Das Tagebuch der Prinzessin Leia. Carrie Fisher. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Carrie Fisher
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Сделай Сам
Год издания: 0
isbn: 9783854456261
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Mädchen in der Rolle der lebhaften Prinzessin Leia in diese Kategorie hätten stecken können, denn nachdem Peter im Team war, gehörten die Themen Gewichtheben und Frauen-Beförderung durch überflutete Höhlen der Vergangenheit an. Aber ich erinnere mich auch daran, dass der Kulissenaufbau sehr teuer gewesen wäre. Und da man einen Low-Budget-Film drehte, strich man die Sequenz auch aus diesem Grund – womit nur noch Leias bewusstloser Zustand und die gelben Augen blieben. Jeder von uns weiß, dass der Zustand der Bewusstlosigkeit preisgünstig zu haben war und immer noch ist, womit das keinen Kostenpunkt beim Budget darstellte. Bedenkt man jedoch Peters physische Beschränkungen beim Tragen von quirligen Prinzessinnen und die kostenintensiven und mit Wasser gefüllten Höhlen – es ist egal, wie wunderschön man Bewusstlosigkeit porträtieren kann –, war das alles nicht umsetzbar.

      Die Macht drang in mich ein (auf eine non-invasive Art) – durch das Skript, das ich mit Miguel an dem Tag studierte – und blieb seitdem bei mir. Schließlich musste ich mit einem neuen Schauspieler lesen, einem Schauspieler, dem ich noch niemals zuvor begegnet war und der auch mich nicht kannte. Ich schätze, seit dem Tag des Vorsprechens hat er es bereut – falls er mit seinen starken Händen Reue händeln kann –, und wenn jemand Reue händelt, so wie er auch Petting händelt, dann war es Harrison Ford. Wir lasen in einem Raum im selben Gebäude, in dem ich George und Brian De Palma getroffen hatte. Ich war vor und während des Vorsprechens so nervös, dass ich mich nicht mehr an Harrison erinnern kann. Bedenkt man, wie nervös mich Harrison später noch machen sollte, wirkte das schon beängstigend.

      In der folgenden Woche rief mich mein Agent Wilt Melnick an, der früher für meine Mutter tätig gewesen war.

      „Carrie?“, fragte er.

      Na ja, ich kannte meinen Namen. Und ließ ihn das auch wissen. „Yeah“, antwortete ich mit einer Stimme, die meiner ähnelte. Ähnelte, doch leer klang, was aber im Moment nichts bedeutete, da mein Magen Achterbahn fuhr.

      „Sie haben angerufen“, klärte er mich auf.

      Großartig, denn nur das wollte ich wirklich wissen. Ob sie angerufen haben, dass sie angerufen haben, nicht, was sie gesagt haben – das war doch egal. Oder?

      „Sie wollen dich“, fuhr er fort.

      Stille.

      „Wirklich? Sie wollen mich?“

      Er lachte. Ich lachte, ließ den Hörer fallen und rannte in den Vorgarten und dann auf die Straße. Es regnete. Es regnet nie in L.A. Aber es regnete in L.A., und ich war Prinzessin Leia. Ich war niemals Prinzessin Leia gewesen, und nun würde ich es für alle Ewigkeiten sein. Ich würde niemals mehr nicht Prinzessin Leia sein. Damals hatte ich keine Vorstellung davon, was für eine grundlegende Wahrheit dahintersteckte und wie lange „alle Ewigkeiten“ sein sollte.

      Sie würden mir nichts bezahlen und mich in der Economy-Class fliegen lassen – eine Tatsache, die meine Mutter monatelang albtraumhaft verfolgte –, aber ich war Leia, und nur darum ging es mir. Ich bin Leia – ich kann auf einem Baum leben, das aber nimmt mir niemand mehr weg.

      Damals hätte ich mir nie träumen lassen, dass mal ein Tag käme, an dem ich das hoffen würde.

      Die „Buns of Navarone“

      Der Film wurde in Großbritannien abgekurbelt, womit sich mir die Möglichkeit bot, mich aus der Schule zu verdrücken, ohne den Tatort endgültig zu verlassen. Mein Freund Riggs überließ mir seine Wohnung in Kensington, direkt hinter Barkers Department Store, wo ich während der dreimonatigen Dreharbeiten wohnte.

      Als ich am ersten Tag beim Filmset ankam, versuchte ich, möglichst sympathisch und unaufdringlich zu erscheinen. Ich betrat das Studio in Borehamwood – ungefähr 45 Minuten außerhalb von London –, wo sie mir die Garderobe anprobierten und Haar- sowie Make-up-Tests durchführten. (Das Team bestand überwiegend aus Männern. So war es damals, und so ist es eigentlich auch heute noch. Es ist eine Männerwelt, und das Showbusiness ist gleichsam die gut schmeckende Mahlzeit für Männer, gespickt mit Frauen, durch die der Schmaus wie mit einem edlen Gewürz verfeinert wird.)

      Die ausgewählte Frisur sollte das Bild jedes – wirklich jedes – humanoiden Kinobesuchers von mir für den Rest meines Lebens prägen. (Und möglicherweise auch noch danach. Man kann sich schwerlich einen Nachruf im Zusammenhang mit dem Film im Fernsehen vorstellen, bei dem nicht das Foto des süßen kleinen rundgesichtigen Mädchens zu sehen ist mit den dämlichen Zöpfen zu beiden Seiten seines unerfahrenen Kopfes …) Okay, mein Leben hatte begonnen. Hier überquerte ich die Schwelle in einer langen weißen und jungfräulich anmutenden Robe mit der Frisur einer niederländischen Matrone aus dem 17. Jahrhundert.

      Man hatte mir die Rolle in Star Wars unter der entmutigenden Auflage beschert, um die fünf Kilo abzunehmen. Für mich bedeutete der Triumph also nicht: „Super, klasse! Ich habe einen Job!“, sondern eher: „Ich habe einen Job und mir den Knöchel verstaucht.“ Die minus zehn Prozent glichen einem Agentenhonorar, nur leider in Fett-Währung.

      Und so ging es in eine Abspeck-Klinik, eine „Fett-Farm“, wie man bei uns sagt. Nach Texas. Gab es in Los Angeles keine Fett-Farmen? Die einzigen Antworten, die mir dazu einfallen, lauten:

      (1) Nein, denn in Los Angeles waren alle bereits dünn bzw.

      (2) Nein, denn das hier war 1976, Jahre bevor sich das ganze Bohei um Work-outs, Körper-Obsessionen und Abnehm-Kliniken manifestierte. Mir stand lediglich ein Trainer namens Richard Simmons zur Verfügung – ein extravagantes Geschöpf Gottes mit wuscheligen Haaren, der ein wenig einem schwulen Bozo, der Clown ähnelte. Das zu erwähnen ist eigentlich überflüssig, denn ich habe, Gott sei Dank, nie herausgefunden, ob es so war, da ich, Gott sei Dank, keine direkten Erfahrungen mit Bozo, dem Clown machte.

      Meine Mutter hatte das Green Door in Texas empfohlen, doch wahrscheinlich nannte sich der Laden Golden Door oder etwas in der Art, denn bei der Nennung von Green Door fiel allen nur der Pornostreifen Behind The Green Door ein, bekannt wegen seines weiblichen Stars Marilyn Chambers, deren Name wie der Wind um alle Ecken blies, nicht zu vergessen über die Matratzen des horizontalen Gewerbes. (Ich hatte den Streifen mit 15 gesehen, einem Alter, in dem ich den Begriff „Blow Job“ noch nicht kannte.)

      Auf der texanischen Fett-Farm begegnete ich Ann Landers (alias Eppie Lederer), einer berühmten Ratgeber-Kolumnistin, und Lady Bird Johnson, die mich beide unter ihre (übergewichtigen) Fittiche nahmen, was kein sonderlich gemütlicher Ort war. Als ich Lady Bird den Titel von Star Wars verriet, verstand sie nur Car Wash, und Ann/Eppie überschwemmte mich mit einer Flut von ungebetenen Ratschlägen zu einem „Weniger-muss-reichen“-Dinner mit einem verkokelt wirkenden Rebhuhn, das zuerst geröstet und dann wahrscheinlich einer Feuerprobe unterzogen worden war. Dennoch war es immer noch viel zu viel, woraufhin ich die Farm eine Woche später schweren Herzens und mit einem noch rundlicheren Gesicht verließ.

      Zum Filmbeginn versuchte ich mich unter dem Radar zu bewegen, damit die dort herrschende Macht nicht sah, dass ich die eingeforderten fünf Kilo nicht abgenommen hatte. Ich wog zwar nur rund 55 Kilo, doch ich trug davon ungefähr die Hälfte in meinem Gesicht. Ich glaube, dass sie mir die Haarknoten als eine Art Buchstütze verpasst hatten, damit mein Gesicht dort blieb, wo es auch hingehörte, nämlich zwischen den Ohren, und nicht darüber hinauswuchs.

      So sollte ich sein, die Wangen in Form gebracht – mein Gesicht so rund, wie ich klein war, aber nicht runder.

      Die Dreharbeiten dauerten gewöhnlich von Montag bis Freitag und endeten meist um 18:30 Uhr. Das vom Schicksal am meisten gestrafte Grüppchen des Teams – und dazu gehörte ich zweifellos – wurde schon um fünf Uhr morgens zum Set beordert. Ich stand also vor der Morgendämmerung auf, wurde vor meiner Kensingtoner Wohnung von dem fröhlichen und lebenslustigen Fahrer Colin abgeholt, der mich mehr als zügig durch das größtenteils noch schlafende London beförderte, hin zu einer rosigen Morgendämmerung, die sich hinter den Außenbezirken der Stadt am Himmel abzeichnete. 45 Minuten später standen wir vor dem weniger romantischen Zaun der Borehamwood Elstree Studios.

      Und