Die Feuerinsel im Nordmeer. Jón Svensson. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Jón Svensson
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Книги для детей: прочее
Год издания: 0
isbn: 9788711445747
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der ‚Brúarfoss‘ fahren....“

      Der Mann brachte den Wagen zum Stehen und rief: „Please, Sir, what do you want?“ („Bitte, mein Herr, was wünschen Sie?“)

      Ich rief ihm auf englisch zu: „Der Junge meint, dass Sie vielleicht nicht wissen, wo die ‚Brúarfoss‘ liegt. Sie kennen doch wohl die ‚Brúarfoss‘ und wissen, wo sie liegt?“

      „The Brúarfoss!“ rief uns der Schottländer zu, „ich sollte meinen, dass ich sie kenne. Die ‚Brúarfoss‘ ist das feinste Schiff im Hafen. ... Seien Sie ohne Sorge. Wir sind bald da ...“

      Ich übersetzte Viktor die Antwort unseres Kutschers — und so waren wir beide beruhigt.

      „Er findet schon den richtigen Weg, und er scheint die ‚Brúarfoss‘ sogar gut zu kennen“, sagte ich. „Dass sie aber das feinste Schiff im Hafen sein soll, das würde mich doch ein wenig wundern.“

      „Nun ja, da hat er wohl etwas übertrieben“, meinte Viktor. „Ich bin aber doch darauf gespannt, wie unser Dampfer aussieht. ... Übrigens“, fuhr er fort, „was ist denn das? Ich sehe ja einen ganzen Wald von Masten. Wir müssen schon im Hafen sein.“

      Ich warf einen Blick aus dem Fenster und entdeckte nun auch eine Menge von Schiffsmasten gerade vor uns. Wir waren also schon am Kai angelangt.

      „O, da sehe ich nicht nur Masten, sondern auch die Schiffe ... und eine ganze Menge ...!“ rief Viktor kurz darauf aus. ... „Gross sind sie schon, aber schön kann ich sie gerade nicht finden.“

      Er hatte recht. Die Schiffe sahen alle vernachlässigt und ziemlich schmutzig aus.

      Wir versuchten vom Wagen aus unter den schwimmenden Kolossen die „Brúarfoss“ herauszufinden, aber umsonst.

      Auf einmal hielt der Wagen an. Der Chauffeur drehte sich auf seinem Sitz und wandte sich zu uns zurück. Er zeigte mit der Hand nach vorne und rief uns lächelnd zu:

      „Can you see the Brúarfoss? There she is!“ („Können Sie die ‚Brúarfoss‘ sehen? Dort ist sie.“)

      Wir sprangen beide auf und lehnten uns aus dem Fenster hinaus. In einem Abstand von etwa 200 bis 300 Meter sahen wir einen schneeweissen Dampfer mit blauen Verzierungen. Keine andere Farben, mit Ausnahme der äussern Schiffsseiten. Nur Weiss und Blau, die Farben Islands.

      Hinten am Schiff wehte die isländische Flagge, blau, weiss und rot.

      „Hurra!“ riefen wir beide gleichzeitig aus. Denn hier war kein Zweifel möglich: es war unser Dampfer, die „Brúarfoss“.

      „How do you like her?“ („Wie gefällt sie Ihnen?“) rief uns der Kutscher zu.

      „Oh, very well! Magnificent! beautyful!“ rief Viktor, indem er einige der schönsten englischen Worte, die er kannte, zusammensuchte.

      Unser Wagenlenker hatte recht: die „Brúarfoss“ war wirklich das weitaus feinste Schiff, das wir bis jetzt im Hafen gesehen hatten.

      Es imponierte weniger durch seine Grösse als durch die peinliche Sauberkeit, die sich von aussen schon kundgab.

      Als wir aus dem Wagen stiegen, bemerkte Viktor:

      „Wir können auf unser Schiff stolz sein. Es ist zweifellos das sauberste und netteste im ganzen Hafen.“

      Während wir den Chauffeur bezahlten, liefen zwei junge Matrosen aus dem Schiff über die Landungsbrücke zu uns her, grüssten mich, indem sie mir den isländischen Titel „Síra Jón“ gaben, fassten unsere Koffer und trugen sie auf das Schiff.

      Nachdem wir noch einige Augenblicke die schöne „Brúarfoss“ von aussen betrachtet hatten, gingen auch wir an Bord.

      Sobald wir das Deck betreten hatten, empfing uns ein isländisches Schiffsfräulein und bat uns, mit ihr hinabzusteigen.

      Wir folgten ihr und wurden nun in ein blitzsauberes Zimmerchen geführt. Da sollten wir während der Überfahrt wohnen.

      Dieselbe wohltuende Reinlichkeit und Sauberkeit wie oben.

      „Sollte Ihnen etwas fehlen, oder sollten Sie irgend einen Wunsch haben, bitte sagen Sie es mir“, sagte nun in isländischer Sprache das junge Mädchen, indem es sich entfernte. —

      Wir schauten uns die Einrichtung unserer Kabine etwas genauer an. Alles war in bester Ordnung. Auch unser Gepäck war bereits hier untergebracht.

      Vergnügt, mit fröhlichem Gesicht, liess sich Viktor auf das eine Bett fallen und rieb sich die Hände.

      „Jetzt aber geht’s hinaus ... auf das Atlantische Meer! — Wann fahren wir ab?“

      „Nach einer Stunde. So steht es auf dem Fahrplan.“

      „Gott sei Dank, dass alles bis jetzt so gut gegangen ist. Und nun haben wir das herrliche Schiff! Ich hätte es nicht im Traume gedacht, dass wir auf einem so schönen Schiff nach Island fahren würden. ... Es ist ja pickfein. Sollten wir nicht einen Rundgang machen und uns alles etwas näher ansehen?“

      „Gewiss, das können wir ja tun!“

      Mit einem Sprung war Viktor an der Kabinentür. Zunächst gingen wir durch den langen, mit schönen Teppichen belegten Gang, der sich nach beiden Seiten vor unserer Kabine hinzog und eine lange Reihe von Türen aufwies.

      Auch hier war alles blendend weiss angestrichen, und durch zahlreiche Fenster oben an der Decke flutete helles Licht und goldener Sonnenschein in den Gang hinein.

      Wir gingen an allen Türen vorbei bis zum Ende des Ganges. Hier wendete sich Viktor, der den Führer machte, nach rechts, um in einen zweiten Gang an der andern Seite des Schiffes zu kommen.

      So machten wir einen Rundgang, bis wir zu unserem Ausgangspunkt zurückgekehrt waren.

      Es schien also klar: hier waren alle Passagiere des Schiffes untergebracht.

      Wir gingen dann nach der grossen Schiffstreppe und stiegen wieder auf das Deck hinauf.

      Auch hier schauten wir uns die Einrichtungen des Dampfers mit grossem Interesse an.

      13. Unsere Mitreisenden. — Viktor und die munteren dänisch-isländischen Kinder an Bord.

      Hier oben wimmelte es von Menschen: Herren, Damen und Kindern. Es waren aber nicht nur die Passagiere, unsere Mitreisenden auf der Fahrt nach Island, sondern auch eine Menge Freunde und Verwandte, welche von den Islandfahrern Abschied nehmen wollten. Denn noch lag ja das Schiff im Hafen.

      Das Gedränge machte es uns schwer, herumzugehen.

      Die Matrosen liefen hin und her. Sie waren eifrig mit den letzten Vorbereitungen zur Abfahrt beschäftigt.

      Man hörte sie kurze, abgebrochene Sätze einander zurufen.

      „Was ist das für eine Sprache, die sie sprechen?“ fragte mich Viktor.

      Ich horchte. ... Zu meiner Freude hörte ich, dass sie alle isländisch redeten, meine liebe Muttersprache, die schöne, ehrwürdige, altnordische Sprache! Die Sprache der Edda, der Sagas und der Skalden.

      Ich sagte es Viktor. Das interessierte ihn, und er horchte nun auch mit grösster Aufmerksamkeit hin, um einige dieser seltsamen Laute sich zu merken.

      Wir näherten uns einigen der Seeleute, die mit dicken Schiffstauen zu tun hatten, um einige ihrer Worte aufzufangen.

      Wir brauchten nicht lange zu warten, da rief einer einem andern zu: „Komdu hingað, Árni!“

      Der andere rief zurück: „Jeg gét ekki. Jeg hef annað að gera!“

      „Was haben sie da gesagt?“ fragte mich Viktor.

      „Komdu hingað, Árni“, antwortete ich, „bedeutet: ‚Komm hierher, Árni!‘“

      „Und was hat der Árni geantwortet?“

      „Er sagte: ‚Jeg gét ekki‘, das heisst: ‚Ich kann nicht!‘ ‚Jeg