Nahrungsergänzung im Selbstversuch. Lorenz Borsche. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Lorenz Borsche
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Сделай Сам
Год издания: 0
isbn: 9783991003267
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gegen den unvermeidlich folgenden Kater. Aber selbst wenn man darauf verzichtet, hat man doch ab und an Kopfschmerzen. Und schuld ist dann das Wetter. Oder die trockene Luft im Büro. Oder eine beginnende Erkältung? Ich habe keine mehr – Kopfschmerzen meine ich. Seit über anderthalb Jahren keine einzige Stunde mehr. Und das, obwohl ich es mit den Skatabendorgien geradezu herausgefordert hatte und zu allem Überdruss auch keiner möglichen Ansteckungsquelle für eine Erkältung aus dem Weg gegangen war.

      Beim Muskelkater ist die Beweisführung deutlich schwieriger, denn man bemerkt ihn ja nur, wenn man ihn hat, und vergisst ganz leicht, dass es nicht oder viel weniger gezwickt hat, als es hätte müssen – „Wäre, wäre, Fahrradkette“ (Loddar!). Und schon das kann man nicht beweisen. Aber ich sage mal so: Wenn ich jetzt, praktisch untrainiert, nach drei Stunden hartem Sport – die hätte ich vor drei Jahren sowieso nicht geschafft – oder einer spontanen 35-Kilometer-Wanderung wirklich geschafft nach Hause trotte, aber am nächsten Morgen nichts zwickt oder ziept (und das in meinem Alter!), wie, bitte schön, soll ich das anders bezeichnen als ein kleines Wunder?

      Ich will von meiner Spurensuche erzählen – Sie können daraus Ihre eigenen Schlüsse ziehen. Harte Beweise habe ich nicht, dafür gibt es auch gute Gründe, aber ich werde später noch von ein paar ultimativen Belastungstests berichten. Meine momentan erstaunliche Fitness und die schier unverwüstlich scheinende Gesundheit sagen mir, dass ich wohl irgendetwas richtig mache. Der Aufwand, den ich dafür treibe, ist sehr gering – ich sagte es doch schon, ich bin bequem. Die Mühen und Kosten meines Zaubertranks sind überschaubar. Ich nehme fünf Lot Tausendgüldenkraut, drei Fledermausflügel, getrocknet und gemörsert, zwei Büschel Alraune, ein Schock Spinnenbeine, fein gehackt, eine halbe Tollkirsche, drei Gran Fliegenpilzpulver, ein Quäntchen Bilsenkraut und eine Dolde vom blauen Fingerhut für meinen Hexentrunk-Jungbrunnen. Na ja, sagen wir mal: heutige Äquivalente zu uralten Multi-Mikronährstoff-Rezepturen.

      Die Zeit, die ich dafür aufbringen muss, ist das eine: einmal wöchentlich zehn bis zwölf Minuten zählen, teilen, einsortieren. Und dann zweimal täglich ungefähr zehn Sekunden, um mir den Zaubertrank, das Lebenselixier, zuzuführen. Die realen Kosten in Heller und Pfennig, Euro und Cent? Geringfügig mehr als die Mitgliedschaft bei einer sehr günstigen Fitnessstudio-Kette, aber deutlich weniger als die in einem Premium-Studio. Insgesamt auch weniger als ein Bier in der Kneipe oder ein Latte Macchiato im Café. Um die zwei Euro am Tag. Das ist es mir wert. Wer weiterliest, wird verstehen, warum.

      Natürlich werde ich auch verraten, was sich hinter „Tausendgüldenkraut“ und den anderen Geheimzutaten verbirgt. Aber man möge mich richtig verstehen: Jede*r Leser*in kann mit den Informationen, die ich hier gebe, anstellen, was er oder sie will. Ich betreibe hier ausdrücklich keine Werbung für irgendetwas oder irgendwen, sondern fordere jede*n dazu auf, sich selbst weiter über alles zu informieren, was er oder sie interessant findet. Um aber etwaigen Nachfragen – Was kaufst du bei wem? Wie viel kostet es? – vorzubeugen, finden sich an der einen oder anderen Stelle Hinweise auf bestimmte Produkte. Ende der Werbedurchsage.

      Dieses Buch erzählt davon, wie ich in den Jungbrunnen gefallen bin. Aber es ist eine ausdrücklich private Geschichte. Ich bin weder ein Arzt noch ein Heiler, und ich werde tunlichst vermeiden zu sagen: „Sie müssen nur dies und jenes tun, dann wird ganz sicher …“ Ich erzähle meine Geschichte.

      Warum bloß?

      Nicht alle Menschen sind mit wissenschaftlichen Größen vertraut. Vom Kilogramm (kg) wissen wir, dass es 1000 Gramm (g) sind: altgriechisch „chílioi“ heißt „tausend“. Dagegen sind „mg“ Milligramm, ein Tausendstel von einem Gramm. In diesem Fall ist es das lateinische Wort für Tausend: „milli“. Und Mikrogramm, international abgekürzt „mcg“, bei uns gerne auch „μg“ (griechisches M, gesprochen: „mü“), kommt vom griechischen „mikro“, das heißt „klein“. Ein Mikrogramm (mcg) ist wiederum ein Tausendstel von einem Milligramm, also ein Millionstelgramm.

      Den Liter (l) kennen wir alle, aber den Deziliter (dl) kennen eher die Österreicher („an Dezi Heurigen bitte“) und Fachleute. Und dann brauchen wir auch noch nano, kurz „n“. Das kommt vor als Nanogramm (ng) oder Nanomol (nmol). „Nano“ ist die Steigerung von „mikro“, also noch mal tausendmal weniger, ein Nanogramm ist ein Milliardstelgramm. Und das Mol? Man hat alle chemischen Elemente gewogen. Und festgestellt, dass ihr Atomgewicht in Gramm eine ganz bestimmte Anzahl von Atomen enthält, nämlich ~6x10^23 Atome, eine Sechs mit 23 Nullen. Ein Mol ist nun das Gewicht eines Moleküls als miteinander verbundene Atome. Zum Beispiel Wasser: H2O hat zwei Wasserstoff-Atome (Atomgewicht circa 1) und ein Sauerstoff-Atom (16). Ein Mol Dihydrogenoxid (das wäre der korrekte chemische Name), also Wasser, wiegt 18 Gramm – das ist ungefähr ein Schnapsglas voll – und enthält eben auch 6 x 10^23 Moleküle. Oder ausgeschrieben: 600 000 000 000 000 000 000 000 – ganz schön viel, gelt?

      Genau dafür hatte ich das Zucker-Büchlein geschrieben: für meine nahen Freunde und Verwandten, die wir bei der vielen Schokolade, den Muffins und Donuts um uns herum alle