Der Aufstieg von Atlantis. Daniel Whitmore. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Daniel Whitmore
Издательство: Автор
Серия:
Жанр произведения: Научная фантастика
Год издания: 0
isbn: 9783948397258
Скачать книгу
aber wie wäre es mit einer anderen Arbeit für dich?“, fragte Craibian und ein Knoten bildete sich in Valentinas Magen.

      Werde ich jetzt doch rausgeschmissen? Hat sich doch ein Teamkollege über mich beschwert? Oder steckt Hector dahinter? „Ich ... ich glaube doch meinen Aufgaben gewachsen zu sein. Ich möchte nicht in die Gewächshäuser zurück!“

      „Ich meinte auch gar nicht die Gewächshäuser“, meinte der König und lächelte nun doch. „Weißt du, was die Sylphe im Moment macht?“

      Valentina musste kurz überlegen, bis ihr klar wurde, dass die Sylphe eines der Raumschiffe war, mit denen sie hergeflogen waren. „Untersucht die nicht den Asteroidengürtel?“, fragte sie.

      „Genau. Ein siebenköpfiges Team ist dort im Nerido-Gürtel und analysiert mit Drohnen die Asteroiden auf verwertbare Ressourcenquellen“, bestätigte Craibian. „Die Rohstoffe, die wir dort hoffentlich fördern werden, wollen wir in zukünftige Flottenbauprojekte und den Bau einiger orbitaler Strukturen stecken.“ Er begegnete Valentinas wenig interessiertem Blick. „Das ist eine sehr wichtige Arbeit.“

      „Ich glaube, i-i-ich bin auf der Erde besser aufgehoben“, stammelte sie.

      Du bist nicht auf der Erde,erinnerte sie Galizia.

      „Atlantis, ich meinte Atlantis“, verbesserte sie sich schnell.

      „Da bin ich mir nicht so sicher“, zweifelte ihr Gegenüber. Valentina wollte etwas einwenden, doch sie kam nicht dazu. „Der Rat und ich planen, ein zweites Schiff zu Forschungszwecken loszuschicken“, sprach Craibian einfach weiter. „Wir wollen die umliegenden Systeme kartografieren und uns einen groben Überblick über Art und Alter der Sonnen, vorhandene Ressourcen, besiedelbare Planeten und Spuren von Leben verschaffen. Dafür brauchen wir eine Crew, die bereit ist, sich alleine den Gefahren und Schwierigkeiten des Weltalls zu stellen und deren Neugier groß genug ist, um sie weit entfernt von ihrer neuen Heimat Pionierarbeit leisten zu lassen.“ Jetzt war Valentina sprachlos. Das war etwas ganz anderes, als sie erwartet hatte. Langsam schloss sie wieder ihren Mund und dachte nach.

      „Und ich soll ein Teil der Crew sein?“, fragte sie und ihre Nervosität war wie weggeblasen. Sie fragte sich nur noch welche Möglichkeiten sie in einem Raumschiff hätte, dass überall hinfliegen konnte und was sie dort alles erleben konnte. Das All war der einzige Ort, den Galizia nie erforschen konnte und dann waren auch noch all die Welten, all die Planeten, die dort draußen ihre Bahnen zogen.

      „Nein, du sollst ihr Käpten sein“, berichtigte Craibian.

      Es dauerte eine Weile, bis Valentina diese Nachricht verarbeitet hatte und ihr Sprachzentrum wieder funktionierte. „Ich?“, fragte sie nur völlig ungläubig.

      „Du hast mit Abstand die besten Ergebnisse des ganzen Pionierteams geliefert, und außerdem glaube ich, deine Neugier ist groß genug, dass du nicht so schnell vor Risiken zurückschreckst“, erklärte Craibian seine Entscheidung. „Wir können keine feigen Entdecker gebrauchen.“ Wieder schwiegen beide einen Moment lang.

      „Also“, fuhr der König nach einer Weile fort, „bist du dabei, oder nicht? Du kannst auch gerne noch ein paar Tage drüber nachdenken, aber in zwei Wochen brauch ich eine Antwort. Wenn du nicht willst, muss ich einen anderen Atlantae als Käpten auftreiben.“

      „Ich mach’s!“, rief Valentina sofort. „I-i-ich bin nur ... ü-überwältigt.“

      „Das sehe ich“, erwiderte Craibian und nun lächelte er breit. „Ich bin mir sicher, dass du den Herausforderungen gewachsen sein wirst.“

      „Wann s-soll’s losgehen?“, fragte die baldige Raumfahrerin und gewann nun doch etwas an Selbstvertrauen.

      „Nun, in zwei Wochen ist die Lutin umgerüstet, dann wird die Ausrüstung aufgeladen und dann kann es auch schon losgehen“, erklärte Craibian. „Bis dahin kannst du machen, was du möchtest. Wenn die Lutin allerdings mit deinem Team losgeflogen ist, kann es Wochen oder Monate dauern, bis du wieder nach Atlantis kommst. Du wirst eigenständig Entscheidungen treffen müssen und als unser erstes Erforschungsteam unterstehst du auch nur mir.“

      Valentina nickte. „Das ist kein Problem für mich. Ich bin gerne selbstständig.“

      „Das ist gut. Unsere Pläne für die Erforschung des Alls sind nämlich sehr umfassend“, erwiderte ihr neuer Chef. „Wir haben im Moment nur ein Schiff dafür und ihr seid da draußen größtenteils auf euch gestellt. Wenn es wirklich Probleme gibt, kann die Harpie euch zwar Unterstützung leisten, aber mir wäre es lieber, wenn das nicht notwendig werden würde.“

      „Okay“, meinte Valentina. Endlich werde ich mal nicht bemuttert,dachte sie sich im Stillen. „Könnte ... könnte ich noch erfahren, wer alles mitkommt?“

      „Ich werde dir eine Liste schicken, sobald ich alle zusammenhabe“, meinte Craibian. „Wenn du sonst keine Fragen mehr hast, wäre es das auch von meiner Seite aus.“

      Valentina nickte und stand auf. Auf den Weg zum Ausgang drehte sie sich aber noch mal um. „Ich will auf der Lutin einen eigenen Replikator!“, forderte sie kühn. Fast sofort kam ihr, dass sie sich damit vielleicht im Ton vergriffen hatte und fügt noch schnell hinzu: „W-Wenn es keine allzu großen Umstände macht.“

      Der König sah sie eine Weile lang mit undurchdringlicher Miene an, dann nickte er nur.

      „D-Danke“, rief Valentina schnell und verließ den Besprechungsraum, bevor sie doch noch etwas Dummes sagte.

      Die Eleganz, die die tonnenschweren Felsbrocken in ihren stetigen Drehungen trugen, hatte etwas Faszinierendes an sich. Cyran war vor einem Tag mit einem Shuttle zur Sylphe geflogen und war dabei von zwei großen Konstrukten begleitet worden. Jetzt stand er auf der Brücke und überwachte, ob alles auch richtig funktionieren würde. Die zwei gigantischen Minendrohnen, die Talon konstruiert hatte, hatten von ihm eine einfache KI der Klasse Zwei bekommen und sollten nun von der Sylphe aus gesteuert werden. Die Crew der Sylphe hatte in den letzten Tagen einige der Felsbrocken des gewaltigen Asteroidengürtels untersucht und sie nach ihrer Zusammensetzung katalogisiert. Cyran konnte sich vorstellen, wie trocken die Arbeit gewesen sein musste, aber die Atlantae, die damit betraut worden waren, nahmen ihre Aufgabe sehr ernst. Sie wussten, wie wichtig ihre Arbeit war. Der Nerido-Gürtel, der ihr Sonnensystem abschoss, war nach dem ersten Atlantae, den es je gegeben hatte, benannt worden. Von ihm war nur noch sein Name bekannt und dass er wohl aufgrund zufälliger Mutation der Frühmenschen entstanden war. Nun trug die wohl größte Ressourcenquelle ihres Systems den Namen desjenigen, mit dem ihre Zivilisation vor über zwanzigtausend Jahren ihren Anfang genommen hatte. Die ersten Asteroiden hatten bereits vielversprechende Werte aufgewiesen. Die Anteile an Metallen und seltenen Erden, die sie für ihre Schiffe und Raumstrukturen brauchten, waren relativ groß. Auch spaltbares Material für die Reaktoren der Raumschiffe gab es hier genug. Durch die kosmische Strahlung, die hier draußen allgegenwärtig war, wandelten sich sogar regelmäßig nicht spaltbare Elemente in spaltbare um. So hatte die Crew der Sylphe schon nachgewiesen, dass die freien Neutronen in der kosmischen Strahlung, das nur sehr schwer spaltbare Uranisotop U-238 in das um ein Vielfaches effizientere Isotop Plutonium Pu-239 umwandelte. Die Ergebnisse dieser Untersuchung waren bereits an Talon geschickt worden, der nun nach Möglichkeiten suchte, diesen Umwandlungsprozess für ihre Zwecke nutzen zu können. Zwar konnte dieser Prozess auch künstlich herbeigeführt werden, aber das war mit hohem Energie- und Ressourcenaufwand verbunden. Cyran fand das alles wahnsinnig interessant, aber heute war er wegen etwas anderem hier. Er sollte den ersten Praxistest der Minendrohnen überwachen. Im Gegensatz zu den Minendroiden, die sie bisher eingesetzt hatten, waren die neuen Modelle wahre Monster. Jeder der beiden war fast so groß wie die Korvette, die sie nun steuern und überwachen sollte. Die gewaltigen laserbasierten Schneidwerkzeuge an der Vorderseite konnten vermutlich sogar der Sylphe gefährlich werden. Deswegen waren die Drohnen in ihrer Selbstständigkeit auch sehr stark beschränkt worden. Bevor sie ihre Arbeit begannen, musste man jeden einzelnen Asteroiden, den sie abbauen sollten, freigeben und ihr Hyperantrieb war nicht mit der KI verbunden. Sie wollten sichergehen, dass ein Unfall aufgrund eines Systemfehlers, wie er auf dem Mars schon einmal passiert war, nicht noch