Perry Rhodan-Paket 61: Mythos (Teil1). Perry Rhodan. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Perry Rhodan
Издательство: Bookwire
Серия: Perry Rhodan-Paket
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783845333458
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sagte Rhodan. »Wir verschwinden. Die Gefahr für die POD-2202 ist beseitigt, sie kann nicht mehr abdriften und vom Schwarzen Loch verschluckt werden. Ich bin mir sicher, dass sie bald wieder voll einsatzfähig ist.«

      »Wir könnten das Schiff aufbringen und die Ladhonen festsetzen«, gab Sepheroa zu bedenken. »Wir könnten viel über sie erfahren.«

      »Dazu fehlt uns die Zeit«, entgegnete Rhodan und verschränkte demonstrativ die Arme vor der Brust. »Ich möchte nicht von einer Flotte der Piraten überrascht werden. Was wir getan haben, wird den Ladhonen ohnedies Stoff zum Nachdenken geben.«

      Tenga atmete tief durch. Er war froh, die Nähe des Schwarzen Lochs zu verlassen. Er hatte den Auftrag beendet und würde für seine Arbeit irgendwann Rede und Antwort stehen müssen. Aber nicht unmittelbar.

      »Was geschieht mit den Olubfanern?«, fragte er Rhodan.

      »Wir werden uns mit ihnen unterhalten und versuchen, herauszufinden, warum die Ladhonen sie gefangen genommen haben. Wollten sie sie als Sklaven haben und weiterverkaufen?«

      »Ich kann dir dazu einiges erzählen«, sagte Tenga. »Du solltest dich mit einer gewissen Onigboia über ihr Organoid unterhalten.«

      »Das klingt interessant.« Rhodan nickte.

      »Da kommt eine weitere Nachricht von der POD-2202 herein!«, meldete ein Funker. »Sie ist ebenfalls an Tenga gerichtet.«

      »Her damit«, sagte er nach einem aufmunternden Blick Rhodans.

      Es handelte sich um eine Sprachnachricht. Um einige wenige Worte.

      »Ich schulde dir Dank«, sagte Adh Arradhu steif. »Sollten wir uns jemals wieder begegnen, werde ich deine Leute mit allem, was ich habe, bekämpfen. Dich aber werde ich verschonen.«

      Mit diesen Worten und mit einem Grunzlaut, der entstand, wenn ein Ladhone tief durch seine Lamellen atmete, endete die Botschaft an Tenga.

      »Das klingt nicht sonderlich nett«, sagte Rhodan. »Ich hätte mehr erwartet.«

      »Die Ladhonen sind auch nicht sonderlich nett. Aber sie haben Wertevorstellungen. Sie sind keine dummen Haudraufs, ganz im Gegenteil. Auf dieser Basis sehe ich eine Möglichkeit, mit ihnen umzugehen.«

      »Wir reden von Piraten.«

      »Und ich rede von einem Ladhonen, der mich nicht ausgeliefert hat und somit indirekt die Befreiung der Olubfaner ermöglicht hat.«

      »Du siehst da tatsächlich Chancen zur Zusammenarbeit?« Rhodan wirkte nachdenklich.

      »Sie sind erklärte Feinde der Cairaner. Sie wissen viel über die derzeitigen Verhältnisse in der Milchstraße. Deutlich mehr als wir – und wir können jeden Verbündeten gebrauchen, der uns weiterhilft, diese neue Zeit zu begreifen.«

      »Ich verstehe.« Rhodan nickte ihm zu. »Du hast ausgezeichnete Arbeit geleistet. Ich danke dir.«

      »Gern geschehen. Jederzeit wieder. Aber ich habe noch eine Bitte ...«

      »Die ist längst gewährt. Ich habe mit dem Proviantmeister gesprochen. Er wird dir eine Extraportion Pralinen zukommen lassen. Es war allerdings ein hartes Stück Arbeit, ihn zu überzeugen.«

      Tenga bedankte und verabschiedete sich. Mit einem Mal fühlte er schreckliche Müdigkeit. Wann hatte er das letzte Mal zwei Stunden am Stück geschlafen? Vor vier Tagen?

      Er zog sich in seine Kabine zurück, die mehr als fünf Quadratmeter Platz bot und mit allen Annehmlichkeiten ausgestattet war. Die Schachtel mit den auserlesenen Süßigkeiten wartete bereits auf ihn.

      Müde warf sich Tenga auf die Massagecouch, nahm eine Einschlafpraline – Eierlikör-Mandel – zu sich und schloss die Augen.

      Wie es wohl Adh Arradhu erging?

      18.

      Adh Arradhu musste sich einem Tribunal stellen.

      Nandh Nadhama konnte – wollte – nur Schlechtes über ihn zu sagen. Der Ausbilder zählte all seine Verfehlungen auf, sprach über mangelhaften Einsatz in den Trainingshallen und fand unzählige Gründe, um ihn vor dem Schiffskommandanten schlechtzumachen.

      »Danke, Ausbilder Nadhama«, sagte Bodh Aputhar. »Adh muss seine Übungsleistungen also gehörig verbessern, will er darauf hoffen, jemals die Maatschaft zu verlassen. Aber«, Aputhar hob den Drittarm weit an, »er hat in einer Situation höchster Not rascher und vernünftiger reagiert als viele meiner Offiziere.«

      Der Kommandant blickte um sich und fasste einige seiner Leute ins Auge.

      »Wir wurden am falschen Arm gepackt«, fuhr er fort. »Wir waren überheblich. Wir glaubten, die Lage unter Kontrolle zu haben und haben die Alarmsignale überhört. Das soll uns allen eine Lehre sein. Wenn ein Maat einen Fehler macht, bestrafen wir ihn und ziehen ihm Punkte ab. Wie aber soll ich mit euch hier in der Zentrale umgehen? Ihr wart nicht von der hormonellen Übersättigung beeinflusst und bei klarem Verstand. Trotzdem ist es euch nicht gelungen, die Lage an Bord der POD-2202 unter Kontrolle zu bekommen.«

      »Wir hätten es geschafft, wenn ...«

      »Unterbrich mich nicht, Nadhama! Auch du hast den Fehler der Selbstüberschätzung begangen und tust es noch immer. Übe dich wenigstens jetzt in ein wenig Demut.«

      Der Krillschwarm vor Nadhamas Gesicht entfernte sich ein wenig. So, als wollten die Positronikteilchen auf Distanz zum Ausbilder gehen. Arradhu nahm es mit Genugtuung zur Kenntnis.

      »Nur ein unbedarfter Maat konnte auf die Idee kommen, ausgerechnet den Feind um Unterstützung zu ersuchen. In diesem Fall kam ihm seine Naivität zugute, das muss ich anerkennen. Denn wir alle wären zu stolz dazu gewesen, um Hilfe zu bitten. Nicht wahr? Wir waren gedemütigt worden, hatten die gefangenen Olubfaner verloren, hingen in einem schwer beschädigten Schiff fest.«

      Betretenes Schweigen herrschte. Zu Arradhus Erstaunen sagte auch sein Vater kein Wort. Der sonst so wortgewaltige Hannadh Arradhu stand mit gekrümmtem Drittarm da und ließ die Schelte seines Kommandanten über sich ergehen.

      »Adh hat nicht mit dem Feind kooperiert. Er hat die Olubfaner auch nicht bei ihrer Flucht unterstützt. Er hat uns allerdings Details über den Eindringling verschwiegen – und über seine Begegnung mit diesem winzigen Wesen.«

      Arradhu senkte den Kopf. Dies war der Hauptvorwurf, den man ihm machte. Er würde dafür büßen müssen. Durch vermehrte Übungsdienste, durch Punkteabzug, durch noch mehr Strenge der Ausbilder.

      »Adh hat allerdings eine Schwäche der Fremden instinktiv erkannt«, fuhr der Kommandant fort. »Dazu gratuliere ich ihm ausdrücklich. Denn diese Wesen im Kugelraumer haben merkwürdige Moralvorstellungen. Sie lassen sich über ihren Hang zu Gefühlsduseleien erpressen. Nur deshalb haben sie uns geholfen – und nur deshalb sind wir noch am Leben. Behalten wir das im Hinterkopf. Lernen wir aus dieser Begegnung, dieser Niederlage. Denn wir werden der Besatzung dieses Schiffs eines Tages wieder begegnen, dessen bin ich mir sicher.«

      Bodh Aputhar ließ den Drittarm schwer zu Boden sausen, die Ansprache war beendet. Seine Offiziere kehrten schweigend an ihre Arbeitsplätze zurück. Es gab viel zu tun. Bei der Energiespeisung der Triebwerke musste improvisiert, all die Schäden im Inneren der POD-2202 beseitigt werden.

      So war es an Bord eines Ladhonenschiffs. Sie kämpften. Sie gewannen oder sie verloren. Sie lernten. Sie waren wissbegierig. Sie gaben niemals auf – und sie waren die durchtriebensten, rücksichtslosesten Piraten der Milchstraße.

      Adh Arradhu fühlte Stolz. Er hatte das Richtige getan. Es fühlte sich gut an, in seiner Haut zu stecken.

      »Bilde dir bloß nicht zu viel ein auf diese offizielle Belobigung«, sagte Nadhama leise zu ihm. »Ich freue mich darauf, dich in einer Viertelstunde in der Optimum-Halle zu sehen. Du weißt, was dich erwartet, wenn du auch nur eine Sekunde zu spät bist.«

      Der Ausbilder verließ die Zentrale, Adh Arradhu blieb unschlüssig stehen. Ein weiterer Punkteabzug