Beim Muskelkater ist die Beweisführung deutlich schwieriger, denn man bemerkt ihn ja nur, wenn man ihn hat, und vergisst ganz leicht, dass es nicht oder viel weniger gezwickt hat, als es hätte müssen – „Wäre, wäre, Fahrradkette“ (Loddar!). Und schon das kann man nicht beweisen. Aber ich sage mal so: Wenn ich jetzt, praktisch untrainiert, nach drei Stunden hartem Sport – die hätte ich vor drei Jahren sowieso nicht geschafft – oder einer spontanen 35-Kilometer-Wanderung wirklich geschafft nach Hause trotte, aber am nächsten Morgen nichts zwickt oder ziept (und das in meinem Alter!), wie, bitte schön, soll ich das anders bezeichnen als ein kleines Wunder?
Ich will von meiner Spurensuche erzählen – Sie können daraus Ihre eigenen Schlüsse ziehen. Harte Beweise habe ich nicht, dafür gibt es auch gute Gründe, aber ich werde später noch von ein paar ultimativen Belastungstests berichten. Meine momentan erstaunliche Fitness und die schier unverwüstlich scheinende Gesundheit sagen mir, dass ich wohl irgendetwas richtig mache. Der Aufwand, den ich dafür treibe, ist sehr gering – ich sagte es doch schon, ich bin bequem. Die Mühen und Kosten meines Zaubertranks sind überschaubar. Ich nehme fünf Lot Tausendgüldenkraut, drei Fledermausflügel, getrocknet und gemörsert, zwei Büschel Alraune, ein Schock Spinnenbeine, fein gehackt, eine halbe Tollkirsche, drei Gran Fliegenpilzpulver, ein Quäntchen Bilsenkraut und eine Dolde vom blauen Fingerhut für meinen Hexentrunk-Jungbrunnen. Na ja, sagen wir mal: heutige Äquivalente zu uralten Multi-Mikronährstoff-Rezepturen.
Die Zeit, die ich dafür aufbringen muss, ist das eine: einmal wöchentlich zehn bis zwölf Minuten zählen, teilen, einsortieren. Und dann zweimal täglich ungefähr zehn Sekunden, um mir den Zaubertrank, das Lebenselixier, zuzuführen. Die realen Kosten in Heller und Pfennig, Euro und Cent? Geringfügig mehr als die Mitgliedschaft bei einer sehr günstigen Fitnessstudio-Kette, aber deutlich weniger als die in einem Premium-Studio. Insgesamt auch weniger als ein Bier in der Kneipe oder ein Latte Macchiato im Café. Um die zwei Euro am Tag. Das ist es mir wert. Wer weiterliest, wird verstehen, warum.
Natürlich werde ich auch verraten, was sich hinter „Tausendgüldenkraut“ und den anderen Geheimzutaten verbirgt. Aber man möge mich richtig verstehen: Jede*r Leser*in kann mit den Informationen, die ich hier gebe, anstellen, was er oder sie will. Ich betreibe hier ausdrücklich keine Werbung für irgendetwas oder irgendwen, sondern fordere jede*n dazu auf, sich selbst weiter über alles zu informieren, was er oder sie interessant findet. Um aber etwaigen Nachfragen – Was kaufst du bei wem? Wie viel kostet es? – vorzubeugen, finden sich an der einen oder anderen Stelle Hinweise auf bestimmte Produkte. Ende der Werbedurchsage.
Dieses Buch erzählt davon, wie ich in den Jungbrunnen gefallen bin. Aber es ist eine ausdrücklich private Geschichte. Ich bin weder ein Arzt noch ein Heiler, und ich werde tunlichst vermeiden zu sagen: „Sie müssen nur dies und jenes tun, dann wird ganz sicher …“ Ich erzähle meine Geschichte.
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Warum bloß?
Ach, warum denn noch ein Buch zum Thema Fitness und Gesundheit über 50? Ich habe vor zwei Jahren ein erstes Buch geschrieben, über die Ursachen und schwerwiegenden Folgen unseres täglichen Zucker-Überkonsums: Zucker – tödliche Versuchung, erschienen im Braumüller Verlag (t1p.de/LBZU)1. Zumindest einem Freund habe ich damit geholfen, dem drohenden Diabetes zu entgehen. Ein Bluttest vor einem längeren Auslandsaufenthalt ergab einen schockierenden Zuckerwert von 300 mg/dl (80–100 mg/dl gilt als normaler gesunder Wert). Der Langzeitwert HBA1c im Blut, der zwischen 4,3 und 6,2 Prozent liegen sollte, lag tatsächlich bei 11 Prozent. Klarer Fall: Prädiabetes. Erst mal verschrieb der Arzt Tabletten, um die Insulinausschüttung zu stimulieren (also mehr Insulin, um den zu vielen Zucker aus dem Blut besser in die Fettzellen zu transportieren). So befördert man das Übel, statt seine Wurzel zu bekämpfen. Die nächste Stufe ist dann normalerweise – nach Erschöpfung der Bauchspeicheldrüse – das Insulinspritzbesteck, dreimal täglich pieksen. Später dann Nerven- und Nierenschäden und zum Schluss noch der amputierte Diabetiker-Fuß. Das ist die klassische Diabetes-II-Karriere. Und der Tod kommt dann auch fünf bis sieben Jahre früher als bei Nicht-Diabetiker*innen.
Nicht alle Menschen sind mit wissenschaftlichen Größen vertraut. Vom Kilogramm (kg) wissen wir, dass es 1000 Gramm (g) sind: altgriechisch „chílioi“ heißt „tausend“. Dagegen sind „mg“ Milligramm, ein Tausendstel von einem Gramm. In diesem Fall ist es das lateinische Wort für Tausend: „milli“. Und Mikrogramm, international abgekürzt „mcg“, bei uns gerne auch „μg“ (griechisches M, gesprochen: „mü“), kommt vom griechischen „mikro“, das heißt „klein“. Ein Mikrogramm (mcg) ist wiederum ein Tausendstel von einem Milligramm, also ein Millionstelgramm.
Den Liter (l) kennen wir alle, aber den Deziliter (dl) kennen eher die Österreicher („an Dezi Heurigen bitte“) und Fachleute. Und dann brauchen wir auch noch nano, kurz „n“. Das kommt vor als Nanogramm (ng) oder Nanomol (nmol). „Nano“ ist die Steigerung von „mikro“, also noch mal tausendmal weniger, ein Nanogramm ist ein Milliardstelgramm. Und das Mol? Man hat alle chemischen Elemente gewogen. Und festgestellt, dass ihr Atomgewicht in Gramm eine ganz bestimmte Anzahl von Atomen enthält, nämlich ~6x10^23 Atome, eine Sechs mit 23 Nullen. Ein Mol ist nun das Gewicht eines Moleküls als miteinander verbundene Atome. Zum Beispiel Wasser: H2O hat zwei Wasserstoff-Atome (Atomgewicht circa 1) und ein Sauerstoff-Atom (16). Ein Mol Dihydrogenoxid (das wäre der korrekte chemische Name), also Wasser, wiegt 18 Gramm – das ist ungefähr ein Schnapsglas voll – und enthält eben auch 6 x 10^23 Moleküle. Oder ausgeschrieben: 600 000 000 000 000 000 000 000 – ganz schön viel, gelt?
Alle diese Größen finden Sie in der Wikipedia: t1p.de/4h6z1
Ich hatte meinem Freund jahrelang erklärt, er habe definitiv zu viele Kilos und solle nicht dauernd Schokoriegel, Knusperwaffeln und Gummibärchen in sich reinstopfen – jetzt hatte er die Quittung und war stark verstört. Aber er hatte auch mein Buch gelesen und nahm sich dann plötzlich alles zu Herzen. Verzichtete auf Zucker, reduzierte andere schnelle Kohlenhydrate und nahm binnen fünf Monaten zwanzig Kilo ab. Nach einigen Wochen schon konnte er die Tablettendosis halbieren, nach weiteren 14 Tagen ganz absetzen. Sein BMI (Body-Mass-Index) liegt jetzt bei gesunden 25, sein Nüchternzucker bei 96 mg/dl und der HBA1c bei großartigen 5,4 Prozent. Er ist wieder „clean“ und wird kein Diabetiker mehr werden. Im Januar 2020 war er mit seiner Frau mal wieder in Indien. Nach dem Aufstehen maß er 89 mg/dl und zwei Stunden nach Milchkaffee und Frühstück erst 73, dann sogar nur 70 mg/dl, perfekt, bei Nicht-Diabetikern beginnt Unterzucker erst bei 50 mg/dl (t1p.de/0z11)1.
Genau dafür hatte ich das Zucker-Büchlein geschrieben: für meine nahen Freunde und Verwandten, die wir bei der vielen Schokolade, den Muffins und Donuts um uns herum alle