Der neue Landdoktor Paket 1 – Arztroman. Tessa Hofreiter. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Tessa Hofreiter
Издательство: Bookwire
Серия: Der neue Landdoktor
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740980672
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      »Das habe ich auch nicht angenommen.«

      »Das klang aber so.«

      »Ehrlich gesagt, ich wollte nur herausfinden, ob Sie einen Freund haben«, gab Marc lächelnd zu.

      »Warum interessiert Sie das?«

      »Weil Sie mich interessieren.«

      »Aber Sie kennen mich doch gar nicht.«

      »Das möchte ich gern ändern. Erzählen Sie mir doch einfach etwas von sich«, schlug er vor, als sie nebeneinander die Treppe zur Straße hinunterliefen.

      »Passen würde es schon«, murmelte Traudel.

      »Was würde passen?«

      »Geh, Benedikt, jetzt hast du mich aber erschreckt«, sagte sie und drehte sich zu dem großen sportlichen Mann um, der plötzlich hinter ihr stand.

      »Tut mir leid, das wollte ich nicht«, entschuldigte sich Sebastians Vater und sah Traudel mit seinen dunklen Augen an, die in einem aufregenden Kontrast zu seinem grauen Haar standen. »Also, was würde passen?«, fragte er erneut und schaute genau wie Traudel durch die geöffnete Terrassentür in den Garten. »Marc ist schon da«, stellte Benedikt überrascht fest, als er Helenes Galeristen draußen auf der Treppe entdeckte.

      »Er ist vor einer Stunde eingetroffen.«

      »Und die Bilder?«

      »Sind bereits eingelagert. Sebastian meinte, wir packen sie erst aus, wenn Emilia zu Hause ist.«

      »Das ist eine gute Entscheidung, unsere Kleine sollte unbedingt dabei sein, die Bilder sind das Erbe ihrer Mutter. Ist das Ines, Korbinians Enkelin?«, fragte Benedikt, weil er die junge Frau neben Marc nur von hinten sehen konnte.

      »Ja, das ist sie. Ich glaube, die beiden gefallen einander.«

      »Das ist es also, was passt. Wie lange kennen sie sich schon?«

      »Sie sind sich kurz nach Marcs Ankunft begegnet.«

      »Und schon weißt du über ihre Gefühle Bescheid?«

      »Freilich, ich habe doch Erfahrung in solchen Dingen«, antwortete Traudel und lächelte in sich hinein.

      *

      »Nun, was gibt es über Ines zu sagen?«, hakte Marc nach, als sie das Ende der Steintreppe erreichten und die Straße hinunter ins Dorf gingen.

      »Verraten Sie mir erst einmal, warum Sie unsere Sprache so perfekt beherrschen?«, fragte sie, weil bis auf einen leichten Akzent nichts darauf hindeutete, dass Französisch seine Muttersprache war.

      »Meine Großmutter stammte aus Bremen, sie hat allen Enkelkindern ihre Sprache beigebracht. Damals, als ich noch klein war, war mir nicht bewusst, was ich für ein Glück hatte, so ganz nebenbei eine zweite Sprache zu erlernen.«

      »Wie sind Sie auf die Idee gekommen, Galerist zu werden?«

      »Meine Eltern sind Musiker in einem großen Orchester und oft auf Reisen. In den Ferien durfte ich sie begleiten, und da sie auch an Malerei interessiert sind, haben sie mich überall, wo wir waren, durch die Museen geschleppt. Erst fand ich es langweilig, später interessant und schließlich habe ich Kunst studiert. Ein Bekannter bot mir dann eine Stelle in seiner Galerie an, und inzwischen besitze ich meine eigene Galerie. Und jetzt möchte ich etwas von Ihnen hören, Sie haben mich ja inzwischen ordentlich ausgefragt.«

      »Ich habe Sie nur nach Ihren Sprachkenntnissen gefragt, alles andere hat sich ergeben.«

      »Weil Sie Ihre Fragen geschickt gewählt haben, Ines«, erwiderte er lachend. »Ich darf Sie doch Ines nennen?«

      »Ja, das dürfen Sie, Marc«, nannte sie ihn nun auch beim Vornamen.

      »Der Mittelpunkt des Dorfes, nehme ich an«, sagte er, als sie wenig später den Marktplatz mit seinen restaurierten alten Häusern und den hübschen Läden erreichten.

      »Richtig, das ist das Zentrum von Bergmoosbach. Hallo, Miri!«, rief sie der jungen Frau zu, die mit einem großen Strauß roter Rosen aus dem Blumenladen kam und zu ihr und Marc herüberschaute.

      »Wo steckst du die ganze Zeit, Ines?« Miriam Holzer, Ines’ Cousine, war eine auffällige Schönheit mit langen blonden Locken. Die weiße schmal geschnittene Hose und der rosafarbene Seidenpullover betonten ihre perfekte Figur, und die Art, wie sie gleich darauf die Straße überquerte, mit hoch erhobenem Kopf, den Blick von oben herab auf Ines gerichtet, ließ keinen Zweifel daran, dass sie sich ihrer Cousine überlegen fühlte.

      »Wenn du mich gesucht hast, warum rufst du mich nicht an?«, fragte Ines.

      »Das habe ich versucht.«

      »Oh, tut mir leid, ich habe vergessen, mein Handy wieder einzuschalten. Ich habe ein Rezept in der Praxis Seefeld abgeholt und musste eine Weile warten, deshalb habe ich es ausgeschaltet. Du weißt doch, wie ungehalten Gerti reagiert, wenn im Wartezimmer die Handys klingeln.«

      »Gertis Befindlichkeiten sind mir egal. Du musst für Großvater erreichbar sein, Ines. Ich war gerade bei ihm, er hat Schmerzen, du solltest dich also beeilen. Oder hast du etwas vor?«, fragte Miriam und musterte Marc mit einem abschätzenden Blick.

      »Nein, ich wollte nur noch in die Apotheke.«

      »Du bist aber offensichtlich nicht allein. Willst du mir den jungen Mann nicht vorstellen?«

      »Marc Durand, Miriam Holzer, meine Cousine«, machte Ines die beiden miteinander bekannt.

      »Marc Durand? Helene Seefelds Galerist?«, fragte Miriam.

      »Das ist richtig, gnädige Frau.«

      »Monsieur Durand, ich freue mich, Sie endlich einmal persönlich kennen zu lernen. Sebastian und ich sind gute Freunde, sehr gute Freunde, wissen Sie, und ich habe schon einiges von Ihnen gehört. Wie wäre es mit einem Spaziergang durch Bergmoosbach? Wir könnten dabei ein wenig plaudern.«

      »Jetzt?«, fragte Marc erstaunt, da Miriam gerade noch den Eindruck vermittelt hatte, dass sie fürchterlich in Eile sei.

      »Ich habe gerade beschlossen, dass mir ein Spaziergang gut tun würde, und da ich heute keinen dringenden Geschäftstermin mehr habe, kann ich mir diesen Entschluss auch erlauben.«

      »Sie können sich ihr ruhig anvertrauen, Marc. Miri ist eine unterhaltsame Fremdenführerin«, sagte Ines, als er zögerte, auf Miriams Vorschlag einzugehen.

      »Das habe ich mir sicher von dir abgeguckt, Cousinchen«, säuselte Miriam. »Hier, die stellst du bitte in die Vase auf meinem Schreibtisch im Büro, bevor du zu Großvater gehst«, sagte sie und drückte Ines den Strauß Rosen in die Arme.

      »Du kaufst dir selbst rote Rosen?«, wunderte sich Ines.

      »Kindchen, manchmal bist du wirklich herrlich naiv. Die Rosen schützen mich vor diesen unliebsamen Avancen, denen ich so oft ausgesetzt bin. Sie signalisieren diesen Herren, dass ich bereits vergeben bin. Diese Botschaft kommt doch an, nicht wahr, Monsieur Durand?«, wandte sie sich mit einem koketten Lächeln an Marc.

      »Es ist durchaus verständlich, da stimme ich Ihnen zu. Hätte ich allerdings ernsthafte Absichten, würde ich mich von einem Strauß Rosen nicht abschrecken lassen. Welche Signale senden Sie aus, wenn Sie sich jemanden fernhalten wollen?«, wandte er sich wieder an Ines.

      »Ich sage ihm, dass ich nicht interessiert bin.«

      »Genau, immer gerade heraus, das ist meine Ines. Sie besitzt nicht dieses Gespür für die Feinheiten, sie spricht einfach aus, was sie denkt. Aber das ist in Ordnung, Schatz«, sagte Miriam und hauchte Ines einen versöhnlichen Kuss auf die Wange.

      »Beruhigend, dass du mir meine Offenheit nachsiehst.« Ein wenig mehr Feingefühl im Umgang mit deinen Mitmenschen könnte dir auch nicht schaden, dachte Ines, aber wie immer war sie nicht wirklich böse auf ihre Cousine. Sie und ihre Eltern waren neben dem Großvater ihre einzige Familie, und in einer Familie gehörte es dazu, dass man sich schnell verzieh. »Ich gehe dann, bis