Dringende Hilfe. DJ Jamison. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: DJ Jamison
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783960894360
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lächelte. „Nein, nein. Das wird gut. Sie werden schon sehen.“

      Trent seufzte erleichtert, als der Direktor den Raum betrat.

      Eric Holtz trug einen guten Anzug mit Krawatte und man sah ihm den Verwaltungsleiter an. Er war ein sehr direkter Typ, der sicher rasch zum Punkt kommen würde. Je schneller er das tat, desto eher konnte er Marges guten Absichten entkommen.

      „Gut, sieht so aus, als wären alle hier. Ich möchte über das Projekt zur aufsuchenden Vorsorge in den ländlichen Regionen sprechen. Wie Sie wissen, gibt es im ländlichen Kansas viele Städte, die keinen Zugang zu qualitativ hochwertiger Gesundheitsvorsorge haben. Wir werden mobile Untersuchungen anbieten …“

      Trent versuchte, sich zu konzentrieren, aber er kannte das alles schon. Er war weniger gefragt als aufgefordert worden, sich freiwillig für die Woche der mobilen Untersuchungen zu melden. Offenbar wurde von Leuten, die in der frei zugänglichen Poliklinik arbeiteten, angenommen, sie hätten einen Hang zur Wohltätigkeit. Das war neu für Trent, aber er wollte ja ein neues Kapitel beginnen, also hatte er zugestimmt.

      Etwa bei der Hälfte des Vortrags schreckte er hoch, als Marge sich zu Wort meldete.

      „Ach, Doktor Holtz, wenn es möglich ist, würde ich gerne auch den Pflegeschüler mitnehmen. Das wird so viel Arbeit, da könnte ein altes Mädchen wie ich einen motivierten jungen Mann gut brauchen.“

      „Oh.“ Der Direktor stockte einen Moment.

      „Ich weiß, das ist sehr kurzfristig …“

      Er lächelte Marge nachsichtig an. „Ich bin sicher, das lässt sich einrichten.“ Er setzte seinen Vortrag fort und erklärte die näheren Details, während Trent einen raschen Blick zu Xavier riskierte. War er eine Spur blasser als sonst? Seine Augen waren weit aufgerissen und er biss sich auf die Unterlippe. Xavier hatte das immer getan, wenn er versuchte, Emotionen zu unterdrücken. Jetzt, wo er ihn wieder vor sich hatte, erinnerte Trent sich an so viele kleine Details seines Ex, dass es ihn erschreckte.

      Als Azubi konnte Xavier seine Teilnahme an der Vorsorge-Woche nicht ablehnen. Jedenfalls nicht, wenn er die Personalleitung mit seinem Engagement beeindrucken wollte. Marge würde auf der Fahrt die offiziellen Aufgaben einer Krankenschwester erfüllen, aber Xavier könnte eine Menge praktische Erfahrung sammeln und wäre für die administrativen und organisatorischen Aufgaben eine große Hilfe. Sie hatten immer vorgehabt, eine Hilfskraft mitzunehmen, aber dass Marge um Xavier gebeten hatte, kam überraschend.

      Nun würde er sich vermutlich damit herumschlagen müssen, dass sie versuchte, die Kupplerin zu spielen. Er hoffte nur, dass es nicht in einem Desaster enden würde und Xavier dann noch schlechter auf ihn zu sprechen wäre.

      Trents Herz hüpfte bei der Vorstellung, dass er eine Woche mit Xavier auf engstem Raum verbringen würde. Sie arbeiteten jetzt zwar zusammen, begegneten einander aber fast nie in den Korridoren. Dann wären sie zusammen auf Achse und würden auch in einem viel kleineren Rahmen arbeiten. Er hätte viel mehr Gelegenheiten, mit Xavier zu reden. Das könnte seine Chance sein, Xavier zu zeigen, dass er nicht mehr derselbe Mann war, der ihm das Herz gebrochen hatte.

      ***

      Xavier verließ den Konferenzraum wie in einem Nebel. Offenbar würde er mit Trent quer durch halb Kansas reisen. Wie hatte das nur passieren können? Zum Glück war er noch kein fertig ausgebildeter Pfleger und sie würden so eine Art Anstandsdame haben. Er konnte sich nicht vorstellen, dass sie in Begleitung der fast siebzigjährigen Marge viel anstellen würden. Seine Schultern verspannten sich, als er an all die Arbeit dachte, die er über die Winterferien hatte aufholen wollen. Er hatte die Reparaturarbeiten am Haus seiner Oma das ganze Semester aufgeschoben, weil er zwischen dem Studium und den Praxisstunden viel zu beschäftigt war. Ihre Fenster mussten abgedichtet werden, denn sie ließen viel zu viel kalte Luft ins Haus. Und die Brüstung der Veranda würde demnächst abbrechen. Er hatte gehofft, ihr Haus endlich auf den schlimmsten Teil des Winters vorzubereiten, der sich gewöhnlich im Januar und Februar in Form von Eisstürmen einstellte.

      „Nicht gerade ein Skiausflug in die Alpen“, sagte Trent.

      Xavier sah auf und bemerkte, dass Trent ihn aufmerksam beobachtete. Das Eis zwischen ihnen war seit dem Gespräch vor der Konferenz gebrochen. Es war also nicht überraschend, dass Trent versuchte, wieder mit ihm zu reden. Aber ein Skiausflug?

      „Was zum T…“ Xavier bremste sich gerade noch, um nicht am Arbeitsplatz ausfallend zu werden. „Wovon redest du?“

      „Ein Skiausflug in den Winterferien, weißt du?“

      Xavier schüttelte den Kopf.

      „Statt einer Fahrt durchs ländliche Kansas?“ Trent winkte ab. „Vergiss es. Ich wollte nur sagen, du hättest über die Winterferien wahrscheinlich etwas Interessanteres vorgehabt.“

      Xavier schnaubte. „Ja, zum Beispiel Omas Haus vor dem Zusammenbruch zu bewahren. Jetzt werde ich all die Arbeiten, die ich aufholen wollte in dasselbe Zeitfenster pressen müssen, indem ich für meine Abschlussprüfung lernen muss. Skiausflug? Es ist, als würdest du mich kein bisschen kennen.“

      Er wandte sich ab ins wollte gehen, aber Trent legte eine Hand auf seinen Arm. „Doch, ich kenne dich.“

      Xavier musterte ihn skeptisch.

      „Es war ein Scherz, Xav. Dass es nicht besonders viel Spaß machen wird, dafür dass es Ferien sind. Ich kann dir beim Lernen für die Abschlussprüfung helfen, weißt du? Das war doch mal unsere Spezialität.“ Er zwinkerte und Xavier erinnerte sich nur allzu gut an ihre Lerneinheiten, die oft kein jugendfreies Ende hatten. Sowas konnte höchst motivierend sein und in diesem Fall höchst unpassend.

      „Lieber nicht“, sagte Xavier.

      „Wir müssen ja nicht unser altes Belohnungssystem nutzen, obwohl es unglaublich lohnend war“, sagte Trent mit einem flirtenden Lächeln. „Oder ich könnte dir auch helfen, etwas von den Arbeiten am Haus deiner Oma fertig zu bekommen. Vielleicht dieses Wochenende?“

      Das Nein lag Xavier schon auf der Zunge. Dann dachte er an den Empfang, den seine Großmutter und Twyla, die ihm gegenüber beide starke Beschützerinstinkte hatten, Trent bereiten würden. Wenn schon sonst nichts, so würde es Trents Bereitschaft auf die Probe stellen und es wäre witzig, mit anzusehen, wie er sich wand. Und Xavier konnte ein paar zusätzliche Hände gut gebrauchen. Zur Instandsetzung, ermahnte er sein Gehirn, das ihm eine Reihe schmutziger Bilder mit Vorschlägen lieferte, wie er diese Hände am besten einsetzen könnte.

      „Es ist nicht so, als ob ich viel vorhätte“, fügte Trent hinzu. „Darf ich dir helfen? Bitte.“

      Trent sah so hoffnungsvoll aus, dass Xavier sich fast ein wenig schuldig fühlte, ihn so auf Distanz zu halten. Trent war nach mehr als zehn Jahren nach Ashe zurückgekehrt, aber seine Eltern lebten nicht mehr hier. Konnte es sein, dass er einsam war? Und wenn er es war, sollte es Xavier überhaupt kümmern? Aber es lag nicht in seiner Natur, herzlos zu sein.

      „Möchtest du dich wirklich Omas Zorn stellen?“ Noch einmal, da er ja offenbar schon mal dort war, um nach mir zu fragen, das aber nie erwähnt hat. „Sie ist nicht unbedingt dein größter Fan.“

      Trent strahlte trotz der Warnung. „Ich werde meine Strafe wie ein großer Junge hinnehmen.“

      Großer Gott. Xaviers Schwanz zuckte unter seinem Krankenhauskittel und er musste dieser Unterhaltung entkommen, bevor er zu viel Begeisterung für Trents Flirten zeigte.

      „Wenn du dir sicher bist“, sagte er, ohne den Flirt-Köder zu schlucken.

      „Ich verdiene es“, sagte Trent mit einem Schulterzucken. „Und ich würde gerne etwas davon wiedergutmachen.“

      Xavier lächelte verhalten. „Wie du immer wieder betonst. Ich schätze, das ist deine Chance. Bist du dir ganz sicher? Ich könnte nämlich auch Zane fragen.“

      „Zane?“ Die Frage in Trents Blick war ziemlich offensichtlich.

      Xavier war sich nicht sicher, warum, aber er wollte es ihm nicht