Perry Rhodan-Paket 62: Mythos (Teil2). Perry Rhodan. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Perry Rhodan
Издательство: Bookwire
Серия: Perry Rhodan-Erstauflage
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783845353784
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entzogen und sie geschützt, sodass sie über lange Zeit hinweg konserviert bleiben. Die Sonde hat in ihnen darüber hinaus geringe elektrische Aktivität festgestellt.«

      Assid zuckte zusammen. »Möchtest du mir etwa sagen, dass diese Köpfe immer noch Leben in sich tragen?«

      Amanje nickte. »In gewissem Sinne – ja. Diese Vun sind niemals ganz gestorben.«

      15.

      Bru Shaupaard

      Das Wetter war prachtvoll, der Bedeutung des Tages angepasst. Shaupaard genoss den Sonnenschein, der die Landschaft Vununs in besonders vorteilhaftem Licht präsentierte. Blütenkelche öffneten sich und verbreiteten betörenden Duft, aus den Bereichen jenseits des Totenwaldes kam der Geruch nach frischen Nadeln. Shaupaard war berauscht von der Biodiversität Vununs.

      Raureif hatte die vom Glacee benetzten Statuen während der kühlen Nacht überzogen, die Sonne und die besondere Hitze des Materials schmolzen die dünne Eisschicht rasch ab.

      Mitglieder dreier Klage-Kollekts drängten in den Vordergrund. Sie waren gedrungener gebaut als die weiblichen und männlichen Mitglieder ihres Volkes. Die Fangbeine wirkten dünn und waren nur schwach ausgeprägt. Zwischen den beiden hinteren Laufpaaren zeigten sich breite und grellrote, deutlich angeschwollene Drüsen. Die Vun der Klage-Kollekts gaben Laute von sich, die nach Sehnsucht klangen.

      Die Präsenz der VECU in Shaupaard erreichte ein kaum mehr erträgliches Ausmaß. Die Superintelligenz sehnte den Augenblick herbei, da sie ihn endlich verlassen konnte. Unter anderen Umständen wäre dies ein unkomplizierter Vorgang ohne großes Tamtam gewesen. Doch die Vun verdienten ein besonderes Zeremoniell. Sie waren der VECU stets treu geblieben.

      Er trat an die Abbruchkante des Hochplateaus. Die Ebene unter ihm war gefüllt mit Besuchern. Vielleicht waren es fünf Million Vun, vielleicht doppelt so viele, die dem Zeremoniell beiwohnen und einen Blick auf die VECU erhaschen wollten.

      Sie alle rieben ihre Beine aneinander, als sie ihn erblickten. Sie wussten, dass er der Parolgeber war und in enger Verbindung zu der Superintelligenz stand.

      Shaupaard trat von der Kante zurück und betrachtete die Terraner der kleinen Expedition, allen voran Penelope Assid. Sie hatten nicht geschlafen und sich stattdessen auf der Hochebene umgesehen. Sie hatten Messungen angestellt, sich mit so vielen Vun wie möglich unterhalten und über ihre lächerliche Spionsonden Erkundungen über diese ganz besondere Welt eingeholt.

      Wenn dieser Tag zu Ende ging, würden sie nie wieder an der VECU zweifeln. Sie würden Erfüllungsgehilfen der Superintelligenz sein und in deren Namen Aufträge in Ancaisin erfüllen.

      Wenn es nach Shaupaard ginge, würden sie die Phersunen und damit die Kandidatin Phaatom auf allen möglichen Ebenen bekämpfen.

      Die Kampfkraft der RAS TSCHUBAI war bemerkenswert, die Einsatzbereitschaft der Besatzungsmitglieder außergewöhnlich. Wenn es gelänge, die Terraner und ihre Verbündeten an sich zu binden und sie zu treuen Vasallen zu machen, hätten sie eine wirksame Waffe in der Hand.

      Noch zweifelte die VECU. Noch war sie nicht sicher, wie sie mit den Terranern umgehen sollte.

      Shaupaards Kopf schmerzte, seine Haut war gereizt. Er wusste nicht zu sagen, ob genügend Kraft für das Zeremoniell in seinem Körper steckte.

      Aber das spielte keine Rolle. Wichtig war einzig und allein das Wohlergehen der VECU. Die Zeremonie würde in weniger als einer Stunde beginnen.

      16.

      Penelope Assid

      Nur zu gerne hätte sie Cascard Holonder bei sich gehabt. Oder Icho Tolot. Irgendjemanden, der ihr sagte, was sie tun und wie sie sich verhalten sollte.

      Was rings um Assid geschah, war schlichtweg zu groß für sie. Millionen Vun hatten sich in der großen Ebene unter ihnen versammelt. Im Totenwald waren es auch noch einige Tausend, die zwischen den gruseligen Monumenten der Nekropole umherzogen, da und dort über eine Kopfsäule tasteten oder mit den Spitzen ihrer vorderen Fangbeine in die Glacee-Becken eintauchten.

      Lebende Köpfe!, dachte sie. Immer wieder. Die Schädel von Insektoiden, in denen womöglich weiterhin Gedankenprozessen stattfinden.

      Aber es war niemand da, der Assid half. Eine Kontaktaufnahme mit der RAS TSCHUBAI hatte nicht geklappt, der Funkverkehr war blockiert, wie sie mittlerweile wusste.

      Sysca gesellte sich an ihre Seite. Die anderen Mitglieder ihres dreißigköpfigen Frei-Kollekts hielten sich in unmittelbarer Nähe auf. Die Frauen drängten sich eng aneinander und waren deutlich von anderen Gruppen zu unterscheiden.

      »Es geschieht«, sagte Sysca leise.

      Was? Was geschieht?

      Sie hatte während der ganzen Nacht keinerlei Auskünfte zu dem heutigen Zeremoniell erhalten. Sie solle warten und es selbst miterleben, es spüren.

      Bru Shaupaard trat auf eine freie Fläche nahe der Abbruchkante. Blieb stehen. Reckte die Arme in die Höhe und bewegte die feingliedrigen Finger seiner vier Hände rasend schnell, als würde er sie ausschütteln.

      Sein Kopf glühte. Funken bildeten sich in der Luft über seinem goldenen Schädel und spritzten weithin umher.

      Befreit sich die Superintelligenz von ihrem Parolgeber? Geht sie auf die versammelten Vun über?

      Niemand sagte ein Wort. Der Wind hatte sich gelegt, kein Vogel kreischte. Es herrschte völlige Stille.

      Bis es mit einem Mal hinter Assid knirschte. Sie wandte sich um – und sah dabei zu, wie sich einzelne Schädeltürme auflösten. Die Köpfe hoben sich in die Luft, umkreisten einander, wie von einer unsichtbaren Macht getragen und geleitet.

      Immer mehr. Dutzende, Hunderte, Tausende.

      »Das Manifestum beginnt«, sagte Sysca leise.

      Assid sah wie hypnotisiert zu, wie sich die Schädel der Toten auf einen Bereich unmittelbar über Shaupaards Kopf zubewegten, höher stiegen und in der Luft verharrten. So, als würden sie auf etwas Bestimmtes warten.

      Und es geschah: Die Funken, die sich bisher wie Regentropfen rings um Shaupaard über den sandigen Boden ergossen hatten, wurden wie magisch von den schwebenden Schädeln angezogen. Myriaden glänzender Pünktchen stiegen hoch und höher. Sie verbanden sich mit den Köpfen, filetierten sie, zerschnitten sie in scharfkantige Objekte, formten sie um.

      Der Himmel verdunkelte sich auf unnatürliche Art und Weise. Blitze zuckten auf die unheimliche Szenerie herab. Assid schmeckte Ozon, ihre Haare stellten sich wie unter starker elektrostatischer Spannung auf.

      »Die VECU führt unsere Vorfahren ihrem Verwendungszweck zu. Endlich.« Syscas Facettenaugen glitzerten, sekretartige Flüssigkeit sickerte daraus hervor.

      Immer mehr Schädel lösten sich aus der Totenstadt, immer stärker wurde das Funkengewitter. Ein eiförmiges Objekt – jedenfalls in groben Zügen – entstand über ihnen. Es wuchs an, erreichte bald eine Höhe von hundert Metern. Es war nur locker gefüllt. Im Inneren blieb viel Platz, der gefüllt werden musste.

      »Das Manifestum funktioniert«, jubelte Sysca. »Wir sind die Angehörigen der glücklichen Generation. Wir dürfen die Wiedergeburt einer Superintelligenz miterleben. Die VECU wird ...«

      Die Szenerie erstarrte.

      Das Blitzgewitter endete.

      Einzelne Schädel bröckelten aus der sich verdichtenden Masse und fielen haltlos zu Boden, unter dem entsetzten Geschrei und dem Wehklagen mehrerer Millionen Vun.

      Hier geht etwas ganz schrecklich schief, machte sich Penelope Assid bewusst.

      17.

      Onker Dou

      Dou und Tolot betrachteten Bilder, die von Spionsonden gefertigt worden waren. Sie lieferten lediglich verwaschene Eindrücke von Vununs Oberfläche.