Da wir uns lieben. Marie Louise Fischer. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Marie Louise Fischer
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9788711718445
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gekommen…«

      »Ja?« fragte Ethel kauend.

      »Ilona hat sich verlobt.«

      »Da schlag doch einer lang hin! Mit dem jungen Zinner?«

      »Erraten.«

      »Du, das ist ja fantastisch.« Ethel leckte sich die Butter von den Fingern. »Da kann man ja nur gratulieren. Hast du eine Ahnung, wie reich die Zinners sind? Immens, sage ich dir! Ünrigens ließe sich da eine hübsche Story draus machen, eine richtige Romanze könnte man aufbauen… ein modernes Märchen. Ich sehe schon die Fotos von der Hochzeit vor mir, die strahlende Braut am Arm des künftigen Gatten. Unterschrift: Geld ist für uns Nebensache. Wie gefällt dir das? Glaubst du, daß Ilona mir ein Interview gibt?«

      »Aber bestimmt. Wenn Oswald einverstanden ist.«

      »Wie ist denn der Knabe? Mal davon abgesehen, daß er vor Geld stinkt.«

      »Sehr nett, wirklich. Du darfst nicht glauben, daß Ilona ihn nur wegen seines Geldes nimmt.«

      »Aber! Das glaube ich ja gar nicht! Nur… Geld hat alle Male eine ausgesprochen retuschierende Wirkung. Nach den Fotos zu urteilen, die ich von ihm gesehen habe, ist er jedenfalls alles andere als ein Beau.«

      »Mit deinem Ralf«, entgegnete Sabine ziemlich scharf, »läßt er sich natürlich nicht vergleichen.«

      Ethel lächelte entwaffnend. »Da hast du recht.«

      Sabine änderte den Ton. »Bevor du ihn nicht persönlich kennengelernt hast, kannst du dir kein rechtes Bild von ihm machen«, sagte sie friedfertig. »Sprechen wir uns also nächsten Sonntag wieder.«

      »Was ist da?«

      »Die offizielle Verlobung.«

      »Und dazu bin ich eingeladen? Das ist aber wirklich süß von euch! Wer kommt denn noch?«

      »Nur die nächste Familie, also wir, Arnold und ich, Knut und Sven, mein Bruder und dessen Frau…« Sabine zögerte. »Torsten werde ich wohl auch einladen müssen, obwohl er bestimmt nichts von sich hören lassen wird.«

      Ethel zündete sich eine Zigarette an. »Und von den Zinners kommt niemand?«

      Sabine lachte. »Du mißtrauisches Frauenzimmer … doch! Oswald Zinners Eltern waren es ja gerade, die auf der offiziellen Verlobung bestanden haben. Den jungen Leuten ist die Sache eher lästig.«

      »Was man verstehen kann. Also werden Oswald Zinner senior und Gattin erscheinen. Und wer sonst noch?«

      »Von den Zinners? Niemand. Sie wollen Ilona im Herbst in die sogenannte gute Gesellschaft einführen… ohne uns, versteht sich. Aber das ist uns nur recht so. Glaub bloß nicht, daß wir uns jetzt in die High-Society drängen möchten. Da würde uns wohl sehr bald der Atem und das Kleingeld ausgehen.«

      »Ein sehr vernünftiger Standpunkt.«

      »Der einzig mögliche. Und nun paß mal auf…« Sabine beugte sich vor. »Ich brauche deine Hilfe.«

      »Geld?« Ethel verzog das Gesicht, als habe sie in eine Zitrone gebissen. »Also ganz ehrlich, ich bin momentan ein bißchen knapp, und dann der bevorstehende Umzug…«

      »Bloß keine Bange, ich will dich nicht anpumpen! Ich brauche bloß deinen Rat, wie man so eine offizielle Verlobung richtig arrangiert. Ich habe nämlich keine Ahnung…«

      »Warte mal! Da hab’ ich was für dich!« Ethel streifte die Asche ihrer Zigarette ab, stand auf und verschwand durch eine der Glastüren in ihrem Wohnzimmer. Der sehr große Raum nahm die ganze Breite des Penthauses ein. Die Wand gegenüber dem gemauerten Kamin war von einem Bücherregal verstellt, das vom Boden bis zur Decke reichte. Ethel blieb einen Augenblick davor stehen, ließ ihren Blick über die bunten Rücken gleiten, stellte sich dann auf die Zehen und zog ein Exemplar heraus. »Hier«, sagte sie, als sie wieder zurückkam, »da findest du alles, was du brauchst.«

      Sabine las ein wenig zweifelnd den Titel. Die neue Etikette für junge Leute. Sie blickte zu Ethel auf. »Die Feier soll im Parkhotel stattfinden.«

      »Ist alles beschrieben.«

      »Würdest du wohl trotzdem mitkommen? Ich will heute schon das Extrazimmer bestellen.«

      Ethel lächelte. »Hast du deshalb diesen komischen Hut auf?«

      Sabine griff sich an den Kopf. »Ist er komisch?«

      »Nicht eigentlich. Es wirkt nur komisch auf mich, dich am frühen Morgen mit einem Hut herumlaufen zu sehen…«

      Sabine überwand eine kleine Empfindlichkeit. »Ich übe mich eben in meiner neuen Rolle als Schwiegermutter. Also… kommst du mit?«

      »Ehrensache.« Ethel drückte ihre Zigarette aus, tupfte sich mit einem Papiertaschentuch den Mund ab und benutzte einen Lippenstift. »Ich muß nur erst die Luken dichtmachen. Du kannst derweil schon mal in dem Benimmbuch studieren.«

      »Ich räume inzwischen lieber den Tisch ab. Ich weiß doch, wie pingelig dein Ralf ist. Kommt er heute abend?«

      »Ich hoffe es.« Ethel ließ den Spiegel sinken. »Sag mal, würde es dir was ausmachen, wenn ich ihn zur Verlobung mitbrächte?«

      »Natürlich nicht«, erwiderte Sabine spontan, aber dann kamen ihr doch Bedenken: »Du, da müßte ich eigentlich erst mal die Neue Etikette um Rat fragen. Eigentlich soll die Feier ja im engsten Familienkreis stattfinden. Da ergibt sich die Frage: gehört Ralf zur Familie? Kann man ihn im weitesten Sinne – um mit Robert Lembkes Rateteam zu sprechen – als Familienmitglied bezeichnen?«

      Ethels Gesicht hatte sich verdüstert. »Nein.« Sie ließ Spiegel und Lippenstift in ihrer weißen Lackledertasche verschwinden.

      »Sei mir nicht böse«, bat Sabine.

      »Bin ich gar nicht.«

      »Wenn dir soviel dran liegt, dann pfeifen wir eben auf die Etikette, Ethel. Bring ihn mit und fertig.«

      »Sehr lieb von dir, Biene.« Ethel zwang sich zu einem Lächeln. »Aber es wäre wohl doch nicht das Richtige. Ralf ist darin komisch. Er würde in so einer Einladung womöglich eine Falle sehen. Und außerdem … sonntags hat er doch prinzipiell keine Zeit für mich.«

      »Hockt er immer noch bei seiner Muttert?« Ethel nickte stumm. »Ärgerlich«, sagte Sabine mitfühlend, »aber immer noch besser, als wenn er verheiratet wäre.«

      »Das habe ich anfangs auch gedacht. Aber langsam weiß ich nicht mehr, wo da der Unterschied liegt.«

      Sabine stand auf. »Mach bloß nicht so ein sauertöpfisches Gesicht, das paßt nicht zu dir. Und dann… du hast mir selbst tausendmal versichert, daß du nicht daran denkst, zu heiraten.«

      »Das besagt aber nicht, daß es mir Freude macht, jedes Wochenende allein zu bleiben.«

      »Läßt sich gar nichts daran ändern?«

      »Ich kann ihm doch auch nicht dauernd deswegen in den Ohren liegen.«

      »Lieber tust du so, als wenn es dir nichts ausmachen würde.« Sabine begann, das Frühstücksgeschirr zusammenzustellen. »Das kann ich schon verstehen. Aber tröste dich, Ethel, so ein… wie soll ich sagen… unverbindliches Verhältnis hat seine Vorzüge. Die Ehe ist auch kein Honiglecken.«

      »Sicher nicht.«

      »Und wenn Ralf sich am Wochenende nicht bei dir blicken läßt, so ist das doch auch kein Grund, allein zu Hause zu bleiben und in die Glotzkiste zu starren. Komm zu uns heraus. Du weißt, du bist uns immer willkommen.«

      »Lieb von dir.«

      »Ach was. Ich freue mich ja, wenn du kommst. So amüsant ist das Eheleben nach zwanzig Jahren auch nicht, daß man unbedingt den Wunsch hätte, ungestört zu sein.« Sabine hatte das Geschirr auf das Tablett gestapelt. »Komm zu uns, so oft du willst, und ich wette, du wirst deine Freiheit bald wieder schätzen. Übrigens, am Sonntag war Egon mit Rosy und den Zwillingen da…« Und