Die Feuerinsel im Nordmeer. Jón Svensson. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Jón Svensson
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Книги для детей: прочее
Год издания: 0
isbn: 9788711445747
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mit Ausnahme des Lunches und des Diners“, fügte sie hinzu, „kann jeder Reisende bestellen, was er zu haben wünscht, ohne dass der Preis erhöht wird. Nur Getränke werden extra bezahlt.“

      „Fünf Mahlzeiten täglich!“ sagte ich. „Da wird aber reichlich für uns gesorgt.“

      „Es ist nicht zu reichlich“, meinte sie, „denn hier im Norden zehrt die Seeluft stärker als im Süden.“

      „Ist die ganze Schiffsbesatzung isländisch?“ fragte ich weiter.

      „Ja, wir sind alle von Island, mit Ausnahme des Oberkellners und des ersten Maschinisten. Diese beiden sind Dänen.“

      „Und wie heisst der Kapitän?“

      „Julius Juliusson, und was Sie vielleicht noch mehr interessieren wird: er ist wie Sie von Akureyri.“

      „Das interessiert mich allerdings sehr“, sagte ich zu ihr. „Aber woher wissen Sie, dass auch ich von Akureyri bin?“

      „Das weiss doch jedermann. Es steht ja in Ihren Büchern.“

      „Ich wusste nicht, dass Sie meine Bücher gelesen haben.“

      „Oh, wenn man aus Island ist, kennt man Ihre Bücher!“

      Ich dankte dem Schiffsfräulein für ihre Aufschlüsse und freute mich über die Verbreitung meiner Bücher auf meiner Heimatinsel.

      Bevor sie mich verliess, machte sie mich noch darauf aufmerksam, dass das erste Zeichen zum Diner schon gegeben worden sei. Nach einer Viertelstunde würden alle Reisenden sich im Speisesaal einfinden.

      Ich machte mich also in meiner Kabine für das Diner bereit und ging dann wieder auf Deck.

      Ich warf wieder einen Blick über die Meeresfläche. Land war nirgends mehr zu sehen, mit Ausnahme der Küste Schottlands, die in weiter Ferne als schmaler dunkler Streifen eben noch über dem Meeresspiegel zu unterscheiden war.

      Unermüdlich und in schneller Fahrt durchpflügte unser Dampfer die salzigen Fluten.

      Während ich da stand und das Meer betrachtete, kam auf einmal die fröhliche Kinderschar vom Schiffsheck her wie ein Sturmwind herangesaust, mit Viktor an der Spitze, der sich ihnen zugesellt hatte. In einem Nu waren sie aber vorübergestürmt und vorn am Deck hinter den Rettungsbooten wieder verschwunden.

      15. Ein überraschendes Wiedersehen

      Ich blieb noch einige Minuten da stehen, bis das letzte Zeichen zum Diner gegeben wurde. Dann ging ich nach vorn und machte Viktor darauf aufmerksam, dass wir jetzt in den Speisesaal gehen müssten.

      „Wenn wir bei Tisch zusammensitzen wollen“, sagte ich ihm, „dann ist es gut, dass wir zu gleicher Zeit in den Speisesaal eintreten.“

      „Ganz recht“, sagte Viktor. „Warten Sie, bitte, ein wenig, ich will mich schnell ein bisschen in Ordnung bringen.“ Er sprang rasch die Treppe hinunter nach unserer Kabine und kam nach ein paar Minuten zurück, gewaschen, gekämmt und gebürstet.

      Dann traten wir beide in den schon vollbesetzten Speisesaal hinein. Sofort kam in höflichster Weise der dänische Oberkellner auf uns zu.

      „Verzeihung, Sie sind Herr Jón Svensson?“ fragte er mich.

      „Ja.“

      „Dann seien Sie so gut und nehmen Sie Platz dort oben neben dem Herrn Kapitän. Der Herr Kapitän hat es so bestimmt.“

      Da war nichts zu machen. Ich folgte dem Oberkellner bis ans obere Tischende, wo der Kapitän mit einigen isländischen und dänischen Herren zusammensass.

      Ich machte eine Verbeugung vor dem Schiffsführer. Dieser stand sofort auf, grüsste mich sehr freundlich und bat mich, neben ihm Platz zu nehmen.

      Meinem jungen Reisegefährten wurde neben mir Platz angewiesen.

      „Ich weiss, Sie sind Pater Jón Svensson“, redete mich freundlich lächelnd der Kapitän an. „Ich heisse Sie willkommen auf meinem Schiff und freue mich, dass Sie endlich unsere Heimatinsel besuchen wollen, nachdem man Sie so oft vergebens dorthin eingeladen hat. Ich freue mich auch ganz besonders, dass Sie gerade mit meinem Schiff hinfahren, denn wir sind engere Landsleute. Sie sind ja aus Akureyri — und dorther bin ich auch.“

      Ich dankte meinem Landsmann für seine Freundlichkeit und fügte dann hinzu:

      „Es ist richtig, Herr Kapitän, ich habe in Akureyri gewohnt. Ich war drei Jahre dort. Von 1867 bis 1870. Ich bin aber nicht dort geboren. Meine Geburtsstätte ist Mödruvellir. Dort habe ich die ersten neun Jahre meines Lebens zugebracht.“

      „Ich weiss es“, sagte der Kapitän, „aber Mödruvellir liegt so nah bei Akureyri, dass wir uns doch als engere Landsleute betrachten können.“

      „Gewiss können wir das“, stimmte ich dem freundlichen Herrn bei.

      Jetzt musste ich auch Viktor vorstellen; denn, indem er ihn anschaute, fragte der Kapitän:

      „Dieser Junge ist wohl Ihr Reisebegleiter? Woher ist er?“

      „Er ist ein Deutscher, Herr Kapitän, aber kein Norddeutscher, sondern ein echter Süddeutscher. Er ist aus dem sonnigen Süden, und zwar aus dem wunderschönen und fruchtbaren Lande der Schwaben, wo auch ein guter Wein wächst, wo die Menschen viel lebhafter und heiterer sind als in unsern nördlichen Gegenden.“

      „Es freut mich“, sagte der Kapitän, „dass Sie einen so liebenswürdigen Reisebegleiter bei sich haben, und ich hoffe, dass, obwohl er aus dem sonnigen Süden ist, der hohe Norden ihm doch nicht missfallen wird.“

      Hiernach stellte uns der Kapitän den Herren vor, welche uns am nächsten sassen.

      Bei dieser Vorstellung sollte mir eine ausserordentlich angenehme Überraschung zuteil werden.

      Es sass nämlich mir gegenüber ein netter und sehr sympathisch aussehender isländischer Herr.

      Gerade bevor er mir vorgestellt werden sollte, redete er mich selber an:

      „Herr Jón Svensson“, sagte er, „wir haben uns schon einmal gesehen. Können Sie sich vielleicht noch erinnern, wo und wann das war?“

      Ich schaute den stattlichen Herrn aufmerksam an, konnte mich aber trotz des besten Willens nicht erinnern, ihn jemals gesehen zu haben.

      Er bemerkte meine Verlegenheit und sagte lächelnd:

      „Ich kann sehr gut begreifen, dass Sie sich nicht mehr an unsere Begegnung erinnern. Es ist nämlich recht lange her, dass wir uns sahen; auch war ich damals nicht ganz so gross wie jetzt“, fügte er lächelnd hinzu.

      „Wie lange ist es her?“ fragte ich.

      „O, es mögen ungefähr siebenunddreissig Jahre sein“, erwiderte er.

      „Also zur Zeit meiner letzten Islandreise im Jahre 1894“, bemerkte ich.

      „Ja, gerade damals“, sagte er. Und nun erzählte er den ganzen Vorgang.

      „Mein Name ist Rafnar. Mein Vater war Pfarrer auf dem Pfarrhof Hrafnagil, in dem Eyjafjördur, südlich von Akureyri. Als ich noch ein kleiner Junge war, kaum neun Jahre alt, ritt ich eines Tages, im Sommer 1894, mit meinem Vater von Hrafnagil nach Akureyri. Auf dem Wege begegneten wir Ihnen. Sie ritten südwärts mit einem dänischen Jungen, dem kleinen Frederik, Sohn des Professors Troels Lund aus Kopenhagen. Ihr Reiseführer war Ihr alter Freund Gunnar Einarsson. Als wir uns begegneten, machten wir alle einen kurzen Halt und sprachen einige Worte miteinander.“

      „Ah, jetzt kann ich mich sehr gut erinnern“, unterbrach ich Herrn Rafnar. „Ich sehe Sie noch klar und genau vor mir, wie Sie damals zu Pferd sassen, neben ihrem Herrn Vater. Sie hatten lange, weisse Strümpfe an, die über den Beinkleidern bis über die Kniee hinaufgezogen waren. Dann erinnere ich mich noch ganz gut, dass ausser Ihnen ein zweiter Junge dabei war. Er war ungefähr so gross wie Sie und ganz gleich angezogen ...“

      „Sie müssen