Tin Star. J.L. Langley. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: J.L. Langley
Издательство: Bookwire
Серия: Texas Ranches
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783958238725
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Na, wenn das mal keine ausweichende Antwort war. Jetzt war er noch neugieriger, was in der Kassette war. Er warf einen Blick zu John, dem Jamies unverbindliche Antwort entgangen zu sein schien.

      John räusperte sich und Ethan wappnete sich. John räusperte sich immer, wenn er nervös war. Diese Angewohnheit hatte er schon, seit sie Kinder waren.

      Jamie musste es auch bemerkt haben, denn er stellte die schwarze Box ab, straffte sich und stemmte die Hände in die Hüften. Zum Glück war sein Ständer verschwunden. »Was?«

      »Also, na ja, da gab es ein kleines Problem.«

      »Du weichst aus«, warf Ethan ein.

      Johns Kopf ruckte zu ihm herum. »Halt die Klappe, Ethan!«

      »Also?«, fragte Jamie.

      John erhob sich seufzend und ging dann im Zimmer auf und ab. Jamie öffnete den Mund, um etwas zu sagen, aber Ethan schüttelte den Kopf. »Er hat's gleich.«

      Jamie stöhnte und ging in die andere Richtung. Er stieg über Fred, die sich eines der Kauspielzeuge aus der Kiste geschnappt hatte.

      Ethan grinste. Dieses Herumtigern musste eine weitere Killian-Angewohnheit sein. Sie alle gingen auf dieselbe Art und Weise, mit denselben Schritten und derselben Haltung. Schließlich blieb John stehen und sah ihn an. Ethan kannte diesen Blick, es war Johns Ich-will-dir-die-schlechten-Nachrichten-wirklich-nicht-sagen-Blick. Ach, Scheiße! Ethan musterte ihn mit einer hochgezogenen Braue. John seufzte und wandte sich an seinen Bruder.

      »Dad erlaubt mir nicht sie mitzunehmen. Er sagt, wenn du das Pferd haben willst, musst du sie kaufen.«

      Jamies Gesicht lief tiefrot an und er runzelte die Stirn. Wut strahlte in beinahe sichtbaren Wellen von ihm aus. »Dieser Mistkerl! George gehört mir! Ein Geschenk ist ein Geschenk! Er hat sie mir zum 17. Geburtstag geschenkt! Man kann jemandem verdammt noch mal kein Geld für ein verficktes Geschenk abknöpfen!«

      Ethan war sprachlos. Er hatte gewusst, dass Jacob Killian ein gemeiner alter Bastard sein konnte, aber es war ziemlich mies, das Pferd eines Mannes als Geisel zu halten.

      »Das kann er nicht machen!« Jamie lief schneller auf und ab. Fred kam zu ihm, sodass er anhalten musste. Sie winselte, weil sie scheinbar auf seine Stimmung reagierte. Gedankenverloren tätschelte er ihren Kopf und drehte sich wieder zu John und Ethan um. »Kann er das machen? Ich meine, er kommt doch nicht wirklich damit durch.«

      John zuckte mit den Schultern. »Wahrscheinlich schon. Er ist derjenige, der George gekauft hat, und du weißt ja, dass das Recht auf der Seite der Besitzenden ist.«

      Verdammt, das war echt beschissen. Ethan stand auf und ging in sein Büro, um die Brüder einen Moment allein zu lassen. Mein armer Kleiner. All das nur, weil er versucht hatte, ehrlich zu seiner Familie zu sein…

      Whoa! Ethan hielt inne. Woher zum Teufel kam denn dieser Gedanke? Mein armer Kleiner? Oh nein, nein! Jamie war noch nicht sein Liebhaber und ganz sicher auch nicht arm oder klein…

      Ethan schüttelte den Kopf, um seine Gedanken zu klären, und ging zum Brandydekanter. Er schenkte sich einen Schluck ein und ging dann zurück ins Wohnzimmer. Die Brüder saßen an je einem Ende der Couch. Fred lag mit ihrem Kauspielzeug zu Jamies Füßen und nagte fröhlich darauf herum. Ethan ging zu Jamie und drückte ihm das Glas in die Hand. »Trink.«

      Jamie stürzte den Inhalt hinunter und hustete dann, ehe er sich über die Stirn wischte und das Glas zurückgab. »Danke.«

      »Gern geschehen.« Ethan stellte das Glas auf den Couchtisch.

      »Wie viel will er für sie?«, murmelte Jamie.

      »Zehntausend.«

      Jamie sprang auf die Füße. »So viel Geld hab ich nicht, verdammt!«

      John sah zu seinem Bruder auf. »Ich weiß. Das ist nicht das eigentliche Problem. Ich hatte schon vor, sie für dich zu kaufen, aber ich musste dir sagen, wie Daddy sich verhält.«

      Ethan ging hinter die Couch, legte die Hände auf Jamies Schultern und drückte ihn wieder nach unten. »Mach dir keine Sorgen darüber, John. Ich schreibe dir einen Scheck, bevor du nach Hause fährst, dann kannst du sie morgen herbringen oder ich hole sie.«

      Jamie sah zu ihm auf. »Ethan, darum kann ich dich nicht bitten.«

      »Du hast nicht darum gebeten. Ich tue es freiwillig. Du arbeitest für mich und brauchst ein Pferd, Ende der Geschichte. Außerdem verhindert das, dass John und dein Dad sich streiten. Ich wage zu behaupten, dass er es John ziemlich übel nehmen würde, wenn er George trotzdem für dich kauft.«

      Jamie nickte und seine Augen glänzten. »Danke.« Er stand auf. »Komm, Fred.« Mit hängenden Schultern ging er zur Treppe. »Ich gehe ins Bett.«

      Ethan und John sahen ihm nach.

      Verdammter Jacob Killian! Etwas sagte Ethan, dass Jamie dauerhaft auf der Tin Star bleiben würde. Und seltsamerweise war alles, was er spürte, ein Gefühl von Erleichterung.

      Kapitel 5

      Jamie wachte ein wenig desorientiert auf.

      Wo zum Teufel bin ich? Ach ja, sein Daddy hatte ihn rausgeschmissen. Nicht nur das, jetzt weigerte er sich auch noch, ihm sein Pferd zu überlassen. Warum hatte er je geglaubt, sein Vater würde seine große Verkündung problemlos hinnehmen? Sicher, Daddy hatte John immer bevorzugt, aber er hatte geglaubt, dass er ihn auch liebte. Wie konnte jemand sein eigenes Kind verstoßen? Zumindest waren seine Geschwister auf seiner Seite und boten ihm ihre Liebe und Unterstützung an. Als er mit seiner Schwester gesprochen hatte, war Julia sogar so weit gegangen zu sagen, dass sie nicht mehr mit ihrem Vater sprechen würde, bis er wieder zur Vernunft gekommen war.

      Vielleicht würde Daddy darüber hinwegkommen… irgendwann, aber Jamie konnte das nicht länger glauben. Er war nicht dumm – hin und wieder vielleicht etwas naiv, aber nicht dumm. Die Wahrscheinlichkeit, dass sein Dad ihn vielleicht nie akzeptierte, war sehr hoch. Das war Julia doch sicher auch klar. Er wusste, dass sich John dessen bewusst war, denn er suchte nach einem neuen Vorarbeiter. Selbst wenn es auf den Wunsch ihres Vaters hin geschah, hatte er damit genau das angedeutet. Das hatte mehr wehgetan, als Jamie zugeben wollte.

      Verdammt. In solchen Momenten vermisste er seine Mama wirklich. Sie hatte es immer geschafft, die Wogen zu glätten. Sie hätte zugelassen, dass Daddy eine Weile schmollte und wütete, aber dann hätte sie ihn in die Schranken gewiesen und ihn dazu gebracht, das Richtige zu tun. Zum Beispiel seinem jüngsten Sohn zu sagen, dass er ihn noch immer liebte, egal, was passierte.

      Jamie seufzte. Das brachte ihn nicht weiter. Der Ball war nicht mehr in seiner Hälfte des Spielfelds und er durfte sich darüber nicht ewig den Kopf zerbrechen. Was konnte er sonst tun?

      Er warf einen Blick auf die Uhr. Acht Uhr morgens. Scheiße! Wie hatte er so lange schlafen können? Normalerweise weckte Fred ihn gegen halb sieben, weil sie rauswollte. Er setzte sich auf und sah sich um. Fred war nirgends zu sehen. Ethan musste sie rausgelassen haben.

      Jamie rieb sich über die Augen, dann stand er auf und schlurfte ins angrenzende Badezimmer. Er blieb vor der Toilette stehen und wartete darauf, dass seine Morgenlatte verschwand, damit er sich erleichtern konnte.

      Ethan. Jamie war wegen seines Dads so aufgewühlt gewesen, dass er nicht einmal daran gedacht hatte, was gestern Abend zwischen ihnen passiert war.

      Sie hatten sich immer gut verstanden und waren irgendwie Freunde gewesen. Keine engen Freunde, aber trotzdem befreundet. Allerdings gab es so viele Gründe, warum er Ethans Kuss gestern nicht hätte erwidern sollen. Eigentlich war es prinzipiell keine gute Idee, sich auf Ethan einzulassen. Erstens hatte Ethan es sich in seinem ungeouteten Leben gemütlich gemacht und nicht vor, das zu ändern. Zweitens war Ethan jetzt sein Boss. Drittens war Ethan der beste Freund seines Bruders. Viertens war Ethan etwas mehr als ein Jahrzehnt älter als er. Und Fünftens… tja, zum Teufel, keiner dieser Gründe war wirklich wichtig, wenn Ethan genauso empfand wie er. Denn er war schon Hals über Kopf in Ethan verliebt gewesen, bevor ihm überhaupt klar war, dass