Jüdische Altertümer. Flavius Josephus. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Flavius Josephus
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Документальная литература
Год издания: 0
isbn: 9783843801201
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Bürgerkrieg. Übrigens büßte jener Stamm später noch für seine Frechheit, wie ich zu gelegener Zeit berichten werde.

      7. Gedeon wollte hierauf die Regierung niederlegen, doch drängte man ihn, sie noch vierzig Jahre zu behalten. Er fungierte als Richter und entschied alle Streitigkeiten, die man vor ihn brachte, und alle seine Aussprüche wurden als unanfechtbar anerkannt. Als er im hohen Greisenalter gestorben war, bestattete man ihn in seiner Heimat bei Ephran.

      SIEBENTES KAPITEL

      Wie von Gedeons Nachfolgern viele mit den umliegenden Völkerschaften

      langwierige Kriege führten.

      1. Gedeon hatte siebzig eheliche Söhne, denn er besaß viele Eheweiber; außerdem hatte er einen unehelichen Sohn Abimelech von seinem Kebsweibe Druma. Dieser zog nach seines Vaters Tode zu den Verwandten seiner Mutter nach Sikim (dort war sie zu Hause), erhielt von ihnen, die sich in Schlechtigkeiten hervortaten, Geld, kehrte mit ihnen in sein Vaterhaus zurück und tötete hier alle seine Brüder bis auf Joatham, der ihm glücklich durch die Flucht entkam. Abimelech führte dann eine tyrannische Herrschaft, hielt das für gesetzmäßig, was ihm zu tun beliebte, und verfolgte hartnäckig alle Verfechter der guten Sache.

      2. Als einst in Sikim ein Festtag war, und alles Volk dahin zusammenströmte, stieg sein Bruder Joatham, der, wie oben erwähnt, geflohen war, auf den Gipfel des Berges Garizin, der sich über Sikim erhebt, und rief mit lauter, weithin vernehmbarer Stimme, man möge still sein und auf seine Worte hören. Als Ruhe eingetreten war, fing er an zu erzählen: »Einst, als die Bäume noch menschliche Stimmen hatten, kamen sie zusammen und baten den Feigenbaum, dass er über sie herrschen möge. Da dieser aber die Ehre zurückwies, weil er sich mit der Ehre begnügen wolle, die ihm seine Früchte brächten – kein anderer Baum nämlich vermöge solche zu erzeugen, standen die Bäume gleichwohl von ihrem Vorhaben, einen aus ihnen zum Herrscher zu wählen, nicht ab und beschlossen deshalb, dem Weinstock die Würde anzubieten. Der aber schlug die Wahl mit denselben Worten wie der Feigenbaum aus, und als auch der Ölbaum in gleicher Weise sich weigerte, forderten die Bäume den Dornstrauch, dessen Holz sich vorzüglich als Brennholz eignet, auf, die Herrschaft zu übernehmen. Dieser sagte auch zu und versprach, dieselbe eifrig zu führen. Sie sollten, sagte er, in seinem Schatten ruhen; wofern sie ihm aber Verderben bereiten wollten, werde er Feuer auf sie werfen und sie zugrunde richten. Das habe ich euch«, fuhr Joatham fort, »nun nicht etwa als Scherz erzählt, sondern darum, weil ihr, die ihr von Gedeon so viele Wohltaten erhalten habt, es ruhig geschehen lasst, dass Abimelech die Herrschaft innehat, und weil ihr euch mitschuldig an seinen brudermörderischen Taten gemacht habt, da sich doch seine Sinnesart in nichts vom Feuer unterscheidet.« Als er so geredet, floh er wieder und verbarg sich aus Furcht vor Abimelech drei Jahre lang im Gebirge.

      3. Nicht lange nach dem Fest bereuten die Sikimiter, dass sie die Ermordung der Söhne Gedeons hatten geschehen lassen, und vertrieben den Abimelech aus der Stadt und dem Stamme. Dieser sann aber mit den Seinigen auf Rache. Als daher die Zeit der Ernte herankam, fürchteten sie sich des Abimelech wegen, aufs Feld zu gehen. Da aber um diese Zeit gerade ein Stammeshäuptling Gaal mit seinen Verwandten und einer Schar von Bewaffneten bei ihnen weilte, baten sie ihn während der Ernte um seinen Schutz. Als dieser sich hierzu bereit erklärte, zogen sie mit ihm und seinen Kriegern aufs Feld, ernteten in Ruhe ihre Früchte, hielten darauf ein Gastmal und scheuten sich nicht, den Abimelech offen zu schmähen; die Truppenführer aber legten Hinterhalte um die Stadt, fingen viele von Abimelechs Kriegern auf und töteten sie.

      4. Ein gewisser Zebul aber, einer von den Vornehmsten der Sikimiter und Freund des Abimelech, ließ diesem durch Boten sagen, wie Gaal das Volk gegen ihn aufhetze, und riet ihm zugleich, er solle sich vor der Stadt auf die Lauer legen. Gaal werde sich wohl von ihm (Zebul) beschwatzen lassen, gegen ihn auszurücken, und so werde er ihn in seine Gewalt bekommen und Rache nehmen können. Wenn dies geschehen sei, verspreche er ihm, dass das Volk sich wieder mit ihm aussöhnen werde. Abimelech legte sich mit den Seinigen in den Hinterhalt, Gaal aber hielt sich sorglos in der Vorstadt auf, und bei ihm war Zebul. Als nun Gaal Bewaffnete auf sich zukommen sah, rief er dem Zebul zu, es zögen Krieger auf sie an. Der aber entgegnete, das seien nur Schatten von Felsen. Als sie aber noch näher kamen, und man sie deutlich erkennen konnte, rief Gaal, das seien keine Schatten, sondern bewaffnete Männer. Da erwiderte ihm Zebul: »Hast du dem Abimelech nicht Feigheit vorgeworfen? Warum zeigst du also nicht, dass du ein Mann bist, und kämpfst mit ihm?« Gaal, hierüber bestürzt, ließ sich mit Abimelech in ein Handgemenge ein, und es fielen einige von den Seinigen. Darauf zog er sich mit den Übrigen in die Stadt zurück. Inzwischen suchte Zebul in der Stadt dahin zu wirken, dass man den Gaal vertreiben möchte, indem er ihn beschuldigte, er habe sich im Kampf mit den Kriegern des Abimelech zaghaft und feige benommen. Da übrigens Abimelech erfahren hatte, die Sikimiter würden wieder zur Ernte aufs Feld gehen, legte er sich vor der Stadt in den Hinterhalt. Und als sie aus der Stadt heraus waren, ließ er den dritten Teil seines Heeres die Tore besetzen, um den Bürgern den Rückweg abzuschneiden; die Übrigen aber zerstreuten die Sikimiter, verfolgten sie und machten sie allenthalben nieder. Die Stadt ergab sich ohne Belagerung, und Abimelech zerstörte sie, machte sie dem Erdboden gleich, streute Salz auf ihre Trümmer und zog dann in geschlossenem Zuge weiter. So kamen alle Sikimiter ums Leben. Diejenigen aber, die der Gefahr entronnen waren und sich in der Umgegend zerstreut hatten, scharten sich zusammen, setzten sich auf einem unzugänglichen Felsen fest und nahmen noch die Errichtung einer Mauer rings um denselben in Angriff. Als aber Abimelech von diesem Vorhaben Kunde erhielt, kam er ihnen zuvor und führte alle seine Truppen dahin, nahm selbst ein Bündel dürres Holz, befahl seinem Heer, ein Gleiches zu tun und ließ den ganzen Ort damit umgeben. Und als er so in kurzer Zeit rings um den Felsen Holz aufgehäuft hatte, warf er Feuer und leicht brennbare Stoffe hinein und erregte einen gewaltigen Brand. Niemand aber von denen, die auf den Felsen geflüchtet waren, entkam, sondern alle fünfzehnhundert Männer kamen nebst Weibern und Kindern um, und von den Übrigen ebenfalls eine große Anzahl. Ein so schreckliches Unglück traf die Sikimiter, und es wäre die Trauer darüber wohl noch größer gewesen, wenn sie es nicht als Strafe für das Böse angesehen hätten, das sie einem so hochverdienten Manne wie Gedeon zugefügt hatten.

      6. Danach übernahm die Regierung der Israeliten Jaïres aus Galad vom Stamme Manasses, ein im Allgemeinen und auch besonders noch deshalb glücklicher Mann, weil er dreißig tapfere Söhne hatte, die ausgezeichnete Reiter waren und in den galadenischen Städten die Posten von Präfekten bekleideten. Jaïres starb nach zweiundzwanzigjähriger Regierung in hohem Alter und ward begraben in der galadenischen Stadt Kamon.

      7. Hierauf gerieten die Hebräer wieder in Verfall und verachteten Gottes Gesetze. Daher blickten die Ammaniter und Palästiner mit Geringschätzung auf sie und verwüsteten ihr Land mit einem großen Heere. Und nachdem sie die Gegenden jenseits des Jordan besetzt hatten, schickten sie sich an, über den Fluss zu gehen und auch noch das übrige Land zu erobern. Die Hebräer aber fingen an, durch ihr Missgeschick klug zu werden, opferten Gott und baten ihn unter heißem Flehen, er möge von seinem Zorn ablassen, seine Strenge mildern und ihre Bitten gnädig erhören. Gott ließ sich denn auch erweichen und versprach ihnen Hilfe.

      8. Als nun die Ammaniter in das galadenische Gebiet eingefallen waren, zogen ihnen die Bewohner des Landes nach dem Gebirge zu entgegen,