Jüdische Altertümer. Flavius Josephus. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Flavius Josephus
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Документальная литература
Год издания: 0
isbn: 9783843801201
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Balam wollte nun umkehren; Gott aber hieß ihn seinen Weg fortsetzen, nur müsse er dem Balak das verkünden, was er (Gott) ihm eingeben werde.

      6. So prophezeite der Seher, sich selbst entrückt und erfüllt vom Geiste Gottes. Balak aber ärgerte sich und warf ihm vor, er verletze den Vertrag, da er doch so reiche Geschenke von den Verbündeten erhalten habe. Er sei gekommen, um die Feinde zu verfluchen, und jetzt lobe er sie sogar und preise sie als die Glücklichsten der Sterblichen. Balam aber entgegnete: »O Balak, erwäge doch wohl, ob es bei uns steht, was wir sagen oder verschweigen wollen, wenn der Geist Gottes uns ergreift! Denn dann redet Er durch uns, was Er will, ohne dass wir etwas davon wissen. Ich weiß wohl sehr gut, um welcher Ursache willen ihr und die Madianiter mich habt rufen lassen, und ich hatte auch im Sinn, in allem deinem Wunsche zu entsprechen. Aber ich musste Gott mehr gehorchen als euch, denen ich einen Gefallen erweisen wollte. Denn ohnmächtig sind die, die etwa aus sich selbst den Menschen die Zukunft vorhersagen wollen; sie verkünden nicht das, was Gott ihnen eingegeben, sondern widersetzen sich seinem Willen. Sobald aber unser Herz vom göttlichen Hauche bewegt wird, verkünden wir nicht mehr unsere eigenen Gedanken. Ich beabsichtigte nicht, dieses Heer zu loben oder das Gute aufzuzählen, das Gott ihren Nachkommen zugedacht hat; Gott selbst indes, der ihnen gnädig ist, ihr Leben beglückt und ihren Ruhm unsterblich macht, hat mir diese Worte eingegeben, die ich nach seinem Willen verkündete. Da es mir aber sehr am Herzen liegt, dir und den Madianitern mich gefällig erzeigen zu können und euer Begehren nicht abzuschlagen, so lass andere Altäre errichten, und dann wollen wir wieder opfern und versuchen, ob wir Gott dazu bewegen können, dass er mir erlaubt, dieses Volk zu verfluchen.« Balak ging hierauf ein; als Gott aber auch jetzt nicht gestattete, dass Balam den Israeliten fluche, fiel dieser auf sein Angesicht nieder und verkündete die Schicksale, die den Königen und den berühmtesten Städten, wovon ein Teil noch gar nicht bewohnt war, bevorstanden, sowie auch das, was in den vergangenen Jahrhunderten bis auf unsere Tage den Menschen zu Lande und zu Wasser zugestoßen ist. Und weil alles nach seinen Prophezeiungen eingetroffen ist, so lässt sich auch schließen, dass künftig seine Weissagungen sich erfüllen werden.

      6. Balak aber zürnte, dass die Israeliten nicht verflucht worden waren, und entließ den Balam ohne Ehrenbezeugungen. Als dieser nun im Begriff war, abzureisen und den Euphrat zu überschreiten, rief er den Balak und die Obersten der Madianiter zu sich und sprach zu ihnen: »O Balak und ihr anwesenden Madianiter, ich muss mich selbst gegen Gottes Willen euch gefällig erzeigen. Das Volk der Hebräer wird zwar niemals gänzlich vernichtet werden, weder durch Krieg und Krankheit noch durch Mangel an Lebensmitteln oder andere unvorhergesehene Unfälle. Denn Gottes Fürsorge bewahrt sie vor allem Übel und lässt ihnen kein Unheil zustoßen, das sie vernichten würde. Für kurze Zeit allerdings werden sie Leid und Ungemach erdulden, das sie schwer drücken und beugen wird; dann jedoch werden sie wieder erstarken und diejenigen in Schrecken jagen, die ihnen Schaden zugefügt haben. Wollt ihr sie aber für einige Zeit überwältigen, so werdet ihr dies erreichen, wenn ihr folgenden Rat beherzigt. Nehmt die schönsten eurer Töchter, die geeignet sind, durch ihren Liebreiz die Leidenschaft heftig zu entflammen, lasst sie ihren herrlichsten Schmuck anlegen, schickt sie in die Nähe des Lagers der Hebräer und traget ihnen auf, sie sollten sich den Jünglingen, die sie begehren, ohne Sprödigkeit hingeben. Sobald sie dieselben aber im Netze der Sinnlichkeit gefangen sähen, sollten sie sich stellen, als wollten sie fliehen. Wenn die Jünglinge sie dann bäten, zu bleiben, so sollten sie nicht eher nachgeben, bis sie dieselben überredet hätten, mit Hintansetzung ihrer väterlichen Gesetze und der Verehrung Gottes, der ihnen diese Gebote gegeben, die Götter der Madianiter und Moabiter zu verehren. So würden sie sich den Zorn Gottes zuziehen. Nach diesem Vorschlage reiste er ab.

      7. Die Madianiter befolgten seinen Rat und schickten ihre Töchter zu den Hebräern. Die hebräischen Jünglinge ließen sich auch wirklich von deren Schönheit fesseln, knüpften ein Gespräch mit ihnen an und baten sie eindringlich, ihnen den Genuss ihrer Schönheit und das Vergnügen vertraulichen Umganges zu gestatten. Die Mädchen hörten das gern und willfahrten ihnen. Als sie nun die Jünglinge in Liebe verstrickt hatten und sie in heftiger Leidenschaft entbrannt sahen, schickten sie sich an, wegzugehen. Diese aber gerieten darob in große Trauer und beschworen sie mit flehentlichen Bitten, sie nicht zu verlassen, sondern bei ihnen zu bleiben, ihre Gattinnen zu werden und Hab und Gut mit ihnen zu teilen. Diese Anerbietungen bekräftigten sie mit einem Eidschwur, riefen Gott zum Zeugen ihres Versprechens an und suchten durch Tränen und alle möglichen Mittel die Mädchen zum Mitleid zu bewegen. Als diese nun merkten, dass die Jünglinge von Leidenschaft überwältigt und gefesselt seien, fingen sie an, also zu ihnen zu reden:

      8. »Wir haben, ihr werten Jünglinge, Haus und Heimat, besitzen großen Reichtum und entbehren nicht der Liebe und Zuneigung unserer Eltern und Verwandten. Wir sind also nicht zu euch gekommen, weil wir an irgendetwas Mangel leiden oder weil wir aus unserem Umgang mit euch Gewinn ziehen wollen – sondern weil wir euch für gute und rechtschaffene Männer halten, haben wir eure Gastfreundschaft gesucht und eurem Verlangen nachgegeben. Und da ihr nun sagt, dass ihr uns sehr lieb habt, und euch von Trauer ergriffen zeigt, weil wir weggehen wollen, so wollen wir eure Bitten erfüllen und gern eure rechtmäßigen Gattinnen werden, wenn ihr uns den Beweis eurer Liebe gegeben habt, der allein uns zufrieden stellen kann. Denn wir befürchten sonst, ihr möchtet uns, nachdem ihr unseres Umganges überdrüssig geworden, mit Schimpf und Schande wieder zu unseren Eltern zurückschicken. Verzeiht uns daher, wenn wir uns vor dieser Möglichkeit schützen wollen!« Als nun die Jünglinge versprachen, ihnen jede gewünschte Bürgschaft zu bieten, da sie ihnen bei der Größe ihrer Liebe nichts abschlagen konnten, fuhren die Mädchen also fort: »Weil ihr uns nun willfährig seid, eure Sitten und Lebensweise aber von den unseren so sehr verschieden sind, dass ihr sogar besondere Speisen und Getränke genießt, so ist es notwendig, dass ihr, wenn ihr mit uns zusammenleben wollt, auch unsere Götter verehrt. Denn nichts kann uns ein so zuverlässiges Zeichen eurer Liebe für jetzt und für die Zukunft sein, als wenn ihr mit uns dieselben Götter anbetet. Niemand kann euch auch daraus einen Vorwurf machen, dass ihr die Götter des Landes verehret, in welches ihr zu kommen gesonnen seid, zumal da unsere Götter bei allen Völkern in Ehren stehen, euer Gott dagegen bei keinem anderen Volke als bei euch. Ihr müsst also dieselbe Art der Gottesverehrung