Jüdische Altertümer. Flavius Josephus. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Flavius Josephus
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Документальная литература
Год издания: 0
isbn: 9783843801201
Скачать книгу
an Moyses das Ersuchen, ihnen das eroberte Land Amoritis ungelost zu überlassen, weil es ausgezeichnete Weideplätze aufwies. Moyses aber hatte sie im Verdacht, sie fürchteten sich vor dem Kampfe mit den Chananäern und wollten deshalb die Sorge für ihre Herden vorschützen. Und er nannte sie Feiglinge, die für ihre Zaghaftigkeit nur einen gelegenen Vorwand erfunden hätten. Sie wollten ein faules und weichliches Leben führen, während die Übrigen alles Ungemach ertragen müssten, um in das ersehnte Land zu kommen; auch wollten sie nicht an den weiteren Kämpfen teilnehmen, um das Land, das Gott ihnen nach dem Übergang über den Jordan verheißen habe, erobern und die Feinde daraus verdrängen zu helfen. Als sie nun sahen, dass ihr Führer so erregt und mit gutem Grunde über ihr Begehren aufgebracht sei, entschuldigten sie sich: Nicht aus Furcht vor Gefahren noch aus Weichlichkeit hätten sie die Bitte an ihn gerichtet, sondern nur, damit sie ihre Beute an einem sicheren und bequemen Ort bergen und dann um so unbesorgter in den Krieg ziehen könnten. Sie seien bereit, nachdem er ihnen Städte zur Unterbringung ihrer Weiber und Kinder sowie ihrer beweglichen Habe eingeräumt hätte, mit dem übrigen Heere weiterzuziehen. Moyses, dem diese Sprache gefiel, berief den Hohepriester Eleazar nebst dem Jesus und den übrigen Behörden zu sich und überließ in ihrer Gegenwart den Bittstellern das Land Amoritis unter der Bedingung, dass sie den verwandten Stämmen Hilfe leisten müssten, bis die Chananäer besiegt seien. Nachdem sie unter dieser Bedingung den Besitz des Landes angetreten und die Städte mit starken Werken befestigt hatten, brachten sie in dieselben ihre Weiber, Kinder und alles Übrige, was ihnen auf dem Marsch lästig sein konnte.

      4. Zehn Städte des Landes bestimmte Moyses – als einen Teil der achtundvierzig Priesterstädte, und drei hiervon machte er zu Asylen, wohin diejenigen Mörder sich flüchten konnten, die die Tat ohne Absicht vollbracht hatten. Die Zeit des Asylrechtes sollte mit dem Tode des Hohepriesters zu Ende gehen, unter dessen Pontifikat der des Mordes Schuldige sich davongemacht hatte. Nach diesem Zeitpunkt durfte er nach Hause zurückkehren. Bis dahin sollten die Verwandten des Getöteten das Recht haben, den Mörder umzubringen, wenn sie ihn außerhalb der Stadtgrenzen anträfen; außerdem aber war dies niemand erlaubt. Die Asylstädte waren: Bosora an der Grenze Arabiens, Ariman im Lande Galad und Gaulana in Batanaea. Nach der Eroberung von Chananaea sollten noch weitere drei Levitenstädte zu den Asylstädten hinzukommen.

      5. Als einst die Vornehmsten des Stammes Manasses zu Moyses kamen, ihm anzeigten, dass ein hervorragender Familienvater aus ihrem Stamme, Holophantes mit Namen, gestorben sei, ohne männliche Erben zu hinterlassen, und ihn fragten, ob den Töchtern der Nachlass gehöre, entgegnete er: »Wenn sie jemand von den Stammesgenossen heiraten, so sollen sie ihr Erbteil in diese Ehe mitbringen; wählen sie aber einen Gatten aus einem anderen Stamme, so soll das Erbteil beim väterlichen Stamme verbleiben.« Durch diese Bestimmung setzte er fest, dass eines jeden Erbteil stets bei seinem Stamme zu verbleiben habe.

      ACHTES KAPITEL

      Weitere Gesetze des Moyses und sein Tod.

      1. Da nun seit dem Auszuge aus Ägypten vierzig Jahre weniger dreißig Tagen verflossen waren, berief Moyses das gesamte Volk am Jordan zusammen und zwar an einer Stelle, wo jetzt die Stadt Abila liegt und wo damals viele Palmenwälder sich befanden, und hielt folgende Ansprache:

      2. »Mitkämpfer und langjährige Leidensgefährten! Da ich ein Alter von einhundertzwanzig Jahren erreicht habe, und es Gott gefällt, mich aus diesem Leben abzurufen, und da also Gottes Wille selbst mich hindert, bei euren Unternehmungen jenseits des Jordan euer Führer und Helfer zu sein, so halte ich es für recht, noch einmal all meinen Eifer für euer Glück zusammenzunehmen und euch zu zeigen, wie ihr beständig dieses Glück genießen könnt, auf dass mein Andenken bei euch, wenn ihr in den Besitz desselben gelangt seid, ein dauerndes sein möge. Gern will ich aus dem Leben scheiden, wenn ich euch den Weg gewiesen habe, wie ihr selbst glücklich sein und euren Nachkommen den ewigen Besitz dieses Glückes hinterlassen könnt. Ich verdiene jetzt euer besonderes Vertrauen, einmal weil ich früher stets für euer Wohl gesorgt habe, sodann auch, weil die Seele, die im Begriffe steht, vom Körper sich zu lösen, mit allen Tugenden in engere Verbindung tritt. O Söhne Israels, die Ursache alles Glückes ist der huldreiche Gott; er allein kann es den Würdigen geben und den Unwürdigen nehmen. Und wenn ihr euch so betraget, wie er selbst will und wie ich, der ich seinen Sinn erkenne, euch rate, so werdet ihr niemals unglücklich sein, und der Besitz eurer gegenwärtigen Güter wird euch gesichert bleiben, die künftigen aber werdet ihr schneller erlangen. Nur ist es erforderlich, dass ihr stets den Willen Gottes befolget. Haltet eure jetzigen Gesetze hoch und fallt niemals von eurer jetzigen Frömmigkeit zu anderen Gebräuchen ab. Wenn ihr das tut, werdet ihr die tapfersten Streiter sein und unbesiegbar euren Feinden gegenüber. Denn wenn Gott euch hilft, könnt ihr alle anderen verachten. Große Belohnungen harren eurer Tugend, wenn ihr sie durch euer ganze Leben hindurch übt. Denn sie ist das erhabenste und erste aller Güter und verschafft euch den reichlichen Besitz aller übrigen. Und wenn ihr sie untereinander übt, so wird sie euer Leben sehr glücklich machen, und ihr werdet mehr Lob als andere Völker davontragen, bei euren Nachkommen aber wird euer Ruhm ein dauerhafter sein. Alles dies könnt ihr erlangen, wenn ihr gehorsam seid, die Gesetze, die Gott euch durch mich gegeben, bewahrt und deren Verständnis bei euch fördert. Ich scheide von euch, erfreut über euer Glück, und ich empfehle euch einen ehrbaren Lebenswandel und eine gesunde Staatsverfassung, und wünsche euch tugendhafte Führer, die euer Wohl im Auge haben. Gott, der euch bisher geleitet, und nach dessen Willen ich euch nützlich gewesen bin, wird euch seine Fürsorge nicht entziehen, sondern für euch besorgt sein, solange ihr in eurem Tugendeifer verharrt und ihn als Schutzherrn anerkennt. Die besten Ratschläge, durch deren Befolgung ihr euer Glück begründen könnt, werden euch erteilen der Hohepriester Eleazar, Jesus, die Obersten und Vorsteher der Stämme. Folget ihnen willigen Herzens und bedenkt, dass alle, welche wohl zu gehorchen verstehen, auch dereinst befehlen können, wenn sie zur Herrschaft gelangt sind. Erwäget auch, dass der Gehorsam die beste Freiheit ist. Bis jetzt habt ihr eure Freiheit darin erblickt, dass ihr eure Wohltäter schmähtet; wenn ihr künftig euch davor hütet, werden eure Sachen besser stehen. Gefallt euch also künftig nicht mehr im Unwillen über eure Führer, wie ihr ihn gegen mich so oft gezeigt habt, denn ihr mögt es wissen, dass mein Leben öfter von euch als von Feinden gefährdet war. Ich erinnere euch daran nicht, um euch Vorwürfe zu machen; denn da ich früher nicht darüber aufgebracht war, ziemt mir dies noch weniger jetzt im Angesichte des Todes. Vielmehr will ich euch nur für die Zukunft warnen, dass ihr euren Vorgesetzten kein Unrecht mehr tut, wenn ihr nach Überschreitung des Jordan und nach der Einnahme von Chananaea zu Macht und Reichtum gelangt seid. Denn lasst ihr euch vom Reichtum zum Übermut und zur Verachtung der Tugend verleiten, so werdet ihr auch das Wohlwollen Gottes verlieren. Habt ihr aber Gott zum Feind, so werdet ihr euren Feinden unterliegen und das Land, das ihr in Besitz genommen, schmachvoll wieder verlieren; ihr werdet dann über den Erdkreis zerstreut werden und zu Lande wie zu Wasser dienstbar sein. Ist aber dieses Leid erst über euch gekommen, so wird eure Reue wegen der Übertretung der Gebote Gottes unnütz sein. Wollt ihr nun all euren Besitz behalten, so lasset von euren Feinden, wenn ihr sie besiegt habt, keinen am Leben, sondern haltet es für nützlich, sie sämtlich umzubringen, damit ihr nicht, wenn ihr sie leben lasset, Geschmack an ihren Sitten und Gebräuchen findet und eure väterlichen Einrichtungen verachtet. Außerdem rate ich euch, auch ihre Altäre, Haine und Tempel, so viele sie deren besitzen mögen, zu zerstören und das Andenken daran mit Feuer auszulöschen. Denn nur so werdet ihr euren eigenen Besitz gesichert erhalten. Damit aber eure Natur nicht aus Unkenntnis des Guten ins Schlechte ausarte, habe ich euch die Gesetze und die Verfassung eures Staates unter Gottes Beistand aufgezeichnet. Wenn ihr sie treu bewahret, werdet ihr die glücklichsten Menschen sein.«

      3. Nachdem er so gesprochen, übergab er ihnen ein Buch, in welchem die Gesetze und die Staatsverfassung aufgeschrieben waren. Sie aber jammerten und konnten sich nicht darein schicken, ihren Führer verlieren zu müssen. Denn sie gedachten der Gefahren und Mühsale, denen er für ihr Wohlergehen sich unterzogen, und befürchteten, dass sie nie wieder einen ähnlichen Führer bekommen würden; auch glaubten sie, dass Gott nun weniger für sie sorgen werde, da er nur des Moyses Bitten für sie so gnädig erhört habe. Deshalb empfanden sie bittere Reue über das, was sie in der Wüste durch Zorneseifer gesündigt hatten, und das ganze Volk brach in Tränen aus und war so in Schmerz aufgelöst, dass es mit Worten sich nicht