Tin Star. J.L. Langley. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: J.L. Langley
Издательство: Bookwire
Серия: Texas Ranches
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783958238725
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      Sein Freund zuckte mit den Schultern und schwankte ein wenig zur Seite, ehe er sich mit einem Ruck wieder aufrichtete. »Tja, was soll'sch tun? Ich weiß nicht… will jetz' einfach n-nich' drüber reden….«

      Ethan konnte die gelallten Worte kaum verstehen. Er stand auf und tigerte durch den Raum. »Was zum Teufel, Mann? Er ist dein Bruder! Wohin zur Hölle soll er denn gehen?«

      John hob eine Schulter und fiel beinahe wieder vom Stuhl. »Weiß nich'… Ich hoff' einfach, dass'm gut geh'.«

      Ethan eilte zu ihm, um ihn wieder aufzusetzen. »Hast du heute schon was gegessen?«

      John schüttelte den Kopf. »Nur'n Whiskey.«

      Kein Wunder, dass er so schnell so dicht war. Ethan zog ihn hoch und führte ihn ins Wohnzimmer.

      John wehrte sich nicht, schnappte sich aber die Whiskeyflasche, als sie am Tisch vorbeigingen. »Wo geh'n wir hin?«

      »Zur Couch, bevor du umkippst.« Ethan setzte John auf die Couch und ließ sich dann neben ihm auf den Sessel fallen. »Verdammt!«

      Johns Kopf wackelte auf und ab und Ethan vermutete, dass es ein Nicken darstellen sollte. »Jepp… Sooo unblau-gli-blich. Mein kleiner Bruber… Hatte keine Ahnung. Kannst' das glau'm? Un' wie bei dir lie'm die Mä'chn ihn. Is' schon lustich…«

      Ethan schüttelte den Kopf und sah auf, als die Whiskeyflasche aus Johns Hand rutschte. Er fing sie auf, bevor sie auslief, stellte den Alkohol auf den Couchtisch und lehnte sich anschließend wieder zurück, während er sich mit den Fingern durch die Haare fuhr. Was für ein Durcheinander!

      Ethan vergrub das Gesicht in den Händen. Jamie war ein guter Kerl… Und auch ein gut aussehender Kerl. John hatte recht, eine Menge Frauen hatten versucht, seine Aufmerksamkeit zu erregen – und, was das anging, sicher auch Männer. Jamie verdiente es nicht, seine Familie wegen etwas so… Unwichtigem zu verlieren. Genauso wenig wie John. Sein Freund stand gerade vielleicht unter Schock, ganz zu schweigen davon, dass er betrunken war, aber Ethan wusste, dass John versuchen würde, Jamie zu finden, sobald er wieder klar denken konnte… Wie lange das auch immer dauern würde. Verflucht soll der alte Killian sein! Sturer, eigensinniger Mistkerl!

      Ethan wusste besser als die meisten, wie es war, ohne Familie zu sein. Er und seine Tante Margaret waren alles, was von seiner übrig geblieben war. Seine Mutter war bei einem Autounfall gestorben, als er drei gewesen war, seinen Bruder hatte er im Irakkrieg verloren und dann war sein Vater vor fünf Jahren einem Herzinfarkt erlegen.

      Johns lautes Schnarchen unterbrach seine Gedanken.

      Ethan sah an sich selbst hinunter. Er trug eine graue Jogginghose und sein weißes Toby-Keith-T-Shirt. Er musste sich was anziehen und aus dem Haus raus, frische Luft schnappen und nachdenken, bevor er durchdrehte. Aber zuerst musste er herausfinden, ob er John helfen konnte… und Jamie. Er wusste nicht, was er tun konnte, aber er musste es wenigstens versuchen. Dass Jacob Killian seinen eigenen Sohn rausschmiss, passte ihm nicht. Er hatte eine Ranch. Das Mindeste, was er tun konnte, war, dem Kleinen einen Job und einen Schlafplatz in der Baracke anzubieten. Die Tin Star konnte immer einen guten Cowboy gebrauchen.

      Er ließ John seinen Rausch auf der Couch ausschlafen und ging in sein Büro, um in seinem Adressbuch nach Jamies Handynummer zu suchen.

      Verdammt! Er hatte den Kleinen immer gern gehabt, aber wer hätte gedacht…

      ***

      Jamie fuhr an den Straßenrand und stellte den Motor aus. Wohin zum Teufel sollte er gehen? Er hatte 52 Dollar und 37 Cent in der Brieftasche. Alles, was er besaß, war auf der Quad J zurückgeblieben; alles außer den Klamotten, die er am Leib trug, und seinem Wagen. Er hatte keinen Job, keine Freunde, die keine Rancharbeiter waren, und seine Schwester wohnte anderthalb Stunden von hier entfernt. Und das würde auch nur unter der Voraussetzung funktionieren, dass Jules etwas mit ihm zu tun haben wollte. Er fragte sich, was sie sagen würde. Würde sie ihm sagen, dass er sich verpissen sollte? Oder würde sie den Zorn ihres Daddys riskieren und zu ihm stehen?

      Er nahm seinen Hut ab und legte ihn umgedreht neben sich, ehe er sich frustriert mit beiden Händen durch die Haare fuhr.

      Das war eines der dümmsten Dinge gewesen, die er je getan hatte. Wenn er sich selbst in den Arsch treten könnte, würde er es tun. Was zur Hölle hatte er sich dabei gedacht? Es war nicht so, als hätte es irgendeinen Grund gegeben, es seiner Familie zu sagen. Es gab niemand Besonderes in seinem Leben, also hätte er sich auch keine Gedanken darüber machen müssen, einen Typen mit nach Hause zu bringen, um ihn seiner Familie vorzustellen.

      Allerdings hatte es jahrelang an ihm genagt, etwas zu sagen, und mitten in der letzten Nacht hatte er endlich den Mut aufgebracht, um es durchzuziehen. Er hatte die Neuigkeiten auf Teufel komm raus erzählen wollen, weil er es satthatte, Geheimnisse zu haben, weil er es satthatte, so zu tun, als wäre er etwas, das er nicht war. Er war die halbe Nacht wach geblieben und hatte geübt, wie er es ihnen sagen würde. Warum hatte er nicht einfach seinen verdammten Mund halten können?

      Seufzend blinzelte er die Tränen weg. Er würde deswegen nicht weinen. Scheiß auf sie! Er hatte gewusst, dass sie nicht glücklich sein würden; er hatte sogar gewusst, dass es viel Geschrei geben würde, aber er hatte nicht erwartet, hochkant rauszufliegen. Scheiße, er wusste, dass sein Dad nicht der aufgeschlossenste Mensch war, aber er hatte immer zu seiner Familie gestanden… na ja, bis jetzt.

      Es nützte nichts, er musste irgendwo unterkommen, bis er einen Job fand. Er wühlte in der Mittelkonsole nach seinem Handy, um seine Schwester anzurufen, als es klingelte.

      Wo zur Hölle ist es? Nach dem zweiten Klingeln fand er es, ließ es aber beinahe fallen, als er sah, wer ihn da anrief.

      Er schlug mit der Faust auf das Lenkrad. »Fuck!« Von all den Menschen, die ihn jetzt anrufen konnten… Was zum Teufel wollte er von ihm? Er tippte auf die Taste und hielt sich das Handy ans Ohr. »Killian.«

      »Jamie?«

      »Was willst du, Ethan? Hat John dich gleich angerufen?« Er atmete hastig ein. »Scheiße, Mann! Wenn du mir sagen willst, dass ich in die Hölle komme oder dass ich ein Freak bin und sich meine Mama im Grab umdreht, verschwendest du nur deinen Atem.«

      Er hörte ein Seufzen, dann ertönte diese tiefe, sexy Stimme am anderen Ende der Leitung. »Eigentlich liegt er voll wie eine Haubitze auf meiner Couch. Wo bist du, Kleiner?«

      »Warum zur Hölle willst du das wissen?«

      »Hör zu, Jamie, lass den Scheiß. Ich bin nicht dein Feind. Ich hab nur angerufen, um zu sehen, ob ich helfen kann. Kannst du irgendwo hin?«

      Jamie nahm das Handy vom Ohr und starrte es an. Was zur Hölle? Seine Augen brannten erneut und er spürte, wie ihm etwas Feuchtes übers Gesicht lief. Er hatte Ethan sein ganzes Leben lang vergöttert. War es möglich, dass der beste Freund seines Bruders ihn nicht hasste? Ethan und John waren sich immer einig gewesen – wie war es möglich, dass sie bei dieser Sache unterschiedlicher Meinung waren? Oder vielleicht suchte John nach ihm. Konnte es sein, dass John ihn nicht wie ihr Daddy zu Hackfleisch verarbeiten wollte? Ihm wurde klar, dass er eigentlich keine Ahnung hatte, was sein Bruder dachte. John hatte bei seiner Ankündigung einfach nur sprachlos dagestanden.

      »Jamie?«

      Er holte tief Luft und wischte sich mit dem Handrücken übers Gesicht. Anschließend legte er sich das Handy wieder ans Ohr und öffnete den Mund, um zu antworten, brachte aber kein Wort heraus.

      »Jamie! Bist du noch dran?«

      Als er seine Stimme wiederfand, brachte er nicht mehr als ein Flüstern zustande. »Ja… ja. Ich bin noch dran.«

      »Hör zu. Dein Daddy wird an die Decke gehen, wenn er herausfindet, dass ich es dir angeboten habe, aber hoffentlich wird er letzten Endes nachgeben: Wenn du einen Job und eine Unterkunft brauchst, bis die Scheiße mit deiner Familie vorbei ist, hab ich ein leeres Zimmer in der Baracke. Und ich kann immer einen guten Helfer gebrauchen.«

      Jamie schluckte. »Das ist nicht nur ein Versuch, mich zu