Da wir uns lieben. Marie Louise Fischer. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Marie Louise Fischer
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9788711718445
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Figur, wie Sabine mit einiger Genugtuung feststellte.

      Arnold hätte einen großartigen Eindruck machen können, wenn er sich nur ein bißchen Mühe gegeben hätte, doch eben das tat er nicht. Mürrisch stand er da, sein Glas Sherry in der Hand, und versuchte nicht einmal, Helen Zinner zu unterhalten. Ein Fremder hätte meinen können, er sei der reiche Schwiegervater, der widerwillig dieser Verlobung zugestimmt hatte – kein armer Teufel, der froh sein mußte, seine Tochter so gut unter die Haube gebracht zu haben. Wenn er sich nur etwas besser gehalten, wenn er doch mal gelächelt hätte! Sprühenden Witz hatte er ja niemals entwickelt, aber wenn er wollte, konnte er sehr charmant sein. Doch seit Ilonas Verlobung war es ganz aus mit ihm. Anscheinend, dachte Sabine, stimmte es doch, was man immer wieder in den Frauenzeitschriften las; er war tatsächlich eifersüchtig auf den zukünftigen Mann seiner Tochter – sonderbar genug, denn er hatte sich nie betont oder gar in übertriebenem Maße um sie gekümmert. Oder war es ihr entgangen? Merkwürdig, daß man einen Menschen, mit dem man über zwanzig Jahre verheiratet war, doch so wenig kannte.

      Jedenfalls trug sein Verhalten nicht dazu bei, die recht gezwungene Atmosphäre aufzulockern. Ein Glück, daß wenigstens Oswald Zinner senior sich glänzend mit Ethel Miller zu unterhalten schien, die in einem rot-schwarzen Pariser Kleid und einem gekonnten Augen-Make-up unter ihrer rechteckigen Brille apart und großstädtisch wirkte. Helen Zinner wandte sich wieder dem Gabentisch zu, obwohl sie sich für die ausgestellten Stücke nicht im geringsten interessierte. Egon, der früher ein Gesellschaftsmensch gewesen war, kümmerte sich ausschließlich um seine Frau Rosy, die wenigstens ordentlich angezogen und zurechtgemacht war, dafür aber kein Wort herausbrachte; hin und wieder bewegte sie die Lippen, als unterhalte sie sich mit einem unsichtbaren Gesprächspartner.

      Sabine wollte gerade zu Helen Zinner gehen – obwohl sie beim besten Willen nicht wußte, worüber sie mit ihr reden sollte, ohne einfältig oder aufdringlich zu wirken –, als der Oberkellner an sie herantrat. »Wenn Sie jetzt zu Tisch bitten würden, gnädige Frau«, schlug er vor.

      Sabine war erleichtert, daß es weiterging; sie stellte ihr Glas ab. »Bitte zu Tisch!« sagte sie mit erhobener Stimme, und trotz der Tischkarten hielt sie es für nötig, hinzuzufügen: »Du führst Frau Zinner.«

      Arnold sah sie an, mit einem Blick, der aus weiter Ferne zu kommen schien, raffte sich dann aber doch auf und reichte Helen Zinner den Arm. Knut kümmerte sich um seine Tante Ethel, Oswald Zinner senior kam auf Sabine zu. Oswald führte Ilona zu Tisch, und die beiden Kaspareks blieben, weil Egon ausdrücklich darum gebeten hatte, zusammen. Nur Sven blieb übrig. Etwas verloren stand er da, und der dunkelblaue Blazer, den Sabine ihm für die Verlobung gekauft hatte, paßte zu seinem zigeunerhaften Aussehen so wenig wie sein Name. Er wirkte, vielleicht auch weil er sich so sehr bemühte, ein erwachsenes Gesicht zu machen, wie verkleidet, ein Schauspieler in einer schlecht geprobten Rolle.

      »Du sitzt zwischen Tante Ethel und Onkel Egon«, erinnerte Sabine. Svens braune Haut wurde kupferfarben, als er alle Blicke auf sich gerichtet sah. Er beeilte sich, Platz zu nehmen, und duckte sich hinter die große Karaffe mit Wasser, als hoffe er, sich dadurch unsichtbar zu machen.

      Knut konnte sich nicht enthalten, seinen kleinen Bruder zu nekken. »Na, Sven«, sagte er, »hast du dich schon entschieden? Willst du auf Ilonas Hochzeit die Schleppe tragen oder Blumen streuen?«

      »Weder… noch«, gab Sven pampig zurück.

      »Wirklich nicht? Junge, du enttäuschst uns«, behauptete Oswald.

      »Blumen streuen und Schleppe tragen… das ist doch was für Babys!«

      »Vielleicht hast du sogar recht«, meinte Knut schmunzelnd, »hier bietet sich eine schöne Aufgabe für die Zwillinge!«

      »Bloß nicht!« protestierte Ilona. »Wenn die beiden mitmachen, würde ich meines Lebens nicht mehr froh. Immer müßte ich denken: Gleich passiert was!«

      »Na, so schlimm sind sie nun auch wieder nicht«, verteidigte Egon seine Söhne.

      »Aus dir spricht väterliche Blindheit. Aber süß sind sie doch!« Ilona wandte sich an ihren Schwiegervater. »Ich muß euch die beiden direkt mal vorführen. Ihr werdet sicher euren Spaß haben.«

      Rosy hatte bei der ganzen Unterhaltung keine Miene verzogen, so als gehe sie das, was man über ihre Kinder sagte, nicht das geringste an. Sabine versuchte, Rosy zum Reden zu bringen. »Wo hast du die Kinder heute gelassen?« fragte sie.

      Aber Egon antwortete an Stelle seiner Frau. »Wir haben einen Babysitter bekommen. Zum Glück, denn sonst hätten wir noch in letzter Minute absagen müssen.«

      »Oh, das hätte ich nicht zugelassen«, rief Sabine, »dann hätte ich euch Sven geschickt.«

      »Wie der babysitten kann, wissen wir ja«, sagte Knut, »ich erinnere nur an letzten Sonntag und an Bienes Dahlien!«

      Sabine zerbrach sich den Kopf, wie sie die Zinners in das Gespräch mit einbeziehen sollte. »Ich weiß nicht, ob es deine Schwiegereltern interessiert«, sagte sie, »aber vielleicht erzählst du ihnen doch mal, was passiert ist …« Gleichzeitig kam es ihr so vor, als müsse Ilona eine Unterhaltung mit Menschen vom anderen Stern dolmetschen.

      Ilona erzählte, während alle ihre Suppe löffelten – klare, echte Fleischbrühe aus Tassen. Dann wurde abgetragen. Oswald stand auf und klopfte mit dem Löffel an sein Glas. Die Kellner zogen sich zurück.

      »Liebe Ilona«, begann Oswald, »liebe Schwiegereltern, liebe Eltern und liebe Festgemeinde, ihr alle wißt, daß ich zu Anfang gegen eine offizielle Verlobung war, weil ich sie für überflüssig hielt. Inzwischen, das muß ich gestehen, habe ich meine Meinung grundlegend geändert: eine offizielle Verlobung ist eine herrliche Sache, denn sie gibt mir Gelegenheit, mich als Bräutigam eines so wunderbaren Wesens zu präsentieren, wie es Ilona, meine Ilona, nun einmal ist. Ich fühle mich ganz wie Hans im Glück, was aber nicht heißen soll, daß ich bereit bin, Ilona gegen irgend etwas oder irgend jemanden einzutauschen. Ich habe lange genug gesucht, bis ich ein Mädchen gefunden habe, das…«

      Die Tür wurde aufgestoßen, und ein junger Mann mit einem bunt gebatikten Baumwollhemd über einer schmuddeligen grauen Leinenhose, Sandalen an den nackten Füßen, stürmte herein. Sein Gesicht war von so viel üppigem Haar und Bartwuchs umgeben, daß es fast darin verschwand. Auf dem Rücken trug er eine Gitarre und hinter sich an der Hand zog er ein zierliches Mädchen mit brandrotem Haar und einem clownhaft weißen Gesichtchen.

      »Here we are!« schrie der blonde Junge unbekümmert. »Entschuldigt, wenn wir uns verspätet haben, aber wir sind per Anhalter gekommen!« Er schoß auf Ilona los, riß sie vom Stuhl hoch und in seine Arme. »He, Ilona, altes Haus… willst du dich wirklich mit dem Fatzken da für ein ganzes Leben unglücklich machen?«

      »Torsten!« Sabine schwankte zwischen Liebe und Entsetzen.

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