), aber auch eine kollektive Forderung bleiben im Vertrauen darauf, dass Gott in der Zukunft, also durch ein künftiges Gericht klarstellen wird, wessen Lebenswandel gut oder eben schlecht war (vgl. Mal 3,13ff.; Bar 4,28f.).
Auch jüngere biblische Weisheitstexte greifen die Umkehr-Metapher auf, vor allem das Sirachbuch (vgl. Sir 5,7; 8,5; 17,25f.; 18,21). Sie signalisieren überwiegend die Zuversicht, dass Gott mit denjenigen, die umkehren, nachsichtig ist (vgl. Sir 17,29). Allerdings tritt die Rede von Umkehr in einigen Schriften stark zugunsten des Bildes der Weisheit als prinzipiell allen zugänglicher, segenspendender Größe zurück (vgl. Spr 1,20–23; 9,1–6; Sir 24,19f.;