Sommer Bibliothek 11 besondere Krimis. Walter G. Pfaus. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Walter G. Pfaus
Издательство: Автор
Серия:
Жанр произведения: Зарубежные детективы
Год издания: 0
isbn: 9783956179822
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erwiderte ich.

      Mercer atmete tief durch, vergrub die Hände in den Hosentaschen. "Es gab von Anfang an Probleme", erläuterte er dann in gedämpftem Tonfall. "Aber schließlich war dieser Mann für uns eine Investition, die wir nicht so schnell abschreiben wollten."

      "Sie haben ihn weiter bezahlt..."

      "Wir konnten aus dem Vertrag nicht raus. Jedenfalls nicht so einfach..."

      Irgendwie klang das in meinen Ohren nicht sonderlich überzeugend.

      Jetzt meldete sich Tremayne zu Wort. "Man soll über Tote nichts Negatives sagen, aber..." Er stockte. Dann fuhr er fort: "Ich glaube, er stand ziemlich unter dem Einfluss seiner jungen Frau..."

      "Sally Hiram."

      "Sie kennen Sie?", fragte Tremayne. "Ich begegnete ihr bei einem Abendessen und zu verschiedenen anderen gesellschaftlichen Anlässen. Ich glaube, sie hatte ziemlich merkwürdige Ansichten, war irgendwie etwas esoterisch angehaucht oder so..." Er zuckte die Achseln.

      "Sally Hiram ist höchstwahrscheinlich Mitglied einer Sekte, die sich die AUSERWÄHLTEN DER APOKALYPSE nennt", sagte ich. "Und es gibt Grund zu der Annahme, dass der verschwundene CX-Behälter in den Händen dieser Leute ist..."

      "Das klingt beunruhigend", stellte Ressing fest.

      "Das ist eine Untertreibung", erwiderte ich.

      "Was haben diese Leute damit vor?"

      "Vielleicht den Weltuntergang etwas beschleunigen. Wie weit sind Sie mit der Entwicklung eines passenden Impfstoffes gewesen?"

      "In ein bis zwei Jahren wäre er anwendungsreif gewesen", sagte Ressing.

      Und Mercer fragte: "Wo ist diese Sally Hiram?"

      "Sie ist verschwunden", erwiderte ich.

      Mercer war jetzt etwas ärgerlich. "Warum lassen Sie uns so lange zappeln und Blut und Wasser schwitzen? Verdammt, warum erfahre ich das alles erst jetzt?"

      "Ich verstehe Ihre Aufregung nicht", erwiderte ich sachlich.

      "Ach, nein? Jetzt liegt doch alles auf der Hand! Die Einbrecher verfügten über Detailkenntnisse unserer Labors und Anlagen. Sie kannten die Code-Bezeichnungen, mit denen die Bakterienkulturen bezeichnet worden waren. Schließlich haben sie ganz gezielt nach einem bestimmten CX-Behälter gegriffen! Von wem können sie diese Informationen wohl gehabt haben?"

      "Sie denken an Hiram und seine Frau."

      "Sie etwa nicht?"

      "Natürlich. Deswegen möchten wir auch unbedingt wissen, welchen konkreten Anlass es gab, um Hiram so schlagartig zu suspendieren. Die menschlichen Schwierigkeiten in Ihrem Team dauerten doch schon länger an."

      Die drei sahen sich an. Sie konnten sich nicht in unserer Gegenwart absprechen, aber ich mir war klar, dass sie im Moment genau das gerne getan hätten.

      Mercer meldete sich schließlich als erster zu Wort.

      "Wir hatten den Verdacht, dass Hiram Daten und Proben entwendet hat. Wir dachten eigentlich daran, dass er sie der Konkurrenz zuspielen oder bei einem eventuell bevorstehenden Wechsel in einen anderen Konzern dorthin mitnehmen würde. Als eine Art Mitbringsel zum Einstand sozusagen. Allerdings hatten wir keine Beweise, die vor Gericht ausgereicht hätten.

      Hiram hätte uns verklagen können. Das war einer der Gründe, weshalb wir recht großzügig zu ihm waren. Aber wie es scheint, haben wir in eine ganz falsche Richtung gedacht. Das, was Sie sagen, macht viel mehr Sinn, Mr. Trevellian." Mercer hob die Hand. Seine Gestik signalisierte Nervosität. "George Hiram muss unter dem Einfluss dieser Sekte gestanden haben! Daran kann es doch nun kaum noch einen Zweifel geben." Er wandte sich an Ressing. "Erwähnten Sie nicht, dass Hiram sich in letzter Zeit verstärkt mit religiösen Fragen beschäftigte?"

      "Das stimmt", sagte Ressing. "Ich hielt das für Anwandlungen, die einer bekommt, der viel Stress hat, aber nun..."

      "Und wer sollte Ihrer Meinung nach für Hirams Tod verantwortlich sein?", fragte Milo.

      "Ich nehme an, diese Auserwählten", sagte Mercer schulterzuckend. "Wer weiß, vielleicht hat Hiram erkannt, auf wen er sich eingelassen hatte und hat dann versucht auszusteigen..." Mercer lächelte dünn. "Wie gesagt, es ist Ihr Job, solche Mutmaßungen anzustellen."

      "Sie sagen es", nickte ich.

      38

      "Sie hat getobt wie eine Berserkerin", sagte Melvin.

      Der Weißhaarige nickte.

      Ein mildes, wissendes Lächeln stand in Josiah Morgans kantigem Gesicht.

      "Das ist der Dämon, der sie beherrscht. Das Böse ist in ihr. Es ist schade um sie..."

      "Noch kann sie keine Zeichen der Krankheit tragen..", gab Melvin zu bedenken.

      "Ich weiß es auch so", erwiderte Morgan.

      Er schloss die Augen, kniff sie geradezu zusammen. Er sah aus, als fühlte er eine große, fast übermenschliche Anstrengung. Seine Hände ballten sich zu Fäusten. Er begann zu zittern. "Ich weiß es..", murmelte er. "Ich weiß es..."

      Melvin schluckte.

      "Sie muss aus unserer Welt getilgt werden", sagte der selbsternannte Prophet dann in einem Tonfall, der keinen Widerspruch duldete. Kalte Grausamkeit klang aus seinen Worten heraus. "Das Gift ihrer armen Seele wird sonst alle zu Dienern des Bösen machen..." Er sah Melvin sehr ernst an, legte ihm eine Hand auf die Schulter. Morgans Blick hatte in diesem Moment etwas Stechendes. "...und aus wem sollte dann die neue Menschheit hervorgehen, die nach dem großen Weltenbrand die Erde zu Gottes Wohlgefallen bevölkern wird? Komm..."

      Sie gingen durch einen kahlen Flur.

      Der bewaffnete Posten vor der verriegelten Stahltür sah Morgan etwas verwundert an.

      Der Weißhaarige deutete auf die Verriegelung.

      "Aufmachen!", befahl er.

      "Aber..."

      "Töte sie!"

      Der Wächter blickte etwas unschlüssig drein. Mit der Rechten umfasste er den Griff der MPi, die er an einem Riemen über der Schulter trug.

      Morgans Augen wurden unnatürlich groß.

      Sein Gesicht veränderte die Farbe. Es wurde dunkelrot.

      Die Ader an seiner Schläfe pulsierte. "Worauf wartest du?", schrie er. "Sie wird uns alle ins Verderben reißen! Töte sie! Ich kann die böse Macht fühle, die in ihr wohnt. Sie greift nach unseren Seelen!"

      Morgan