und der blühende Himmel von Hellas.
Mein edles Herz begleitete treulich
den Sohn des Laertes, in Irrfahrt und Drangsal,
setzte sich mit ihm, seelenbekümmert,
an gastliche Herde,
wo Königinnen Purpur spinnen,
und half ihm lügen und glücklich entrinnen
aus Riesenhöhlen und Nymphenarmen,
folgte ihm nach in kümerische Nacht,
und in Sturm und Schiffbruch,
und duldete mit ihm unsägliches Elend.
Seufzend sprach ich: „Du böser Poseidon,
dein Zorn ist furchtbar,
und mir selber bangt
ob der eignen Heimkehr.“
Kaum sprach ich die Worte,
da schäumte das Meer,
und aus den weissen Wellen stieg
das schiffbekränzte Haupt des Meergotts,
und höhnisch rief er:
„Fürchte dich nicht, Poetlein!
Ich will nicht im geringsten gefährden
dein armes Schiffchen,
und nicht dein liebes Leben beängstgen
mit allzu bedenklichem Schaukeln.
Denn du, Poetlein, hast nie mich erzürnt,
du hast kein einziges Türmchen verletzt
an Priamos heiliger Feste,
kein einziges Märchen hast du versengt
am Aug meines Sohns Polyphemos,
und dich hat niemals ratend beschützt
die Göttin der Klugheit, Pallas Athene.“
Also rief Poseidon
und tauchte zurück ins Meer;
und über den groben Seemannswitz
lachten unter dem Wasser
Amphitrite, das plumpe Fischweib,
und die dummen Töchter des Nereus.
Erklärung
Herangedämmert kam der Abend,
wilder toste die Flut,
und ich sass am Strand, und schaute zu
dem weissen Tanz der Wellen,
und meine Brust schwoll auf wie das Meer,
und sehnend ergriff mich ein tiefes Heimweh
nach dir, du holdes Bild,
das überall mich umschwebt,
und überall mich ruft,
überall, überall,
im Saufen des Windes, im Brausen des Meers,
und im Seufzen der eigenen Brust.
Mit leichtem Rohr schrieb ich in den Sand:
„Agnes, ich liebe dich!“
Doch böse Wellen ergossen sich
über das süsse Bekenntnis,
und löschten es aus.
Zerbrechliches Rohr, zerstiebender Sand,
zerfliessende Wellen, euch trau ich nicht mehr!
Der Himmel wird dunkler, mein Herz wird wilder,
und mit starker Hand, aus Norwegs Wäldern,
Reiss ich die höchste Tanne,
und tauche sie ein
in des Ätnas glühenden Schlund, und mit solcher
feuergetränkten Riesenfeder
schreib ich an die dunkle Himmelsdecke:
„Agnes, ich liebe dich!“
Jedwede Nacht lodert alsdann
dort oben die ewige Flammenschrift,
und alle nachwachsende Enkelgeschlechter
lesen jauchzend die Himmelsworte:
„Agnes, ich liebe dich!“
Nachts in der Kajüte
Das Meer hat seine Perlen,
der Himmel hat seine Sterne,
aber mein Herz, mein Herz,
mein Herz hat seine Liebe.
Gross ist das Meer und der Himmel,
doch grösser ist mein Herz,
und schöner als Perlen und Sterne
leuchtet und strahlt meine Liebe.
Du kleines, junges Mädchen,
komm an mein grosses Herz;
mein Herz und das Meer und der Himmel
vergehn vor lauter Liebe.
*
An die blaue Himmelsdecke,
wo die schönen Sterne blinken,
möcht’ ich pressen meine Lippen,
pressen wild und stürmisch weinen.
Jene Sterne, sind die Augen
meiner Liebsten, tausendfältig
schimmern sie und grüssen freundlich
aus der blauen Himmelsdecke.
Nach der blauen Himmelsdecke,
nach den Augen der Geliebten,
heb’ ich andachtsvoll die Arme,
und ich bitte und ich flehe:
„Holde Augen, Gnadenlichter,
oh, beseligt meine Seele,
lasst mich sterben und erwerben
euch und euren ganzen Himmel!“
*
Aus den Himmelsaugen droben
fallen zitternd lichte Funken
durch die Nacht, und meine Seele
dehnt sich liebeweit und weiter.
Oh, ihr Himmelsaugen droben!
Weint euch aus in meine Seele,
dass von lieben Sternentränen
überfliesset meine Seele.
*
Eingewiegt von Meereswellen
und von träumenden Gedanken,
lieg ich still in der Kajüte,
in dem dunkeln Winkelbette.
Durch die offne Luke schau ich
droben hoch die hellen Sterne,
die geliebten, süssen Augen
meiner süssen Vielgeliebten.
Die geliebten, süssen Augen
wachen über meinem Haupte,
und