d) Reichweite der Vernunft und Argumente für Glauben an Gott als Urgrund
e) Was atheistischer Naturalismus nicht erklärt, wohl aber der Gottesglaube
IV. Zum christlichen Verständnis von Gott, von Schöpfung und von Evolution
1. Worauf man sich einlässt, wenn man von Gott denken/sprechen will
a) Kann Gottes Gegenwart erfahren werden?
b) Wie der Schöpfer-Gott (nicht) gedacht werden darf
Exkurs zum Problem der Gottesbilder und zum Wort Liebe
2. Was bedeutet das für das Verständnis der Weltwirklichkeit?
a) Alles in Gott („Pan-en-theismus“): Der gesamte kosmische Prozess geschieht in Gott
b) Die Geschöpfe sind in ihre Eigendynamik hinein freigegeben; alles Leben ist beseelt
c) Gott in allem – freilich auf unterschiedliche Weise
V. Die Evolution im Rahmen des Schöpfungsglaubens
1. Der ständige absolute Schöpfungsvorgang als Grundvoraussetzung von Evolution
a) Eine Aussage im Präsens: das ständige transzendentale Gründungsgeschehen
b) Implikationen der Aussage von der „creatio ex nihilo“
2. Die Evolution als fortwährendes relatives Schöpferwirken in tastender Interaktion
a) Die Evolutionstheorie und die Glaubensaussage von der „creatio continua“
b) Emergenz und die Frage nach dem Wirken Gottes im Evolutionsprozess
c) Zielgerichtetheit im Zufall? Fehlentwicklungen und Finalität im Evolutionsprozess
3. Vorläufige und endgültige Neu-Schöpfung als Überschuss über alle Evolution
a) Vor-läufige Neuschöpfung: Befreit-befreiendes Dasein schon mitten im Weltlauf
b) Der Tod und die Hoffnung auf eine alle weltlichen Möglichkeiten übersteigende Vollendung
Schluss: Einige Folgerungen für das Verhältnis von Evolution und Schöpfung
Ein persönliches Vorwort
Schöpfung und Evolution – ein Gegensatz: So scheint es, wenn man manchen Bestsellern und Medienbeiträgen glauben will. Die Fundamentalisten auf beiden Seiten verharren in ideologisch erstarrten Fronten. Grundlegende Informationen fehlen. Sachlichkeit bleibt oft ein Fremdwort.
Aber werden wirklich nur längst ausgefochtene Kämpfe neu angeheizt, wie manche meinen? Steht nicht Grundlegendes zur Debatte? Steht nicht der Glaube an einen Gott und an sein Wirken vor einer ganz abgründigen Herausforderung angesichts der anscheinend völlig autonomen Abläufe der kosmischen, der biologischen, der kulturellen Evolution? Und der Mensch, ist er nicht in der Tat ein unbedeutendes Randphänomen in den ungeheuren Weiten des Kosmos, oder ist er gar, indem er seine kosmische Zufälligkeit und Ausgesetztheit erkennt, schon über diese hinaus? Ist er vielleicht doch gewollt? Steckt in den vielen extremen Unwahrscheinlichkeiten der Evolution eine Zielgerichtetheit? Und wäre es, angesichts der naturbedingten Übel, ohne Evolution sogar schwerer, an Gott zu glauben?
Mir persönlich hat einiges geholfen, die Evolution und den Schöpfungsglauben zusammenzudenken. Auf der Oberstufe des Gymnasiums in Schwäbisch Gmünd hatten wir einen Biologielehrer, der uns einen guten, vorurteilsfreien Biologieunterricht gab, ohne weltanschauliche Beimischungen. Ein einziges Mal ließ er, und das auch erst im Hinausgehen, erkennen, wo er selbst stand. Ich erinnere mich: Er hatte die im Einzelnen hoch komplizierte Photosynthese erklärt und dazu weit ausgeholt, bis zu bestimmten Bakterien, die die Fähigkeit zur Photosynthese entwickelt haben und dann von größeren Zellen aufgenommen wurden, so dass Algen, Moose, Farne und Samenpflanzen entstehen konnten, die mit der Produktion von Sauerstoff in großem Maßstab erst die Voraussetzung für die reiche Vielfalt höheren Lebens auf der Erde geschaffen haben. Am Ende der Stunde, er hatte seine Sachen schon zusammengepackt und unter dem Arm, sagte er noch ganz ruhig: „Sie brauchen nicht zu meinen, dass Sie das jetzt voll verstanden hätten, dahinter steht das göttliche ,Es werde‘.“ Es war das einzige Mal, dass er durchblicken ließ, wo er selber stand. Für manchen von uns war das ein Bildungserlebnis. – Ein paar Jahre zuvor hatte unser damaliger Religionslehrer, der dann an die PH wegberufen wurde, uns in die geschichtlich-theologische Sicht der Bibel und ihrer Schöpfungstexte eingeführt und sie mit heutiger Erfahrung so überzeugend und eindrucksvoll vermittelt, dass beides nicht in zwei unverbundene Welten auseinanderfiel. – Mittlerweile hat sich meine Sicht der Dinge erheblich erweitert und vertieft, nicht allein durch Studium und Lehre der Theologie, sondern auch durch ein mehr als zwanzig Jahre andauerndes Gespräch mit Physikern, Biologen, Philosophen und Theologen in einer interdisziplinären Arbeitsgruppe an der Frankfurter Goethe-Universität, die ich bis Ende 2005 geleitet habe. – Der Prozess meines Nachdenkens geht weiter, herausgefordert durch immer neue naturwissenschaftliche Erkenntnisse und religiös-theologische Impulse.
In diesem Buch möchte ich eine Zwischenbilanz vorlegen. Ich möchte zur Aufklärung, zur Versachlichung, zu einer nüchternen Betrachtung und zum Gespräch beitragen. Deshalb setze ich auf Information und auf das Argument. Es wird nichts vorausgesetzt, was nicht hinterfragt werden dürfte.
Ich werde einerseits in Auseinandersetzung mit den Kreationisten den originären Sinn der Schöpfungstexte am Anfang der Bibel herausarbeiten, andererseits in Auseinandersetzung mit atheistischen Evolutionisten die Defizite eines harten, weltanschaulichen Naturalismus aufzeigen, eine Schichtentheorie der Wirklichkeit entwickeln und deutlich machen, inwiefern naturwissenschaftliche Erkenntnisse offen sind für unterschiedliche Deutungen und weder zu Atheismus noch zu Gottesglauben zwingen, wobei Letzterer aber gute Gründe für sich hat. Dann werde ich – unter Bezugnahme auf die kosmische und die biologische