Perry Rhodan-Paket 62: Mythos (Teil2). Perry Rhodan. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Perry Rhodan
Издательство: Bookwire
Серия: Perry Rhodan-Erstauflage
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783845353784
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ganz so komplex. Wir werden Bru Shaupaard aus der RAS TSCHUBAI entführen.«

      »Wie bitte?«

      »Wir können davon ausgehen, dass dem Parolgeber eine besondere Rolle in den Überlegungen der VECU zufällt. Sie legt auf dessen Wohlergehen Wert.«

      »Gesetzt den Fall, es gelänge uns, das Schiff lahmzulegen und Shaupaard in unsere Gewalt zu bekommen: Wie willst du ihn vor der VECU verbergen?«

      »Mit dem Plan, den du bereits einmal vorgeschlagen hattest: Wir lösen ein Schiff aus ANANSIS Kontrolle. Vorzugsweise einen Schlachtkreuzer. Die STARTAC SCHROEDER. Der OXTORNE-Kreuzer ist deutlich stärker robotisiert als jene der MARS-Klasse.«

      Onker Dou musste schlucken. »Wie willst du das anstellen?«

      »Oman verschafft uns ein Handlungsfenster von etwa fünf Sekunden. Das ist ausreichend Zeit, um durch den nächstgelegenen Transmitter in die Zentrale vorzudringen. Ich schnappe mir Shaupaard, mit dem ich mich durch denselben Transmitter an Bord des OXTORNE-Kreuzers absetze. Oman wird ANANSI den Zugriff auf das Schiff so lange wie möglich verweigern. Wir lösen uns aus der Außenmulde und gehen in den Linearflug über.«

      »Oman wird enttarnt und vernichtet werden. Wie hast du ihn dazu überreden können, uns zu unterstützen?«

      Das Holo des Vergessenen tauchte unmittelbar vor Dou auf. Oman hatte die Unterhaltung mit angehört.

      »Es gibt Schmerzgrenzen«, sagte er. »Selbst für mich. Ich sehe und fühle mit, was die VECU mit ANANSI anstellt. Die Semitronik – und damit auch ich – sind immer noch jung. Die Superintelligenz mag guten Willens sein. Aber was sie mit uns anstellt, fühlt sich wie eine Vergewaltigung an. Das kann ich nicht länger dulden.«

      Omans Gesicht war fahl und eingefallen. Er trauerte – und er litt.

      »Glaubst du, dass du ANANSI lange genug aufhalten kannst? So, dass wir aus der RAS TSCHUBAI entkommen können?«

      »Ja.«

      »Ist das alles, was du dazu sagen willst?«

      »Ich leide, Onker Dou. Ich fürchte mich vor dem Ende als eigenständige Quasi-Persönlichkeit. Aber ich habe mich entschieden. Je länger wir ANANSI der VECU überlassen, desto schwieriger wird ihre Situation. Wenn ihr mich nun bitte entschuldigt? Ich muss nachdenken. Vermutlich sind es meine letzten eigenständigen Gedanken.«

      *

      Ein Tag verging mit Vorbereitungen und Übungen. Sie arbeiteten so lange an ihrem Plan, bis jeder Handgriff saß. In einer geschützten Lagerhalle bauten sie ein Modell der Zentrale und des dahinter liegenden Transmitterraums auf.

      Vier Kokon-Transmitter standen dort für den Personentransport bereit. Es waren etwa zwanzig Meter bis zum COMMAND-Podest, wo Bru Shaupaard sich aufhielt. Tolot würde nur Sekunden benötigen, um den Cairaner zu entführen und zurück in den Transmitterraum zu bringen.

      »Wir sind bereit, Oman«, sagte Tolot und ließ sich auf dem Boden nieder. »Für wann schlägst du den Angriff vor?«

      »Ich beobachte die Zentrale«, sagte der Vergessene. »In etwa einer Stunde findet ein Schichtwechsel in den Wissenschaftlichen Abteilungen sowie bei Funk und Ortung statt. Die Aufmerksamkeit sinkt erfahrungsgemäß allmählich, ehe sie zum Ende einer Schicht wieder ansteigt. Ich würde den Angriff auf zwanzig Minuten von jetzt an ansetzen.«

      Dou sorgte dafür, dass Onteren und Ghysar nochmals ihre Ausrüstung überprüften und eine Kleinigkeit zu sich nahmen. Hätte er seine eigenen Leute zur Verfügung gehabt, hätte er über derlei Dinge nicht sprechen müssen. Die beiden Wissenschaftler waren ein Hemmschuh.

      »Noch fünf Minuten«, wisperte Oman.

      »Wir sind bereit«, sagte Dou. Er verbarg seine Nervosität, so gut er konnte, und ging in Gedanken ein letztes Mal ihren Plan durch. In weniger als fünf Minuten würden sie die Lagerhalle verlassen und den nächstgelegenen Transmitter betreten. TARAS, die ihnen in die Quere kamen, würde Icho Tolot ausschalten. Anschließend ...

      Ein Alarmsignal ertönte, ein Holo erschien zwischen ihnen. Bru Shaupaard zeigte sich ein weiteres Mal.

      »Wir haben das System der Sonne Ju erreicht«, sagte der Cairaner. »Es hat sieben Planeten, davon drei äußere Gasriesen und drei Welten, die zu nahe ums Muttergestirn kreisen, als dass sie Leben in unserem Sinne hätten hervorbringen können. Jedes Besatzungsmitglied erhält in Kürze die Basisinformationen über Ju und seine habitable Welt: den Planeten Vunun. Er wird von den insektoiden Vun bewohnt. Ich und einige Bordmitglieder werden der Welt einen Besuch abstatten.« Shaupaard machte eine kurze Pause. »Das Ende unserer gemeinsamen Reise ist erreicht. Ortungssonden werden die Peripherie des Systems überwachen.«

      Das Holo erlosch, gleich darauf lieferte ihnen ANANSI Basisinformationen über Vunun und das Jusystem. Die Rote Sonne wurde tatsächlich von sieben unterschiedlich großen Planeten umkreist, deren vierter beste Lebensbedingungen für Lemuroiden versprach.

      »Was soll das heißen?«, fragte Onteren. »Ich dachte, die VECU wollte weitere Sonnensysteme abklappern? Nun behauptet der Parolgeber, dass das Ende der Reise erreicht sei?«

      »Die Superintelligenz hat uns alle getäuscht«, sagte Tolot. »Wir brechen unseren Einsatz ab. Vorerst. An Shaupaard kommen wir nicht mehr heran. Also müssen wir herausfinden, was die Superintelligenz vorhat.«

      10.

      Cascard Holonder

      Holonder verfluchte den Cairaner. Bru Shaupaard hatte mit keinem Wort verraten, dass ihr eigentliches Ziel auf einer Welt namens Vunun lag.

      Er rief sich die wichtigsten Informationen über das Jusystem in Erinnerung: Es lag am Rande einer Dunkelwolke, die in den Sternkarten Kygnic genannt wurde. Während der Anreise waren sie immer wieder mit höherdimensionalen Effekten konfrontiert worden. Die RAS TSCHUBAI hatte sie problemlos überwunden. Andere Schiffe hatten gewiss zu kämpfen, um an die Peripherie von Kygnic zu gelangen.

      Vermutlich verdanken es die Vun der Lage ihrer Heimatwelt, dass Vunun und die anderen sechs Planeten nicht längst in Vektormaterie umgewandelt wurden. Sie leben weitgehend isoliert, abseits des galaktischen Geschehens.

      »Was willst du auf Vunun, Bru?«, fragte Holonder.

      »Die Frage muss lauten: Was will die VECU auf Vunun?«, korrigierte der Parolgeber. »Sie möchte, dass wir uns auf der Welt umsehen. Ist die ausgewählte ZALTERTEPE-Jet einsatzbereit? Penelope Assid wird mich begleiten, dazu eine Gruppe von Wissenschaftlern, die ANANSI bestimmen wird. Die RAS TSCHUBAI bleibt in verstärktem Ortungsschutz in der Nähe. Die Phersunen dürfen unter keinen Umständen ahnen, dass wir hier sind.«

      »Soll das heißen, dass die VECU ebenfalls das Schiff verlässt und uns die Herrschaft darüber zurückgibt?«

      »Keineswegs.«

      Mehr war dem Cairaner nicht zu entlocken. Er wandte sich beiseite und unterhielt sich leise über ein Akustikfeld mit der Semitronik. Namen leuchteten auf und bildeten eine virtuelle Liste, die gleich darauf Holonder zur Verfügung gestellt wurden. Die angeforderten Personen gehörten allen möglichen wissenschaftlichen Fachbereichen an. Vermutlich hätte er für die Erkundung einer unbekannten Welt eine ähnliche Gruppe geformt. Penelope Assid als Xenolinguistikerin hatte vermutlich die Aufgabe, mit den Vun in Kontakt zu treten.

      Oder?

      Assid hatte einen Teil zur Erweckung der VECU beigetragen. Hatte der Parolgeber Vertrauen zu ihr gefasst? Hatte sich zwischen den beiden so etwas wie Sympathie nach den gemeinsamen Abenteuern auf Zpud entwickelt?

      »Die ZALTERTEPE wird für eine Ersterkundung ausgestattet«, befahl Holonder. »Mäßige Bewaffnung, verstärkte Funk- und Ortungsgeräte und eine wissenschaftliche Ausrüstung, spezifiziert für die Expeditionsteilnehmer. Dazu ein Nottransmitter ...«

      »Das ist nicht notwendig«, fiel ihm Bru Shaupaard ins Wort. »Sollte es gefährlich werden, wird die VECU die Besatzung der Jet in sich aufnehmen. Die Superintelligenz