7 Engel. Karin Waldl. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Karin Waldl
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783960744313
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sich vor, wie sich ein waschechter König und eine waschechte Königin mit ihrem gesamten Personal in dem Haus tummelten. Der Prinz und die Prinzessin spielten mit ihren wertvollen Spielsachen, während in der Küche ein königliches Dinner zubereitet wurde. Man konnte förmlich riechen, wie der köstliche Duft das Haus erfüllte.

      Der Blick aus dem Fenster rundete das Gesamtbild ihrer romantischen Fantasie ab. Der Ausblick war zu schön, um wahr zu sein. Der perfekte Spielplatz für ihre erdachten königlichen Kinder und der beste Erholungsort für deren vielbeschäftigte Eltern. Im Augenwinkel bemerkte sie, dass der Makler ins Auto stieg und davonfuhr.

      „Ich möchte dir etwas zeigen.“ Elina schrie auf, als Laurenz plötzlich hinter ihr stand. „Entschuldigung, ich wollte dich nicht erschrecken.“

      „Oh, ich war nur in Gedanken. Das Haus ist umwerfend schön.“

      Laurenz forderte sie auf: „Komm mit mir in den Garten. Es wird dir gefallen.“

      Bereitwillig folgte sie ihm. Vorsichtig nahm er ihre Hand und führte sie nach draußen. Er überraschte Elina mit einem Picknick am Teich, um den erfolgreichen Kauf zu feiern. Auf der Wiese lagen eine Decke und ein prall gefüllter Picknickkorb mit verschiedenen Käsesorten, Weintrauben, Feigen, Oliven, Baguette, Wasser und Wein. Auch das dazupassende Geschirr stand parat.

      „Wann hast du ...“

      Laurenz legte seinen ausgestreckten Zeigefinger auf ihre Lippen. „Ein Anruf genügt“, erwiderte Laurenz mit seinem zauberhaften Lächeln und Elina wurde schon wieder schwindelig. Nach einem langen, ausgedehnten Abendessen legten sich Elina und Laurenz ins Gras, um die Sterne zu bewundern. Ihr Bauch spannte von den ausgezeichneten Speisen aus dem Picknickkorb.

      „Elina?“

      „Ja?“

      „Ich habe das Gefühl, als wären wir schon immer Freunde gewesen. Ich würde dich gerne küssen, aber ich weiß nicht, ob dir das recht ist. Ich muss am Montag nach Los Angeles zurück und werde so schnell nicht wiederkommen.“

      „Ich weiß, aber ich würde dich auch gerne berühren.“

      Glücklich beugte er sich über sie. Elina schaute ihm tief in die dunklen Augen, wie von einem Magneten fühlte sie sich von ihm angezogen. Als sich ihre Lippen im Schein des Mondes trafen, war es für Elina wie ein Feuerwerk, das in ihrem Inneren losbrach. Das Gefühl des Verbotenen stieg in ihr auf und das Verlangen nach mehr wuchs in ihrem Herzen.

      Laurenz brachte sie nach diesem wunderschönen Tagesausklang nach Hause. Mit einem weiteren innigen Kuss entließ er sie in die Nacht.

      Elina konnte an diesem Abend trotz Müdigkeit lange nicht einschlafen, in ihrem Kopf stritt sich die Leidenschaft mit dem unbestimmten Gefühl, einen großen Fehler zu begehen.

      *

      Kapitel 5

      Am nächsten Tag machte Laurenz, in Elinas Beisein, den Vertrag über den Hauskauf klar. Der Makler rieb sich fröhlich die verschwitzten Hände, in Erwartung der saftigen Provision, die ihm der Verkauf sicherlich einbrachte.

      Anschließend stand noch ein Besuch beim Gemeindeamt an, der keine weiteren Probleme aufwarf. Laurenz’ Freund Richard Benigna besaß nach wie vor die britische Staatsbürgerschaft. Daher waren nur Formalitäten zu klären, die umgehend abgewickelt waren.

      Alles in allem waren der Hauskauf und die dazugehörigen Behördengänge schnell geregelt. Laurenz wurde glaubhaft versichert, dass alle Papiere schnellstmöglich ausgestellt und zugesandt werden würden, sodass Richard das Haus ohne böse Überraschungen beziehen konnte, sobald er in Großbritannien eintraf.

      Ein kurzer Besuch auf der Bank, die die Finanzen Richard Benignas verwaltete, beendete den offiziellen Teil des Tages. Zum jetzigen Zeitpunkt wurde von dem Bankberater gewährleistet, dass alle Versicherungen, die Richard in Bezug auf den Hauskauf abgeschlossen hatte, gültig seien und jederzeit Bargeld für ihn zur Verfügung stehen würde.

      So beschlossen Laurenz und Elina nach einem späten Mittagessen, das aus einem einfachen Sandwich bestand, nach London zu reisen. Dort wollten sie einen schönen Nachmittag verbringen, durch die Stadt bummeln, essen gehen und den Abend in Soho ausklingen lassen. Beide umhüllte der Glanz der Aufregung, auch wenn sie es sich gegenseitig nie eingestanden hätten.

      Dort angekommen spendierte Laurenz seiner Begleiterin eine Fahrt im London Eye und sie genossen den beeindruckenden Blick über die Stadt. Laurenz unterhielt die ganze Gondel mit seinen lustigen Anekdoten über die Geschichte Englands, Dingen, über die sich die Geschichtsbücher für gewöhnlich ausschwiegen.

      Danach nahmen sie in einem Pub ein einfaches, traditionell englisches Abendessen ein. Die Fish and Chips schmeckten köstlich und das genau richtig temperierte, also lauwarme britische Bier mit dem Namen London Pride rundete das Ganze ab. Ein Apple Pie war das Sahnehäubchen obendrauf.

      Elina, die etwas zu viel gegessen hatte, hielt plötzlich nichts mehr von einem Abend in Soho, sie zog es zu einer ruhigeren Beschäftigung. So suchten die beiden ein Kino am Trafalgar Square auf. Wie der Zufall es wollte, lief ein Film im Kino, in dem Laurenz Winter eine Nebenrolle spielte. Elina wollte ihn unbedingt sehen. Sie bearbeitete ihn mit ihrem Charme.

      Laurenz wehrte sich zuerst, willigte dann aber beschämt ein, den Film mit ihr anzusehen. Denn eigentlich wollte er nur ihre Hand halten und ihre Gegenwart spüren. Er würde alles tun, um sie in seiner Nähe zu haben. Irgendwie kam er sich wie ein Teenager vor, der das erste Mal verliebt war und versuchte, das Herz seiner Angebeteten im Sturm zu erobern.

      Er zahlte die Kinotickets und beide mussten über das Filmplakat lachen, welches neben der Kassiererin hing. Laurenz war an dessen linkem Rand zu sehen, grimmig dreinblickend. Er ahmte den bösartigen Gesichtsausdruck nach, was die Angestellte verunsicherte. Sie bemerkte nicht, dass sie einen Schauspieler des Kinostreifens vor sich hatte, an den sie gerade Karten verkaufte. Elina konnte sich nicht mehr halten vor Lachen. Laurenz benahm sich wieder einmal wie ein kleiner Junge.

      Beim Kauf von Popcorn und Cola war es nicht besser. Er brachte den Typen hinter der Theke zur Verzweiflung mit seinen gespielten Extrawünschen und der Unentschlossenheit, was er trinken wollte. Nur um im Endeffekt das Erstgenannte zu kaufen. Erleichtert sah der Verkäufer zu, als sie endlich in Richtung Kinosaal abzogen.

      Laurenz sprach flüsternd seinen Rollentext in Elinas Ohr, nicht ohne es theatralisch zu überziehen. Durch ihr Gelächter zog sie die bösen Blicke der anderen Kinobesucher auf sich, die in Ruhe den Film sehen wollten. Sie fühlte sich so unbeschwert und leicht, ihr Handeln widersprach zwar ihrer angeborenen Vernunft, deren Stimme beängstigende Ähnlichkeit mit der von Ruth hatte. Aber heute war ihr das egal, sie wollte einfach nur einmal Spaß haben, ohne viel nachzudenken. Schmunzelnd versuchte sie sich trotz Laurenz’ Blödeleien auf den Film zu konzentrieren. Doch irgendwie war es komisch, ihn als Bösewicht auf der Leinwand zu sehen, wie er all diese schrecklichen Verbrechen beging. Sie staunte, wie atemberaubend schön er auf der großen Bildfläche wirkte. Unbewusst wanderte ihr Blick auf den echten Laurenz Winter und sie begann, ihn von oben bis unten zu mustern. Erst zu spät bemerkte sie, wie er sie dabei schmunzelnd beobachtete. Schnell richtete sie ihren Blick wieder geradeaus.

      Sie strich über seine Handflächen, und als sich die beiden Hauptdarsteller küssten, beugte sich Elina zu Laurenz, um seine weichen Lippen zu spüren. Diese formten sich zu einem bezaubernden Lächeln, als Elina ihm tief in die Augen schaute. In dem abgedunkelten Kino hatte das fast etwas Geheimnisvolles. Sie küssten sich leidenschaftlich. Es kam ihr vor wie ein Traum, hier zu sitzen, an den schönsten Schauspieler des Films geschmiegt. Sie wollte nie wieder aufwachen.

      Die ersten Sonnenstrahlen des Tages kitzelten Elina an der Nase, sie öffnete ihre Augen, um festzustellen, dass sie nicht allein war. Laurenz lag friedlich schlummernd neben ihr. Sie erschrak und sah an sich herab, sie hatte noch immer die Kleider vom Vortag an, aber sie lag in ihrem eigenen Bett.

      Sie musste im Auto eingeschlafen sein, als Laurenz regelrecht nach Sevenoaks