Flora Flitzebesen - Band 5. Eleni Livanios. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Eleni Livanios
Издательство: Bookwire
Серия: Flora Flitzebesen
Жанр произведения: Книги для детей: прочее
Год издания: 0
isbn: 9783649631002
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Flora sprang vom Tisch auf, holte Kringel unter dem Ohrensessel hervor, schnappte ihren Besen und stürmte aus dem Häuschen. Die Tür ließ sie hinter sich mit einem Rums zufallen.

      „Flora, komm zurück!“, hörte sie Hille und Laurus rufen. Nein, sicher nicht. Jetzt war sie einfach wütend. Auf Malte. Und sie wollte nur noch weg hier. Raus aus dem Efeuwald. Weg von Malte, der ihren heißgeliebten Kringel beleidigt hatte.

      Plötzlich tauchte Laurus auf seinem Besen neben ihr auf. „Mir hat’s auch gereicht“, erklärte er. „Soll er seinen Kartoffelbrei alleine aufessen.“

      „Und was ist mit Hille?“, wollte Flora wissen.

      Laurus lachte auf. „Die gutmütige Hille, die hilft ihm bestimmt noch mit dem Abwasch.“

      Der Tag der ersten Prüfung für den Zauberwettbewerb rückte immer näher. Bei diesem Teil ging es hauptsächlich um Wissen. Die Hexenkinder lernten Zaubersprüche auswendig und paukten alles über die magischen Wesen und Gegenstände in der Hexenwelt, was sie finden konnten. Die Schulbücher reichten dafür nicht aus und die Lehrer empfahlen den Kindern, in die Hexenbibliothek im Türmchenviertel zu gehen.

      „Ihr könnt euch dort an lange Tische mit Leselampen setzen und in allen Büchern lesen, die es in der Bibliothek gibt“, erklärte Herr Sambucus. Er unterrichtete die Fächer „Wetter- und Sternenkunde“, „Holz- und Tonarbeiten“ und „Flugkunst und Besenkunde“.

      „Laurus Nobilis“, fuhr Herr Sambucus fort. „Du wohnst doch mit deiner Familie im Türmchenviertel. Kannst du den anderen erklären, wo sich die Bibliothek befindet?“

      „Ja klar! Ich muss jeden dritten Tag für meine Mutter Bücher von dort heranschleppen“, erklärte Laurus und rümpfte die Nase. „Meine Mutter liest Uuunmengen an Büchern. Die Bibliothek ist in der Fackelscheingasse Nr. 7. Es ist das Haus mit dem höchsten Turm am Dach. Und der Lesesaal ist ganz oben.“

      Am Nachmittag trafen sich Malte, Flora und Hille vor dem Tor der Fackelscheingasse Nr. 7 und warteten auf Laurus, der sich wie so oft verspätete. Malte hatte am Morgen eine Entschuldigung gemurmelt, aber Flora war immer noch etwas sauer auf ihn und auch Kringel strich nicht wie sonst zur Begrüßung um Maltes Beine.

      Während sie schweigend warteten, betraten einige Mitschüler die Hexenbibliothek. Majoranus und seine Spion-Bande kamen auch des Wegs. „Ja, besser ihr geht da gleich gar nicht erst rein“, sagte Majoranus. „In eure Holzköpfe kriegt man sowieso kein Hexenwissen.“ Dabei klopfte Majoranus mit dem Knöchel gegen Floras Kopf.

      „Im Gegenteil“, meldete sich Malte. „Wir sind schon fertig. Die paar Tausend Bücher dadrinnen in dem Turm, hatten wir in einer halben Stunde durchgeblättert.“

      „Genau!“, rief Flora. Wenn es darum ging, Majoranus eine patzige Antwort zu geben, war sie doch lieber wieder auf Maltes Seite. „Ihr wisst doch, dass Malte ein fotografisches Gedächtnis hat. Ein Blick auf einen Text und alles ist in seinem Kopf abgespeichert.“

      Piper gab einen verächtlich grunzenden Laut von sich. Natürlich war das geschwindelt. Aber tatsächlich gab es für Malte nichts, was er sich mehr wünschte als ein fotografisches Gedächtnis.

      Kurz nachdem sich die Spion-Bande in den Lesesaal verzogen hatte, tauchte endlich Laurus auf und der Geheimbund folgte den anderen in den hohen Turm. Flora setzte sich neben Salvia an einen Tisch mit Leselampe und Hille flatterte auch heran. Sie hatte ein winzig kleines Helfenbuch gefunden, in dem sie lesen konnte. Trotzdem war ihr bald ein wenig langweilig. Schließlich stand für die Helfenkinder kein Zauberwettbewerb an und deshalb musste Hille auch nicht lernen, so wie ihre drei Freunde.

      Laurus langweilte sich ebenfalls nach kürzester Zeit. Er schaukelte auf seinem Stuhl und pfiff eine Melodie. Sofort handelte er sich einen sehr strengen Blick von Skimmia, der Bibliothekarin, ein. Es war verboten, in der Bibliothek zu pfeifen. Überhaupt musste man dort ganz leise sein und Sesselschaukeln durfte man auch nicht. Laurus wetzte weiter auf seinem Stuhl herum.

      „Wir brauchen mal eine Pause“, flüsterte er Flora zu. „Uns rauchen doch schon die Köpfe.“

      Flora fand, dass Laurus’ Kopf keinen Grund zum Rauchen hatte. Er hatte gerade mal in einem einzigen Buch geblättert und dabei die ganze Zeit gegähnt, aber plötzlich sehnte sie sich auch nach ein bisschen frischer Luft. Nur Malte sah gar nicht ein, wozu diese Pause notwendig sein sollte. Er war in ein Buch über Drachen vertieft und hob nicht mal den Kopf, als die anderen ihn fragten, ob er mitkäme. Skimmia räumte gerade im hinteren Teil des Leseraums ein paar Bücher in Regale und bemerkte die kleine Truppe gar nicht, die sich nach draußen schlich. Umso besser, neben lauten Geräuschen konnte sie auch ein ständiges Kommen und Gehen nicht leiden.

      „Das ist ja schrecklich!“, rief Laurus als sie draußen im Sonnenschein standen. „Nichts darf man machen in diesem Lesesaal.“

      „Lesen darf man“, erinnerte ihn Flora. „Und die Bücher sind uns sicher nützlich für den Wettbewerb.“

      „Tsssss“, machte Laurus und rollte mit den Augen. „Stinklangweilig ist es da oben. Und unsere Schulkameraden sitzen alle da wie versteinerte Figuren. Das Einzige, was sie bewegen, sind ihre Augen. In diesen verstaubten Turm muss man mal ein bisschen Leben bringen.“ Hille und Flora sahen Laurus neugierig an. „Wie willst du das denn machen?“

      Laurus’ Gesicht fing an zu strahlen. „Ich hab da so eine Idee.“

      Wenig später standen Flora, Hille, Laurus und Kringel vor dem Magischen Tierheim. Gerade öffnete Betula Alba das große Tor. „Na, ihr habt mich ja eine halbe Ewigkeit nicht mehr besucht“, begrüßte sie die Kinder.

      „Betula, dürfen wir uns ein paar Kicher-Eichhörnchen ausleihen?“, platzte Laurus sofort heraus.

      Die Leiterin des Tierheims hob ein wenig die Augenbrauen. Doch dann fand sie, es sei eigentlich eine ganz gute Idee, denn die Eichhörnchen bräuchten ohnehin etwas Auslauf. „Und nehmt am besten gleich ein paar von den magischen Vögeln mit. Die sind die reinsten Stubenhocker geworden und sitzen fast nur noch auf dem Dachboden herum.“

      „Naja, bei der Kälte geht wohl niemand gerne hinaus.“ Flora konnte das gut verstehen.

      „Kommt bitte in einer Stunde wieder. Denn da ist Fütterungszeit!“, rief Betula den Kindern nach.

      Laurus, Flora und Hille hörten sie kaum, denn sie waren eingehüllt von Vogelgezwitscher und den piepsenden Geräuschen, die die Eichhörnchen von sich gaben. Die magischen Tiere folgten den drei Kindern in der Luft und hüpfend über das Kopfsteinpflaster. Vom Wasserviertel ging es zurück ins Türmchenviertel zu dem Haus mit dem höchsten Turm.

      Kichernd schlichen sie die Treppen zum Turm der Bibliothek hoch. Laurus bedeutete den magischen Tieren, ganz leise zu sein. Als er die Tür zum Lesesaal öffnete, gab er den Tieren ein Kommando, und alle fingen zugleich an, Krach zu machen. Die magischen Vögel zwitscherten und schrien und pfiffen. Sie flatterten durch den ganzen Lesesaal, streiften mit ihren Flügeln haarscharf an den Lesern vorbei, hockten sich auf Bücherregale und flatterten gleich wieder los.

      Die Eichhörnchen rannten wie verrückt herum, turnten an den lesenden Kindern hoch und kitzelten sie. Auch Skimmia blieb von ihnen nicht verschont. Alle kreischten durcheinander. Die meisten Kinder lachten und fanden das alles wahnsinnig witzig. Ein paar Kinder begannen, über die Tische zu laufen, immer den Eichhörnchen hinterher. Der ganze Lesesaal hatte sich innerhalb von Sekunden in ein Narrenhaus verwandelt und Flora lachte und lachte. Sie musste sich an einem Bücherregal festhalten, um nicht umzufallen vor lauter Lachen. Laurus lachte auch und er feuerte die Tiere immer weiter an, Unfug zu machen. Er rannte durch den Saal und schlug mit den Armen, als wären es große weite Schwingen, und davon wurden die Tiere noch aufgekratzter.

      „Schluss mit diesem Tumult!“, rief Skimmia wütend. „Flora Flitzebesen, du und deine Freunde kommt soooofort zu mir!“

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      Erschrocken schlurften