Perry Rhodan-Paket 62: Mythos (Teil2). Perry Rhodan. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Perry Rhodan
Издательство: Bookwire
Серия: Perry Rhodan-Erstauflage
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783845353784
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wichtigsten Wirtschaftstieren gezogen wird. Wir werden dich und die anderen Mitglieder eures Kollekts in den Totenwald Tar bringen. Auf dem Weg dorthin kann ich dir mehr über mein Volk und unser Leben erzählen.«

      »Totenwald?«, echote Assid.

      »Ja, Penchelope«, sagte Sysca und schummelte einmal mehr einen Reibelaut in Assids Namen. »Tar ist einer der Orte, an dem wir unsere Toten versorgen. Tar ist zweifellos der schönste weit und breit. In ihm werden wir morgen die Zeremonie vollführen.«

      »Weißt du denn, was die VECU vorhat und was bei dieser Zeremonie geschehen wird?«

      »Selbstverständlich. Sobald euer Schiff landete und wir die VECU in uns spürten, haben wir Boten in andere Teile Vununs geschickt. Sie werden morgen kommen. So viele wie möglich.«

      »So viele wie möglich?«

      »Ja. Jeder Vun, der nicht zu alt oder zu jung ist oder zu weit entfernt lebt, wird sich an dem großen Aufmarsch beteiligen. Du kannst damit rechnen, dass mehr als zehn Millionen von uns rings um den Totenwald kampieren werden.«

      *

      Auf Vununs vier Kontinenten lebten etwa eine Milliarde Vun. Sie verteilten sich auf einige große Städte und vergleichsweise wenige dörfliche Siedlungen.

      »Die Bevölkerungen der Städte Chorr, Labazzc und Mirch haben sich bereits in Bewegung gesetzt. Sie werden in den Nachtstunden eintreffen. Morgen, im Laufe des Tages, erwarten wir die Bewohner von sechs weiteren Millionenstädten.«

      »Wie bekommt ihr das bloß in den Griff? Ihr arbeitet mit primit... verzeih, mit einfachsten Transportmitteln. Es wird kaum genügend Nahrung vorhanden sein. Gar nicht zu reden von den Sanitäranlagen, vom Verkehr, vom Chaos.«

      »Du machst dir zu viele Gedanken, Penchelope«, sagte Sysca. »Es ist das wichtigste Ereignis in der Geschichte unseres Volkes. Also werden wir es bewältigen. So einfach ist das. Viele werden einen Tag hungern und dann wieder nach Hause wandern. Niemand wird sterben.«

      »Wisst ihr überhaupt, worauf ihr euch einlasst? Habt ihr keine Angst, dass die Superintelligenz euch schaden könnte?«

      »Spürst du denn nicht, dass sie durch und durch positiv ist? Die VECU strahlt etwas ab, das unsere Körper lustvoll vibrieren lässt. Sie prägt sich in unseren Verstand ein. Sie gibt uns Freude, Zufriedenheit, Erlösung.«

      Erlösung.

      Erlösung?

      Bei Assid schrillten die Alarmglocken. Was, wenn die VECU auf die Mentalsubstanz aller Vun zugriff und sie aussaugte? Was, wenn sie sich auch bei ihr und den anderen Reisebegleitern bediente – und bei der Besatzung der RAS TSCHUBAI?

      Das Schiff stand mehr als fünfzig Millionen Kilometer entfernt im Raum. Aber waren größere Distanzen für die VECU wirklich ein Hindernis?

      »Die Hoschken für euch stehen bereit«, sagte Sysca. »Wir sollten die letzten Tagesstunden nutzen und uns auf den Weg machen. Der Totenwald Tar wartet.«

      13.

      Onker Dou

      Icho Tolots Gemütsruhe war bemerkenswert.

      Sie hatten die STARTAC SCHROEDER ohne nennenswerte Probleme besetzen können und waren startbereit. Elf von Dous besten Leuten hatten sich in der Zentrale eingefunden. Dank ihrer würde sich das Schiff mit der Kennung RT-O3 steuern und handhaben lassen.

      Auch ohne die Unterstützung der nominellen Besatzung. Mikkel Blackmoon, Kommandant der STARTAC SCHROEDER, saß ebenso wie sein Pilot Mikaere Proud auf der RAS TSCHUBAI fest. Im Ogygia-Habitat, das nach wie vor von TARAS bewacht wurde.

      Dou brannte die Zeit unter den Nägeln. Er wollte den Aagenfelt-Blitz auslösen. Doch Tolot bestand darauf, dass sie an der Außenhülle der RAS TSCHUBAI angedockt blieben, solange sie nicht hundertprozentig wussten, wie es ANANSI ging.

      »Oman wird uns sagen, was zu tun ist«, wiederholte Tolot mit stoischer Geduld.

      »Ich verstehe nicht, warum du zögerst. Wir werden ANANSI in die Bewusstlosigkeit befördern und über die Sicherheit der RAS TSCHUBAI wachen, während die Systeme hochgefahren und die Energiespeicher aufgeladen werden.«

      »Wir warten«, meinte der Haluter knapp. »Wir beobachten. Die Lage ist unklar. Ich besitze zu wenige Informationen.«

      Oman tauchte unvermittelt vor Dou auf. Die Hologestalt wirkte angeschlagener als zuvor. Statt der weißen Pupillen zeigten sich tiefe, schwarze Löcher. Das Gesicht war fleckig und der Torso konturenlos.

      »Was gibt es?«, fragte Tolot.

      »ANANSI geht es schlecht, und wenn es der Semitronik schlecht geht, fühle ich mich auch miserabel.«

      »Was geschieht mit der Semitronik?«

      »ANANSI leidet und wird zunehmend orientierungslos. Die Abwesenheit der VECU wirkt sich auf sie aus.«

      »Wir hatten gehofft, dass sie sich nach dem Verschwinden der Superintelligenz erholen und zur Eigenständigkeit zurückfinden würde«, warf Dou ein.

      »Das tut sie in einem gewissen Ausmaß. Aber der Zwiespalt zwischen Eigen- und Fremdbestimmung vertieft sich. Sie möchte einerseits für die Besatzung da sein und vermisst andererseits den Einfluss der VECU.«

      »Damit hat die Superintelligenz gewiss nicht gerechnet«, sagte Dou.

      »Oder es ist ihr egal«, grollte Tolot. »Wir haben keine Nachricht von der Delegation auf Vunun erhalten. Nutbush ist der Einzige, den ANANSI und damit wir erreichen.«

      Richtig. Der Pilot hatte von einem großen Ereignis gesprochen, das in wenigen Stunden stattfinden würde. Dann war der Funkkontakt abgebrochen.

      »Wir müssen handeln!«, drängte Dou. »Was ist, wenn ANANSI Fehlentscheidungen trifft? Was, wenn sie die Lebenserhaltungssysteme im Schiff abschaltet? Was meinst du, Oman: Könnte das geschehen? Könnte sie die Besatzung gefährden?«

      »Ich weiß es nicht«, gestand der Vergessene.

      »Ich empfange Ortungssignale von den ausgesetzten Sonden«, unterbrach Tolot die Unterhaltung. »Mehrere Schiffe der Phersunen. Sie kreuzen entlang der Peripherie der Dunkelwolke. Die Daten sind allerdings nicht sonderlich aussagekräftig.«

      »Wie reagiert ANANSI?«, fragte Dou, dessen Herz heftig zu schlagen begonnen hatte.

      »Gar nicht.« Oman legte den Kopf schief. »Sie hat die Strukturerschütterungen ebenfalls angemessen. Aber noch ist nichts geschehen, die Phersunen sind vermutlich zufällig hier. Alle Defensivschirme der RAS TSCHUBAI sind zugeschaltet. Sie werden uns nicht entdecken.«

      »Uns nicht«, sagte Icho Tolot. »Aber was ist mit Vunun? Was, wenn die Phersunen auf der Suche nach Beute sind? Nach Welten und Systemen, die sie in Vektormaterie umwandeln wollen?«

      14.

      Penelope Assid

      Die Hoschken waren halbkapselförmige Wägen auf Rädern, die mit einer elastischen Masse beschmiert worden waren. Einer Masse, die aus dem gehärteten Speichel der Vun bestand und stark federnd wirkte. Vor die Gefährte waren schweinsähnliche Kreaturen gespannt, die mit gemächlichem Schritt einen Weg parallel zum Wohnwald trabten.

      Sysca plauderte mit Assid über Architektur. Über nachhaltige Bauweisen. Über die jahrzehntausendealte Zivilisation der Vun, herausragende Persönlichkeiten und berühmte Kollekts, über Ethik und Moral. Über ihr persönliches Umfeld und das Leben in den Waldstädten. Über biolumineszierende Tiere, Eichhörnchen ähnlich, die geduldet wurden, obwohl sie sich von den aus Dung und Lehm bestehenden Wänden der Städte ernährten. Sie waren wie bunte Tupfen in der zunehmenden Dunkelheit und sorgten für ausreichend Licht.

      Sysca sprach über Erziehung, Kunst, Kultur, Redewettbewerbe, spielerische Sportjagden und Ringerwettbewerbe, die mit abgebundenen Fangbeinen stattfanden. Sie rezitierte Gedichte von trauriger Schönheit