Flora Flitzebesen - Band 5. Eleni Livanios. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Eleni Livanios
Издательство: Bookwire
Серия: Flora Flitzebesen
Жанр произведения: Книги для детей: прочее
Год издания: 0
isbn: 9783649631002
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und auf den glitzernden Helfenstaub auf allen Bäumen und Ranas Spezial-Zimtzuckerwatte.“

      Der nächste Tag war ein Samstag und begann mit dichtem Nebel. Flora wurde davon geweckt, dass Nux und Borax an ihre Fensterscheibe pickten. Es war gerade so gemütlich unter der warmen Decke und Kringel hatte sich in Floras Arm zusammengerollt und schnurrte zufrieden. Als das Picken an der Scheibe nicht nachließ, schaute Kringel Flora mit großen Augen an. „Du meinst also, ich soll die zwei Raben hereinlassen?“, fragte Flora.

      Kringel gab ein kurzes sanftes Miauen von sich. Flora seufzte und schlüpfte vorsichtig unter ihrer Bettdecke hervor. In diese warme Höhle würde sie gleich ganz schnell wieder hineinkriechen.

      „Die Zeiten sind vorbei, in denen wir auf dem Hausdach übernachtet haben“, eröffnete Borax das Gespräch. Er plusterte sein Gefieder auf und regte sich furchtbar auf. „Es ist viel zu kalt, Flora, verstehst du?“

      „Wollt ihr etwa in mein Zimmer einziehen?“ Flora sah die beiden Raben entgeistert an.

      „Ja, warum denn nicht?“, meldete sich jetzt Nux zu Wort. „Wir können doch nicht einen solchen Winter auf deinem Hausdach verbringen. So kalte Nächte hatten wir noch nie im November. Wo soll das hinführen?“

      Flora taten die beiden Raben leid. Natürlich konnten sie in ihr Zimmer ziehen.

      Die Spinne Linne war unbemerkt aus einem der Löcher in Floras Hut gekrochen. Sie hatte das Gespräch schweigend mitverfolgt.

      „Jetzt leben hier in diesem Zimmer ein Hexenmädchen, ein grauer Kater, eine grüne Spinne und zwei Raben“, stellte Flora fest.

      „Zwei schwarze Raben“, fügte Nux hinzu.

      „Ja, klar, was sonst“, sagte Flora. Dann überlegte sie kurz. „Ihr müsst aber etwas für mich tun, dafür, dass ihr hier einziehen dürft“, fuhr sie fort. „Wenn Mama mir wieder mal aufträgt, dass ich mein Zimmer aufräumen soll, dann helft ihr mir dabei.“

      Nux und Borax versprachen es. Sie fingen sogar gleich damit an. Nux schnappte sich mit seinem Schnabel einen Stift, der auf dem Boden lag, und steckte ihn in den Blumentopf. Dann nahm er den nächsten Stift und tat das Gleiche mit diesem.

      Nach und nach landeten so alle Stifte in der Blumentopferde. Inzwischen hatte Borax alle Zeichenblätter, die auf dem Boden rumlagen, unter den Teppich geschoben, und nun machte er sich daran, Floras Kleider, die ebenfalls auf dem Boden verstreut lagen, über die Vorhangstange zu hängen.

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      Flora betrachtete das Ganze nachdenklich. Sie war sich nicht sicher, ob Mama finden würde, dass man auf diese Weise ein Zimmer aufräumte. Aber sie selbst war höchst zufrieden. „Ihr habt die Prüfung bestanden, ihr könnt jetzt aufhören!“, rief sie den Raben vergnügt zu.

      Nun war es aber Zeit, sich auf den Weg zum Markt zu machen. Flora packte alle Teesäckchen in einen Rucksack und Kringel in den Stoffbeutel und flitzte die Treppe hinunter. Zum Frühstücken hatte sie keine Zeit mehr und Omimi rief ihr etwas in der Art nach, wie dass sie den Tag nicht mit leerem Magen beginnen solle. So genau hörte es Flora aber nicht mehr, als sie mit ihrem Besen abhob.

      Laurus, Hille und Malte hatten schon einen Stand aufgebaut und nun konnte es losgehen mit dem Verkauf der selbst gemachten Tees.

      Es dauerte nicht lange und Majoranus Maculatus, der Sohn des Zeitungsmachers, kam mit seinen beiden besten Freunden Piper und Salvia angeschlendert. Neugierig hielten die drei am Teestand an und schnupperten sich durch alle Sorten.

      „Seid ihr jetzt Kräuterhexen geworden, oder was?“, fragte Majoranus ein wenig spöttisch.

      „Ich kaufe den ‚Beerenstark-Tee‘ von deiner Omimi, Flora“, sagte Piper. „Wird man davon bärenstark oder schmeckt der bloß stark nach Beeren?“

      „Beides“, gab Laurus kurz angebunden zurück und streckte die Hand aus. „Vier Hexenmoneten, bitte.“

      „Piper bekommt einen Freundschaftspreis“, bestimmte Flora. „Er braucht nur drei Hexenmoneten zu bezahlen.“

      Salvia kaufte Floras „Träum schön“-Tee und Majoranus suchte sich die Teemischung von Laurus aus, die bewirkte, dass man senkrecht Wände hochgehen konnte. Dann grinste er plötzlich triumphierend. „Wir haben übrigens Neuigkeiten“, verkündete er.

      „Ach ja?“, fragten Flora, Hille, Laurus und Malte neugierig.

      „Ja. Wir haben eine Bande gegründet“, erklärte Piper.

      „Eine Spion-Bande“, fuhr Salvia fort. „Denn wenn ihr ein Geheimbund seid, werden wir eure Geheimnisse ausspionieren.“

      „Großartig“, sagte Flora wenig begeistert. „Nur haben wir im Moment keine Geheimnisse. Gar keine. Leider. Es ist ja auch nichts los. Kein Abenteuer und nichts Geheimes weit und breit.“

      „Was nicht ist, kann ja noch werden“, meinte Majoranus und damit rauschte die Spion-Bande auch schon wieder ab.

      Bis Mittag waren fast alle Teesäckchen verkauft, und in der Blechbüchse, in die sie das Geld getan hatten, raschelte und klimperte es von Scheinen und Münzen. Flora war sehr zufrieden und machte sich daran, das Geld gerecht auf vier aufzuteilen.

      Am Montag hatten sie in der ersten Stunde „Hexengebräue“. Flora liebte dieses Fach, denn es blubberte und zischte so lustig in den kleinen Hexenkesseln, die die Kinder auf ihren Schulbänken stehen hatten. In diesem Schuljahr saß Flora neben Salvia. Gerade hatte jede von ihnen die vorletzte Zutat in ihren kleinen Hexenkessel geworfen: Nacktschneckeneier. Die blubberten nun zusammen mit geschabten Karotten, faulen Äpfeln, Natron und Hexenspezialpulver vor sich hin. Das sollte eine Brühe werden, mit der man besonders gut im Dunkeln sehen konnte. Flora fand das praktisch, denn zurzeit waren die Tage sehr kurz. Schon zwei Mal war es ihr passiert, dass sie in ihrem Geheimversteck, dem Efeuhäuschen, die Zeit vergessen hatte und dann durch den dunklen Wald nach Hause zischen musste. Vorsichtig maß sie die letzte Zutat ab, man musste ganz genau bei den Mengen aufpassen, sonst klappte es nicht.

      „Du, Flora, ich muss dir was erzählen“, begann Salvia. „Dank deines ‚Träum schön‘-Tees habe ich nun wirklich keine Albträume mehr.“

      „Das freut mich sehr“, erwiderte Flora. „Nur ich Dummkopf habe selber vergessen, den Tee zu trinken. Gestern Nacht hatte ich einen ganz schlimmen Albtraum.“ Salvia riss gespannt die Augen auf und Flora erzählte. „Ich habe wieder von einem riesigen und entsetzlich wütenden Drachen geträumt. Der hat sein Maul weit aufgerissen und wollte nach mir schnappen.“

      In diesem Augenblick gab es einen lauten Knall und die beiden Mädchen fuhren erschrocken zusammen.

      „Flora, du musst ab und zu umrühren“, ermahnte Frau Boswelia. Flora rührte die dicke Brühe mit den knackenden Luftblasen schnell einmal um und wandte sich wieder an Salvia. „Jedenfalls bin ich dann aufgewacht. Oh, hatte ich Angst. Und da ist mein Kater Kringel über die Bettdecke zu mir getapst und hat sich ganz dicht zu mir gelegt. Mein Kater merkt immer, wenn ich schlecht träume, und es tut so gut, wenn er bei mir liegt. Sein Schnurren und seine Wärme beruhigen.“ „Ach, das ist ja süß“, sagte Salvia ein wenig neidisch.

      Flora nickte. „Ja, Kringel ist der liebste Kater, den man sich nur vorstellen kann.“

      Frau Boswelia blies nun auf einer Weidenflöte ein paar Töne. Gleich wurde es ganz still in der Klasse. „Liebe Kinder, ihr habt eure Brühen jetzt fertig. Bitte stellt sie kalt, und wenn ich mir nachher alle Mischungen angesehen habe, füllt ihr sie in Einmachgläser ab und könnt sie mit nach Hause nehmen. Aber vorher hört ihr mir bitte noch gut zu“, sagte sie. „Wie ihr wisst, findet jedes Jahr im Winter ein großer Zaubereiwettbewerb für alle Viertklässler statt.“

      „Muss man dafür Hexensprüche auswendig können?“, fragte Laurus gleich.

      „Natürlich. Jede Menge Hexensprüche“, sagte