Der Aufstieg von Atlantis. Daniel Whitmore. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Daniel Whitmore
Издательство: Автор
Серия:
Жанр произведения: Научная фантастика
Год издания: 0
isbn: 9783948397258
Скачать книгу
überschreiten. Wenn wir anfangen, Pflanzen da unten auszubringen, werden die durch Fotosynthese wieder eine ganze Menge CO2 aus der Luft filtern und dem Ganzen wieder entgegenwirken.“

      „Aber das passiert doch auf der Erde auch die ganze Zeit, oder nicht?“

      Talon sah Luca mit hochgezogener Augenbraue an. Er war etwas erstaunt, wie wenig er über den CO2-Kreislauf der Erde wusste. „Schon, aber auf der Erde ist das ein Kreislauf. Pflanzen filtern CO2 aus der Luft und sterbende Pflanzen geben es wieder frei. Aber wir müssen diesen Kreislauf erst mal starten und dafür brauchen wir ein paar Billiarden Tonnen Kohlenstoff.“

      „Und auf einmal klingt dein Planetenringprojekt viel weniger aufwendig“, schnaubte Luca. „Ich frage mich, ob du jemals in kleinen Maßstäben gedacht hast.“

      „Als ich noch ein Mensch war, hab ich das häufiger“, scherzte Talon, doch in seinen Worten lag tatsächlich eine Spur Wahrheit. Seitdem er mit Leif verbunden war und sich seine Möglichkeiten durch seine Position und die Technologie, die ihm zur Verfügung stand, vervielfacht hatten, hatte er angefangen, sich immer größere Ziele zu stecken. Das hatte er mit Craibian gemeinsam. Das Terraformingprojekt war zwar seine Idee gewesen und er war auch derjenige, der es umsetzte, aber Craibian hatte fast ebenso viele Einfälle dazu und die beiden trafen sich häufig, um ihre Ideen zu teilen. Craibian bezeichnete ihn zwar ab und zu als größenwahnsinnig, aber Craibian selbst hatte auch Pläne und Ideen, die selbst die Talons in den Schatten stellten. Einige Einfälle waren aber durchaus jetzt schon umsetzbar und ergänzten Talons Pläne scheinbar perfekt. Erst bei ihrem letzten Treffen hatte Craibian vorgeschlagen, als zusätzliches Treibhausgas eine Schwefel-Fluor-Verbindung auf Niflheim freizusetzen, die über 20.000-mal effizienter war als CO2. Talon würde in den nächsten Tagen über die Probleme und Umsetzung des Ganzen nachdenken und dann sehen, ob es sich dabei wirklich um eine so gute Idee handelte. Falls ja, konnten sie mit viel geringeren Mengen an Material eine viel schnellere Wirkung erzielen. Ganz ersetzen konnte dieser Stoff das CO2 zwar nicht, aber er würde den Erwärmungsprozess in der Anfangsphase immens beschleunigen. Und trotzdem würde es eines sehr lange Zeit dauern, bis Niflheim wirklich Atlantis’ Schwesterplanet werden würde. Doch Zeit hatten sie nun ja.

      „Setzt Kurs nach Atlantis“, befahl Luca. „Wir sind hier fertig. Sind wir doch, oder?“, fügte er an Talon gewandt hinzu und dieser nickte.

      „Ja, sind wir.“ Bei sich dachte er: Zurück zu unserer eigentlichen Baustelle.

      Wenn wir fertig sind, wird dieses System völlig umgestaltet sein,kommentierte Leif.

      Ich glaube nicht, dass wir an den Grenzen dieses Sonnensystems damit aufhören werden,erwiderte Talon.

      „Und das ist jetzt wirklich mein Schiff?“, fragte Valentina voller Ehrfurcht.

      „Ja“, erwiderte ihr Bruder Hector wortkarg. Er hatte ihr angeboten, ihr beim Packen zu helfen und sie mit einem Shuttle zur Werft zu fliegen, wo die Lutin im Moment noch umgebaut wurde. Jetzt sah Valentina aus dem großen Frontfenster des Shuttles und bestaunte das Schiff, das für eine lange Zeit ihr neues Zuhause werden sollte. Sie hatte die Lutin zwar schon öfter gesehen und war mit ihrem Schwesterschiff der Sylphe nach Atlantis geflogen, aber jetzt, da sie wusste, dass es ihr Schiff werden würde, erschien es ihr viel prächtiger.

      „Ist das nicht toll? Ich hätte nie gedacht, irgendwann wirklich zu den Sternen fliegen zu können“, jauchzte sie vergnügt.

      „Du bist doch schon auf der Phönix durchs All geflogen“, meinte Hector.

      „Das ist doch nicht dasselbe. Damals waren wir nur mit Impulsantrieb unterwegs und sind kaum vorangekommen. Jetzt kann ich mit Überlichtgeschwindigkeit herumfliegen.“

      „Juchhu“, erwiderte Hector trocken und wenig begeistert.

      „Du freust dich ja gar nicht für mich“, stellte Valentina leicht überrascht fest.

      „Weil mir bei dem Gedanken nicht wohl ist, dass du ganz allein da draußen bist“, gab Hector zu. „Du brauchst immer noch bei so vielen Dingen Hilfe.“

      „Gar nicht wahr!“, widersprach Valentina sofort. „Ich wohne seit Wochen alleine und ich komme klar!“

      „Du hast wochenlang völlig vergessen, dich zu waschen, die Kleidung zu wechseln und die Wohnung sauber zu machen“, stellte Hector trocken fest.

      „Ich lerne das noch“, rechtfertigte sich Valentina sofort. „Ich habe nichts gerochen, also dachte ich, meine Klamotten wären noch gut.“

      „Nach drei Wochen sind sie das garantiert nicht mehr“, stöhnte Hector.

      „Ich geb ja zu, dass ich ab und zu etwas Hilfe brauch“, räumte Valentina ein, „aber dafür hab ich Galizia. Sie ist immer bei mir und zusammen kriegen wir das schon hin.“

      „Ich muss mich wohl darauf verlassen“, meinte ihr Bruder. Hector war schon immer sehr protektiv gewesen, doch seit er ein Atlantae geworden war, hatte sich das eher verschlimmert als verbessert. Valentina hatte er erzählt, dass der alte Atlantae in ihm den Untergang von Atlantis aus nächster Nähe erlebt hatte, als Wächter an der Ostküste von Atlantis. Diese Erfahrung hatte seinen Beschützerinstinkt wohl weiter gefördert. Die Lutin kam nun immer näher. Hector steuerte das Shuttle in Richtung Hangar und verringerte die Geschwindigkeit. Ein paar Meter bevor sie den Energieschild des Hangars durchflogen, schaltete sich der Autopilot ein und verband sich mit dem Hauptcomputer der Lutin. Ab jetzt übernahm der Computer das Steuern und ordnete das Shuttle langsam zwischen den anderen Shuttles und den Drohnen ein, die auf dem Schiff stationiert waren. Die Drohnen waren eine der Aufrüstungen, die die Lutin bekommen hatte. Sie waren sowohl für den Einsatz im Vakuum des Alls als auch für die zerstörerischen Umgebungsbedingungen in einem Gasriesen geeignet und sollten neu entdeckte Planeten nach Ressourcen und Zeichen für Leben untersuchen, während sie gleichzeitig Luftdruck, Temperatur, Strahlung und noch viel mehr maßen. Zusätzlich zu den acht Erkundungsdrohnen standen nun auch drei Reparaturdrohnen im Hangar, mit denen sie ihr Schiff überall reparieren konnten, ohne auf eine Werft angewiesen zu sein. Die letzten dreißig Konstrukte waren Kommunikationssatelliten, die sie unterwegs immer wieder an geeigneten Stellen aussetzen sollten, um ein weitreichendes Hyperkommunikationsnetz aufbauen zu können. Der Hyperfunk war eine Möglichkeit, ohne Zeitverzögerung über Lichtjahre hinweg zu kommunizieren, doch er benötigte alle zehn Lichtjahre eine Art Verstärker. Die Kommunikationssatelliten sollten dafür sorgen, dass ihr Hyperfunk weiter reichte als nur zehn Lichtjahre um Atlantis herum. Das Schiff selbst war mit Dutzenden zusätzlichen Sensoren aufgerüstet worden und hatte zusätzliche Brennstäbe für den Reaktor bekommen, um diese bei Bedarf selbst austauschen zu können. Zusätzlich hatten sie einen Magietech-Kristall zur Energieversorgung in Notfällen und einen Radioisotopengenerator, um die Lebenserhaltung aufrechtzuerhalten, wenn alles andere versagte. Die Brennstoffmenge, die sie im Moment dabei hatten, reichte, um ganze fünf Jahre lang umherfliegen zu können, ohne nach Atlantis zurückkehren zu müssen. Für Verteidigungszwecke hatten sie zwar nur die Standardbewaffnung der Korvetten der Artemis-Klasse, aber ihr Energieschild und ihre Panzerung waren verstärkt worden. Nun konnten sie auch Sterne aus der Nähe erforschen oder in absolut lebensfeindliche Atmosphären eintauchen, die zum Beispiel kochend heiß waren oder stark ätzende Chemikalien beinhalteten. Nur in der Nähe von schwarzen Löchern oder Neutronensternen mussten sie noch aufpassen, da dort die radioaktive Strahlung so hoch war, dass ihre Schilde dem nicht lange standhalten würden. Ansonsten war das Schiff nun für fast alles gerüstet. Aufgrund der ganzen Aufrüstungen, die alle Systeme erfahren hatten, und der zusätzlichen Aufgaben, die sie nun alle hatten, brauchten sie nun allerdings auch mindestens doppelt so viele Atlantae an Bord, um es zu steuern. Valentinas Crew bestand aus insgesamt vierzehn Atlantae, und noch kannte sie keinen einzigen davon. Galizia hatte ihr zwar nahegelegt, sich mit ihnen zu treffen und sie kennenzulernen, aber Kontakt mit anderen Atlantae lag Valentina überhaupt nicht. Spätestens wenn ihre Reise begann, würde sie aber nicht mehr umhinkommen zu lernen, zumindest mit ihren Crewmitgliedern umzugehen. Als Käpten hatte sie zumindest den Luxus, dass sie zwar Anweisungen geben, aber nur wenig mit den anderen zusammenarbeiten musste.

      Denk