Schwertmeister der Magie: Drei Fantasy Sagas auf 2500 Seiten. Alfred Bekker. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Alfred Bekker
Издательство: Readbox publishing GmbH
Серия:
Жанр произведения: Историческая фантастика
Год издания: 0
isbn: 9783745214710
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hätte er dieses Zeichen gar nicht in seiner Erinnerung behalten, hätte er es nicht kurze Zeit später auf einem Stein entdeckt, der sich kaum eine Viertelmeile von Nhorichs Hof entfernt befand. „Das ist ein Grab“, war die Erklärung seines Vaters gewesen, als Gorian ihn darauf angesprochen hatte. „Es ist besser, du hältst dich davon fern.“

      Erst sehr viel später hatte Nhorich seinem Sohn verraten, wer dort begraben lag: Es waren die steinernen Überreste von Branwulf, jenem Nemorischen Wolflingshund, der mit einem der Gargoyles verschmolzen war, als Nhorich die Schwerter Schattenstich und Sternenklinge geschmiedet hatte.

      Gorian richtete den Blick auf jene Öffnung in der Wand, die er in Ar-Dons Gedanken gesehen hatte, allerdings von außerhalb des Tempels. Durch die Öffnung blickte er direkt auf einen knorrigen Baum am Waldrand, der von ein paar wuchernden Sträuchern umgeben war.

      „Ja, du bist auf der richtigen Spur, Gorian. Befreie mich, und ich werde dich schützen. Denn die Mächte, die dich töten wollen, sind schon auf dem Weg hierher. Und sie werden dich finden. Glaube ja nicht, dass dich der Zauber dieses Ortes auf Dauer vor ihnen verbergen könnte. Das ist nicht möglich ...“

      „Mir ist irgendwie nicht gut“, sagte Beliak in diesem Moment. Er hielt sich den Leib, und sein Gesichtsausdruck spiegelte deutlich wider, wie elend er sich fühlte.

      Gorian sah ihn besorgt an. „Ich hoffe, du hast dir nicht mit deinen eigenen Beeren den Magen verdorben. Mir sind sie jedenfalls bekommen, auch wenn ich zugeben muss, dass ich inzwischen schon wieder Hunger habe. Aber das ist auch kein Wunder, so lange, wie wir bereits unterwegs sind.“

      Doch Beliak schüttelte den Kopf. Er schritt durch den Tempel und ließ den Blick suchend umherschweifen. „Nein, es ist irgendetwas anderes“, erklärte er entschieden. „Es hat angefangen, als ich dieses Gebäude betreten habe, und wurde dann beständig schlimmer.“

      „Hier ist Magie am Werk“, sagte Gorian. „Die Magie der Alten Götter – aber auch jene, die mein Vater anwendete, um die steinernen Überreste des Gargoyle zu bannen. Vielleicht hängt es damit zusammen.“

      „Es fühlt sich wie ein ... wie ein Sog an.“

      „Was meinst du damit?“

      „Ich kann das einem Nicht-Adh schwer erklären. In Wahrheit begreife ich es selber kaum. Ich weiß nur, dass mir dieser Ort aus irgendeinem Grund nicht bekommt.“

      „Dann verbirg dich doch im Untererdreich“, schlug Gorian ihm vor. „Das kannst du als Adh doch gefahrlos tun. Und ich bleibe hier und warte ab, bis diese Frostkrieger-Pestilenz vorübergezogen ist oder Frogyrr seine Kraft aufgebraucht hat, die er zweifellos benötigt, um in einem für seine Verhältnisse viel zu warmen Land nach mir zu suchen.“

      „Nein!“, widersprach Beliak mit einer Heftigkeit, die Gorian überraschte.

      „Wieso nicht? Gibt es hier etwa keine Durchgänge in das Untererdreich?“

      „Doch... das schon, aber...“

      „Aber was?“

      „Dieser Sog... Ich glaube, ich könnte hier nur hinab in die Erde gleiten, aber dann nicht wieder hervorkommen. Hier wirken so seltsame magische Kräfte, dass ich es nicht wagen möchte. Schließlich will ich so gut wie möglich auf dich aufpassen.“

      In diesem Moment wurde das Zeichen auf dem Steinaltar unsichtbar. Die Strahlen des Mondes, die durch die Öffnungen in der Decke fielen, trafen sich nicht mehr. Sie sorgten zwar noch immer für ein fahles, geisterhaftes Licht innerhalb des Tempels, aber die magische Kraft, die ihnen gerade noch innegewohnt haben musste, war aus irgendwelchen Gründen versiegt.

      „O du Narr und Held der verpassten Gelegenheiten!“, meldete sich Ar-Dons Stimme erneut in Gorians Kopf. „Wie leicht hättest du mich befreien können! Wie günstig wäre der Moment gewesen, meine Qual zu beenden, sodass ich dich hätte schützen können! Jetzt mögen dir die finsteren Geister dieses Ortes gnädig sein, denn ansonsten wirst du kein Erbarmen und keine Hilfe mehr erwarten können.“

      „Schweig!“, murmelte Gorian.

      Beliak wandte den Blick in seine Richtung. „Er bedrängt dich wieder? Ein Grund mehr, auf dich aufzupassen und nicht einfach zu verschwinden. Außerdem werde ich mich sicher bald an die ungewohnte magische Aura gewöhnt haben, die dieses Bauwerk umfängt. Ich weiß noch, als ich auf den Hof deines Vaters kam, der ja alles Mögliche an Magischem rund um sein Anwesen gewirkt hat. Ein richtiges Zaubergespinst, von dem ich anfangs gar nichts ahnte. Da ging es mir auch erst eine Zeitlang schlecht; ich litt unter den Nebenwirkungen dieser magischen Einflüsse.“

      „Aber du hast dich daran gewöhnt?“, hakte Gorian nach.

      „Ja. Hat damals ein paar Tage gedauert, dann war’s gut.“ Er zuckte mit den Schultern. „Ich sag ja immer: Die Magie von Menschen und Adhen verträgt sich nicht immer, das ist nun mal so. Warum sollte es hier anders sein?“

      Kapitel 10: Retter

      Beliak bot Gorian an, sich für eine Weile hinzulegen und auszuruhen. „Zumindest bis die Sonne aufgeht. Ich werde schon aufpassen, und mit meinen Augen und Ohren ist ja alles in Ordnung. Falls ich irgendwas Ungewöhnliches bemerke, werde ich dich sofort wecken.“

      Gorian hatte zunächst Zweifel, ob er sich auf Beliak verlassen konnte, doch er war tatsächlich ziemlich müde, und das Bedürfnis nach Schlaf ließ sich nicht auf ewig zurückdrängen, selbst nicht bei einem in vielen Jahren geschulten Ordensmeister. Irgendwann würde es übermächtig werden. Also war es vielleicht besser, ihm an diesem relativ sicheren Ort nachzugeben.

      Das Einzige, wovor er sich ein wenig fürchtete, waren die Träume. Träume, in die sich vielleicht Ar-Don schlich. Aber dem würde er sich ohnehin irgendwann stellen müssen. Er hatte sich fest vorgenommen, dieser Stimme nicht nachzugeben. Unter keinen Umständen. Wie er überhaupt je auf den Gedanken hatte kommen können, dass dieses zwielichtige Wesen als Verbündeter in Frage käme, war ihm völlig schleierhaft. Vielleicht war das schon Ar-Dons andauernder Beeinflussung zuzuschreiben.

      Denk nicht nur an