Jüdische Altertümer. Flavius Josephus. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Flavius Josephus
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Документальная литература
Год издания: 0
isbn: 9783843801201
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sein totes Weib auf den Esel und nahm es mit sich nach Hause. Dort zerschnitt er sie in zwölf Stücke und schickte jedem Stamme eins davon zu, wobei er zugleich die Ursache ihres Todes und die unerhörte Gewalttat, die man an ihr verübt, mitteilen ließ.

      9. Diese aber wurden durch den grässlichen Anblick der Körperteile und durch die Nachricht von der Schandtat gewaltig erschüttert, da sie dergleichen nie gehört hatten, und von gerechtem Zorn getrieben, kamen sie bei Silo vor der Hütte zusammen, wo sie sogleich zu den Waffen zu greifen und die Gabaoniter mit Krieg zu überziehen beschlossen. Dem widersetzten sich jedoch die Ältesten und erklärten es für unzulässig, so ohne weiteres die Stammesgenossen zu bekriegen, bevor man den Streit mit Worten zu schlichten versucht habe. Das Gesetz gestatte ja noch nicht einmal, gegen Fremde wegen begangenen Unrechtes in den Krieg zu ziehen, bevor man eine Gesandtschaft zu ihnen geschickt und versucht habe, sie auf andere Weise zur Besinnung zu bringen. Es sei daher billig, dass man nach Vorschrift des Gesetzes Gesandte an die Gabaëner schicke, die die Bestrafung der Frevler zu verlangen hätten. Wenn man ihnen dann die Täter ausliefere, so solle man mit deren Bestrafung zufrieden sein; stießen sie aber auf Widerstand, so müsse man sie bekriegen. Demgemäß schickte man Gesandte zu den Gabaënern, ließ die Jünglinge wegen der an dem Weibe begangenen Freveltat anklagen und die Forderung stellen, dass sie für ihre scheußliche Tat mit dem Tode bestraft werden müssten. Die Gabaëner aber wollten die Jünglinge nicht ausliefern und glaubten, es sei schmachvoll für sie, aus Furcht vor Krieg fremdem Befehl zu gehorchen, da sie keinem Volke weder an Rüstung noch an Truppenzahl noch an Tapferkeit nachständen. Und wirklich rüsteten sie sich mit anderen Stammesgenossen eifrig zum Kriege, denn diese trugen denselben Übermut zur Schau und gedachten ihre Angreifer empfindlich zu schlagen.

      10. Sobald den Israeliten gemeldet wurde, was die Gabaëner beabsichtigten, schworen sie, sie würden keinem Benjamiter eine ihrer Töchter zur Ehe geben und sie mit Krieg überziehen; denn sie zürnten ihnen noch heftiger als unsere Vorfahren den Chananäern. Und sogleich zogen sie mit einem Heere von vierhunderttausend Bewaffneten gegen Gaba. Die Benjamiter dagegen zählten fünfundzwanzigtausendsechshundert Mann, darunter fünfhundert Mann, die mit der linken Hand ausgezeichnet schleudern konnten. Bei Gaba kam es zum Treffen, in welchem die Benjamiter die Israeliten in die Flucht schlugen, und zweiundzwanzigtausend Mann von den Letzteren fielen; es wären ihrer vielleicht noch mehr umgekommen, wenn die Nacht nicht dem Kampfe ein Ende gemacht hätte. Darauf zogen die Benjamiter frohlockend in ihre Stadt ein, die Israeliten dagegen waren ihrer Niederlage wegen mutlos und bezogen wieder ihr Lager. Am folgenden Tage wurde wieder gestritten, und die Benjamiter siegten abermals: Von den Israeliten fielen achtzehntausend Mann, die Übrigen aber flohen in feiger Furcht zum Lager. Als sie dann nach der nahe gelegenen Stadt Bethel gekommen waren, fasteten sie am folgenden Tage und ließen durch den Hohepriester Phineës Gott bitten, er möge ihnen nicht weiter zürnen, sich an der zweimaligen Niederlage genügen lassen und ihnen Stärke und Sieg über ihre Feinde verleihen. Gott verhieß ihnen denn auch das Erbetene durch den Phineës.

      11. Hierauf teilten sie ihr Heer in zwei Teile, von denen der eine in der Nacht sich in einen Hinterhalt bei der Stadt legte, der andere dagegen mit den Benjamitern anband. Als nun die Benjamiter auf sie eindrangen, zogen sie sich zurück, während die Benjamiter sie verfolgten. Immer weiter wichen die Hebräer und lockten so allmählich alle aus der Stadt heraus, sodass die Jünglinge sowohl wie die wegen ihrer Kampfunfähigkeit in der Stadt zurückgelassenen Greise zusammen hervorstürmten, um den Feind zu erdrücken. Als sie sich nun weit genug von der Stadt entfernt hatten, machten die Hebräer halt, wandten sich und rückten in Schlachtordnung, und zugleich gaben sie den im Hinterhalt Aufgestellten das verabredete Zeichen, worauf diese sofort hervorbrachen und den Feind mit großem Geschrei angriffen. Sobald die Benjamiter merkten, dass sie überlistet seien, waren sie ratlos vor Verwirrung, sodass sie sich in ein tiefes Tal drängen ließen. Hier wurden sie mit Wurfgeschossen überschüttet und kamen alle bis auf sechshundert Mann um, die dicht geschlossen mitten durch den Feind durchbrachen und sich auf den benachbarten Bergen festsetzten, wo sie eine Zeit lang blieben. Alle Übrigen dagegen, gegen fünfundzwanzigtausend Mann, fielen durchs Schwert. Hierauf steckten die Israeliten Gaba in Brand und brachten sogar die Weiber und Knaben um; ebenso verfuhren sie mit den anderen Städten der Benjamiter. Und sie waren dergestalt ergrimmt, dass sie zwölftausend auserlesene Streiter nach Jabison, einer Stadt in Galaditis schickten, weil sie ihnen keine Hilfe gegen die Benjamiter gewährt hatte, und sie von Grund aus zerstören ließen. Zugleich ließen sie die sämtlichen streitbaren Männer nebst den Weibern und Kindern darin umbringen und nur vierhundert Jungfrauen verschonen. So weit aber hatten sie sich in ihrem Zorn hinreißen lassen, weil sie außer der der Frau des Leviten zugefügten Schandtat auch noch den Verlust so vieler Kämpfer zu beklagen hatten.

      12. Später jedoch reute es sie sehr, dass sie die Benjamiter so hart mitgenommen hatten, und obgleich sie deren Strafe für wohlverdient ansahen, da sie gegen Gottes heilige Gesetze gefrevelt hätten, fasteten sie und schickten Gesandte ab, um jene sechshundert, die auf einen Felsen in der Wüste mit Namen Rhoa geflohen waren, zurückzurufen, Die Gesandten beklagten nicht nur das traurige Schicksal der Geflohenen, sondern auch ihr eigenes, da sie so viele Blutsverwandten verloren hätten, und redeten ihnen zu, sie möchten ihr Unglück mit Gleichmut ertragen und sich wieder in ihre Heimat begeben, damit nicht, wie es zu befürchten sei, der ganze Stamm Benjamin zugrunde gehe. Sie wollten ihnen auch, sagten sie zu ihrer Beruhigung, das ganze Land ihres Stammes und so viel von der Beute einräumen, als sie fortschaffen könnten. Die Benjamiter, welche einsahen, dass sie für ihre Frevel das Strafgericht Gottes auf sich gezogen hatten, folgten ihnen und kehrten in ihr Heimatland zurück. Die Israeliten aber gaben ihnen die vierhundert jabitischen Jungfrauen zu Weibern und überlegten, wie sie auch den anderen zweihundert Benjamitern Frauen verschaffen könnten behufs Erzielung von Nachkommenschaft. Denn da sie vor dem Beginn des Krieges einen Eid geschworen hatten, keiner solle seine Tochter einem Benjamiter zur Ehe geben, glaubten einige, man brauche diesen Eid nicht zu halten, weil sie ihn im Zorn und nicht mit der nötigen Überlegung geleistet hätten, und man werde Gottes Unwillen gewiss nicht auf sich laden, wenn man den äußerst gefährdeten Stamm vor dem gänzlichen Untergang bewahre; auch sei ein Meineid nur dann schädlich und gefährlich, wenn man ihn böswillig begehe, und nicht, wenn die Not ihn gebieterisch fordere. Die Ältesten dagegen äußerten sich sehr streng über den Meineid und verwarfen ihn unter allen Umständen. Da erklärte jemand, er wisse, wie man die Benjamiter mit Weibern versorgen und dabei doch den Eid halten könne, nämlich folgendermaßen: »Wenn wir dreimal im Jahr bei Silo zusammenkommen, nehmen wir unsere Weiber und Töchter dorthin mit. Nun könnten ja die Benjamiter die Letzteren entführen und zur Ehe nehmen, ohne dass wir sie dazu anreizen noch sie daran verhindern. Wenn dann die Väter der geraubten Töchter sich hierüber beklagen und Strafe dafür verlangen, so könnten wir ihnen ja sagen, sie seien selbst schuld daran, weil sie ihre Töchter nicht besser bewacht hätten, und man dürfe auch jetzt nicht mehr dem Zorn gegen die Benjamiter nachgeben, da man ihn schon früher sattsam an ihnen gekühlt habe.« Dieser Vorschlag ward beifällig aufgenommen, und man beschloss, den Benjamitern Gelegenheit zu geben, sich Weiber rauben zu können. Als daher das Fest bevorstand, lauerten jene zweihundert in Gruppen von zwei und drei Mann den Jungfrauen, die zur Feier kamen, vor der Stadt auf, indem sie sich in Weinbergen und anderen passenden Verstecken aufstellten. Und während nun die Mädchen ahnungslos und ohne besonderen Schutz ihr Spiel trieben, brachen die Männer plötzlich hervor, zerstreuten sie und fingen sie auf. Auf diese Weise kamen sie zu Weibern; sie verlegten sich alsdann auf den Ackerbau und gaben sich Mühe, ihren früheren Wohlstand wiederzuerlangen. So wurde der Stamm Benjamin, der seinem gänzlichen Aussterben nahe war, durch das verständige Benehmen der Israeliten hiervor bewahrt, Und in kurzer Zeit blühte er wieder auf und wuchs rasch an Volkszahl und Reichtum. So endete dieser Krieg.

      DRITTES KAPITEL

      Wie die Israeliten zuchtlos wurden und in die Knechtschaft der Assyrier

      gerieten, aber durch Hothniel wieder daraus befreit wurden.

      1. Ein ähnliches Missgeschick traf auch den Stamm Dan, der aus folgender Ursache ins Unglück geriet. Als die Israeliten sich vom Kriege abgewandt hatten und sich nur auf den Ackerbau verlegten, fingen die Chananäer, denen sie deshalb verächtlich geworden waren, an, Truppen zu sammeln, nicht weil sie von den Israeliten neue Angriffe