Perry Rhodan-Paket 62: Mythos (Teil2). Perry Rhodan. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Perry Rhodan
Издательство: Bookwire
Серия: Perry Rhodan-Erstauflage
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783845353784
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Bis man akzeptiert hatte, dass ihr Verhalten nicht mit dem herkömmlicher Lebewesen verglichen werden konnte. ES hatte undurchschaubare Pläne. Warum sollte es bei der VECU anders sein?

      »Die VECU will niemanden töten«, sagte Tolot. »Sie verschont selbst ihre ärgsten Feinde, die Phersunen.«

      »Derzeit«, sagte Onteren energisch.

      »Ich habe die wenigen Fakten, die wir haben, berücksichtigt. Die VECU hätte mich ohne Weiteres umbringen können.«

      »Sie braucht dich«, behauptete die Arkonidin. »Sie will dich als ihren Kämpfer nutzen.«

      Onterens Worte klangen aggressiv. Der Druck des Gejagtwerdens und der Aussichtslosigkeit machte sich bei ihr am deutlichsten bemerkbar.

      Ghysar hingegen blieb ruhig. Dou gab sich beherrscht, war es aber nicht.

      Tolot hörte ein Signal. Er schaltete eine Bildübertragung aus der Zentrale zu. Bru Shaupaard war zu sehen, neben ihm Kommandant Holonder.

      »Die RAS TSCHUBAI hat sich im Kampf bewährt«, sagte der Parolgeber der VECU mit schleppender Stimme. »Aber unser gemeinsamer Weg ist noch lange nicht zu Ende. Es gibt weitere Ziele, die ich übermittelt bekommen habe. Bereitet euch auf einen weiteren Einsatz vor. Und fürchtet euch nicht. Die VECU wird alles unternehmen, um Unheil von euch fernzuhalten.«

      »Was sind das für Ziele?«, fragte Holonder und überraschte damit ganz offensichtlich den Cairaner.

      »Sonnensysteme, die früher zum Kerngebiet der VECU gehörten«, antwortete Shaupaard zögernd. »Wir werden sie besuchen und die Hilfskräfte der Kandidatin Phaatom vertreiben.«

      Die Übertragung endete so abrupt, wie sie begonnen hatte.

      »Holonder macht das schlau«, sagte Tolot. »Er gibt der Bordbesatzung zu verstehen, dass er mit den Plänen des Parolgebers nicht einverstanden ist, ohne ihn in irgendeiner Form anzugreifen.«

      »Er ist ein alter Fuchs.« Onker Dou nickte. »Was hältst du von dieser Ankündigung?«

      »Parolen, sonst nichts. Bru Shaupaard wollte nur zeigen, wer an Bord das Kommando hat.«

      »Will die VECU wirklich ein Sonnensystem nach dem anderen abklappern? Wie lange wird sie dieses Muster beibehalten? Bis sie auf stärkeren Widerstand stößt?«

      »Das glaube ich nicht. Die Superintelligenz handelt aus Kalkül. Sie hat einen Plan hinter dem Plan. Wetten wir?«

      »Ich wette nicht mit einem Haluter. Da könnte ich ja gleich meine gesamten Besitztümer in den Konverter werfen.«

      *

      Die Sonnensysteme waren in den Karten als Radygh und Firmentaa vermerkt – und es gab sie nicht mehr. Dort, wo vor dem Ende der Vecuia acht und zwölf Planeten um gelbe Sonnen gekreist waren, fanden sie nichts. Gar nichts.

      Die Gestirne und ihre Welten waren in Vektormaterie umgewandelt worden. Nichts deutete mehr darauf hin, dass dort im All Sternenvölker den Schritt ins All gewagt und die Welten ihres Systems besiedelt hatten. Die Kandidatin Phaatom hatte sie erbarmungslos töten und ihre Heimatplaneten zerstören lassen, um sich zu kräftigen. Um ihren Hunger ein wenig zu stillen und noch mächtiger zu werden. Um den evolutionären Schritt zu tun, der vor ihr lag.

      Tolot unterdrückte die Wut seines Ordinärhirns. Das Planhirn ließ ihn die Vorgangsweise der Kandidatin Phaatom nüchtern und ruhig analysieren. Die angehende Chaotarchin war, was sie war: ein Geschöpf, das man kaum begriff und das nach chaotarchischen Gesichtspunkten agierte.

      »Die VECU legt eine falsche Spur«, gab Tolot das Ergebnis seiner Schlussfolgerungen an die anderen weiter. »Sie zeigt sich offen her. Sie möchte, dass die Kandidatin Phaatom einen bestimmten Schluss zieht. Sie will den Anschein erwecken, als hätte sie es auf deren Einrichtungen abgesehen und wollte die Welten ihres früheren Einflussbereichs schützen.«

      »Und das will sie nicht?«

      »Das wäre zu einfach. Was wir sehen und erleben, ist bloß ein Teil dessen, was die VECU vorhat. Es liegen Schichten über Schichten über Schichten in ihren Überlegungen. Sie täuscht und tarnt und vernichtet und überprüft und reist umher – und verfolgt damit gleichzeitig Pläne, die auf etwas ganz anderes abzielen.«

      »Und welche Pläne sind das?«

      »Noch weiß ich es nicht. Aber wir sollten weniger darauf achten, was die VECU unternimmt, sondern darauf, was sie nicht macht.«

      »Wie meinst du das?«

      »Wäre es nicht logisch, dass sie nach Verbündeten Ausschau hielte? Dass sie die Kräfte ihrer verbliebenen Hilfskräfte zu bündeln versuchte?«

      Onker Dou nickte zögernd. »Klingt nicht unplausibel. Sie will von versprengten Cairanern oder den Angehörigen anderer Hilfsvölker ablenken. Die VECU möchte verhindern, dass die Kandidatin mit verstärkter Wut nach ihnen sucht. Gleichzeitig bereitet sie ihrer Gegnerin Sorgen. Die Kandidatin Phaatom soll sich nirgendwo mehr sicher fühlen. Sie soll sich in ihren Positionen einigeln, ihre wichtigsten Bastionen schützen.«

      »Richtig. Aber selbst das ist nicht alles, behaupte ich. Auch dies ist bloß der Teil eines groß angelegten Täuschungsmanövers.«

      »Das geht mir zu weit, Icho.«

      »Wie ich bereits sagte: Es ist ein Plan, der eine Schicht über einer Schicht über einer Schicht besitzt. Wir dürfen allerdings nicht vergessen, dass die VECU geschwächt ist und über einen Parolgeber mit uns spricht, der nicht mehr lange durchhalten wird. Du hast gesehen, wie kraftlos Bru Shaupaard wirkt.«

      »Wir sollten uns also vorbereiten«, sagte Onker Dou. »Aber worauf? Und, vor allem: wie?«

      »Wir werden es bald wissen.«

      Icho Tolot ließ sich auf dem Boden nieder. Er zauberte einige Holos vorbei, die die Sternregion der Umgebung abbildeten. Er versuchte eine Extrapolation zum neuen Ziel der VECU, obwohl er wusste, dass er scheitern würde.

      Immerhin hatte er in den letzten Stunden den Ansatz eines Plans entwickelt. Er war gewagt und würde den Einsatz all ihrer bescheidenen Mittel verlangen.

      Doch es gab eine gewisse Wahrscheinlichkeit dafür, dass sie Erfolg haben würden.

      9.

      Onker Dou

      Icho Tolot war Furcht einflößend und beeindruckend zugleich. Der halutische Riese griff auf die Möglichkeiten seines Planhirns zu und gleichermaßen auf einen jahrtausendealten Erfahrungsschatz.

      Tolot hatte Oman herbeigerufen und unterhielt sich mit dem Vergessenen über Dinge, die Onker Dou nicht einmal ansatzweise verstand. Yüs Ghysar mischte sich ab und zu in das Gespräch ein. Aber auch der gatasische Positroniker war nicht immer in der Lage, den beiden zu folgen.

      »Kannst du euren Plan so erklären, dass ein simpler Geist wie ich ihn versteht?«, bat Dou den Haluter, nachdem jener die Unterhaltung beendet hatte.

      »Verzeih mir. Ich dachte, es wäre alles klar?«

      »Ist es nicht. Ich bin Stratege, kein Positroniker.«

      »Natürlich.« Tolot gab Oman einen Wink. Das virtuelle Wesen verabschiedete sich mit einem Nicken und verschwand. »Wir haben ANANSIS Verhaltensweisen während der letzten Stunden analysiert. Oman traut sich zu, einige Hauptrechnerknoten in den Plasmakoordinatoren so zu stören, dass die RAS TSCHUBAI quasi paralysiert wird.«

      »Ohne dabei die Besatzungsmitglieder zu gefährden?«

      »Richtig. Es geht um eine kontrollierte Entleerung aller Speicher und eines Teils der Reaktoren. Vor allem aber um verzögerte oder ganz blockierte Befehls- und Datenweitergabe. So wird das Schiff als Waffe unbrauchbar – und damit uninteressant für die VECU.«

      »Woher weißt du, wie die Superintelligenz auf unsere Sabotageakte reagieren würde?«

      »Ich versuche, ihr Verhalten zu verstehen. Außerdem ist