Der Aufstieg von Atlantis. Daniel Whitmore. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Daniel Whitmore
Издательство: Автор
Серия:
Жанр произведения: Научная фантастика
Год издания: 0
isbn: 9783948397258
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worden und würde in Kürze mit dem Bau des ersten Schiffs beginnen. Der ursprüngliche Entwurf der Hephaistos-Werft, aus der alle jetzigen Schiffe der atlantischen Flotte entsprangen, war von Talon und Aiden noch mal überarbeitet worden. Die neue Version war etwas größer und besaß, zusätzlich zu den acht großen Fertigungsarmen, kleine Hangars, in denen Drohnen, Shuttles und sogar Raumschiffe der Hermes-Klasse gefertigt werden konnten. Die Fertigungsarme wurden nur noch für Schiffe der Korvettenklasse oder noch größere Klassen benötigt. Gleichzeitig waren die Arme nun von außen mit Solarpaneelen verkleidet und der Reaktor im Inneren damit eingespart worden. Für die ersten Aufträge bezog die Werft ihre Rohstoffe noch von Versorgungsshuttles, die ihre Fracht aus den Minen auf Atlantis bezogen. Doch sobald ihre Erkundungstrupps geeignete Asteroiden im äußeren Gürtel gefunden hatten, würden die Ressourcen von dort kommen. Passende Minenschiffe von der Größe einer Fregatte waren bereits in Planung, ebenso wie Frachtschiffe, die mit jedem Flug Hunderttausende Tonnen an Rohstoffen transportieren konnten. Talon stand auf dem Beobachtungsdeck der Phönix und sah auf die Werft herab. Er hatte große Pläne und wenn Craibian ihm die Erlaubnis zu deren Durchführung gab, würde er diese gewaltigen Mengen an Ressourcen auch brauchen. Allerdings ging er fest davon aus, dass sowohl die geförderten Rohstoffe als auch die Kapazität der Werft von Nigel mit beansprucht werden würden. Wenn er ein Mensch gewesen wäre, hätte er vermutlich gesagt, sein Vorhaben wäre eine Lebensaufgabe. Als Atlantae hatte er aber alle Zeit der Welt, also wozu die Eile?

      Erst die Werft, dann der Raumhafen, dann der Rest,dachte er sich. Vielleicht konnte er Nigel mit in sein Team holen, wenn der von ihm geplante Planetenring auch einen militärischen Zweck verfolgen würde. Vielleicht kann ich einige Verteidigungswaffen in meine Pläne mit aufnehmen,überlegte er vor sich hin. Mit einem Knopfdruck aktivierte sich das Hologramm in der Mitte des Beobachtungsdecks und rief seinen Plan des Planetenrings auf. Der Ring bestand aus 50.000 einzelnen Segmenten mit einer Länge von etwas unter einem Kilometer und sollte sich in über dreihundert Kilometern Höhe einmal um den Äquator von Atlantis ziehen. Die Segmente unterschieden sich einzig in Dicke und Funktion. Bisher hatte Talon Segmente in Handelshafen, Werft, Forschungsstation und Orbitalstadtsegment unterteilt, doch aufgrund der geringen Anzahl der Atlantae konnte er von Letzterem wohl einige Module ersetzen.

      Nigel würde vermutlich wollen, dass die Verteidigungssegmente in regelmäßigen Abständen kommen, damit der Planet von allen Seiten aus verteidigt werden kann,überlegte Talon. Dann ist der Planet zwar nur um den Äquator herum geschützt, aber immerhin etwas.

      Ich hätte da noch eine Idee, aber das wird nicht einfach,meldete sich Leif zu Wort, der seit fast vier Jahren in Talons Kopf wohnte. Wenn wir es schaffen, die Reichweite des Energieschilds weiter zu verbessern und einige Tests durchführen, könnten wir den Planetenring mit einem Planetenschild ausstatten. Wir könnten den ganzen Planeten vor Asteroiden, Beschuss, Strahlung und Sonnenwinden abschirmen.

      Wenn ich das Craibian vorschlage und ihm die notwendigen Mittel dafür nenne, wird er mich lynchen,stellte Talon trocken fest.

      Nicht wenn Nigel dir Rückendeckung gibt,widersprach ihm Lief. Er steht zwar mehr auf Raumschiffe, aber ein Planetenschild würde uns im Verteidigungsfall so viele Vorteile verschaffen, dass er es unmöglich einfach abschlagen kann.

      Dann müssen wir aber Berechnungen dazu anstellen und Versuche durchführen, bevor wir zu einem der beiden damit gehen,meinte Talon nachdenklich. Sonst schlagen die es trotzdem ab.

      Ich bin sicher, wir schaffen das, bevor die Bauarbeiten an diesem Punkt angekommen sind, aber wir sollten vielleicht einige Sektionen für Schildgeneratoren und Energiespeicher einplanen,erwiderte Leif, und wenn wir den Planetenring mit Solarfolien autark bekommen, steigert das bestimmt die Chance, dass Craibian das ganze Projekt genehmigt.

      Das erhöht zwar den Materialbedarf, senkt aber die Unterhaltskosten,überlegte Talon. Seitdem Craibian Geld und Bezahlung für die Atlantae eingeführt hatte, musste Talon sich auch mit solchen Fragen beschäftigen. Zuvor waren seine Projekte nur von den vorhandenen Ressourcen und der verfügbaren Arbeitskraft eingegrenzt worden, aber jetzt hatte er einen monatlichen Betrag, den er ausgeben durfte und musste irgendwie damit haushalten. Er konnte nicht einmal sicher sein, dass sein Etat in den nächsten Jahren oder Jahrzehnten gleich bleiben würde. Zum Glück waren die Minenschiffe, die sie gebaut hatten, staatlich und die damit geförderten Rohstoffe dadurch für ihn quasi kostenlos. Er musste nur seine Technikercrew bezahlen und eventuelle Hilfskräfte, die vielleicht anfallen würden. Wie er gehört hatte, hatten auch Ranora und Arieana Probleme mit dieser Umstellung gehabt. Besonders Arieana, die im Moment Grundlagenforschung in der Magie und Magietechnologie betrieb, hatte manchmal nicht genug Mittel, um alles so zu machen, wie sie sich es vorgestellt hatte. Nur Cyran, der einer der wenigen Atlantae war, die wirklich gute Arbeit in der KI-Programmierung und Droidenkonstruktion leistete, hatte diesbezüglich keine Probleme. Jeder Atlantae brauchte ihn, egal ob es um Droiden oder Intelligente Systeme ging und er verdiente sein Geld damit. Am Ende hat der Kerl noch mehr Geld als der ganze Staat,dachte sich Talon und musste einräumen, dass er doch etwas neidisch auf seinen Freund war. Vielleicht können wir irgendwann auch private Raumschiffe verkaufen und uns damit finanzieren,überlegte Talon weiter.

      Oder wir fragen Cyran, ob er uns Geld leihen will,scherzte Leif.

      Vielleicht gar keine so üble Idee, ihn ins Boot zu holen,meinte Talon. Wir sollten das im Hinterkopf behalten. Er wandte sich noch mal zum großen Aussichtsfenster des Schiffes und sah zur Werft. Diesmal ging sein Blick jedoch daran vorbei und er betrachtete stattdessen Atlantis. Das neue Atlantis. Ich bin mal gespannt, wie Craibians Pläne zu dem Ganzen hier aufgehen werden,dachte er sich. Und wieweit ich mit meinem Teil dazu beitragen kann. Er richtete sich an Leif. Glaubst du, wir schaffen es wirklich, hier eine neue Zivilisation zu erschaffen?

      Das hängt wohl in erster Linie davon ab, wie schnell unser Volk wachsen kann. An Wohnraum, Schiffen und Ressourcen wird es auf jeden Fall bald nicht mehr mangeln.

      Aiden war etwas nervös. Heute war der große Tag. Er hatte die letzten Wochen kaum geschlafen, doch das lag an etwas ganz anderem. Vor fünf Wochen war seine Tochter zur Welt gekommen und sie hielt ihn und Filki seitdem auf Trab. Er hatte sich schon mehr als einmal gefragt, wie seine Eltern das damals mit ihm ausgehalten hatten. Immerhin hatten die als Menschen mehr als zwei Stunden Schlaf am Tag benötigt, während er für atlantische Verhältnisse quasi ausschlafen konnte. Die kleine Amelya war für ihn und seine Freundin ein echtes Wunder, doch sie waren nicht die Einzigen, die so dachten. Amelya war das erste geborene Kind der neuen Atlantae und als solches wirklich etwas Besonderes. Die Besucher, die alle nach der Geburt hatten vorbeisehen wollen, waren fast anstrengender gewesen als Amelya selbst. Bisher hatte Aiden die meisten einfach abgewimmelt, bis auf die engsten Freunde und einigen wenigen, bei denen er sich nicht getraut hatte, sie einfach wieder wegzuschicken. Er war schon etwas überrascht gewesen, als Craibian und Talon vor seiner Haustür gestanden hatten und gefragt hatten, ob sie reinkommen dürften. Wenigstens hatten alle ihnen nach der Geburt zumindest ein paar Tage Ruhe gelassen. Doch heute konnte er sich nicht verstecken. Heute war Amelyas Aufnahme in die atlantische Gesellschaft. Fast so wie damals Aidens Taufe, aber ohne viele Worte oder irgendwelche Rituale. Eigentlich war es nur eine kleine Feier, um einen neuen Atlantae auf der Welt zu begrüßen. Nur war es die erste Feier dieser Art; also machte sich Aiden keine Illusionen, dass es ganz und gar nicht klein werden würde. Wenigstens brauchte er sich um nichts zu kümmern.

      „Bist du so weit?“, fragte eine sanfte Stimme hinter ihm. Er drehte sich um und sah seine Filki in einem prächtigen dunkelgrünen Kleid. In ihren Armen schlief die kleine Amelya, die von ihrer Mutter ebenfalls etwas herausgeputzt worden war. Lächelnd ging er auf die beiden wichtigsten Frauen in seinem Leben zu, küsste Filki kurz und strich dann seiner Tochter sanft über den mit Flaum bewachsenen Kopf.

      „Ich glaube schon“, beantwortete er Filkis Frage.

      Sie sah ihn kritisch an. „Halt mal kurz“, meinte sie und drückte ihm seine Tochter in die Arme. Vorsichtig nahm er das so zerbrechlich wirkende Baby in seine Arme. Filki unterdessen zupfte sein Hemd zurecht, richtete den Kragen und strich ein paar Falten glatt. „So, jetzt können wir gehen“, stellte sie irgendwann zufrieden fest. Sie nahm Amelya wieder und Aiden folgte ihr zum Tempel.

      Eine halbe