Selbst im Traum werde ich reicher. Leonille Gottschick. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Leonille Gottschick
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783903271531
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werden lesen, dass ich nichts Kriminelles verbrochen habe.

      Laura

      Als ich sie das erste Mal sah, verzauberten mich ihr Lachen, ihre Güte und ihr langes, lockiges, blondes Haar. Ich half ihr sich in der Bismarck-Schule und danach in die Oberstufe in der Veit Stoß Schule zu integrieren. Wir fliegen gemeinsam um die Welt. Sie findet sich überall zurecht und wird schnell zum Liebling des Hotelpersonals. Laura hat eine Mutter und einen Vater, sogar zwei ältere Schwestern und sie ist zweifache Tante. An den Wochenenden ist sie bei uns und wir verbringen den Großteil der Schulferien gemeinsam. Sie ist meine persönliche Assistentin und kann alles erledigen. Von Bankangelegenheiten über Einkaufen bis hin zur Abrechnung bei meinem Chef. Die Skiausflüge, Sommerurlaube, unsere Aufenthalte in Schlössern oder Burgen reserviert sie über das Internet. Sie passt besser auf mein Geld auf als ich. Sie kümmert sich um Geschenke für Namenstage und Geburtstage. Sie sucht immer das Neueste, die Alternative. „Geht nicht, gibt es nicht“, ist Lauras Credo. Mit meinem Mann waren wir dagegen, aber wir haben es doch zugelassen, dass sie vier unterschiedliche Glätteisen kauft – natürlich nicht auf einmal –, womit sie ihre Haare glätten kann. Ich habe sie auch in die ungarische Schule von Nürnberg am Wochenende eingeschrieben. Laura hat auch bereits ihre erste Liebe kennengelernt. Krisztián heißt der junge Mann, der bereits in jungen Jahren die richtige Reihenfolge der Werte kennt: 1. Gesundheit; 2. Geld. Ich muss die Wirkung nicht erneut wiedergeben, aber die Haare von Laura sind wieder lockig. Laut Laura und Krisztián habe ich sehr viel Glück mit ihnen, weil sie viel helfen und weil sie sämtliche Dinge erledigen können, die ich ihnen anvertraue. Meiner Meinung nach ist das Glück bei uns dreigleisig, weil sie auch riesiges Glück mit mir haben.

      Albrecht Dürer

      Albrecht Dürers Vater kam als Goldschmied 1455 auch nach Nürnberg, 533 Jahre vor meiner Ankunft 1988, aus einem heutigen Viertel von Gyula – eine Grenzstadt an der rumänisch-ungarischen Grenze – aus Ajtós.

      Damals war Ajtós ein eigenständiges Dorf und bedeutete auf Deutsch Türer – Türenmacher. Später hat sein Sohn, der berühmte Maler, den Namen in Dürer geändert. Zum „A“-Buchstaben hat „D“ besser gepasst.

      Friedrich der V., Kaiser des Heiligen Römischen Reiches, benötigte Goldschmiede. Der alte Türer war einer von denen. Nürnberg ist eine wunderschöne bayrische Stadt und war im 15. Jahrhundert die reichste Stadt des Heiligen Römischen Reiches. Die zweitreichste Stadt war Lüneburg. Ich bin hier zu Hause. Viele denken nicht einmal daran einen Fuß hierhin zu setzen. Der Name von Albrecht Dürer ist für mich ein sehr guter Trinkgeldlieferant. Darüber können Sie später lesen. In Nürnberg gibt es eine Burg mit Fachwerkhäusern und engen Gassen. Hier fand der „Nürnberger Prozess“ statt. Im 600-er Saal kann man sehen, was die Nazis mit den Juden gemacht haben. Es gibt ein Kolosseum nach römischem Vorbild. Hier hat man das „Nürnberger Ei“ erfunden, den ersten Globus auf der Welt, und die erste Weltkarte wurde ebenfalls hier gefertigt. Nürnberg hat sogar einen Trichter. Und noch vieles mehr … Ich bin nur auf einen Juden sauer, weil er sehr schlecht und ohne Rücksicht auf Verluste mit mir umgegangen ist. Ich bin nicht sauer auf ihn, weil er Jude ist, sondern wegen dem, was er getan hat. Darüber können Sie im Kapitel über die Bäckerei lesen.

      Ich habe mit unterschiedlichen Berufen Geld verdient. Ich arbeite, seitdem ich fünf bin. Damals noch nicht jeden Tag. Ich habe Futterreste von den Kühen, Schafen und den Pferden aussortiert. Im Winter musste ich um 5 Uhr aufstehen. Im Sommer habe ich sie ab 4 Uhr weiden lassen, gemeinsam mit meinem Bruder und meinen Schwestern. Dazu kamen noch die Gänse und die Schweine. Ich war Büroangestellte. Sekretärin. Arbeiterin in der Porzellanfabrik. Privathändler. Hotel Portier. Konditorin. Als Hobby habe ich geschneidert. Ich habe mehrere Arbeitsplätze nicht im Wohlwollen verlassen. Als ich gegangen bin, wurde ich traurig. Irgendwie überkam mich ein Gefühl wie nach einer Beerdigung bei den Hinterbliebenen. Nichtsdestotrotz: „Non, je ne regrette rien“, „Ich bereue nichts“. Danach fand ich immer eine bessere Stelle. Beziehungsweise bereue ich zwei Dinge: 1. Dass ich nicht Englisch, Französisch, Spanisch und Italienisch gelernt habe. 2. Dass ich Ungarn nicht nach dem Abitur verlassen habe. Ich bereue, dass ich diese Dinge nicht machen konnte, aber es hing nicht von mir ab. Das Lernen und Sprechen in mehreren Sprachen sind nicht unmöglich. Ágostai Kati, die Tochter meiner Cousine Kati Vértes, hat bis zu ihrem 18. Geburtstag Sprachprüfungen in drei Sprachen abgelegt: Deutsch, Englisch und Japanisch.

      Einer meiner Hobbys ist Autofahren. Das zweite Hobby ist Fotografieren. Das dritte ist Burgen und Schlösser besichtigen und fotografieren. Ich müsste nicht arbeiten, aber ich liebe es, mich auf den Straßen von Nürnberg zu bewegen. Dort, wo Kaiser, Könige, Fürsten, Grafen, Baronen, Aristokraten, Knechte, Mägde zu Fuß oder mit Kutschen in die Burg hinauf- oder hinuntergingen und fuhren, kann ich mit 136 Pferdestärken Spritztouren machen. Ich liebe es, wenn ich jemanden in die Burg hinauffahren oder von dort abholen kann.

      Im Kapitel „Ich fahre mit galoppierenden Pferden durch das Leben“ schreibe ich über meinen Traumberuf, das Taxifahren. Es ist der beste Beruf auf der Welt. Wieso? In zwei Monaten hatte ich einen neuen Beruf in der Hand. Man kann nicht zu spät kommen. Mein aktuelles Taxi habe ich in Februar 2017 mit 2.000 Kilometern bekommen. Es trägt die Konzessionsnummer 163. Die Tagesschicht parkt es in der Schafhofstraße, weil es dort am ehesten Parkplätze, auch für meinen Tiguan, gibt. Der Schlüssel ist seitdem bei mir, auch wenn ich Deutschland verlasse. Morgens werfe ich das Kuvert mit Geld und Quittungen, wenn jemand mit EC oder Kredit-Karte gezahlt hat oder wenn ich Menschen mit Behinderung transportiert habe, in den Briefkasten vom Chef. Mein Anteil ist 45 % plus das Trinkgeld. Ich kann so gegen 18 Uhr die Arbeit aufnehmen und bis 6 Uhr morgens arbeiten und darf aufhören, wann ich will. Ich nehme mir so viel Urlaub, wie ich will, und dann, wann ich mich ausruhen möchte. Ich habe bereits mehrere Hundert Bücher bei der Arbeit gelesen, während ich gewartet habe. Es gibt nicht viele ähnliche Möglichkeiten, um Geld zu verdienen. Meinen Chef – Gerhard Kronburger – sehe ich so oft wie die Mitte meines Rückens, also nie. Es gibt Leute, die es wegen der täglichen Diskussionen, Intrigen, Schelten und täglich neuen unlösbaren Aufgaben ins Grab gebracht haben. Ist es nicht viel besser, dass ich den Boss nicht sehe? Mit dem Taxi – natürlich mit Fahrgästen – habe ich den Großteil sowohl von Deutschland als auch die Nachbarländer bereist. Ich habe in der Nacht nicht viel von diesen Ländern und Städten gesehen, aber ich kann sagen – dass ich da war. Der Chef hat mir eine wunderschöne Mercedes E Klasse gegeben. 100 KW, 4,70 Meter lang, Kombi, 1,80 Meter breit und 1,30 Meter hoch. Ein „Traumwagen“. Ich muss damit nur Geld verdienen und es sauber halten. Ich reinige die Alufelgen gerne, die sind die Visitenkarte des Taxis. Sie werden noch darüber lesen können. Ich weiß, dass es auf der Erde viele, noch schönere, noch größere Autos gibt, in denen ich noch nie gesessen bin, aber wahrscheinlich auch nie sitzen werde. Wenn ich die Automarke Mercedes lobe, setzte ich meiner Zufriedenheit eine Grenze. Mein Chef hat eine eigene Diesel-Tankstelle in seinem Hof und er bezahlt die Reparaturen und den TÜV. Ich sitze in meinem Taxi, warte in der Schlange am Taxistand und das Geld steigt ein. Ist das nicht ein Traum? Mit einer minimalen Ausnahme zahlen alle.

      „Der Fahrgast ist der König“ ist das ungeschriebene Gesetz. Von den Königinnen und Königen fallen mir die gekrönten Leute ein. Ich beschreibe Ihnen wahrheitsgetreu, welche Königinnen und Könige meine Fahrgäste waren. Dreimal habe ich gedacht, dass die Fahrgäste mir die Kehle durchschneiden. Aber sie dachten nicht einmal daran. Beim vierten Mal war ich mir nicht sicher, ob er mich mit meinem Schal erwürgen will oder auf was er auf dem Hintersitz wartet und dabei an meinem Schal herumzieht. Sie werden später lesen, was passiert ist.

      Einmal habe ich den Fahrgast nicht dorthin gebracht, wo er hinwollte. Jugendliche haben für einen Freund, der seinen 18. Geburtstag gefeiert hat, Geld zusammengeworfen, damit er zu den schönen Frauen an der Mauer fahren soll. – Später werde ich noch erklären, was „Die Mauer“ in Nürnberg genau bedeutet. „Du denkst nicht richtig“, sagte ich ihm. „Wenn ich dich bei den schönen Frauen absetze, zahlst du das Taxi, was 10,– Euro ausmachen wird, und den Gewinn streifen die schönen Frauen ein. Du bist genau in einem Zustand, dass Leonille mit dir fertig wird.“ Er konnte überredet werden. Ich habe ihn in einen Klub mitgenommen, in dem ebenfalls schöne Mädchen sind, aber reich habe ich auch welche bekommen.