Die Feuerinsel im Nordmeer. Jón Svensson. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Jón Svensson
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Книги для детей: прочее
Год издания: 0
isbn: 9788711445747
Скачать книгу
ruft tadelnd ein geweckter kleiner Junge dem Mädchen zu.

      „Ach ja, jetzt erinnere ich mich“, sagt dieses.

      „Und die Bogga?“ fragt eines der kleinen Mädchen.

      „Auch gestorben.“

      „Wie schade!“ sagen mehrere der Kinder.

      „Dann sind Sie ja ganz allein zurückgeblieben und haben keine Geschwister mehr?“ fragt ein kleiner Junge.

      „Ich habe noch einen Bruder.“

      „Wie heisst er?“

      „Fridrik.“

      „Wo wohnt er?“

      „In Amerika.“

      Da sie mit den Fragen fertig zu sein schienen, fragte ich meinerseits die Nächststehenden:

      „Aber wie habt ihr meinen Namen kennengelernt?“

      „Den haben wir aus den Nonnibüchern gelernt.“

      „Habt ihr denn die Nonnibücher gelesen?“

      „Ja!“ kam es von allen zusammen im Chore.

      „Welche Nonnibücher habt ihr gelesen?“

      „Wir haben sie alle gelesen.“

      „Das ist doch nicht möglich.“

      „Doch! Alle!“ versichern sie energisch.

      Um zu sehen, ob es auch wahr sei, fragte ich eines der grösseren Mädchen:

      „Welche Nonnibücher hast du gelesen?“

      „Den ‚Nonni‘, ‚Die Stadt am Meer‘, ‚Die Sonnentage‘, ‚Die Abenteuer auf den Inseln‘, ‚Auf Skipalón‘, ‚Nonni und Manni‘, ‚Aus Island‘ und dann ‚Ein Ritt durch Island‘. — Dies letzte Buch habe ich auf dänisch gelesen — die andern aber auf isländisch.“

      „Ist es möglich? Das alles habt ihr gelesen! Dann kennt ihr also den Owe?“

      „O ja! Das war ja der Schiffsjunge auf dem ‚Valdemar von Rönne‘.“

      „Und wer kennt den Karl?“

      „Ich ... ich ... ich“, kam es von allen Seiten zurück.

      „Wer war denn der Karl?“

      „Das war der böse Junge in Kopenhagen, mit dem Sie in der Marmorkirche gekämpft haben.“

      „Ganz richtig. — Und den Emil, kennt ihr auch den?“

      „Den kennen wir auch. Das war der kleine Dieb.“

      „Und den Harald? Wer kennt den?“

      „Der Harald! Das war der gute Junge im Neuhafen. Er hat Ihnen einen Napoleonskuchen gegeben.“

      „Ich bin erstaunt, Kinder, dass ihr alles das so genau behalten habt.“

      Hier wurden wir aber plötzlich unterbrochen durch ein neues Heulen der Dampfpfeife. Die Mädchen hielten sich die Ohren zu.

      Als das Getöne vorüber war, bat ich die Kinder, mit ihrem Spiel fortzufahren, und so trennten wir uns denn vorläufig.

      Als sie fortliefen, riefen sie mir zu: „Auf Wiedersehen, Nonni! Jetzt fahren wir aufs Meer hinaus ...“

      14. Aufs Atlantische Meer hinaus. Mächtige Grundwellen.

      Die grosse Dampfmaschine des Schiffes hatte ihre schwere Arbeit angefangen. Ächzend drehten sich unten im Maschinenraum die gewaltigen Räder. Der ganze Schiffskörper zitterte und bebte, indem er sich langsam vom Kai entfernte.

      Ich schaute nach diesem hin. Da war alles voll von Menschen, welche mit Hüten und Taschentüchern zu uns herüber winkten.

      „Gute Reise! Auf Wiedersehen! Bleiben Sie gesund!“ hörte man in verschiedenen Sprachen vom Lande her rufen.

      Langsam und vorsichtig bahnte sich die „Brúarfoss“ ihren Weg aus dem Hafen hinaus, mitten durch die vielen Schiffe hindurch, die da vor Anker lagen.

      Es dauerte eine geraume Zeit, bis wir aus dem Knäuel der vielen Schiffe herauskamen. Endlich aber hatten wir so viel freien Raum, dass wir etwas schneller fahren konnten. Und als zuletzt alle Hindernisse verschwunden waren, da ertönte von der Kommandobrücke her der Befehl: „Volldampf!“

      Sofort setzte sich die Schiffsmaschine in volle Tätigkeit. Mit mächtiger Kraft und rasender Schnelligkeit drehten sich die grossen, stählernen Räder im Kreis. Gewaltige Hebel und Kurbeln und Kolben gingen auf und nieder und hin und her. Die Maschine raste und hämmerte wie ein wütender Titan. Es war ein ohrenbetäubendes Sausen und Knirschen.

      Wie ein Spielzeug wurde das Schiff vorangetrieben, immer schneller und schneller, und vorn am Bug spritzte der schneeweisse Schaum hoch in die Luft.

      „Es schneit! Es schneit!“ riefen die Kinder, indem sie nach vorne deuteten. Und sofort stürmten sie alle vorwärts in das „Schneegestöber“ hinein. Denn der hochgeschleuderte Schaum fiel Schneeflocken gleich unaufhörlich auf das Deck nieder.

      Unsere grosse Meerfahrt hatte begonnen.

      Nach geraumer Zeit drehte ich mich um und warf einen Blick zurück, auf Edinburg zu.

      Von der Stadt war nicht mehr viel zu sehen. Und auch die Küste schien allmählich unter den Horizont hinuntertauchen zu wollen.

      Vor uns war nur der Himmel zu schauen und das grosse, gewaltige Meer.

      Kein Lüftchen regte sich, und die Meeresoberfläche erschien ganz glatt. Man merkte aber doch, dass das Schiff sich in regelmässigen Zwischenräumen ruhig und sanft in die Höhe hob, um dann ebenso ruhig und sanft in ein Wellental niederzusinken.

      „Ob diese Ruhe wohl noch lange dauern wird?“ fragte ich einen isländischen Matrosen, der an mir vorüberging.

      Er blieb einige Augenblicke stehen, warf einen forschenden Blick in die Ferne und erwiderte: „Das ist schwer zu sagen. — Übrigens ist es jetzt nicht so ganz ruhig, wie es den Anschein hat. Wir fahren über eine bewegte und unruhige Hügellandschaft.“ Dann ging er weiter.

      Jetzt warf auch ich einen forschenden Blick auf das Meer und beobachtete aufmerksam die Oberfläche.

      Der Matrose hatte recht. Trotz der spiegelglatten Meeresoberfläche glitten wir sozusagen über eine unruhige, wellenförmige, hügelige Landschaft dahin. Unter der Oberfläche wurde das Meer durch gewaltige, breite Grundwellen bewegt.

      Unser Dampfer fuhr sehr rasch und hielt sich fortwährend gerade, ohne sich nach den Seiten zu neigen. Es war kein Schlingern da. Aber immerfort hob und senkte er sich in der Richtung der Fahrt.

      Je weiter wir aufs hohe Meer hinauskamen, desto höher wurden die Wellenhügel und desto tiefer wurden die dazwischen liegenden Wellentäler.

      Nachdem ich noch eine Weile auf dem Deck gestanden und das grosse, herrliche Meer betrachtet hatte, ging ich die Treppe hinunter, welche nach meiner Kabine führte. Ich wollte mich ein wenig ausruhen.

      Als ich die Türe der Kabine aufmachen wollte, kam gerade das isländische Schiffsfräulein dort vorbei.

      Weil ich ein paar Aufschlüsse, unter anderem über die Tagesordnung auf der „Brúarfoss“, wünschte, benützte ich die Gelegenheit, mir dieselben gleich bei dem Fräulein zu verschaffen, und redete es an.

      „Wenn Sie Zeit haben, möchte ich ein paar Fragen an Sie stellen.“

      „Gerne. Ich habe gut Zeit“, antwortete sie.

      „Können Sie mir sagen, wo ich die Tagesordnung auf dem Schiff finden kann?“

      „Sie ist leicht zu finden“, erwiderte sie; „sie hängt an der Wand gerade am Eingang zum Speisesaal.

      Eigentlich gibt es aber keine andere Tagesordnung hier als nur die Ordnung für die verschiedenen