Sueton: Sämtliche Biographien. Sueton. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Sueton
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Документальная литература
Год издания: 0
isbn: 9783843804806
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Schauspiel zu besuchen außer in Begleitung eines älteren Angehörigen. Zweimal im Jahr, verordnete er, die Wegegötter zu schmücken, einmal mit Frühlingsblumen, einmal mit sommerlichen. 5 Die nächsthöhere Ehre nach den unsterblichen Göttern erwies er der Erinnerung an die Anführer, die die Herrschaft des römischen Volkes von der kleinsten in die größte verwandelt hatten. Daher stellte er die alten Bauwerke wieder her unter Erhaltung der alten Inschriften, und die Statuen aller in der Haltung des Triumphators weihte er in den beiden Wandelhallen seines Marktplatzes. Und per Erlass gab er bekannt, er habe dies in der Absicht getan, dass an deren Abbildern wie an einem Beispiel er selbst, solange er lebe, und in den folgenden Zeiten die Herrscher von den Bürgern gemessen werden könnten. Die Statue des Pompeius stellte er gegenüber der Säulenhalle von dessen Theater auf, nachdem sie aus der Kurie, in welcher Caesar ermordet worden war, weggebracht worden war.

      (32) Die meisten schlechten Beispiele zum öffentlichen Verderben dauerten entweder durch Gewohnheit und Zügellosigkeit in den Bürgerkriegen fort oder waren auch im Frieden aufgekommen. Denn die meisten Landstreicher zeigten sich öffentlich mit einem Schwert gegürtet, als ob sie sich schützen müssten, und ohne Unterschied wurden unterwegs entführte Wanderer, Freie und Sklaven, in den Arbeitshäusern der Großgrundbesitzer unterdrückt, und viele neue Parteien kamen unter dem Namen »Verein« zu nichts anderem zu einer Gesellschaft zusammen, als um Verbrechen zu begehen. Daher kassierte er, nachdem er an geeigneten Stellen Posten eingerichtet hatte, die Landstreicher, überprüfte die Arbeitshäuser und löste alle Vereine außer den alten und gesetzmäßigen auf. 2 Die Listen mit den alten Steuerschuldnern und damit den ergiebigsten Stoff für Gerüchte, beseitigte er. Öffentliche Plätze in der Stadt von zweifelhaftem Rechtsstatus wies er Besitzern zu. Die Namen der Angeklagten, deren Prozesse sich zu lange hinzogen und aus deren Schicksal nichts anderes als das Vergnügen der persönlichen Feinde erwuchs, strich er aus unter der Bedingung, dass, wer den Prozess wieder aufrollen wollte, dieselbe Gefahr an Strafen auf sich nahm wie der Angeklagte. Damit aber ihm nicht irgendeine Übeltat oder ein Geschäft aufgrund der Straflosigkeit oder des Verzuges entgehe, setzte er eine Frist von dreißig Tagen, welche eigentlich für die Spiele vorgesehen waren, für die Untersuchungen hinzu. 3 Zu den drei Gerichtshöfen fügte er einen vierten hinzu aus solchen, die im Zensus geringer geschätzt worden waren, welche die Zweihunderter genannt wurden und über die geringeren Vergehen urteilten. Richter wählte er, die 30 Jahre alt sein mussten, d.h. fünf Jahre weniger als bisher, und als die meisten das Amt des Richters ablehnten, gestand er gerade noch zu, dass an den einzelnen Gerichtshöfen abwechselnd einjährige Vakanz herrschen durfte und gewöhnlich im November und Dezember Gerichtsferien stattfanden.

      (33) Er selbst sprach andauernd Recht, bis in die Nacht, und wenn sein Körper nicht stark genug war, von der Liege aus, die statt des Richterstuhls aufgestellt wurde, oder auch zu Hause liegend. Recht sprach er aber nicht nur mit höchster Sorgfalt, sondern auch mit Milde, wie er da, als einer des offensichtlichen Vatermordes angeklagt war, diesen fragte, damit er nicht in den Sack eingenäht würde – welche Strafe ja nur bei Geständigen verhängt wurde –, gefragt haben soll: »Gewiss hast du deinen Vater nicht umgebracht?« 2 Und als über ein gefälschtes Testament verhandelt wurde und alle Zeugen nach der lex Cornelia mitschuldig waren, gab er den Richtern nicht nur gleichzeitig zwei Täfelchen, je eines der Verurteilung und der Freisprechung, sondern ein drittes, auf welchem jenen verziehen wurde, die durch Betrug oder durch Irrtum zur Unterschrift verleitet worden waren. 3 Jedes Jahr übertrug er die Berufungen der städtischen Urteile dem praetor urbanus, die aus den Provinzen aber den ehemaligen Konsuln, die er jeweils einzeln den Angelegenheiten jeder Provinz voranstellte.

      (34) Die Gesetze überprüfte er und ließ einige unverändert in Geltung wie das betreffend den Luxus, den Ehebruch und das Sittengesetz, das über die Bestechung und das über die Ehepflicht. Weil er aber letzteres um einiges strenger als die übrigen gestaltet hatte, konnte er es gegen den allgemeinen Aufruhr nicht durchsetzen, ohne einen Teil der Strafen, wenn nicht aufzuheben, so doch zu mildern und eine Frist von drei Jahren zu gewähren und die Belohnungen zu erhöhen. 2 So forderte allerdings der Ritterstand hartnäckig bei einem öffentlichen Schauspiel die Aufhebung dieses Gesetzes, da zeigte er die herbeigerufenen Kinder des Germanicus, die zum Teil er, zum Teil der Vater auf den Schoß genommen hatten, und signalisierte mit Hand und Gesichtsausdruck, dass niemand [durch die Nachahmung] des Beispiels des jungen Mannes schwer belastet würde. Als er auch spürte, dass durch das zu geringe Alter der verlobten Frauen und die zu frühen Eheschließungen oft der Sinn des Gesetzes hintergangen wurde, beschränkte er die Zeit der Verlobung und setzte den Scheidungen ein Maß.

      (35) Die übergroße Zahl der Senatoren, ihre wirre und ungeordnete Schar – es waren nämlich über 1000, darunter einige höchst unwürdige, die nach dem Tod Caesars durch Gunst und gegen Geld zugewählt worden waren, welche das Volk »Mitglieder des Orcus« nannte –, führte er auf das alte Maß und die Würde zurück durch zwei Auslesen, die erste nach deren eigenem Urteil, wodurch ein Mann den anderen auswählte, die zweite nach seinem und Agrippas Urteil, zu welcher Zeit er mit einem Panzer unter dem Gewand gewappnet und einem Schwert gegürtet, den Vorsitz geführt haben soll, wobei seine zehn stärksten Freunde aus dem Senatorenstand seinen Stuhl umstanden. 2 Cordus Cremutius schrieb, dass er damals keinen Senator vorgelassen habe, außer er alleine und nach Durchsuchung seines Gewandbausches. Einige brachte er zum Verzicht aus Bescheidenheit und bewahrte diesen das Recht ihres Gewandes, den besonderen Sitzplatz im Theater und das Recht der Speisung auf Staatskosten. 3 Damit aber die dadurch Ausgelesenen und für gut Befundenen ihr Amt ehrfürchtiger und mit geringerem Verdruss ausübten, setzte er fest, dass jeder, bevor er sich niedersetzte, mit Weihrauch und reinem Wein beim Altar des Gottes opfere, in dessen Tempel man zusammenkam, und nicht öfter als zwei oder drei Mal im Monat wurden Senatssitzungen abgehalten, an den Kalenden und den Iden, aber im September und Oktober mussten keine anderen da sein als die durch Los bestimmten Senatoren, durch deren Zahl Beschlüsse gefasst werden konnten. Für sich ließ er halbjährliche Ausschüsse erlosen, mit welchen er über die Geschäfte vor den Sitzungen verhandelte, um dem Senat zu berichten. 4 Die Stimmen über wichtigere Angelegenheiten erfragte er nicht nach Sitte oder in bestimmter Reihenfolge, sondern wie es jedem gefiel, sodass schließlich jeder aufmerksam war und mehr gedacht als zugestimmt werden musste.

      (36) Er war auch Urheber anderer Entscheidungen wie z.B.: dass die Senatsakten nicht veröffentlicht würden, dass ein Beamter nach Niederlegung seiner Würde nicht sofort in die Provinz geschickt werden dürfe, dass den Prokonsuln zu den Maultieren und Zelten, welche ihnen auf Staatskosten gestellt zu werden pflegten, ein fester Geldbetrag bestimmt werde, dass die Verwaltung der Staatskasse von den Stadtquästoren auf die Prätoren oder ehemaligen Prätoren übergehe, dass die Wahl des Zentumviralgerichts, welche die Quästoren durchgeführt hatten, die Zehnmänner durchführten.

      (37) Damit möglichst viele an der Verwaltung der res publica teilnahmen, dachte er sich neue Ämter aus: Fürsorge für die öffentlichen Bauwerke, Straßen, Brunnen, das Tiberbett, die Getreideverteilung an das Volk, die Stadtpräfektur, das Dreimännerkollegium zur Prüfung des Senates und ein anderes zur Musterung der Reitereinheiten, sooft dies nötig war. Zensoren, die lange Zeit nicht mehr gewählt worden waren, wählte er, die Zahl der Prätoren erhöhte er. Er forderte, dass er, sooft ihm das Konsulat übertragen wurde, je zwei statt eines Kollegen hatte, aber dies erreichte er nicht, da alle ihm entgegenhielten, dass schon damit seine Hoheit gemindert würde, dass er das Amt nicht alleine, sondern mit einem anderen ausführte.

      (38) Nicht sehr sparsam war er bei der Ehrung kriegerischer Tapferkeit, er sorgte dafür, dass über 30 Feldherren gerechte Triumphe und noch mehr Männern Triumphabzeichen. 2 Den Kindern der Senatoren gewährte er, damit sie sich noch schneller an die res publica annäherten, sofort mit der Männertoga den Streifen der Senatoren und gestattete ihnen, in der Kurie anwesend zu sein, und wenn sie in den Dienst in der Armee eintraten, nicht nur das Militärtribunat, sondern auch das Kommando über die Flügel. Und damit jeder die Erfahrung des Feldlagers mache, stellte er meist je zwei Senatoren den einzelnen Flügeln voran. 3 Die Reitereinheiten musterte er regelmäßig und führte den lange unterbrochenen feierlichen Einzug