Black Heart - Die gesamte erste Staffel. Kim Leopold. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Kim Leopold
Издательство: Bookwire
Серия: Black Heart - Die gesamte Staffel
Жанр произведения: Книги для детей: прочее
Год издания: 0
isbn: 9783958344129
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meines«, erwidere ich und spüre, wie mir die Hitze in die Wangen steigt, als er seine Wange in meine Handfläche schmiegt. Das muss am Fieber liegen, rede ich mir ein. »Du solltest schlafen, Mikael.«

      »Mhm«, macht er, bevor er seine Hand schließlich von meiner löst und mich freigibt. Ich lasse ihn ebenfalls los und lege mich neben ihn. Es dauert nicht lange, da werden seine Atemzüge gleichmäßiger.

      Ich dagegen bin hellwach und frage mich, ob ich ihn auch auf andere Art hätte heilen können. Wenn mein Schrei solche Dinge anrichten kann, was ist dann mit meiner Berührung? Was, wenn ich all meine Hoffnung, meine Wünsche in meinen Gedanken sammle und seine Wunde berühre? Würde sie dann auf magische Weise heilen?

      Beinahe muss ich über meine Gedanken lachen. Das ist doch Irrsinn. Ich weiß ja nicht einmal, was in jener Nacht passiert ist – vielleicht war das gar nicht mein Schrei, sondern etwas anderes ... Magisches.

      Seufzend drehe ich mich um. Egal, von welcher Seite ich es betrachte, die Zweifel bleiben. Was, wenn ich wirklich eine Hexe bin?

      Düsseldorf, 2018

      Alexander Romanovic

      ❤

      Scheiße.

      Das trifft es wohl ganz gut.

      Ich wische mit dem Ärmel über meine feuchte Stirn und werfe den Kopf achtlos zu Boden. Louisa starrt mich mit weitaufgerissenen Augen an und würgt. Vielleicht hätte ich den Kopf mit ein bisschen mehr Gefühl weglegen sollen.

      Seufzend stecke ich das Messer zurück in den Holster unter meiner Smokingjacke und mache ein paar vorsichtige Schritte auf sie zu. Sie hebt eine Hand, als wolle sie sich damit vor mir schützen, doch dann sackt ihre andere Hand weg, und sie fällt in den Schlamm zurück.

      Schnell gehe ich neben ihr in die Knie, um nach ihrem Puls zu tasten. Sie zuckt zusammen wie ein verletztes Reh und öffnete panisch die Augen.

      »Es ist alles in Ordnung. Du bist in Sicherheit.«

      Ihr Blick gleitet teilnahmslos über mein Gesicht, bevor sie sich zu einer Kugel zusammenrollt. Es wirkt fast so, als hätte sie ihr Leben längst in die Hände Gottes gelegt.

      Durch das Dickicht sehe ich bereits die Lichter der umliegenden Häuser. Irgendjemand hat sie sicher schreien gehört, es wird nicht mehr lange dauern, bis die Polizei mit Spürhunden hier auftaucht. Bis dahin müssen wir weg sein.

      Vorsichtig schiebe ich meine Arme unter ihren Körper und hebe sie hoch. Ihr Kleid hängt in Fetzen, die Schuhe und ihre Handtasche hat sie irgendwo verloren. Sie zittert, also ziehe ich meine Jacke aus, um sie ihr um die Schultern zu legen. Kein Wunder bei der Verfolgungsjagd, die sie sich mit dem Gestaltwandler geliefert hat.

      »Hab keine Angst«, flüstere ich ihr zu und presse sie an meinen Körper, um sie durch den Wald zu meinem Auto zu tragen.

      Schaudernd blicke ich in ihr von Schlamm verkrustetes Gesicht. Ich habe schon einiges gesehen, aber das hier … das ist neu. Hoffentlich wirkt ihre Gabe nicht, wenn sie bewusstlos ist. Wie ein toter Baum umzukippen, steht nämlich nicht gerade weit oben auf meiner Prioritätenliste.

      Endlich erreiche ich den Parkplatz. Mit ein paar eiligen Schritten bin ich bei den Autos und öffne die Tür des Mietwagens, um sie auf dem Beifahrersitz abzusetzen. In der Ferne ertönte die erste Sirene.

      Fluchend beuge ich mich über Louisa, um sie anzuschnallen. Wenn ich sie jetzt noch auf Wunden hin untersuche, ist die Polizei hier und dann wird alles noch komplizierter. Die Erfahrung habe ich schon einmal gemacht, und die Zeit, die wir auf dem Revier verbracht haben, war eindeutig verschwendete Lebenszeit.

      Ich schließe die Tür und werfe noch einen Blick auf die Schule, bevor ich um den Wagen herumgehe und einsteige.

      Im Auto stelle ich die Heizung an und das Radio aus, in der Hoffnung, dass sie so noch eine Weile bewusstlos bleibt. Auf eine Panikattacke während der Fahrt kann ich gut verzichten.

      Sobald wir den Wald hinter uns gelassen haben und ich sicher bin, dass uns keiner folgt, ziehe ich mein Handy aus der Tasche und rufe Tyros an.

      »Was ist los?«, begrüßt er mich ernst.

      »Gestaltwandler. Zwei von ihnen.« Ich klemme mir das Handy zwischen Schulter und Ohr, während ich ihm erzähle, was geschehen ist. »Tyr, du glaubst mir nicht, was ich dir jetzt gleich erzähle. Irgendetwas stimmt da nicht. Aber ich hab’s mit eigenen Augen gesehen. Sie hat den Wald im Umkreis von mehreren Metern zerstört …« Ich werfe noch einen Blick auf Louisa, bevor ich leise weiterspreche. »Die Bäume sind einfach so umgekippt. Als wäre die Luft um sie herum explodiert.«

      Am anderen Ende der Leitung ist es lange still.

      »Und die Gestaltwandler?«, fragt Tyr schließlich.

      »Tot.«

      »Wie geht es ihr?«

      »Sie hat es nicht so gut aufgenommen, dass ich den einen vor ihren Augen geköpft habe. Ich bringe sie ins Hotel und untersuche sie auf Wunden, aber ich glaube, körperlich geht es ihr gut.«

      »In Ordnung.« Tyr zögert einen Moment. »Irgendeine Theorie, wie die Gestaltwandler sie am Abend vor ihrem achtzehnten Geburtstag finden konnten?«

      Nun spricht er nicht mehr nur noch mit mir, sondern auch mit den anderen anwesenden Männern. Ich warte auf ihre Theorien, während ich auf die Autobahn auffahre. Neben mir sitzt Louisa immer noch leblos im Sitz. Ihr Kopf lehnt am Fenster, ein Vorhang aus schweren, dunklen Locken verdeckt den Blick auf ihre Gesichtszüge.

      »Sie wurde nicht adoptiert, also ist sie auch erst seit heute achtzehn«, erwidert Tyr gerade auf einen Vorschlag, der von Martin kam. »Hier sind eine Geburtsurkunde und Fotos, auf denen sie kurz nach der Geburt mit ihrer Mutter gezeigt wird. Außerdem wissen wir, dass ihre Mutter eine Hexe ist. Sonst hätten wir sie nicht beobachtet.«

      »Vielleicht haben die Gestaltwandler eine neue Möglichkeit gefunden, Hexen zu finden, bevor sie ihre Magie nutzen«, schlägt Moose vor. Es wundert mich, dass er überhaupt an der Konversation teilnimmt und nicht längst damit beschäftigt ist, irgendwelche Hotelzimmer zu reservieren oder Flugtickets zu buchen.

      »Das ist eine gute Idee.« Tyr grummelt. Wenn sie tatsächlich eine Möglichkeit gefunden haben, Hexen schon zu finden, bevor ihre Magie überhaupt auf traditionelle Weise aufspürbar ist, haben wir ein Problem.

      Das bringt mich auf eine andere Idee.

      »Was, wenn ihre Magie so stark entwickelt ist, dass sie tatsächlich schon aufspürbar war?«, schlage ich vor und denke daran, wie viel Magie nötig ist, um Bäume zu entwurzeln und Gegenstände oder Lebewesen durch die Luft zu schleudern. Eine Hexe, die gerade erst achtzehn geworden ist und bisher noch nie mit Magie in Berührung kam, sollte so etwas nicht können. Tatsächlich gibt es meines Wissens nur zwei Hexen, deren Magie ohne Hilfe von Kräutern tödlich sein kann. Louisa hebt die Nummer auf einen ganz anderen Level.

      Tyr lässt sich den Vorschlag durch den Kopf gehen. »Ich hoffe, dass das der Grund ist«, sagt er schließlich. »Ihr denkt weiter darüber nach. Moose, du buchst zwei Tickets für den nächsten Flug nach Düsseldorf, den wir erreichen können. Alex, du bringst sie ins Hotel und sorgst dafür, dass sie sich erholt und verfolgst das übliche Protokoll, bis ich dir andere Anweisungen gebe.«

      »Geht klar.«

      »Moose schreibt dir eine Mail mit unseren Ankunftszeiten. Ich werde Freya bearbeiten, damit sie ein Amulett für Louisa herstellt. Ich kann euch beide unmöglich in ein Flugzeug steigen lassen, wenn wir nicht wissen, was los ist.«

      »Verstanden.«

      Ich verabschiede mich und lege auf. Von hier aus ist es nicht mehr weit zum Hotel, aber die Zeit reicht, damit ich mir die neuen Informationen durch den Kopf gehen lassen kann. Natürlich kann ich sie unmöglich zu den anderen bringen. Erstmal müssen wir herausfinden, ob sie eine Gefahr für uns oder sich selbst ist.

      ❤