Weisheit des Lebens für Dummies. Marco Kranjc. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Marco Kranjc
Издательство: John Wiley & Sons Limited
Серия:
Жанр произведения: Личностный рост
Год издания: 0
isbn: 9783527818389
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Nicht nur im Privatleben, sondern allzu oft bei Menschen, die es doch besser wissen sollten: Auch Politiker, Manager, Banker und andere verantwortliche Persönlichkeiten der Gesellschaft werden oft Opfer ihrer eigenen vorgefassten Meinungen und bleiben trotz gegenteiliger Argumente oder sogar Fakten unbelehrbar.

      Lexikon der Dummheit: Die Bestätigungstendenz

      Das Problem, dass sich Menschen Daten und Fakten nach ihren eigenen Wünschen suchen und sortieren, nennt man in der Psychologie »Bestätigungstendenz« (oder auf Englisch »confirmation bias«). In den nächsten Kapiteln werde ich noch öfter von den ganz normalen, alltäglichen Denkfehlern schreiben, aber dieser ist wahrscheinlich einer der »beliebtesten«. Seit Jahrhunderten. Oder wahrscheinlich überhaupt, seit die Menschen mit dem Denken begonnen haben.

      Mit Bestätigungstendenz bezeichnet man die Tatsache, dass wir dazu neigen, Informationen, die unseren Auffassungen und Theorien entsprechen, denen vorzuziehen, die unserer Meinung widersprechen. Das trifft keineswegs auf irgendwelche Extremisten zu, sondern ist eine ganz normale Reaktion von normalen Menschen. Und doch ein schwerer Denkfehler. Wenn ein Plan funktioniert, habe ich gut geplant. Funktioniert er nicht, haben mir vielleicht neidische Menschen Steine in den Weg gelegt. Stimmt das Horoskop, lügen die Sterne anscheinend nicht. Stimmt es nicht, habe ich die Sterne wohl falsch interpretiert.

      Einen großen Anteil an unseren Dummheiten hat also unsere Tendenz, Daten und Informationen so zu lesen, dass sie unserer Meinung entsprechen. Aber das Gegenteil zu tun ist harte Arbeit: Das hieße, unsere Überzeugungen immer wieder von neuen Fakten und Informationen testen zu lassen und plötzlich neue Überzeugungen herauszubilden. Das große Problem an der Bestätigungstendenz ist, dass sie uns normalerweise ganz unbewusst ist. Man muss sich schon bewusst dazu zwingen, neues Denken in sich zuzulassen.

      Nur als kleiner Test: Wann haben Sie das letzte Mal Ihre Meinung zu einer Sache (Politik, Religion, Ihren Nachbarn …) zu 100 Prozent geändert? – Aha … Wie wäre es, mal eine Weile nur nach Informationen, Meinungen und Anhaltspunkten zu suchen, die Ihren Überzeugungen widersprechen?

      Für das Verständnis von Weisheit ist es wichtig, auch die Dummheit zu verstehen. Die Dummheit als Gegenpol zur Weisheit hat zunächst einmal nichts mit mangelnder Intelligenz zu tun. Genauso wenig, wie intelligente Menschen nicht auch zwangsläufig weise Menschen sind.

      Ganz sicher könnte man manchmal wegen der Narren und Dummköpfe dieser Welt verzweifeln. Aber auch das bitte nur mit der Demut, die man aus den eigenen Fehlern gelernt hat. Wir lieben eben alle unsere Meinungen und lassen uns nur ungern von Tatsachen durcheinanderbringen.

»Alle Menschen sind gleich!«, sagt der Weise – bis die eigene Tochter einen farbigen Freund hat. »Reden ist Silber, Schweigen ist Gold!«, sagt der Weise – bis jemand die Fußballmannschaft seines Herzens kritisiert. »Materielle Werte sind nicht so wichtig wie Gesundheit, Liebe und Glück!«, sagt der Weise – bis ihm jemand sein Auto zerkratzt. Jeder »weise« Mensch hat irgendwo in sich auch immer auch Schwächen, die ihn plötzlich gar nicht mehr so weise aussehen lassen.

      Auch die Dummheit hat ihre Gesetze

      An dieser Stelle muss ich zwei weitere im Alltag eher unübliche Bezeichnungen einführen: der Tor und der Narr. Wenn man ältere Texte zur Weisheit liest, bilden diese beiden immer das Gegenstück zum weisen Menschen. Hier und da werde ich diese beiden Begriffe auch verwenden, ansonsten eher das vielleicht heute in unserer Sprache üblichere Dummkopf (gut, es gibt dafür noch viele Ausdrücke, aber bleiben wir für dieses Buch bei den eher milderen).

      Dabei geht es von der Weisheit aus gesehen bei der »Dummheit« nicht um Intelligenz oder Bildung. Ein Narr ist vielmehr der, der

       aus seinen Erfahrungen nichts lernt.

       die gleichen Fehler immer wieder macht.

       weiß, dass er das Falsche tut und trotzdem seinen eigenen Kopf durchsetzen will.

       darauf besteht, das Unmögliche zu wollen und dabei das, was möglich ist, nicht anpackt.

       auf seinen Vorstellungen beharrt, auch wenn die Fakten etwas anderes sagen.

      Das erscheint im ersten Moment wirklich sehr dumm. Aber man muss nur ein wenig in den eigenen Ansichten und Gefühlen kramen, um diese Einstellungen bei sich zu entdecken. Auch jeder weise Mensch ist immer nur einen Schritt davon entfernt, sich zum Narren zu machen.

      Es gibt in der Bibel die Geschichte von König Salomo. Diesen Menschen hatte Gott besonders ins Herz geschlossen und so erschien Gott ihm im Traum und gewährte ihm einen Wunsch. Salomo bat nicht um Reichtum und Macht, sondern um ein »hörendes Herz«, um das Volk Israel gut zu führen und gute Urteile zu sprechen und um die Fähigkeit, Gut und Böse voneinander unterscheiden zu können – kurzum, er wünschte sich Weisheit. Diese Bescheidenheit gefiel Gott und er versprach Salomo, ihn so weise zu machen, dass es vor und nach ihm keinen weiseren Menschen geben sollte.

       Wofür es gut war: Weisheit und Erfahrung

      Vielleicht das größte Hilfsmittel auf dem Weg zur Weisheit ist die Erfahrung. Durch viele große und kleine Erlebnisse lernen wir die Dinge, die in unserem Leben funktionieren, und die Dinge, die eben nicht klappen. Wahrscheinlich könnte man auch zu jedem Problem, das sich einem stellt, ein Buch lesen (und Sie werden noch sehen, wie hilfreich auch das sein kann), aber unmittelbarer lernen wir durch die Dinge, die wir erleben. Dabei kann es durchaus sein, dass der chinesische Philosoph Konfuzius recht hat. Für ihn ist der edelste Weg, klug zu handeln, der Weg über das Nachdenken. Der einfachste Weg ist der, es einfach anderen nachzumachen. Aber durch Erfahrung zu lernen, sei der bitterste.

      Von den Erfahrungen zur Erfahrung

      Es ist leicht zu übersehen, dass wir das Wort »Erfahrung« für zwei verschiedene Sachverhalte benutzen. Zum einen bezeichnet das Wort ein Erlebnis, in der Regel eines, aus dem man etwas lernt und klüger – oder eben weiser – wird. Zum anderen bezeichnen wir als Erfahrung dann das, was die vielen Erlebnisse (Erfahrungen) aus uns machen. Die Erfahrung in diesem Sinne ist nicht das, was wir erlebt haben, was uns passiert, was wir tun oder was uns widerfährt. Diese Erfahrung ist das, was ein Mensch aus all dem Erlebten gemacht hat. Ein erfahrener Dachdecker zu sein ist eben doch irgendwie noch vertrauenerweckender als nur ein ausgebildeter Dachdecker zu sein. Einem erfahrenen Autofahrer traut man eher als einem, der gerade den Führerschein gemacht hat. Und eine erfahrene Mutter zu sein verleiht mehr Autorität, als gerade das erste Kind geboren zu haben. Die Erfahrung ist also das, was wir aus den vielen Erfahrungen (oder Erlebnissen) machen. Um die Erfahrung und das Lernen aus den Erfahrungen geht es besonders in Kapitel 5.

      Das Lernen aus Erfahrung stellt uns vor manche wichtigen Fragen:

       Ist denn immer auch alles so gewesen, wie wir es erinnern?

       Wie können wir verhindern, dass wir unsere Erfahrungen im Rückblick »neu erfinden« und anpassen?

       Müssen wir unbedingt jeden Fehler auch selbst machen?

       Ist jede Erfahrung immer gut?

       Kann man »lebenserfahren« werden, so wie Menschen auch erfahrene Mechaniker werden?