Die bekanntesten Kinder- & Jugendbücher. Magda Trott. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Magda Trott
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Книги для детей: прочее
Год издания: 0
isbn: 9788027221226
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daß wir eine Lotterie machen, keiner braucht es zu wissen. Wir müssen auch solche kleine Papiere haben, mit Nummern darauf, und die müssen die Leute kaufen. Dann müssen sie was drauf gewinnen.«

      »Ich habe einen alten Teddybär, mit dem spiele ich nicht mehr«, rief Eva Graumann.

      »Und ich«, sagte Pommerle geheimnisvoll, »habe noch eine niedliche Schachtel, darin sind olle braune Kugeln, die habe ich nicht mehr zu nehmen brauchen, weil der Husten weg war. Die schenke ich in die Lotterie.«

      Jedes Kind fand etwas, was als Gewinn für die Lotterie bestimmt wurde. Nun galt es nur noch zu erkunden, wie solch eine Lotterie angefaßt werden mußte. Lotte Mürsel versprach, schon am kommenden Tage Bescheid zu bringen.

      Doch der heutige Tag brachte noch eine neue Überraschung. An Häusern und Bretterzäunen klebten bunte Bilder mit der Bekanntmachung, daß ein Zirkus in der nächsten Woche nach Hirschberg komme, um Vorstellungen zu geben.

      Pommerle schrie vor Freude auf. »Ein Zirkus! Einer mit der rosa Fee und schönen weißen Pferden! Genau so, wie in Neuendorf auf dem Schießplatz. Einen grünen Wagen hatten sie und einen ganz kleinen Kochherd. Ich bin dort gewesen. Die rosa Fee ist auf einem weißen Pferd geritten. Und abends hat eine Frau an der Kasse gesessen und auf dem Teller vor ihr war soooo viel Geld!«

      »Ich habe auch schon auf einem Maulesel gesessen«, sagte Eva.

      »Mein Bruder Fritz hat auch mal zu Hause Zirkus gespielt. Sie haben im Garten ein Zelt aufgeschlagen und haben gespielt dummer August und Biene, Biene gib mir Honig. Eintritt haben sie genommen und sechzig Pfennig verdient.«

      »Kann dein Bruder nicht noch mal einen Zirkus machen?«

      »Ich reite dann auf dem Maulesel!«

      »Und ich blase die Mundharmonika«, rief Pommerle.

      »Einen Zirkus müssen wir machen«, rief Lotte, »und vorher 'ne Lotterie!«

      »Aber so schön können wir es nicht, wie die hier.« Pommerle tippte auf die Voranzeige.

      »Doch, doch, ich kann auf den Händen laufen und Purzelbaum schlagen. Wenn der Fritz mitmacht, gibt es eine feine Nummer.«

      »Ich habe ein rosa Kleid – von damals, als ich in der Schulaufführung die Fee spielte.«

      Wieder entstand lebhaftes Hin und Her. Es lockte die Kinder, in Hirschberg eine Vorstellung zu veranstalten, Eintrittsgeld zu nehmen und die große Summe, die man dabei verdiente, in die Sammelbüchse zu werfen. Dann konnte die alte Frau Scholz gewiß ins Krankenhaus.

      »Wenn wir einen Zirkus machen«, meinte Pommerle, »müssen wir auch, wie in Neuendorf, vorher durch die Straßen gehen. In Neuendorf ging ein Mann mit 'ner Pauke voran, dann kam die rosa Fee auf dem weißen Pferd. Einer hat laut geschrien: ›Kommt alle zu uns, bei uns ist was los!‹ – Woher sollen denn sonst die Leute wissen, daß wir 'ne Vorstellung geben.«

      »Wird gemacht«, meinte Eva begeistert. »Ich reite auf dem Maulesel, und du, Pommerle, bläst auf der Mundharmonika.«

      »Und ich schrei durch die große Tüte, alle Leute sollen zu uns kommen, und eine Lotterie ist auch noch da.«

      »Ich laß mir von meiner Mutti einen Schleier geben – – ach nein, vom Wohltun darf man ja nichts erzählen. Das muß man ganz geheim machen. – Oh, wird sich die Mutti freuen und der Vati – Der Vati fährt in vierzehn Tagen nach Schweden. Da müssen wir schnell vorher den Zirkus machen.«

      »Den machen wir gleich morgen«, meinte Eva.

      »Erst müssen wir uns doch was einüben.«

      »Mein Bruder kann auf dem Kopf stehen. Er macht den Hanswurst.«

      An diesem Tage kam Pommerle mit halbstündiger Verspätung zum Mittagessen. Die Augen des Kindes strahlten, die Wangen glühten.

      »Nun, Pommerle, nachgesessen? Wo bist du denn so lange geblieben?«

      »Ich möchte es dir ja gerne sagen, Vati, aber es handelt sich um ganz was Schönes. Du wirst's schon merken. – Vati, hast du nicht einen alten, ganz großen Hut, wie ihn der Rübezahl trägt? – Ich – ich mache nämlich den Rübezahl.«

      »Was? – Wo machst du ihn?«

      »Vati, auch große Leute sollen mal nicht neugierig sein. Es wird sehr schön. Du wirst riesige Freude haben. Nachher muß ich feste blasen.«

      Frau Bender lachte. »Ihr scheint wieder einen netten Spaß zu planen.«

      »Du kommst doch auch, Mutti, gibst uns doch auch fünf Pfennig?«

      »Wenn es für etwas Nettes ist, wenn ihr das Geld für etwas Gutes braucht, gebe ich es dir gerne, mein Kind.«

      »Mutti, ich muß heute den ganzen Nachmittag zu Lotte Mürsel. Wir haben entsetzlich viel zu überlegen.«

      Pommerle bekam die Erlaubnis. Frau Bender ahnte, daß die Kinder wieder einmal einen Spaß vorhatten; sie forschte jedoch nicht weiter, weil sich Pommerle gar zu geheimnisvoll gab. Frau Mürsel würde aufpassen, daß die Kinder keine Dummheiten machten.

      Und nun saßen sechs kleine Mädchen und vier Knaben zusammen und berieten, wie sie eine Zirkusvorstellung und eine Lotterie zusammenbekommen konnten. Einer mußte mit einem Kasten umhergehen, in dem die Lose lagen. Hin und wieder wurde eins der Lose mit einer Nummer beschrieben, und solch ein Los gewann. Die Knaben meinten, da es sich um eine wohltätige Sache handle, brauche man nicht viel Gewinne. Es sei genug, wenn jeder Tausendste etwas bekomme. Aber die ältere Schwester von Lotte Mürsel äußerte, tausend Menschen würden keine Lose kaufen, es sei schon richtiger, auf zwanzig leere Zettel einen Gewinn zu notieren.

      Diese Gewinnbeschaffung machte natürlich auch große Schwierigkeiten, weil man die Eltern um Geschenke nicht angehen wollte. So mußten die Kinder aus eigenen Vorräten allerlei zusammenkramen. Einklebebilder, leere Zigarettenschachteln, ja sogar ein Puppenkind ohne Arme wurde herbeigebracht.

      Erika, die zwölfjährige Schwester Lottes, schüttelte den Kopf.

      »Es lohnt nicht, solche Sachen zu gewinnen. Aber die Leute wissen es ja nicht.«

      »Was – es lohnt nicht?« rief Pommerle entrüstet. »Die schöne blaue Blechschachtel, die ich so lieb habe? Und ein feines Bild ist auch da. Ich wäre froh, wenn ich noch solch 'ne Blechschachtel hätte.«

      Mit der Lotterie kamen die Kinder bald ins Reine, dagegen machten die Vorbereitungen für den Zirkus die größten Schwierigkeiten. Die Knaben waren allerdings gerne bereit, im Garten ein Zelt zu errichten und an den Gartenzaun Zettel zu hängen, die zum Eintritt aufforderten. Aber die Darbietungen erschienen allen recht dürftig. Ob der alte Lohse seinen Maulesel geben würde?

      »Sabine muß singen«, rief Pommerle, »oder der Harfenkarle!«

      »Nee, ich singe!« sagte Martin Ferse, ich weiß ein schönes Lied, vom Räuberhauptmann, der in einem tiefen Tale wohnt.«

      »Der Mann in Neuendorf mit der Tute hat die Leute auf der Straße eingeladen. Wir müssen auch einladen.«

      »Wir müssen einen Vers machen«, rief Eva, »den müssen wir an jeder Straßenecke durch die Tute den Leuten zurufen.«

      Während die vier Knaben über die Glanznummern verhandelten, hockten Eva, Lotte und Pommerle zusammen, um den Vers zu dichten, den man an jeder Straßenecke durch die Tute den Leuten zurufen wollte. Aber das Dichten machte den Kindern große Schwierigkeiten, sie kamen über den Anfang nicht heraus.

      »Ihr Leute kommt in Haufen

       Zu uns gelaufen.

       Wir machen große Sachen – –«

      Pommerle stöhnte und rieb mit der Hand die Stirn. »Verflixt schwer ist das, es muß sich doch reimen.«

      Eva Graumann sprang plötzlich auf. »Ich hab's! Wir machen große Sachen, mit Pferd und Wagen.«

      »Nein«, meinte Pommerle, »das ist doch kein richtiger Vers. – Wir machen