Perry Rhodan-Paket 61: Mythos (Teil1). Perry Rhodan. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Perry Rhodan
Издательство: Bookwire
Серия: Perry Rhodan-Paket
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783845333458
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sich Unsterbliche auszeichnen.

      Leben ist nichts als das Ineinandergreifen biochemischer Prozesse. Komplex zwar, aber zu beherrschen.

      Das begreifen sie alle nicht. Jeder verstrickt sich in seinem persönlichen Auf und Ab. Faselt vom Ausbalancieren, vielleicht von dem Taumel zwischen null und eins, vom Gefangensein zwischen Werden und Vergehen. Sieht sich als konserviert an.

      Mit solchen Einschätzungen geht es einfachen Gemütern gut, also mögen sie das denken. Es lenkt sie davon ab, den wahren Kern der Existenz zu erfassen. Sie stützen sich auf Gefühle.

      Dabei geht es nur um das Funktionieren.

      Ich habe lange gebraucht, um zu verstehen, dass es kaum jemanden gibt, der das begreift, und musste selbst erst lernen, es als Option zu begreifen. Ich musste es verstehen, um erfolgreich sein zu können. Emotionen sind die Hebel, die bei simplen Gemütern angesetzt werden können. Nicht zu viel, die Dosis entscheidet darüber, ob ein Erfolg möglich ist.

      Es bleibt mühsam, sich der Macht anzunähern, zu der die Unsterblichkeit nur ein Weg ist. Wahre Macht erzwingt Unsterblichkeit, wie ich weiß. Man muss nur in die Geschichte blicken: Weder Bostich noch Vetris-Molaud wären ohne Machtausübung in ihren Genuss gekommen. Perry Rhodan war nichts als eine Ausnahme, aber er ist längst verweht. Auch für ihn war die Unsterblichkeit nur eine hohle Versprechung.

      Meine hingegen wird Substanz haben, weil ich sie verstehe. Ich werde sie nicht erhalten, ich werde sie erschaffen und gestalten.

      Ich werde nie so törichte Instrumente eines fremden Willens werden wie die Triumvirn.«

      aus: Zanoshs Protokolle der Unsterblichen:

      Buch der Triumvirn: Zanosh

      16.

      Honams Verborgenheit: Die Macht des Wortes

      Climba Ossy-Benk rannte durch den Palast. Sie musste hinaus!

      Niemand kümmerte sich um sie. Wächter eilten an ihr vorbei, hin zu dem Raum, in dem Perry Rhodan um sein Leben kämpfte.

      Sie wusste, dass er nicht gewinnen konnte. Niemand konnte allein auf sich gestellt gewinnen.

      Aber er hatte versucht, ihr zu helfen und dabei sein Leben gewagt.

      Sie war wie betäubt und sah zugleich so klar wie niemals zuvor in ihrem Leben. Wenn auch nur ein Teil dessen stimmte, was Rhodan erzählte, waren die Ewigen tatsächlich schlimmer, als sie je angenommen hatte. Dann waren sie nichts anderes als blutsaugende Parasiten, die sich von den Bürgern der Zuflucht ernährten.

      Die Ewigen hatten einen Mythos von einer zerstörten Milchstraße verbreitet. Von einer Zerstörung, die so nicht stattgefunden hatte.

      Stimmte es, dass Asteroiden oder Meteoriten alles Leben in Honams Verborgenheit auslöschen würden? Durfte sie Rhodan auch in dieser Hinsicht vertrauen oder hatte er Lügen mit Lügen bekämpfen wollen?

      Kann ein Mann denn so viele Lügen in derart kurzer Zeit erfinden?

      Es scherte sie nicht. Es ging nicht darum, was er konnte oder tat. Es ging darum, was sie selbst beitragen konnte.

      Sie verließ den Palast, niemand scherte sich um sie. Es lag eine sonderbare Stimmung über dem Land. Die Blitzlandschaft über ihr wirkte düsterer als sonst, es waren kaum Einwohner auf der Straße zu sehen.

      Eine Wacheidechse lief ihr über den Weg. Sie blieb rechts von ihr stehen und glotzte Climba mit starren Blicken an.

      Sie musste Entscheidungen treffen. Nicht später. Sofort.

      Für die Zukunft ...

      Climba hob die Eidechse mit einem Ruck hoch und bog den Kopf nach hinten, bis ein lautes Knacken zu hören war.

      Für die Zukunft!

      *

      »Climba!«

      Sie stand da wie erstarrt, den schlaffen Leib der toten Wacheidechse in der Hand.

      Sie hatte getötet.

      »Climba!«

      Sie spürte, wie jemand sie am Arm fasste und herumdrehte. Dann, wie jemand sie an sich drückte.

      »Climba!«

      Sie ließ die Wacheidechse fallen und versuchte zu verstehen, was vor sich ging. Da waren ... Menschen. Mit Stangen. Brettern. Sie sah sogar brennende Fackeln. Und ein, zwei Handfeuerwaffen.

      Vor allem aber ...

      »Melstein? Okeno? Was ... tut ihr hier? Wo sind die Kinder?«

      Die beiden Männer, die sich ihr Herz teilten, sahen verlegen drein.

      »Die Kinder sind in Sicherheit«, antwortete Melstein. Er sah sie auf seltsame Weise an, als erblickte er etwas, das er verloren geglaubt hatte.

      »Ich habe mir Sorgen gemacht«, antwortete Okeno. »Und ich habe mich geschämt, dass ich nicht mit dir und Rhodan gegangen bin. Ich bin euch daraufhin nachgegangen. Aber als ich an eurem Gemeinheim ankam, warst du bereits fort, und der Meldedienst bugsierte gerade Melstein aus dem Haus ...«

      »Er hat mir geholfen.«

      Unwillkürlich musste Climba lächeln. »Okeno ganz allein gegen den Meldedienst? Wie viele Männer waren es?«

      Blitze zuckten über den Himmel, greller und gewaltiger als während der letzten Monate. Waren das Echos abstürzender Meteoriten oder sandte Honam ihnen eine Botschaft, dass es Zeit wurde, einen Sturm zu entfachen?

      Okeno blickte zur Himmelskuppel empor. »Nicht genug jedenfalls.«

      »Erzähl mir nicht, du hättest sie alle im Handgemenge ausgeschaltet.«

      »Er hat geschrien«, sagte Melstein.

      Climba sah ihren Mann überrascht an. »Und das hat genügt?«

      »Es kommt darauf an, was man schreit«, antwortete dieser. »In diesem Fall war es die Wahrheit. Er war ... beeindruckend.« Er zog Climba an sich heran und flüsterte: »Wenn all das hier vorbei ist, verrätst du mir bitte, wie privat eure berufliche Beziehung ist, in Ordnung?«

      Ringsum erhoben sich Stimmen. »Führ uns in die Zukunft, Okeno!«

      Der Wissenschaftler seufzte und wand sich unbehaglich. »Da habe ich ja etwas Schönes angerichtet«, sagte er. »Ich tauge nicht zum Anführer. Ich wollte doch nur helfen ...«

      Climba streckte sich. »Also schön. Was genau hast du ihnen gesagt?«

      »Dass sie die Nächsten sind, die ihre Wohnung verlieren. Dass die Ewigen uns nicht das geben, was uns zusteht. Dass der Meldedienst deinen Kindern die Mutter nimmt. Dass sie alle dich kennen und wissen, dass du ein guter Mensch bist. Dass es so nicht weitergehen kann.«

      »Und dass wir dich lieben«, ergänzte Melstein, und jedes Wort traf sie wie ein Stich ins Herz.

      »Ich ... erkläre es dir«, flüsterte sie, aber er winkte ab.

      »Jetzt nimm dir deine Armee, so klein und schwach sie sein mag – und tritt den Ewigen in ihre Hintern!«

      *

      Climba konnte es nicht begreifen. Wenige Worte hatte genügt, in zwei Dutzend Männern und Frauen ein Feuer zu entfachen, das sich gegen die Ewigen richtete.

      War es die ganze Zeit so einfach gewesen? Hätte es ihres Zauderns, ihrer Suche nach objektiven Gründen gar nicht bedurft? Musste man nicht mehr tun, als die Herzen der Menschen anzusprechen?

      »Vorwärts!«, rief sie.

      »Vorwärts!«, rief Okeno.

      »Vorwärts!«, rief Melstein.

      »Vorwärts!«, riefen die anderen. Das waren nicht die Stimmen von zwanzig, dreißig Leuten. Das klang nach über fünfzig. Climba blickte sich um, sah durch das Düster Bewegungen. Ja: tatsächlich. Immer mehr Leute