Perry Rhodan-Paket 61: Mythos (Teil1). Perry Rhodan. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Perry Rhodan
Издательство: Bookwire
Серия: Perry Rhodan-Paket
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783845333458
Скачать книгу
Opfer bei der Treibjagd abgeben.«

      »Ach, das soll O'Donnell entscheiden.« Cappleshort schniefte und wischte sich mit einer Hand über die Augen. Plötzlich waren die Bosheit und der Wahnsinn aus seinem Gesicht verschwunden. Zurück blieb ... ja, was eigentlich?»Hast du denn gar keine Skrupel bei dem, was du tust?«, fragte der Ewige. Er vermied es, den Mediker anzusehen.

      »Skrupel? Die kann ich mir nicht erlauben. Ich lebe, um für das Triumvirat zu heilen.«

      »Oder zu töten«, ergänzte Cappleshort, dem wieder ein fiebriger Glanz in die Augen stieg.

      »Auch das kann Heilung bringen«, sagte Zanosh.

      »Wenn du es sagst. Die Jagd ist nichts anderes. Wir brauchen ein Feindbild, das den Mythos vom Furchtbaren Triumvirat am Leben erhält. Wir projizieren die Ängste des Volkes auf die Ek-Agenten und beweisen immer wieder aufs Neue, dass nur wir die Bewohner von Honams Verborgenheit schützen können.«

      »Es ist ein erfolgreiches Konzept und erhält eure Macht.«

      »Skrupel hast du also keine. Empfindest du wenigstens Freude bei dem, was du tust?«

      Zanosh sah verächtlich drein. »Wenn du mich nun bitte entschuldigst? Ich muss mich auf die Operation vorbereiten und einige Überlegungen dazu anstellen. Es gibt einige Bereiche im Gebirge, die ein interessantes Jagdgebiet abgäben und einer besonders abgestimmten Neuronavigation bedürfen, um das Verbrecherische zutage zu fördern, das wir für eine erfolgreiche Jagd benötigen.«

      Die Uhr an Cappleshorts Armgelenk vibrierte. Irritiert blickte der Ewige darauf. »Wir haben ein ernsthaftes Problem.«

      »Das bedeutet?«

      »Es gibt einen Eindringling. Ich werde O'Donnell informieren, damit er alles Notwendige in die Wege leitet. Halte dich zur Verfügung!«

      »Ich lebe, um für das Triumvirat zu heilen«, sagte Zanosh und verbeugte sich knapp.

      14.

      Honams Verborgenheit: Gewitterstadt

      Perry Rhodan richtete den Desintegrator auf das Fenster und löste mit feinster Bündelung des grünlich flirrenden Strahls das gesamte Fenster nach und nach aus dem Rahmen. Keine Technologie war darin verbaut. Wunderbar.

      Immer wieder hielt er inne und lauschte. Nichts.

      Sehr gut.

      Vorsichtig und in vollkommener Lautlosigkeit legte er Stück für Stück nieder, und als die Höhlung vollkommen freigelegt war, schlüpfte er hinein.

      Er stand in einem gut sechs mal sechs Meter großen Raum, dessen Boden mit einem Teppich ausgelegt war. Es handelte sich um keine besonders gelungene handwerkliche Arbeit aus grauen und braunen Fasern, beinahe wie Sisal. Dieser Teppich, das wurde Perry Rhodan in diesem Moment klar, stand stellvertretend für die Lebensverhältnisse auf Copperworld. Flüchtig bedauerte er die drei unsterblichen Herrscher, die sich für diese elende Art zu leben entschieden hatten, aber dann packte ihn wieder der Grimm. Wie konnten Menschen, die das Geschenk ewigen Lebens erhalten hatten, sich so verhalten wie die drei Ewigen?

      Zwei Türen führten aus dem Raum, eine ging in den angrenzenden rechter Hand, wie er bereits dank der Fensterreihe wusste, die andere wahrscheinlich in einen Flur oder ein Treppenhaus. Dorthin schwebte er auf seinem Antigravpolster.

      Er griff nach der altertümlichen Klinke, drückte sie herunter und zog.

      Die Tür ging leise auf.

      Er streckte den Kopf auf den Flur – genau wie er vermutet hatte! – und sah sich um. Steinstatuen säumten den Korridor entlang der Außenwand. Sie stellten die immer gleichen drei Männer in jeweils unterschiedlichen Haltungen dar.

      Die Triumvirn betreiben echten Personenkult, scheint mir.

      »Wen haben wir denn da?« Ein hochgewachsener Mann, schlank und weiß und schön in einem schwarzen Anzug, der vor fünfhundert Jahren antiquiert gewirkt hätte, löste sich aus dem Schatten der Säule unmittelbar neben Rhodan, die zweifellos ihn selbst darstellte. Er bewegte sich elegant und schnell. »Ich glaube nicht, dass du dich an mich erinnerst, Perry Rhodan. Wie auch? Es ist das erste Mal, dass wir uns treffen. Aber ich kenne dich, Held meiner Jugend.« Plötzlich hielt er einen Strahler in der Hand, dessen Lauf genau auf Rhodan zielte. »Und nun sag dem ewigen Leben auf Wiedersehen.«

      Perry Rhodan sprang zurück in den Raum, aus dem er gerade getreten war. »SERUN! Verschluss...«

      Er spürte etwas Kaltes an seinem Hals. Und dann jagte ein Stromschlag durch seinen Körper, der sogar für einen Ertruser gereicht hätte.

      Perry Rhodan, der Unsterbliche, verlor das Bewusstsein.

      *

      Hat er mich verraten? Diese Frage quälte Climba Ossy-Benk, seit die beiden Frauen der Meldestelle sie zu Hause beim Abendessen überrascht hatten. Oder wer war es sonst?

      Die Frauen hatten nichts gesagt. Das Schweigen war vermutlich schlimmer gewesen als jede Beschuldigung.

      »Die Wohnung Ossy-Benk/Familie wird frei«, hatte die größere der beiden Frauen den Bewohnern des Gemeinheims gesagt, denen sie begegnet waren. »Bewerbt euch bei der Meldestelle um den Wohnraum.«

      Climbas Gesicht war grau und grauer geworden, mit jeder Minute, die sie sich von ihrer Wohnung entfernte.

      Ihre Wohnung wurde frei.

      Dass sie selbst des Todes war, wusste sie. Aber was war mit Melstein und den Kindern? Was blühte denen, die sich nichts hatten zuschulden kommen lassen außer der Verwandtschaft mit ihr? Sie spürte, wie ihre Augen vor Tränen brannten.

      Was hatte sie nur getan?

      Der Weg durch die Zuflucht war wie eine endlose Folter. Die Menschen sahen sie an und wussten, dass sie schuldig war. Sie wandten den Blick ab oder lachten schadenfroh, weil sie selbst verschont worden waren. Sie konnte förmlich hören, was sie einander zuflüsterten.

      Climba versuchte, die Eindrücke von außen auszublenden und sich nur auf ihre Schritte zu konzentrieren. Eins ... zwei ... drei ...

      Sie hatte zeit ihres Lebens so getan, als hätte sie sich mit den Umständen arrangiert – und hatte im Inneren gegen das Triumvirat der Ewigen revoltiert. Sie hatte an die Chance geglaubt, in Honams Verborgenheit etwas zum Besseren zu verändern und mithilfe der Wissenschaft etwas Neues schaffen zu können.

      Wie bitter hatte sie sich geirrt.

      Als sie bei sechstausenddreiundneunzig angekommen war, blieben ihre Wächter plötzlich stehen.

      Wo war sie? Sie stand unmittelbar vor einer kupferfarbenen Tür in einem Gang, dessen Wände so leuchtend hell waren, dass sie nur im Palast der Triumvirn sein konnte.

      Sie schluckte schwer. Als wäre die Meldestelle nicht schlimm genug!

      »Tritt bitte ein«, ertönte eine sonore Stimme.

      Climba sah fragend zu den beiden Wächterinnen, die jedoch wegsahen.

      Verachtet mich ruhig, dachte sie. Ich verachte euch schließlich auch. Sie raffte all ihren Mut zusammen und betrat den Raum.

      Es war ein kleines Zimmer, mit einer grellen Lampe, einem Tisch und zwei Stühlen.

      Ein Verhörzimmer!, erkannte sie.

      Tränen schossen ihr in die Augen. Sie war so unendlich beschämt und enttäuscht von sich selbst. Sie hatte von sich geglaubt, wenigstens kleine Siege erringen zu können. Und nun war sie auf ganzer Linie gescheitert.

      Jemand reichte Ossy-Benk ein Taschentuch, sie griff blindlings danach und wischte sich die Tränen aus den Augen. Als sie wieder klar sehen konnte, blickte sie in ein blasses, beinahe durchscheinendes Gesicht mit intensiv schwarz gefärbten, schmalen Lippen.

      Blaise O'Donnell!

      Der Triumvir, der zweite in der Zählung, der selbst ernannte Milde, sah sie nachdenklich an.